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Du schöne und wundersame Welt!
Wir sollten dich nicht voraussetzen.
Auch nicht von einer Religion erklären lassen.
Du bist ein Wunder, ein Geschenk und ein Meisterwerk:
eine Harmonie aus Licht und Finsternis,
ein Wandel zwischen Leben und Tod,
ein Abenteuer aus Liebe und Gewalt
und wir Menschen auf dem Weg
zwischen Ursprung und Unendlichkeit.

Pilger Thomas

Prolog

Der Tempel und das ewige Ritual

Der Wald – der größte und herrlichste Tempel, den es auf der Erde gibt! Die geraden langen Baumstämme, wie dicke prächtige Säulen! Der samtgrüne Teppich aus Moos und Laub mit schönen Farnen, roten Beeren, Pilzen und anderem Schmuck und Köstlichkeiten verziert und durch goldene Lichtstrahlen zum Erleuchten gebracht. Das majestätische Gewölbe mit bunten Blättern weit oben, aus dem dieses beruhigende, leise Rauschen und Vogelgezwitscher erklingt. Und wenn die Sonne hindurchscheint und die Strahlen wie ein Engel im goldenen Gewand auf den langen roten Läufer, dem Waldweg treffen, dann kann der Mensch nur noch stehenbleiben, tief durchatmen und dankbar für diese schöne Natur und wunderbare Welt sein! Deshalb zieht es uns immer wieder hinaus aus der Stadt der Hektik und der Zivilisation, hinein in den Wald, dem Tempel und dem wirklichen heiligen Ort der Ruhe, der Abgeschiedenheit und der Stille. Der wahre Tempel Gottes ist der Wald.

Und neben diesem gibt es weitere heilige Orte auf der Erde: Die gewaltigen und großen Altäre, die Berge, auf die der Mensch steigt, um dem Himmel so nah zu sein, um das alltägliche Treiben und die Sorgen ganz weit unter sich zu lassen. Und wiederum das Meer und die Strände, die uns so weit in die Ferne schauen lassen. Das blaue tiefe Wasser, welches in der Sonne glitzert, intensiver als alle goldenen Schätze der Erde zusammen. Wenn die Abendsonne wie ein großer roter Rubin am Horizont untergeht und der Mensch sich vor ihr und dem Tag mit Dankbarkeit verneigt, dann ist dies das heiligste Gebet, ohne viel Worte und Rituale, sondern nur mit einem weiten Blick, einem ruhigen Atem und mit tiefer Stille.

Überall an diesen heiligen Orten wurde und wird von den Menschen ein altes heiliges und gemeinschaftliches Ritual zelebriert, welches seit Jahrtausenden gefeiert wird: Das Verweilen um ein Feuer! Die Urmenschen und Indianer taten es schon, alte Krieger ruhten sich daran aus, Beduinen und Cowboys wärmten sich daran und Zigeuner* tanzten darum, junge Menschen treffen sich heute gern an einem Lagerfeuer, trinken, spielen Gitarre und singen. Das Lagerfeuer war und ist für viele Menschen ein Ort der Ruhe, des Zusammenkommens, der Entspannung und der Freude. In kalten Nächten spendet es Wärme, es ist faszinierend anzuschauen, dieses rot-gelb-blau-glühende Lichtermeer mit den kleinen verspielten Flämmchen und den roten Holzstücken, die wie pulsierende Fische mit großen goldenen Schuppen darin liegen und sich bewegen, verbunden mit dem typischen Knistern und Knacken. Jeder kann daran stundenlang sitzen, hineinschauen, die Wärme im Gesicht genießen und braucht kein Gebet, kein Yoga und keine Meditation, um allein oder mit anderen in diese lange entspannte Ruhe und heilige tiefe Stimmung zu gelangen.


Wie würde Gott heut auf verschiedene Themen antworten? Ein Gedankenexperiment.

Die Begegnung am Feuer

Und genau solch ein kleines Feuer sah ich im Wald von weitem auf einer Lichtung. Wie ein Signallicht aus einem alten Leuchtturm lockte es mich an und wies mir den Weg. Angezogen von diesem Licht ging ich langsam darauf zu. Jemand saß am Feuer, umhüllt von einem altertümlichen Gewand und die Kapuze über den Kopf. Erst als ich der sitzenden Gestalt gegenüberstand und leise

„Hallo!“

sagte und das Gesicht im rotgelben Lichtermeer unter der Kapuze hervorleuchtete, schaute mich die Person an. Oh was war das für ein Blick! Durchdringend, leuchtend und klar. Aber nicht nur die Augen, die ganze Gestalt leuchtete. Das war nicht nur das Flackern des Feuers. Da war noch was Anderes! Etwas Übersinnliches! Ich empfand viel Güte, Klarheit und Freude in diesem Gesicht. Ein Lächeln, als wenn mich diese Person schon immer kennt.

„Setz dich, Thomas!“

??? Habe ich richtig gehört? Ich war überrascht! Woher kannte diese für mich unbekannte Person meinen Namen? Ich fühlte mich sofort geborgen, ähnlich wie wenn wir mit unserem Vornamen angesprochen werden, diese vertrauliche Nähe, es kommt wahrscheinlich aus unserer Kindheit, wenn unsere Eltern uns riefen mit der Stimme, die wir intuitiv aus 1000 Stimmen erkennen konnten. Und dieses geborgene Gefühl war besonders bei dieser Person zu spüren. Ich setzte mich leise auf einen Baumstamm. Mein Blick wechselte vorsichtig zwischen dem flackernden Feuer und dem leuchtenden Gesicht meines Gegenübers. Es war ein schönes Gesicht! Das Gewand mit der Kapuze machte die auf mich altertümlich wirkende Gestalt zwar männlich, aber das Gesicht selbst war so rein und geradlinig, dass es hätte auch eine Frau sein können.

Der klare Blick meines Gegenübers war wieder auf das Feuer gerichtet und ich sah das Flackern in seinen oder ihren? schönen Augen. Eigentlich sah sie oder er aus wie ein Kind, jedoch so groß wie ein erwachsener Mensch. Vielleicht war es auch ein Engel? Die Frage „Wer bist du?“ lag mir auf der Zunge und doch konnte ich sie nicht stellen, die ganze Atmosphäre wirkte so getragen und beruhigend auf mich, dass ich mich einfach nur still ans Feuer setzte.

Nach einer Weile wollte ich aber doch etwas sagen, war neugierig, auch wurde mir das stille Gegenübersitzen etwas peinlich, aber auf einmal schauten mich diese hellen durchdringenden Augen wieder an und ich bekam den berühmten „Pssst“-Zeigefinger vor dessen Lippen zu sehen. Langsam richtete sich der Finger auf das Feuer und mein Gegenüber sagte:

„Schweige mit mir eine Weile, Thomas! Ihr redet immer viel zu viel!“

Mh... Da saßen wir nun. Wie lange? Kann ich nicht sagen. Vielleicht nur ein paar Minuten, vielleicht aber auch Stunden. Irgendwie versank ich mit dieser faszinierenden Erscheinung in eine zeitlose Unendlichkeit. Und ohne sich zu unterhalten, baute sich gerade durch das Schweigen eine immer größer werdende Vertrautheit auf. Ich hätte noch tagelang so am Feuer sitzen können, aber irgendwann wurde dann doch die Stille mit der ersten Frage an mich unterbrochen:

„Warum tust du das, Thomas?“

Die Frage überraschte mich. Was meinte er/sie? Das, was ich vorhabe? Dann hätte er/sie aber in die Zukunft gefragt, warum ich das ‚tun will‘. Dann könnte er/sie ja meine Gedanken lesen.

Oh „Mann“! Jetzt geht mir das er/sie selbst auf die Nerven! Aber ich weiß nicht, ob diese Erscheinung ein Mann oder eine Frau ist! Selbst die Stimme verrät es mir nicht. Und wenn ich „er“ schreibe, leg ich es ja schon wieder auf das männliche Geschlecht fest. Und was kann ich dafür, wenn unsere deutsche Sprache kein Personalpronomen bereitstellt, welches Mann UND Frau einschließt? Und „es“ kann ich auch nicht schreiben. Immer diese harte Geschlechtertrennung in der Sprache! Bei uns Menschen ist das noch kein großes Problem, aber wenn es um Engel, Gott oder Außerirdische geht, dann schon. Und mich hat es, obwohl ich ein Mann bin, auch ein Leben lang aufgeregt, dass die meisten Religionen Gott als Mann sehen bzw. den Mann als Gott. Warum kann Gott nicht auch eine Frau sein? Gerade die Frau und die Mutter ist doch das Sinnbild des werdenden Lebens? Warum kann nicht der Adam aus einer Rippe von Eva entstanden sein? Dazu kommt noch das nächste Problem: Wenn ich dich, liebe/r Leser/in persönlich anspreche oder von dir rede. Bist du ein Mann oder eine Frau? Weiß ich auch nicht genau! Soll ich dann immer „Leser/in“ schreiben? Das sieht genauso komisch aus und nervt mit der Zeit, wie ständig „er/sie“ zu schreiben!

Du merkst also jetzt schon, lieber Leser*, wie die Sprachen doch sehr unsere Gedanken manipulieren, ausrichten und Missverständnisse erzeugen können. Ich biete dir einen Deal an, damit Frauen sich nicht ständig in der Grammatik benachteiligt fühlen, mache ich meine Erscheinung, meinen Gott, meinen Engel, was auch immer, grammatisch zu einer „sie“, obwohl sie beides für mich ist und du lieber „Leser*“ bleibst einfach der Leser* ohne dem „/in“, dafür das Sternchen hinten dran, egal ob du ein Mann oder eine Frau bist, okay? Ich hoffe, du akzeptierst es. Am Ende ist es unwichtig, ob wir weiblich oder männlich sind, Hauptsache, wir sind menschlich.

Ich wendete mich wieder meiner Erscheinung zu. Wo waren wir stehen geblieben? Ja genau:

Was meinte sie mit der Frage, warum ich das tu?

„Thomas, erschrick nicht, aber ich kann deine Gedanken lesen und weiß, was du vorhast. Danke übrigens für deine Geschlechtertrennung, ich bin wirklich beides und alles. Also die Frage noch einmal konkreter: Warum schreibst du diese ‚Begegnung am Feuer‘? Was willst du damit bezwecken?“

Ich will dieses Buch schreiben und nun kommt diese Person mir zuvor und fragt mich jetzt schon, warum ich das tun will!?

„Ja, der Leser* wird sich dasselbe fragen. Ist diese ‚Begegnung‘ eine Geschichte? Oder wirklich etwas, was du erlebt hast? Was willst du damit erreichen? Ich weiß es, aber ich glaube, du solltest es gleich am Anfang klären, was dieses Kapitel soll und was du mit diesem und allem vorhast!“

Ich war verwirrt. Ich will dieses Buch schreiben, aber nicht am Schreibtisch sitzen bleiben, sondern wenn es fertig ist, will ich losziehen und es auch leben. Und diese Begegnung am Feuer ist eine Idee von mir und soll dem Leser* klarmachen, wie ein außerirdisches Wesen, ein Engel oder gar Gott, wenn es ihn (Entschuldigung! ☺ „sie“) geben sollte, über uns Menschen denken würde und ich wählte das Feuer in der freien Natur als einen passenden Treffpunkt und als Rahmengeschichte aus, um dieses Treffen bildlich darzustellen.

„Du willst dem Leser* klarmachen, wer und wie Gott ist und was er denkt? Ist das nicht etwas vermessen!?“

„Ich bekomme Angst vor dir, wenn du all meine Gedanken lesen kannst! “

Mein Gegenüber lächelte:

„Du musst keine Angst vor mir haben, Thomas! Aber du hast das schizophrene Spiel begonnen und jetzt solltest du es auch weiter- bzw. zu Ende spielen! Also, warum holst du mich in deiner Geschichte hier ans Feuer und willst dem Leser* weismachen, wer ich bin?“

„Weil es schon viele vor mir getan haben und alle behaupten, dass sie die Wahrheit erkannt und die Erleuchtung erfahren haben und mit Gott oder einem Engel in Kontakt getreten sind.“

„Und glaubst du denn, dass diese Recht hatten?“

„Ich bin in meinem Leben auf einige solcher Gottesvertreter und Wahrheitsbringer hereingefallen. Ich glaube, dass keine Religion und keine Offenbarung wirklich wahr ist.“

„Ach und jetzt willst DU gern die Wahrheit mit diesem Buch verkünden, Recht haben und der Heilsbringer sein?“

Mein Gegenüber schaute mich herausfordernd an.

„Nein, das will ich eben nicht!“

„Du tust es aber gerade, denn du kannst mir jetzt alles in den Mund legen und dem Leser* einbilden lassen, dass die Gedanken und Ansichten nicht von dir, sondern von einer höheren Instanz eingegeben worden sind. Es ist dann nicht einfach nur deine Weltanschauung und Meinung, sondern göttliche Offenbarung, eine neue Religion oder eine spirituelle Erleuchtung und Geisteswissenschaft. Das hatten wir alles schon!“

„Aber warum dürfen die anderen das und ich nicht?“

Sie lachte.

„Thomas, jetzt hörst du dich wie ein kleiner Junge an! Du kannst doch machen, was du willst! Ihr könnt machen, was ihr wollt! Die Freiheit ist dir und euch gegeben. Die Menschen brauchen ja nicht allem glauben, nicht dir, nicht den sogenannten Propheten, Philosophen, Wissenschaftlern, Predigern und Religionsgründern.“

Sie stocherte dabei im Feuer herum.

„Genau darin sehe ich den springenden Punkt. Glaubt es der Zuhörer* bzw. der Leser* oder nicht? Einen Guru, Propheten oder einen Stellvertreter Gottes gibt es nur dann, wenn es Menschen gibt, die an ihn und an dem, was er behauptet, glauben, egal ob in einer sogenannten heiligen Schrift, einer spirituellen Lehre oder bei einer Predigt.“

„Thomas, ich mache dir einen Vorschlag: Wir holen uns den Leser* selbst ans Feuer und wir können über, wie ihr so schön sagt: ‚Gott und die Welt reden‘. Nur kannst du von mir keine Offenbarungen, Wahrheiten und Botschaften erwarten, denn indirekt kommen sie ja eigentlich von dir, du machst dich sonst damit zu der Sorte von Menschen, die behaupten, sie kennen die göttliche bzw. absolute Wahrheit.“

„Nein, Gott bewahre, das will ich eben nicht. Weil ich genau diese überheblichen Menschen nicht mag, die meinen, die Wahrheit zu kennen. Den Vorschlag mit dem Leser* finde ich gut, aber wie soll das gehen?“

„Der Leser* sitzt doch schon die ganze Zeit am Feuer und findet unsere Unterhaltung hoffentlich auch interessant und amüsant.“

Tatsächlich. Wir saßen nicht nur zu zweit am Feuer. Noch jemand saß bei uns, nur als Schatten, nicht klar erkennbar.

„Aber der Leser* kann doch gar nichts sagen und wir wissen nicht, was er oder sie eigentlich denkt?“

„Natürlich kann der Leser* nichts sagen! Deshalb sitzt unser Zuhörer nur als stiller Beobachter bei uns. Unser Gast soll sich jedoch aufgenommen fühlen hier am Feuer. Und vielleicht können wir uns im Gespräch auch in die Gedanken des Lesers* hineinversetzen.“

Mein Gegenüber nickte dabei dem Leser* zu.

„Unsere Unterhaltung wird bestimmt sehr interessant, wenn ich Fragen stelle, die vielleicht auch der Leser* stellen würde. Immerhin bin ich atheistisch aufgewachsen, war dann viele Jahre gläubig und nun bin ich freigläubig und ich kenne viele Argumente und Ansichten der Menschen durch meine Erfahrungen und Beobachtungen in meinem Leben.“

Langsam faszinierte mich dieses Treffen und ich freute mich auf die Unterhaltung.

„Hoffentlich glaubt der Leser* nicht, ich sei verrückt?“

Sie lächelte mich an:

„Das hoffe ich auch nicht! Aber du läufst zu Fuß singend durchs Land, das ist für die Menschen eurer Zeit bestimmt schon verrückt genug.“

Langsam gewöhnte ich mich daran, dass mein Gegenüber alles weiß, was ich denke und was ich vorhabe. Eine Sache gefiel mir jetzt aber nicht daran: Der Leser* ist so anonym für mich. Ich mag es persönlich, mag die zwischenmenschliche Begegnung auf gleicher Ebene und nicht den Vortrag und alle hören nur zu. Außerdem kann es sein, dass dir das gar nicht gefällt, hier mit am Feuer zu sitzen.

„Ich würde gern erst einmal dem Leser* ein paar persönliche Worte sagen.“

„Du willst das Buch nicht für dich oder für mich schreiben, sondern für den Leser*. Also nur zu! Ich hüte das Feuer.“

Lieber Leser*! Mag sein, dass sich das alles hier etwas verrückt liest. Vorweg möchte ich dir eines ganz klar sagen bzw. schreiben: Wenn du jemand bist, der nach nichts sucht als nur nach den normalen Dingen des Lebens wie Roman lesen, bisschen schmökern und sich ablenken, fernsehen, Spaß haben und die ganzen anderen Alltäglichkeiten, dann geh wieder bzw. mach das Buch zu. Wenn du nur neugierig nach meiner Person bist, dann lese meinetwegen den dritten persönlichen Teil des Buches, der ist dafür da. Wenn dich eher sachliche Themen interessieren, dann kannst du den mittleren Teil über verschiedene Themen unseres Lebens lesen. Aber ich bitte dich, bleib nicht hier im himmlischen Teil des Buches am Feuer sitzen und reg dich am Ende auf, dass das alles für dich Quatsch ist. Ich bin mal etwas gehässig mit einem Vergleich: Stell dir vor, hier würde noch ein viertes Wesen sitzen: ein kleiner Affe. Meinst du, der Affe würde hier lange sitzen bleiben? Vielleicht nur dann, wenn ich ihm immer mal ein Stück Banane reiche, aber alles andere würde ihn nicht interessieren. Entscheide dich also selbst, ob du eher zu den oberflächlichen Spaßmenschen und Affen gehören willst, die ihr Leben lang nur an Bananen, ihr Aussehen, Fußball und Autos denken, oder ob du dir auch mal die Frage über den Sinn deines Lebens und dem ganzen Treiben hier, was uns umgibt, stellen willst. Natürlich wirst du mir gegenüber argwöhnisch sein, ob ich vielleicht so ein durchgeknallter religiöser Typ bin, der nicht mehr klar denkt. Ich kann dich beruhigen: Bis vor kurzen war ich noch Familienvater meiner jetzt großen Kinder, IT-Angestellter, DJ und habe gerade als Musiker den Spaß und die Freuden des Lebens genossen, wurde aber auch immer mehr von der Oberflächlichkeit vieler Menschen abgestoßen. Ich bin also alles andere als weltfremd.

„Thomas was soll das jetzt? Ein Buch über dich? Dann kann ich ja wieder gehen!“

„Nein, entschuldige. Ich bin gleich fertig.“

Lieber Leser*, in diesem ersten Kapitel wollen wir uns mal alles mit Gottes Augen betrachten, egal, ob es ihn gibt oder nicht. So viele Menschen rennen unüberlegt durchs Leben und kurz vor ihrem Lebensende merken sie, dass sie sich so viel Zeit für unwesentliche Dinge und so wenig Gedanken über wesentliche Dinge gemacht haben. Lerne das Leben und dich selbst wirklich kennen und verlasse die allgemeine Oberflächlichkeit. Ich möchte dich motivieren, so zu leben, wie DU es willst und nicht wie es andere von dir verlangen. Sei wie DU bist und wie DU sein willst und nicht, wie es normal und unauffällig ist. Dazu gehört Mut und Selbstbewusstsein. Ich will dein Leben mit diesem Buch hinterfragen. Was ist wirklich wichtig im Leben? Was macht uns alle glücklich? Ich will dir mit diesem Kapitel keine verrückte Philosophie oder Weltanschauung überstülpen oder dich missionieren. Gott bewahre, das haben schon viele in meinem Leben mit MIR versucht!

„Ich-Ich-Ich! Darf ich dich wieder unterbrechen, lieber Thomas! Du weißt schon, dass da auch andere Motive mitschwingen können!? Vielleicht bist du nicht anders wie viele anderen, die gern im Mittelpunkt stehen wollen!? Die sich gern als Held und Lehrer sehen, sich ans Mikrophon stellen und sich anhimmeln lassen wollen. Wenn du deine Vergangenheit betrachtest, sieht das ganz danach aus. Du standest schon immer gern auf der Bühne. Es ist doch überall das gleiche eitle Treiben. Und warum solltest du anders sein wie viele andere Menschen, die nach Anerkennung und Bestätigung suchen?“

Das tat weh. Aber Recht hat sie. Ich bin nicht anders wie die anderen.

„Also soll ich jetzt gar nichts machen und das Buch nicht schreiben? Mich wieder in Bescheidenheit und Unauffälligkeit zurückziehen?“

„Jeder sollte bei seinem Tun und Handeln auf seine Motive achten.“

„Ja, das versuche ich und deshalb, lieber Leser*, möchte ich auch nicht so viel über mich und meine Person reden. Lass uns über den Sinn des Lebens reden, über wahres Glück und wie wir uns eine höhere Macht, von vielen „Gott“ genannt, vorstellen können, wenn es IHN (oder SIE?) geben würde und was der Mensch für eine Rolle dabei spielt. Was du für eine Rolle spielst! Warum ist das alles da, was uns umgibt, wer bist du und deine Seele, dein ICH und woher kommt das alles? Diese Fragen habe ich mir schon als Kind gestellt. Oft bekam ich Angst, wenn ich daran dachte, irgendwann sterben zu müssen und nicht mehr da zu sein. Wenn wir uns diese Fragen nicht stellen, leben wir eigentlich immer nur in den Tag hinein bis zum Lebensende. Also lieber Leser*, du weißt Bescheid, wenn dich die ‚himmlischen‘ Themen nicht interessieren, dann kannst du in dem Sinne das Feuer verlassen. Alles okay! 🙂 Aber vielleicht könntest du auch was verpassen, wenn ich dir jetzt schon verrate, dass es in dem ersten himmlischen Teil auch lustig zugehen wird und wir auch über Alkohol und Sex reden werden, das sind doch interessante Themen, nicht wahr? 😉

Noch da? Na hoffentlich nicht nur wegen dem Alkohol und Sex! 😂“

„Ja übertreib es nicht, Thomas. Die ersten gehen schon.“

😟„Sollen sie doch. Ich weiß, dass ein großer Teil der Menschheit aus Herdentieren besteht, die nicht viel nachdenken wollen. Aber wenn es nur einer ist, dem das Buch was gebracht hat, dann hat es sich schon gelohnt, es zu schreiben. Ein guter Rat vorweg, lieber Leser*: Sei auf deiner Suche nach Antworten vorsichtig, dass du nicht auf die erst besten hereinfällst, auch auf meine Antworten nicht! Der religiöse und spirituelle Jahrmarkt ist riesengroß, besonders, weil sich die Echtheit der angebotenen Produkte nicht beweisen lassen. Es gibt einen alten Spruch, der lautet:

Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube.

Der Spruch ist gut, nicht wahr? Er kommt ja auch von Jesus! Aber muss ich oder du dann gleich Christ sein und alles glauben, was in der Bibel steht? Nein! Das müssen wir nicht. Du musst an gar nichts glauben und die schlimmsten Leute sind die, die dir mit Tod und Hölle drohen, wenn du nicht an das glaubst, was sie behaupten. Also hüte dich vor denen, die dich missionieren wollen. Ich will es nicht, ich will aber, dass du nachdenkst und nicht in dieser geldgeilen kapitalistischen Zeit langsam verblödest, denn auch diese moderne Zeit hat ihre Propheten. Sie reden zwar nicht von Gott, Sünde und Umkehr, aber vom Wachstum, materiellem Glück und falschem Reichtum. Wir sollten uns über das Leben vor und nach dem Tod, den Ursprung des Weltalls und der Existenz Gottes Gedanken machen, aber auch nicht gleich der erstbesten Religion, Esoterik oder Philosophie verfallen und hinterherrennen. Dies wäre also schon mal ein wichtiges Achtungszeichen von mir: Sei offen und interessiert, suche und lerne, aber gleichzeitig sei auch kritisch, hinterfrage UND!: sei auch bereit, Dinge, an die du bis jetzt geglaubt hast (Religion) bzw. nicht glaubst (Atheismus), weil sie dir in deiner Kindheit vermittelt worden sind, gedanklich wieder komplett über Bord zu werfen. Auch wenn es weh tut! Ein nach Wahrheit suchender Mensch wird erst dann zur wirklichen Wahrheit gelangen, wenn er immer wieder bereit ist, seine eigenen Wahrheiten schonungslos zu hinterfragen, sein Gedankengerüst bis zum Fundament des eigenen Ichs komplett niederzureißen, um es dann bis zum Dach Schritt für Schritt wiederaufzubauen. Auch die Wissenschaft beruht auf diesem Prinzip. Eine weitere Weisheit aus der Bibel lautet:

‚Prüfet alles, aber das Gute behaltet!‘

Wenn du irgendetwas verwirfst, dann nicht alles! Behalte das Gute! Aber den Aber- bzw. Irrglauben lass weg. Ich komme später nochmal ausführlicher zu dem Thema ‚Wahrheit‘. Es kann auch sein, lieber Leser*, dass du selbst schon sehr viel gelernt und erfahren hast und gar nicht unbedingt meine Zeilen brauchst. Du hast deinen Glauben und willst diesen auch gar nicht in Frage stellen lassen. Das ist okay. Du bist ja auch hier am Feuer im Nachteil, kannst nicht gegenargumentieren, kannst nur zuhören.

„Thomas darf ich dich wieder unterbrechen! Weißt du, was mich am meisten nervt? Wenn Menschen ewig lang über die Wahrheit reden und debattieren. Ihr Menschen sollt wahrhaft leben, lieben und nicht ständig diskutieren und streiten.“

Ich hielt inne. Hm. Was soll ich jetzt sagen? Ich schwieg eine Weile.

„Na okay, dann sag ich gar nichts mehr. Klappen wir das Buch wieder zu und alle gehen nach Hause!“

Mein Gegenüber lachte.

„Jetzt bist du wieder eingeschnappt!“

„Ja klar, was soll ich denn machen? Wollen wir nur schweigen? Soll ich leere Seiten ins Buch einfügen, damit wir zur Ruhe kommen?“

„Thomas du weißt genau, was ich meine!“

„Ja. Ich weiß, was du meinst. Leben ist nicht nur reden. Ich will mich auch nicht nur sprichwörtlich mit dem Leser* ‚auseinandersetzen‘. Wissen, Erfahrungen und Weisheit machen nicht unbedingt glücklich. Es kann am Ende sogar unglücklich und verrückt machen, wenn wir zu viel glauben, philosophieren und studieren. Laotse, der stille Wanderer und Diogenes, dieser durchgeknallte Philosoph in der Tonne, hatten dies erkannt, als sie die Aristokraten und Herren Philosophen im Tempel beobachteten, wie sie als große privilegierte Denker ständig debattierten, diskutierten und sich dabei so toll und klug fanden, während ihre Frauen und Sklaven zu Hause schufteten. Wir werden heute so zugeschüttet mit Wahrheiten, Zitaten, Lebensweisheiten und klugen Sprüchen. Und in religiösen, philosophischen und spirituellen Kreisen geht es oft immer so ernsthaft, lebensfremd, kopflastig und steif zu! Schrecklich!

„Sing doch mal ein Lied!“

„Ich soll hier ein Lied singen?“

„Warum denn nicht? Ich würde mich freuen. Das Universum ist so still und ich liebe die Musik.“

„Stimmt eigentlich! Warum nicht? Ich veröffentliche mal einfach in diesem Buch die Lieder, die ich auch auf der Straße singe. Es sind Lieder der letzten 50 Jahre, die die meisten von uns kennen. Deshalb kannst du, lieber Leser* auch mitsingen! Und ich hoffe, die Komponisten und Interpreten haben nichts gegen die Veröffentlichung. Ich gebe sie immer schön an, will mich ja nicht mit fremden Federn schmücken! Wir fangen mit einem sehr lustigen und zugleich tiefgründigen Lied an. Vielleicht kennt ihr es sogar, es heißt einfach ‚Omm!‘ und ist aus einem Kinderfilm!“


Omm!

(2016 – aus dem Film „Bibi & Tina“)
Ich war mal kurz verschwunden,
hab mich völlig neu erfunden,
weiß jetzt, wie das geht.

Früher wollt ich reich und schön sein,
mein Lieblingstier, ein Sparschwein,
trinkt jetzt Kräutertee.

Ja ich lebte in ‘nem Schloss,
war der allergrößte Boss,
jetzt regnet‘s bei mir rein.

Das ganze Gold*, das ganze Drama,
war nicht gut für mein Karma,
ich sag nur: „Omm-Omm-Omm!“

Die ganze Kohle und der Klunker
zieh‘n uns doch nur runter,
das brauch ich nicht!
Alle woll‘n doch nur das Eine:
Höher, schneller, weiter
Ohne mich!
Ich sag nur: Das Leben ist zu kurz,
zerbrech' dir nicht den Kopf,
denn du hast nur ein‘.
Wir bleiben alle kurz mal stehen,
umarmen einen Baum
und sagen: „Omm!“

Gewinn ist so was von gestern,
bringt nur Neid und alle lästern,
das war mein altes Ich.
Mein Ponny** ist der neue Porsche
auf der Rennbahn und ich forsche
über den Verzicht.
Das schönste Wort der Welt heißt Pause,
hitzefrei und mein Zuhause
ist mein großes Herz.
Das ganze Gold*, das ganze Drama,
war nicht gut für mein Karma,
ich sag nur: „Omm omm omm!“

Die ganze Kohle und der Klunker
ziehn uns doch nur runter …

(* - singe manchmal auch anstelle Gold - Geld
bzw. anstelle Pony - Fahrrad )

Es war so lustig, als wir sangen! Unser Engel zog auf einmal eine Gitarre hinter sich hervor und streckte sie mir entgegen. Ich griff überrascht zu und schmetterte mein Lied in die Nacht und sie zog wiederum eine kleine Trompete aus ihrem Gewand und blies mit voller Kraft hinein. Sie kannte genau die Einsätze und wusste gleich die richtige Melodiefolge. Ich musste beim Singen so lachen, dass ich mich fast verschluckte. Wir wippten beim Singen hin und her. Noch mehr lachten wir, als unser Engel auf einmal aufstand und wirklich einen Baum umarmte. Wir machten es ihr gleich und am Ende hing jeder von uns singend an einem Baumstamm.

Ich merkte, wie sich die Atmosphäre schlagartig lockerte. Es zeigte mir, wie wichtig Humor, Tanz und Ausgelassenheit ist.

„Herrlich! Das war schön!“

Wir setzten uns wieder ans Feuer und ich schaute immer noch aufgeheitert und erstaunt zu unserer Gastgeberin herüber und fragte sie vorsichtig:

„Hast du eigentlich einen Namen? Meinen Namen kennst du ja schon und bestimmt auch den des Lesers*.“

„Ich habe keinen Namen. Den gebt IHR mir doch. Wenn du einen Namen für mich brauchst, musst du dir schon selbst einen ausdenken, so wie die anderen.“

Sie lächelte mich auffordernd an, als wäre dies die erste große Aufgabe, die sie mir stellt. Ich dachte eine Weile nach, aber mir fiel so schnell kein Name ein. Mit „Gott“, „Allah“ oder „Jahwe“ legte ich mich schon auf eine Religion fest und es klang so unpersönlich, männlich und altmodisch. Damit machte ich meine Erscheinung zu diesem väterlichen und bärtigen Großvater und Patriarchaten auf der Wolke, wie ihn sich die alten Religionen gern vorstellen. Sich von Gott kein Bild zu machen, finde ich gut, aber einen Namen zum Ansprechen musste wenigstens sein.

„Nenn mich doch so, wie du dein Buch nennen willst!“

Sie lächelte mich wieder durchdringend an.

„Also darf ich dich JEBUGA nennen?“

„Ja, der Name klingt doch ganz nett, ist neutral und es gibt ihn noch nicht. Und ich finde ihn originell mit den Anfangsbuchstaben deiner drei großen Vorbilder.“

„Okay, dann JEBUGA! Wie mein Buch.“

„Aber wisse, Thomas, dass ich von anderen Menschen wiederum ganz anders angesprochen und angebetet werde und auch für diese bin ich real und ihr Gott, ihr Engel und ihr Seelenheil.“

„Ja natürlich, ich werde mir nicht anmaßen, dich zu vereinnahmen.“

Eine Weile schwiegen wir. JEBUGA richtete das brennende Holz mit einem langen Stock.

„Ich bin erstaunt, JEBUGA, dass du so lustig bist!“

„Ja, es ist traurig, dass ihr Menschen euch Himmelsgestalten immer so würdig, ernst und heilig vorstellt. Und für viele von euch ist Gott jemand, der immer nur belohnt und straft. Es sind noch eure alten Vorstellungen der Religionen. Oft glauben die Menschen, dass Humor und viel Lachen gleichzusetzen ist mit Oberflächlichkeit, aber das ist nicht richtig. Ein tiefreligiöser und spiritueller Mensch kann sehr wohl Humor haben und viel lachen. Ich wäre zum Beispiel sitzengeblieben, hätte das Lied eben einen oberflächlichen Text gehabt. Aber dieses Omm!-Lied finde ich lustig und zugleich tiefgründig.“

Ich freute mich über das gesagte und fühlte mich bestätigt und beruhigt in ihrer Gegenwart. Wir drei schauten wieder eine Weile ins Feuer und genossen den Abend, die Abgeschiedenheit und die Wärme des Feuers im Gesicht.

„Ich bekomme langsam Durst.“

„Was willst du trinken?“

„Kannst du etwas besorgen? Ich sehe keine Tasche, keinen Beutel bei dir.“

„Thomas! Du hast doch nun mittlerweile bemerkt, dass ich nicht von dieser Welt bin und alle Dinge erschaffen bzw. herbeischaffen kann. Wäre es also nicht möglich, dass ich dir ohne weiteres etwas zu trinken anbieten kann? Und genau das, was du willst!? Also was willst du trinken?“

Ich zögerte.

„Wasser!?“

JEBUGA lachte laut auf.

„Ach komm, Thomas! Wir wissen doch beide, dass du sooo gern Bier trinkst!“

Ich fing an, mich zu schämen, besonders gegenüber dem Leser*, aber musste nach einer Weile auch lachen.

„Oder soll ich dein Wasser zu Wein werden lassen?“

JEBUGA zwinkerte mir zu.

„Ich staune jetzt umso mehr, dass du nicht gegen den Alkohol bist. Manche Religionen verbieten es sogar.“

„Wenn ich es nicht gewollt hätte, dann hätte ich diese Mittel auch nicht möglich gemacht. Das Problem liegt doch wie mit allen schönen Dingen des irdischen Lebens im richtigen Umgang damit und in der Menge und es gibt viele Menschen, die leider zu viel Vergnügen und Rauschmittel konsumieren, so dass sie sich selbst zerstören.“

„Ja. In den alten Büchern steht geschrieben:

Alles ist euch erlaubt, aber nichts soll euch gefangen nehmen!

Diesen Satz finde ich sehr gut.“

„Genau, deshalb meine Frage an dich: Was willst du trinken?“

„Okay. Ich trinke ein Bier!“

JEBUGA schaute mich herausfordern mit leicht zur Seite geneigtem Kopf an.

„Weil es dich nicht gefangen nimmt?“

„Doch!“

Mich regte langsam die Direktheit JEBUGAs auf. Aber sie hatte wieder Recht.

„Jaja, Thomas, es ist schwer, nach den heiligen Weisheiten zu leben, nicht wahr?“

JEBUGA schaute mich eindringlich an, schmunzelte und streckte mir ein Bier entgegen. Ich nahm es mit einem gemischten Gefühl.

„Ich werde die nächsten Abende kein Alkohol trinken, damit es mich nicht gefangen nimmt.“

„Sehr gute Entscheidung! Du musst wissen, in euch Menschen schwingt immer ein kleiner Kompass, der euch die Orientierung gibt. Es ist die leise Stimme des Gewissens und der Vernunft, es ist meine Stimme, mit der ihr zaghaft die Richtung angezeigt bekommt. Wenn ihr diesen Signalen folgt, seid ihr auf dem richtigen Weg.“

Unser Leser* wanderte mit dem Kopf zwischen uns hin und her und ich lachte auf einmal los, weil ich merkte, dass manche Leser* darauf gespannt waren, ob ihnen nun auch etwas zu trinken angeboten wird.

„Keine Angst, lieber Leser*, das ist doch alles nur ein Gedankenspiel! Aber ich hoffe, es bringt dich ins Nachdenken! Ich weiß, dir erscheint das jetzt auf einmal sehr profan, weil ich so ein lustiges Kinderlied singe und Bier trinke. Aber genau das ist wichtig für uns Menschen, die wir uns nach dem höheren Leben ausstrecken, dabei aber nicht das einfache, „weltliche“ Leben, wie es die religiösen Menschen gern bezeichnen, vernachlässigen oder gar ablehnen. Wenn wir zu sehr nur in die spirituellen und himmlischen Bereiche des Lebens vordringen, verlieren wir vielleicht irgendwann den festen Boden unter den Füßen, heben ab und leben nur noch in unserer eigenen bzw. in einer fremden abgeschiedenen Himmelswelt.“

Ich wollte den Leser* etwas fragen, aber als ich ansetzen wollte, kam mir JEBUGA zuvor:

„Stopp, Thomas! … Pssst!“

Sie zeigte mir wieder den Finger vor ihrem Mund. Ich wurde still und versank in mich. Sie hatte Recht. Ich ärgere mich immer über mich selbst, wenn ich arrogant werde, zu viel rede und andere gar nicht zu Wort kommen lasse.

„Genau Thomas! Sei mal still und lass den Leser* ins Zentrum der Geschehnisse! Immerhin kann es auch sein, dass unser Leser* ein Problem mit deinem Bier hat, weil es ihn oder sie in alte Versuchungen bringt und rückfällig macht. Also denken wir uns dieses dumme Bier wieder weg und genießen die Stille und das Feuer.“

Nach einer Weile schaute ich kurz zum Leser* herüber und fragte mich, ob viele uns schon verlassen haben.

„Thomas! Du sollst schweigen, auch in Gedanken!“

JEBUGA schaute mich eindringlich an, aber sie hatte Recht. Ständig machen wir uns über die anderen Gedanken, wie sie über uns denken und ob wir Erfolg bei ihnen haben. Wir können nicht einfach abschalten, nichts denken, einfach sein und in sich ruhen.

--- Pause --- Stille --- Atmen --- ins Feuer schauen ---

Ich war wieder in mir und still. Das Feuer wärmte uns. Ich genoss die Stille.

Irgendwann sagte JEBUGA leise:

„Sing wieder ein Lied für uns, Thomas!“

Ich wachte aus meiner Versenkung am Feuer auf und fragte:

„Welches?“

Mein Lieblingslied! - ‚Du erinnerst mich an Liebe‘


Du erinnerst mich an Liebe

(2005 - Ich und Ich)
Wenn meine Seele grau ist, nichts macht mehr Sinn.
Ich bin ganz oben und ich weiß nicht mehr wohin
ich gehen soll – Mmmh!
Wo viele Schatten sind, da ist auch Licht
Ich laufe zu dir, ich vergess‘ dich nicht.
Du kennst mich und mein wahres Gesicht.

Du erinnerst mich an Liebe.
Ich kann sehen, wer du wirklich bist.
Du erinnerst mich daran, wie es sein kann.

Wozu der ganze Kampf um Macht und Geld?
Was soll ich sammeln hier auf dieser Welt,
wenn ich doch gehen muss, wenn mein Tag gekommen ist?
Wenn meine innere Stimme zu mir spricht,
ich bin taub und hör sie nicht,
dann schau mich an und halte mich.

Erinner mich an Liebe! Zeig mir, wer du wirklich bist!
Erinner mich daran, wie es sein kann!

Erinner mich an Liebe, zeig mir, wer du wirklich bist
Erinner mich daran, wie es sein kann!


Da ist ein Weg, so weit
und endet in Unendlichkeit.
Da ist ein Fluss, lang und schön.
Ich kann das Ende nicht sehen.

Erinner mich an Liebe! ...

Während ich das Lied sang, hatte JEBUGA schon wieder ein Instrument in der Hand: eine Violine. Sie begleitete mich hin und her wiegend mit geschlossenen Augen. Und es klang so schön, als ob der ganze Himmel voller Geigen war! Als das Lied zu Ende war, sagte JEBUGA leise:

„Danke!“

Wir schauten lange ins Feuer, ohne etwas zu sagen.

„JEBUGA, wenn du uns Menschen so beobachtest, was gefällt bzw. missfällt dir am meisten. In den Religionen steht oft geschrieben, Gott will, dass wir ‚seinen Willen tun‘ und seine Gebote befolgen sollen.“

„Ach, Thomas, ich bin kein Gesetzgeber und Befehlshaber und will auch keiner sein. Eine gute Mutter und ein guter Vater wollen auch nicht, dass sich ihre Kinder immer nur niederwerfen und gehorsam und artig den Willen der Eltern befolgen. Es ist viel schöner, wenn Kinder einfach glücklich und zufrieden sind und freiwillig das Richtige und Gute tun. Das erfreut das wahre Mutter- bzw. Vaterherz.“

„Aber warum sehen dich immer noch viele gläubige Menschen als strengen Herrscher und Richter?“

„Das müsst ihr euch selbst fragen! Ich glaube, es hat was mit eurer Entwicklung zu tun. Derer der ganzen Menschheit, aber auch jedes einzelnen Menschen.“

„Und in den fernöstlichen Religionen? Das Einhalten von Regeln und Umgangsformen verbunden mit dem eigenen Karma, ist das der richtige Weg?“

„Wenn ein Wesen geboren wird, dann braucht es erst einmal die Geborgenheit, das Vorbild und die Erziehung der Eltern. Wenn es in der Gemeinschaft und Gesellschaft groß wird, braucht es auch Gebote und Gesetze, um sich zu orientieren. Aber der vollkommene und erwachsene Mensch ist der, der sich am Ende ganz von sich aus so verhält, dass er glücklich und zufrieden ist und dabei Achtsamkeit, Glück und Liebe seiner Umgebung entgegenbringt.“

„Und ist es erstrebenswert für den Menschen, viel zu wissen, einen Glauben zu haben oder spirituell zu sein?“

JEBUGA lächelte und schüttelte den Kopf.

„Ich schaue immer nur auf das Herz, auf das Wesen und auf die Seele, nie auf das Wissen, auch nicht auf die Weisheit und den Glauben eines Menschen. Das Himmelreich freut sich über die kleinen und großen Taten der Liebe. Wenn ein Mensch ein Leben lang für einen anderen Menschen da ist, dann ist das genauso große Liebe, wie wenn jemand sein Leben gibt, um einen anderen Menschen zu retten. Wahre große Liebe findest du nicht so schnell im Universum, denn die natürlichen Gesetze basieren immer auf dem Selbsterhaltungstrieb.“

„Das erinnert mich an einen Ausspruch eines alten Meisters:

Niemand hat größere Liebe, als wenn er sein Leben hingibt für seine Freunde.

„Aber wir sollten hier nicht nur von den großen augenblicklichen Heldentaten reden, sondern von den kleinen alltäglichen Aufopferungen, die von vielen Menschen ein Leben lang ausgehen. Du hast es in deinen jungen Pilgerjahren erkannt, dass es nicht gut ist, immer nur den Helden zu spielen und hast dich zurückgezogen.“

„Ja, aber auch, weil ich Vater wurde und ich mich wieder für die Sesshaftigkeit entschied. Außerdem wollte ich nicht zu den Männern gehören, die nur an ihre Karriere und ihren beruflichen Erfolg denken und dabei ihre Kinder vernachlässigen und opfern. Ich glaube, vielen Vätern ist dies gar nicht bewusst, was sie da eigentlich für einen Schaden an der nächsten Generation anrichten.“

„Auch das ist wichtig, dass Eltern sich Zeit nehmen für ihre Kinder und ihnen viel Aufmerksamkeit, Liebe und Geduld entgegenbringen. Nur so entstehen große, gesunde Seelen und Persönlichkeiten. Dadurch entwickelt sich die Menschheit von der einen zur nächsten Generation immer weiter hin zum Guten und Höheren. Aber ich weiß, Thomas, dass du ein Problem mit dem Thema Familie hast. Erkläre also dem Leser*, was du hinterfragen willst!“

„Okay, lieber Leser*: Wenn Eltern für ihre Kinder da sind, ist dies nichts Außergewöhnliches und sollte auch nicht der einzige Sinn des Lebens sein. Es ist ein ganz normaler Instinkt und bei allen Wesen dieser Erde anzutreffen, die Nachkommen aufzuziehen. Die Aufopferung für die Familie ist also etwas ganz Natürliches und kann bei uns Menschen sogar zum puren animalischen Egoismus ausarten, wenn es wirklich nichts Anderes gibt, als nur die Familie und Verwandtschaft. Ich nenne es auch Familienegoismus. Man denkt nur an sich und an Seinesgleichen. So eine Lebenshaltung kann die Gesellschaft wiederum schwächen. Nein, es sind die widernatürlichen Reflexe, die über die Grenzen der Sippe, der Familie, des Freundeskreises, der Nationalität und Religionszugehörigkeit hinausgehen. Sei also für deine Familie und deine Kinder da, aber bitte nicht nur!“

„JEBUGA, wenn du sagst, dass dich gelebte Liebe viel mehr interessiert, als Wissen und Weisheit, hat es dann überhaupt einen Sinn, hier zu sitzen und über diese Themen zu reden?“

„Jedes vernunftbegabte Wesen wird irgendwann feststellen, dass es die Liebe ist, welche glücklich macht, und nicht Wissen und Weisheit. Diese sind nicht nutzlos, aber sie sind auch nicht unbedingt der Schlüssel zum Glück.“

„Aber könnten wir unsere Zusammenkunft hier am Feuer nicht sofort beenden und uns lieber gleich der gelebten Liebe in der realen Welt zuwenden? Warum dann hier noch sitzen und über solche Themen reden?“

„Wenn ihr euch selbst ‚vernunftbegabte‘ Wesen nennt und ihr seid nicht die einzigen im Universum, die sich so nennen dürfen, dann sagt es dieses Wort schon aus: Ihr habt die Gabe, euch Vernunft und Verstand anzueignen, zu lernen, sich bewusst zu werden. Dies wird euch jedoch nicht einfach in die Wiege gelegt. Dies erlernt ihr, wenn ihr Glück habt, schon in eurer Kindheit von den Eltern, wenn ihr Pech habt, müsst ihr euch das später selbst aneignen und im schlimmsten Fall wird es gar nicht erlernt, das heißt, das Wesen hat zwar die Begabung, aber es bleibt leer und hohl, ohne Selbstbewusstsein, Vernunft, Gewissen, Moral und die anderen Dinge, die ein vernunftbegabtes Wesen auszeichnet.“

„Also ist es doch wichtig zu lernen?“

„Du solltest dem Leser* erstmal erklären, was DU unter ‚Lernen‘ verstehst!“

„Natürlich meine ich damit nicht die Bildung, die normale Schule, das Abitur oder ein Studium. Bestimmt hast du in deinem Leben schon sehr intelligente und kluge Menschen kennengelernt, die aber überhaupt keine Moral- und Wertevorstellungen hatten. Sie basteln Atombomben, vergewaltigen heimlich Frauen oder machen durch Korruption hohe Gewinne im Finanzwesen. Sie haben einen hohen IQ, können sich sehr gut ausdrücken und genießen eine fundierte Allgemeinbildung. Was ich meine ist das Sammeln an Lebens- und Sinnerfahrungen verbunden mit dem Wissen, was mich und andere glücklich macht.“

„Die Bildung ist nicht ausschlaggebend. Was zählt ist immer das Leben selbst! Ein Mensch, welcher einfach, zufrieden und vernünftig lebt und Gutes für seine Umwelt tut, aber nicht lesen und schreiben kann, ist näher an der Wahrheit und am vollkommenden Glück, als ein prominenter Mensch, der voll mit Bildung, Abschlüssen und Titeln ist.“

„Also lieber Leser*! Wenn wir jetzt hier weiter sitzen und über ‚Gott und die Welt‘ diskutieren und philosophieren, könnte dich das sehr interessieren, es könnte dich aber auch sehr langweilen, weil du dich mit diesen Themen schon ausgiebig beschäftigt hast oder es für dich nicht wichtig ist, was ich absolut verstehe. Denn ausschlaggebend ist immer das gelebte Leben. Das ‚sich Gedanken machen‘ ist nur der Katalysator zum wahren Leben. Die großen Religionen kommen oft mit ihren Regeln, Schriftstellen, Geboten und dem ‚Willen Gottes‘ und lenken uns von dem einfachen und wesentlichen ab: Das Leben und die Liebe leben.“

JEBUGA stocherte wieder mit einem langen Stock im Feuer herum. Ich wartete höflich, bis sie fertig war.

„Kann ich die nächste Frage stellen, die mir schon lange unter den Nägeln brennt!?“

„Nein, Thomas. Du hast noch die vielen anderen Menschen vergessen, die keine Antworten über ‚Gott und die Welt‘ brauchen, sondern sich erst einmal in ihrer eigenen Welt zurechtfinden müssen und wollen.“

„Wie meinst du das?“

„Wird ein Mensch neu geboren, ist er wie eine Schale. Er nimmt erst einmal alles auf, was er bekommt. Egal ob gutes oder schlechtes. Dies formt ihn, seine Seele nimmt dies als Boden, um darauf zu wachsen. Ist es ein guter Boden, dann wird es eine gesunde Pflanze, ist es ein karger oder gar vergifteter Boden, dann wird auch die Pflanze schwach und anfällig sein. Du, Thomas, hast eine recht gute, behütete Kindheit gehabt. Natürlich auch mit negativen Erlebnissen, aber sie haben dich nicht so unmittelbar verletzt, wie manch andere. Es gibt Menschen, die wachsen schon in der Hölle auf und ihnen bleibt nichts anderes übrig, dies erst einmal als normal und gottgegeben hinzunehmen. Erst mit den Jahren, um zu dem Gleichnis zurückzukehren, kann die Pflanze ihre Wurzeln auch woanders hin treiben und sich außerhalb des heimatlichen Bodens Nährstoffe holen. Manchmal ist es in der Kindheit schon die gute Oma, oder der erfahrene Onkel, die wie eine Oase in der trockenen Wüste sind, manchmal sind es gute Lehrer in der Schul- und Jugendzeit oder später vielleicht auch der Lebenspartner bzw. die Lebenspartnerin. Manche Menschen haben eine so finstere Kindheit, dass sie erst im erwachsenen Alter ihre Vergangenheit und ihre Verletzungen aufarbeiten müssen, um später positiv in die Zukunft schauen zu können. Wenn sie dies nicht machen, kann es sein, dass sie es ihr Leben lang unbewusst oder bewusst mit sich tragen und es wiederum weitergeben, in Form von Gewalt, Gleichgültigkeit oder Abhängigkeit. Und es könnte sein, dass unser Leser* in solch einem Nebel steckt. Er oder sie sieht die Sonne noch nicht und braucht erst einmal einen Weg, ein Geländer, um zu sich selbst zu finden, um aus dem eigenen Sumpf, in dem er oder sie steckt, herauszukommen.“

„Lieber Leser*, wenn du an diesem Punkt stehst, dass du das Gefühl hast, du musst erstmal deine Vergangenheit aufarbeiten oder der Hölle, in der du gerade steckst, entfliehen, um wieder klar im Kopf zu werden und frei handeln zu können, dann wünsche ich dir dabei alles erdenklich Gute! Und ich helfe dir gern oder höre dir einfach nur zu, sollten wir uns in der reellen Welt mal treffen. Ich hoffe, du hast Menschen, die dir helfen und dir beistehen. Eine der größten Krankheiten unserer Zeit ist die Vernachlässigung von Kindern. Wir wurden und werden von den arbeitswütigen Eltern in Betreuungseinrichtungen abgeschoben oder vor Medien geparkt, weil sie sich selbst keine oder sehr wenig Zeit für uns Kinder nehmen. Und daraus entwickelt sich bei uns ein starker Drang nach Aufmerksamkeit und Anerkennung, welche junge Männer und Frauen dann nicht mehr bei ihren gestressten und teilnahmslosen Eltern suchen, sondern wiederum in ihrer Arbeit und somit schließt sich der "Teufelskreis". Du merkst also, lieber Leser*, wir tragen in uns auch ein Paket an Kindheitserfahrungen und Prägungen und die gilt es erst einmal zu erkennen. Ich mal dir mal etwas in den Sand, schau:

Es gibt 3 Blickrichtungen des Menschen: Nach vorn, nach oben und nach hinten. Geradeaus nach vorn schaut erst einmal jeder, es ist der Blick in die alltägliche Zukunft, dabei dreht sich alles um das „nackte Überleben“: Ausbildung, Beruf, Karriere, Partnerschaft, Familie, Rente usw. Nun zu dem Blick nach oben: Er dreht sich um die Sinnfrage! Was soll das eigentlich alles, wer bin ich, was ist der Sinn meines Lebens, gibt es Gott, was passiert nach dem Tod usw. Der dritte Blick ist die Selbstbetrachtung und verbunden damit der Blick in deine Vergangenheit, Kindheit, Entwicklung und Erziehung. Den Blick nach oben und nach hinten vernachlässigen viele Menschen. Sie tappen nur nach vorn schauend oder sogar nach unten wie Herdentiere durchs Leben, ohne mal nach oben zu blicken oder sich umzudrehen.
Nun gibt es aber auch Menschen, die NUR nach oben schauen: Weltfremd, religiös-fundamental oder spirituell-verwirrt kommt ihnen die irdische Zeit so nichtig und alltäglich vor. Sie verleugnen ihre Vergangenheit und ihr Ich. Sie denken nur noch an den heiligen Geist, an die Erleuchtung, an das kommende Himmelreich oder an das Vollkommende nach dieser Welt. Bei dem dritten Blick, zurück in die Vergangenheit, gibt es ebenfalls Sackgassen: z.B. Menschen, die sich „übertherapieren“ lassen. Die von einem Coach-Training und einem Persönlichkeitsseminar zum nächsten rennen, die vor lauter Selbsttherapie den Blick nach vorn und zur Umgebung verlieren. Die im Selbstmitleid versinken und meinen, dass sie erst bei einer hundertprozentigen Aufarbeitung glücklich und befreit sind. Die sich viel zu sehr mit sich selbst beschäftigen und dabei immer egoistischer werden.
Und bei all den Suchenden stehen nun wiederum ganz viele Helfer und Lehrer bereit: Psychotherapeuten, Seelsorger, Motivationstrainer und andere, die mit ihren Sitzungen, Seminaren und Predigten euch helfen können und wollen. Die meisten von ihnen verdienen damit Geld, was nicht verwerflich ist. Jeder soll für seine Leistung einen Lohn bekommen. Aber die Gefahr ist, dass die heilenden Helfer dabei die Liebe zum Menschen verlieren, es nur noch als Geschäft und Selbstbestätigung sehen und wiederum ihr eigenes Ego oder ihre eigenen Kassen auffüllen wollen, wenn sie sich selbst präsentieren. Dies ist übrigens ein Grund, warum ich für mein Buch kein Geld haben will und ich es als Geschenk für dich betrachte. Egal, ob du es annimmst oder nicht. Besonders gegenwärtig, in dieser sehr materialistischen Zeit, in der sich fast alles um das Geld dreht, will ich mit meinem Buch als Geschenk dieser Tendenz entgegenwirken.“

„Thomas, du redest schon wieder so viel und so selbstverliebt! Sing lieber wieder ein Lied! Das entspannt.“

Sie provoziert mich schon wieder, aber sie hat Recht. Sie hält mir immer einen klaren Spiegel vor das Gesicht.

„Genau, Thomas!“

Sie lächelte.


Lass uns gehen

(2014 – Revolverheld)
Hallo, hallo! Bist du auch so gelangweilt,
genervt und gestresst von der Enge der Stadt.
Bist du nicht auch längst schon müde der Straßen,
der Menschen, der Massen - Hast du das nicht satt?
Ich kann nicht mehr atmen, seh kaum noch den Himmel.
Die Hochhäuser haben meine Seele verbaut.
Bin immer erreichbar und erreiche doch gar nichts.
Ich halte es hier nicht mehr aus.

Lass uns hier raus hinter Hamburg, Berlin oder Köln
hört der Regen auf Straßen zu füllen.
Hör'n wir endlich mal wieder das Meer und die Wellen.
Lass uns gehen, lass uns gehen, lass uns gehen!
Hinter Hamburg, Berlin oder Köln
hör'n die Menschen auf Fragen zu stellen.
Hör'n wir endlich mal wieder das Meer und die Wellen.
Lass uns gehen, lass uns gehen, lass uns gehen!


Die Stadt frisst die Ruhe mit flackernden Lichtern,
schluckt Tage und Nächte in sich hinein
Gehetzte Gesichter in der drängelnden Masse,
jeder muss überall schnell sein.
Zwischen den Zeilen hab ich gelesen,
dass wir beide weg von hier wolln.
Wir stecken hier fest, verschüttet im Regen
und träumen vom Sommer in Schweden.

Lass uns hier raus…

JEBUGAs Traumreise

„Thomas bevor du jetzt gleich wieder losredest, möchte ich dir und dem Leser* etwas zeigen.“

JEBUGA stand auf, ging etwas vom Feuer weg und reichte mir und dem Leser* die Hände. Wir schauten uns überrascht an, standen auf und gingen zu ihr. Als wir ihre Hände nahmen und im Kreis standen, oh was passierte da! Es ging was durch meinen Körper, was ich noch nie erlebt habe! Ein Kribbeln im Bauch wie auf einem Riesenkarussell, ein Wahnsinnsgefühl! Ich sah auf einmal alles so klar und hell um mich herum! Und so ein schönes Gefühl strömte durch meinen Körper. Es war so ähnlich wie beim Tanzen, wenn wir uns im Rhythmus bewegen und drehen, nur ging das diesmal von ganz allein und war viel intensiver zu spüren. Wir hoben auf einmal ab und flogen! Immer noch an der Hand von JEBUGA. Das war so ein unbeschreiblich herrliches Gefühl, fliegen zu können, nicht abzustürzen, wie in einem Traum. Die Vögel haben es wunderbar! Wir sahen die Erde unter uns, überall so schöne Farben, so klare Formen, die ganze Welt und der Himmel öffnete sich uns! Wir flogen über schöne bunte Naturlandschaften, sahen liebe bekannte Menschen, die uns zuwinkten, ich sah Szenen aus meinem Leben. Ich sah mich als kleinen Jungen unten laufen, ich sah meine Eltern, meine Familie und meine Heimatstadt. Es war so schön, meine eigene Vergangenheit zu sehen! Ich wollte dahin. Ich stand auf einmal direkt am Abendbrottisch meiner Kindheit, sah mich als kleinen Jungen sitzen mit meinen Eltern und meinem Bruder. Ich wurde wieder der kleiner Junge von damals, wie ich über die Wiese kullerte und sich die Erde dabei um mich drehte, ich rannte nach meinem Drachen, machte einen Sprung ins Wasser, fuhr mit dem Schlitten im Schnee den Berg herunter und rollte eine Riesenkugel für einen Schneemann. Es war alles so vertraut, unbeschwert und innig. Ich spürte, dass sich gerade in diesen Augenblicken die ersten zarten Jahresringe meines Lebensbaumes um mich herum bildeten, mein kleines Bewusstsein ganz in der Mitte meines eigenen Ichs. Ich sah die schönen Urlaube und Ausflüge, die wir als Familie erlebten. Dann aber auch die weniger schönen Szenen, die nicht enden wollenden Streitgespräche meiner Eltern und noch schlimmer das Anschweigen danach, alle guten und schlechten Erinnerungen kamen hoch. Ich wurde erwachsen und wollte weg von zu Haus. War mitten in meiner unbeschwerten Jugendzeit, saß mit meinen Kumpels auf einer Bank, liebte die Musik, war DJ, wir tanzten, tranken Alkohol und rauchten viel, wir waren jung und schön. Erste, zweite, dritte Freundin, ich lernte die Liebe, die Leidenschaft und den Sex kennen. Es war so geil, so wild und unbeschwert!

Dann aber passierte mit unserer Traumreise etwas Schreckliches: Alles wurde immer schneller und hektischer, wie in einem Zeitraffer und wir wurden auf einmal alle ganz schnell alt und faltig. Auch mein Körper blähte sich auf und behaarte sich. Die Zeit raste dahin. Schon alles vorbei? Ich war nicht mehr schön anzusehen, die Jugend war dahin, wandelte sich schlagartig in Krankheit, Trübsal und Tod. Im Spiegel sah ich mein faltiges Gesicht, wurde vergesslich, konnte mich an nichts mehr erinnern. Ich lag Monate lang mit Schmerzen im Bett, ein tödlicher Virus drang in meinen Körper ein, Ärzte gaben mich auf. Am Ende lag ich tot mit anderen Leichen in einer Halle auf einer Bahre und geschäftige Männer schoben mich in einen Verbrennungsofen. Ich schrie auf.

Zwar immer noch Flammen überall, aber auf einmal befand ich mich mitten in einem Krieg. Um mich herum brannte es, es flogen Geschosse durch die Luft und ich sah vor mir JEBUGA laufen, ich rannte ihr panisch und tief gebückt hinterher, um aus dieser Hölle zu entfliehen. Es knallte plötzlich laut und mich trafen Kugeln in meinem Körper, es brannte so heiß an den Stellen! Ich sah mein Blut herausfließen. Ich schrie noch lauter. Ich wollte das nicht weiter erleben und fiel zu Boden.

Plötzlich war wieder alles ruhig und still, nun aber befand ich mich allein in einer kleinen dunklen Zelle. War ich in einem Gefängnis? Nur ein Eimer für meine Fäkalien und in der Eisentür eine Klappe, in die immer mal etwas Widerliches zu essen und zu trinken gestellt wurde. Nie erwiderte der Wärter oder Nachbar meine Schreie und Rufe. Es geschah nichts. Gar nichts! Ich bekam so große Angst, hier in Vergessenheit zu geraten. Ich hatte so Sehnsucht nach meiner Familie. Ich wartete, dass was passiert und es passierte nichts. Es vergingen Tage, Wochen, Monate, Jahre. Ich hatte niemanden zum Reden, nur meine Gedanken, nichts zum Lesen. Schrecklich! Ich wurde langsam wahnsinnig, fiel in eine Ohnmacht, bis sich plötzlich die nackten kalten Wände auflösten und ich ein Licht von weitem sah. Ich lief in die Richtung, das Licht wurde mit jedem Schritt größer, ein Ausgang! Endlich!

Ich trat hinaus ins Freie! War das herrlich! Endlich wieder Sonne, blauer Himmel, frische Luft und Freiheit! Ich sah JEBUGA auf mich zufliegen, sie packte mich und riss mich wieder nach oben.

Fing alles wieder von vorn an? Ich weiß nicht, wie lange ich das hoch und runter noch aushalten werde. Diesmal sah ich mich unten auf der Erde als jungen Familienvater. Mir wurde warm ums Herz, als ich meine kleinen Kinder an unserem Haus spielen sah und meine Frau gerade die Wäsche auf hing. Und ich sah wieder mich! Diesmal als geschäftigen jungen Mann, der ständig zu tun hat, ständig am Computer sitzt und ständig was zu arbeiten hatte. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich so viel gearbeitet und so wenig mit meinen Kindern gespielt habe. Aber ich genieße wieder das Gefühl des zu Hause seins: vertraut, heimisch, gesellig und gemütlich sitzen wir am Essenstisch, spielen, beten, tauschen uns aus und lachen viel.

Es sollte nicht lange anhalten. Auf einmal klingeln Männer an der Haustür und holen uns ab. Sie schaffen uns fort, sagen, wir wären keine richtigen Menschen, hätten kein Recht, hier zu leben. Sie transportieren uns ab, in ein Arbeitslager, sie trennen uns gewaltsam. Ich schrei wieder, als ich sehe, wie meine Frau und meine kleinen Kinder in einer Baracke mit einem großen rauchenden Schornstein verschwinden. Ich hatte wieder alles verloren! Ich hatte keine Lust mehr auf diesen Traum, will vor dem nächsten schlimmen Abschnitt fliehen, sehe JEBUGA am Horizont und renne ihr wieder hinterher, um dem Elend zu entkommen. Wir werden verfolgt, ständig höre ich hinter mir schnelle Schritte und ein Hecheln. Ich habe solch panische Angst, dass sie mich einholen. Kann dieser Traum nicht bald vorbei sein? Ich halt das nicht mehr aus. Neben mir rannte auf einmal der Leser*. Wurde er auch verfolgt? Was hat er bis jetzt erlebt? Wir holten JEBUGA ein und jeder schnappte sich eine ihrer ausgestreckten Hände. Sie zog uns wieder steil in die Luft.

Was dann geschah, überstieg fast unsere Vorstellungskraft. Wir stiegen wahnsinnig schnell zum Himmel hinauf, wie eine Rakete verließen wir die Erdatmosphäre. Wir drehten uns um und sahen die blaue Erde, wie sie sich langsam entfernte und kleiner wurde. Nicht mehr auf der Erde zu sein, sondern in diesem dunklen stillen Universum, ist ein unbeschreibliches Gefühl der Weite und Fremde, aber auch der Faszination, wie in einer anderen Welt. Wir sahen in absoluter Stille unsere Sonne und die Planeten an uns vorbeigleiten und verließen bald unser Sonnensystem. Wir bestaunten die riesige Milchstraße, das Universum und faszinierende Himmelserscheinungen, die ich nur aus dem Fernsehen kannte. Diese Unendlichkeit und die Stille machte alles so zeitlos. Wir wurden immer schneller. Alles um uns raste immer schneller auf einen winzigen kleinen Punkt zu. Irgendwann wurde es so schnell, dass alles um uns verschwamm und wir nichts mehr sehen konnten, alles faltete sich zusammen zu einer Raum- und Zeitlosigkeit. JEBUGA verschwand, der Leser* verschwand und ich verschwand. War ich tot? Nicht mehr da? Alles stand still ohne Raum und Zeit.

Auf einmal hörte ich aus weiter Ferne und doch überall JEBUGAS Stimme, wie in einer Kathedrale:

„Es werde Raum, Zeit und Licht!“

Mit einem lauten Knall explodierte auf einmal alles wieder und es schleuderte uns hinaus in den intergalaktischen Raum und in die unendliche Zeit. Alles lief wieder rückwärts wie in einem Film, bis wir die Erde vor uns sahen. Sie erschien mir auf einmal so klein und unbedeutend gegenüber dem riesigen Weltall und der unendlich vielen Galaxien, die auseinanderrasten. Ich fühlte mich wie ein geretteter Bergman oder ein gestrandeter Seemann, als wir wieder den festen Boden der Erde unter unseren Füßen spürten.

Jetzt, wo wir wieder auf der Erde waren, kam mir das ganze menschliche Treiben so lächerlich, die Erde selbst aber so kostbar vor. Denn das Universum ist so kalt, dunkel und lebensfremd. Jedoch war die Erde nicht mehr dieselbe. Irgendetwas war anders. Ich sah nichts Grünes mehr auf ihr. Um uns herum nur noch Wüste, nur noch Sand und heiße Sonne. Ich sah keine Pflanzen, keine Wiesen, keinen Wald mehr. Alles war trocken und sandig und die Sonne unerträglich. Wir liefen und liefen und irgendwann hasste ich diese heiße erbarmungslose Sonne. Sie hörte nicht auf zu glühen. Wir liefen durch Städte, die voller Sand waren oder sie befanden sich tief im Küstenwasser. Autos und Züge standen nur noch leer herum, keine Menschen weit und breit. Riesige Metropolen, in der sich nichts mehr bewegte und die lehrstehenden Wolkenkratzer ragten utopisch aus den Sandbergen und Küstengewässer heraus, wie in einem apokalyptischen Film. Das einzig Lebendige, was sich bewegte, waren manchmal Ratten, Mäuse und andere Kleintiere, die sich schnell in Löcher flüchteten, wenn sie uns bemerkten und der ständig stürmische Wind. Ich bekam unendlich Durst und hatte Hunger. Ich sehnte mich nach der alten Zeit des Wohlstandes, wo die Welt noch intakt war und ich als Musiker an reichgedeckten Büffet-Tischen auf Hochzeiten im festlichen Anzug stand, mich vollstopfte und das kühle Bier genoss. Jetzt würde mir schon ein laufender Wasserhahn am Waschbecken reichen. Ich spürte, wie mein Körper immer schwächer wurde. Ich konnte kaum noch laufen, wollte einfach nicht mehr. Auch der Leser* schleppte sich langsam vorwärts. Mein ganzer Körper schrie nach Essen und Trinken. Ich fiel in eine große Resignation, gab auf, fiel auf die Knie und rief nach JEBUGA, die sich langsam von uns entfernte, ohne sich umzudrehen. Ich war so verzweifelt und am Ende. Irgendwann fiel ich nur noch bewusstlos zu Boden. …

… Ruhe … ganz langer Schlaf ………… leises Knistern ……


5 Minuten vor 12

(Udo Jürgens – 1978)
Und ich sah einen Wald, wo man jetzt einen Flugplatz baut,
ich sah Regen wie Gift, wo er hinfiel, da starb das Laub.
Und ich sah einen Zaun, wo es früher nur Freiheit gab,
ich sah grauen Beton, wo vor kurzem die Wiese lag.
Und ich sah einen Strand, der ganz schwarz war von Öl und Teer,
und ich sah eine Stadt, in der zählte der Mensch nicht mehr.
Doch ich sah auch ein Tal, dass voll blühender Bäume war,
einen einsamen See, wie ein Spiegel so hell und klar,
und ich sah auf die Uhr, 5 Minuten vor 12.

Und ich sah eine Frau, die erfror fast vor Einsamkeit,
und ich sah auch ein Kind, für das hatten sie niemals Zeit,
und ich sah einen Mann, der für Hoffnung und Frieden warb,
und ich sah, wie er dann dafür durch eine Kugel starb,
doch ich sah auch den Freund, der in schwerer Zeit zu mir stand,
ich sah einen, der gab einem Hilflosen seine Hand,
und ich sah auf die Uhr 5 Minuten vor 12.

Ich sah Hass in den Augen, blind wütenden Glauben,
sah die Liebe erfrieren, sah die Sieger verlieren,
sah Bomben und Mienen, sah Schieber verdienen,
sah Klugschwätzer reden, und Fanatiker töten.
Doch ich sah auch die Angst, die so viele zur Einsicht bringt,
jemand sagte zu mir, dass die Zukunft grad jetzt beginnt,
und ich sah auf die Uhr, 5 Minuten vor 12.

Ich sah auch die Angst, die so viele zur Einsicht bringt,
jemand meinte zu mir, dass die Zukunft grad jetzt beginnt,
und ich sah auf die Uhr, 5 Minuten vor 12.

Langsam wachte ich wieder auf, am Feuer liegend. Meine Hände und Knie zitterten noch, als ich mich aufrichtete. Endlich, ich war aus diesem schönen und zugleich schlimmen Traum erwacht. JEBUGA stocherte im Feuer herum und schaute mich besorgt an. Unser Leser* lag ebenfalls am Feuer und öffnete langsam die Augen. Hat er genau das gleiche erlebt?

„Jeder erlebt sich und das Leben auf seine Art.“

„Das war schön und schrecklich zugleich. Ich bin froh, dass ich die schlimmen Szenen im realen Leben noch nie erleben musste.“

„Sei froh, Thomas. Andere tragen manches ein Leben lang als dunkle Erinnerung mit sich. Ich habe euch mitgenommen in die Tiefen eurer Seele, habe euch Dinge erleben lassen, die ihr oder andere Menschen erlebt haben oder die ihr noch erleben könntet. Und ich habe euch mitgenommen in eine andere Dimension. Ich hoffe, ich konnte dadurch euren Horizont etwas erweitern. Es ist gut, wenn der Mensch auch mal über sich selbst und sein Leben nachdenkt. Oft passiert dies erst, wenn er im Sterben liegt, wenn ihm nichts mehr übrigbleibt als seine Erinnerungen. Wenn der Mensch auf ein erfülltes, gutes und erfahrungsreiches Leben zurückschaut, wird er zufrieden einschlafen. Wenn er schreckliche Dinge erlebt hat und in sich trägt, aber sie nicht verarbeitet, sondern verdrängt hat, dann kann das für so einen Menschen am Ende ein sehr bedrückendes Gefühl sein.“

„Ich bin sehr dankbar, dass meine Generation noch kein Krieg, Hunger und Durst erleben musste. Viele andere Menschen vor uns und auf anderen Erdteilen haben sowas erleben müssen. Und es kann auch überall wieder passieren. Ich habe aber das Gefühl, dass größere Katastrophen wieder eintreten werden, obwohl ich ein positiv denkender Mensch sein will. Die Wüste am Ende des Traumes, war das etwa unsere Zukunft?“

„Sie könnte es werden, wenn ihr nicht aufpasst.“

„Und willst du das nicht verhindern?“

„Ich glaube, dass wirst du mich am Ende unseres Gespräches noch einmal fragen, also heben wir uns den Punkt für später auf.“

„Du weißt jetzt schon, was ich dich alles fragen werde?“

„Ja!?“

„Ja klar, wie kann es auch anders sein. Wie hast du das geschafft, JEBUGA, so tief in unser Bewusstsein einzudringen und uns so intensiv träumen zu lassen?“

„Das werdet ihr auch bald können! Ihr seid auf dem besten Weg dahin.“

„Wie meinst du das?“

„Ihr nennt es virtuelle Realität. Irgendwann werdet ihr alles, was ihr in der realen Welt erleben könnt, auch in die künstliche Traumwelt verlagern können: Abenteuer, Kontakte, Liebe, Kommunikation, am Ende euer ganzes Leben.“

„Ja, ich kenne diese virtuellen, künstlichen Welten und sie fangen ja eigentlich schon mit dem Fernsehen an, welches auf der ganzen Welt geschaut wird. Die sozialen Medien lösen immer mehr das natürliche aufeinander zugehen ab, wir starren alle nur noch auf die Smartphones, in der Hoffnung, was zu erleben und verpassen dabei vielleicht gerade in dem Augenblick unser reales Abenteuer direkt gegenüber. Noch intensiver lernt man diese künstlichen Welten am Computer beim Spielen kennen. Ein Riesenmeer von jungen Menschen, meist Männern, sitzen dabei am Bildschirm und tummeln sich gemeinsam in diesen abenteuerlichen virtuellen Welten. Ich möchte mich da nicht ausschließen, war ebenfalls fasziniert und süchtig danach. Man läuft durch bezaubernde Landschaften, besteht tolle Abenteuer und ist der große Retter und Held. Aber eigentlich läuft nur ein intelligentes Programm ab und ich war einer von tausenden, die mit flinken Fingern stundenlang in den leuchtenden Bildschirm schaute. Ähnlich wie im Film „Die Matrix“, wo die Menschen in Wannen liegen und nur noch angezapftes Fleisch sind. Während dieser kostbaren Lebenszeit habe ich meine reale Welt sehr vernachlässigt. Trotz allem war es auch ein aufregendes Abenteuer und Erlebnis, das möchte ich nicht leugnen.“

Ich wendete mich zu dem Leser*:

„Selbst jetzt, lieber Leser*, was machst du gerade? Genau! Du sitzt oder liegst gerade auch nur und liest diesen Text, dieses Buch. Dieser Traum vorhin, das war doch mal richtig Abenteuer und Action, nicht wahr? Vielleicht hätte ich mir noch eine richtige schöne Liebesromanze ausdenken sollen, in der ein schöner gutgebauter netter Mann oder Frau mit dir am Strand spazieren geht und ihr euch im Sand oder im Wasser liebt? Oder gleich eine große paradiesische Sexparty mit vielen jungen schönen Menschen, die alle miteinander schlafen!? Ich nehme mal an, wenn du eine Leserin bist, wirst du eher den romantischen monogamen Strandspaziergang bevorzugen und wenn du ein Leser bist, die wilde Beachparty! 🙂 Aber Spaß wieder beiseite, wir sehnen uns nach schönen Erlebnissen und Abenteuern. Und meist stillen wir diese Sehnsucht mit Theater, mit Büchern, mit Filmen und den anderen künstlichen Dingen. Und das ist auch schön! Wir Menschen träumen gern und lernen dabei was dazu, durch die Kunst in Form von Filmen, Geschichten, Erzählungen und Büchern. Manchmal ist dies der einzige Trost, wenn wir in düstereren Lebenssituationen stecken, aus denen wir kaum herauskommen. Aber wir dürfen bei dem passiven Lesen, Zuhören und Zuschauen nicht bleiben! In unserer modernen Multimedia-Welt träumen wir viel zu viel und verpassen dabei unser eigenes Leben! Wir sind ständig nur Beobachter, wenn wir vor den Büchern, den Bühnen, den Computern und den Smartphones sitzen. Deshalb hoffe ich, lieber Leser*, dass du irgendwann alles von dir weist, was dich lähmt. Erlebe es selbst, was andere dir mit Geschichten, Filmen, Theaterstücken und virtuellen Welten vorgaukeln wollen. Ich will das alles nicht verteufeln, aber der Mensch sollte irgendwann selbst aktiv werden und etwas schaffen, erleben und tun, und nicht nur dasitzen und sich berieseln lassen. Tu und erlebe etwas selbst! Carpe diem – Nutze den Tag! Nicht nur interessanten Menschen in Talkshows zuhören, am PC den Helden spielen, in sozialen Medien auf die große Liebe warten und fremden Abenteuern in Filmen und Büchern mitfiebern. Lebe dein Leben selbst und lass nicht Fernsehsender, Filmproduzenten, Autoren und Spiele-Entwickler für dich leben! Denn diese sind die neuen falschen Propheten unserer modernen Zeit. Sie wollen mit euch und an euch verdienen und ihr sollt dafür als passive Konsumenten mit eurem Geld und kostbaren Leben bezahlen. Genau deshalb bin ich auch unterwegs. Kein Forest Gump oder Assassins Creed mehr, sondern lauf DU los! Kein Kino mehr, um Helden zu bewundern, die nur als Schauspieler ihren Job machen. Wenn du also genug nachgedacht und geträumt hast, dann mach auch DIESES Buch zu und fang an, selbst der Held deines Lebens zu sein!

„Thomas, lass uns jetzt wieder eine Weile meditieren, ruhen und schweigen! Du hebst ja gleich ab!“

Ich gewöhne mich langsam daran, dass mich JEBUGA immer wieder aus der Euphorie holt und abbremst. Es verging wieder eine lange Zeit des Schweigens und das Feuer in unserer Mitte beruhigte mich von ganz allein. Es war einfach schön hier. Nach einiger Zeit schaute mich JEBUGA und auch der Leser* an.

„Was ist? Soll ich wieder ein Lied singen?“

„Ja!!!“


Über sieben Brücken

(1979 – Gruppe Karat)
Manchmal geh ich meine Straße ohne Blick.
Manchmal wünsch ich mir mein Schaukelpferd zurück.
Manchmal bin ich ohne Rast und Ruh.
Manchmal schließ ich alle Türen nach mir zu.

Manchmal ist mir kalt und manchmal heiß.
Manchmal weiß ich nicht mehr was ich weiß.
Manchmal bin ich schon am Morgen müd.
und dann such ich Trost in einem Lied.

Über sieben Brücken musst du geh´n,
sieben dunkle Jahre überstehn.
Sieben Mal wirst du die Asche sein,
aber einmal auch der helle Schein!

Manchmal scheint die Uhr des Lebens still zu stehn.
Manchmal scheint man immer nur im Kreis zu gehen.
Manchmal ist man wie von Fernweh krank.<
Manchmal sitzt man still auf einer Bank.

Manchmal greift man nach der ganzen Welt.
Manchmal meint man, dass der Glücksstern fällt.
Manchmal nimmt man wo man lieber gibt.
Manchmal hasst man das, was man doch liebt.

Über sieben Brücken musst du geh´n, …

„Jetzt möchte ich gern über die philosophischen und religiösen Themen reden!? Wenn ich schon mit einem himmlischen Wesen hier am Feuer sitze, will ich diese Fragen loswerden. Eine, die sofort von Atheisten gestellt wird, wenn man ihnen mit der Existenz Gottes kommt, weiß ich jetzt schon.“

„Ja ich weiß.“

„Und? Willst du sie dem Leser* nicht beantworten?“

„Nein, das kann der Leser* selbst. … Oder du.“

Ich schaute zum Leser*.

„Du weißt, welche Frage ich meine, lieber Leser*?"

„Wenn du nicht an Gott glaubst und mit dieser Frage kommst, dann stelle dir doch mal vor, wenn Gott sich offenbaren und in allen Dingen eingreifen würde? Wenn er alles nach seinen, und nicht nach unseren gerechten Maßstäben regeln würde. Ich will dir das jetzt nicht erklären. Stelle es dir einfach mal vor und du kommst, glaube ich, selbst bald zu der Einsicht, dass du dich genauso zurückhalten würdest, wenn du Gott wärst. Irgendwann würden wir uns nämlich selbst gegen IHN auflehnen und uns beschweren, weil wir nicht seiner Meinung sind. Selbst große gerechte Politiker erkennen manchmal, dass es gar nicht so gut ist, sich in die Angelegenheiten anderer Menschen und Staaten einzumischen. Man wird immer mehr in den Streit und die Ungerechtigkeiten hineingezogen. Und am Ende wird der Gerechte, der sich einmischt, selbst zum Ungerechten."

„Thomas, du weißt ja, du solltest bei dieser Frage unterscheiden!“

Na prima. Nicht nur, dass JEBUGA meine Gedanken lesen kann, sie führt sie auch noch in die richtige Richtung. Also gut:

„Wenn wir Menschen Leid erfahren und uns fragen, warum Gott das zulässt, dann geht es nicht nur um das Leid, welches wir Menschen uns selbst zufügen, zum Beispiel durch Kriege, Umweltzerstörung und Ungerechtigkeiten, denn dieses Leid haben wir ja selbst verursacht. Es gibt auch Leid, welches in Form von Naturkatastrophen, wie zum Beispiel Erdbeben, Tsunamis, Unwetter und tödliche Viren über uns hereinbrechen. Dieses Leid haben wir nicht selbst verursacht, das ist Schicksal! Wenn Menschen dabei ums Leben kommen, fragen sie sich doch zurecht, warum Gott das zulässt, richtig? Denn dafür können wir Menschen nichts!“

Der Leser* nickte eifrig, weil genau das eines der schlagfertigen Argumente ist, dass Gott ein ungerechter Gott sein muss, wenn es ihn gibt und er das nicht verhindert.

Ich schaute JEBUGA herausfordern an.

„Ihr Menschen solltet eure Lebenshaltung überprüfen. Jedem Menschen wird das Leben geschenkt und er sollte dankbar sein. Nicht erst, wenn er das ganze Leben gelebt hat, sondern schon für jedes Jahr, jeden Tag und jede Stunde eurer Erdenzeit. Wenn jemand schon vor seiner Zeit stirbt, ist das traurig. Aber stellt euch eine Welt vor, in der es keine Naturkräfte und Wandlungen gibt. Das ist nicht möglich und läuft wieder die Natur! Überall im ganzen Universum pulsiert die Energie in verschiedensten Formen, wandelt sich und es geschehen dabei auch Reaktionen und Explosionen. Ihr nennt es Katastrophen, wenn es euch betrifft. Soll ich dabei jedes Leben retten? Selbst das der Tiere und Pflanzen? Glaubt ihr, ich werde die Naturgesetze brechen, damit euch und keinem Wesen etwas passiert? Überall, wo Leben ist, muss es auch den Tod geben. Aber glaubt mir, wenn euch Tod und Krankheit ereilt, dann ist mir das nicht egal, ich trauere mit euch, aber ich werde es nicht verhindern, weil der Tod und die Trauer zum Leben gehört, und das Leben und die Liebe zum Tod und dies ist der Lauf der Dinge. Ich regle die Naturgewalten nicht, sondern sie regeln sich selbst im Kräftemessen und nach den physikalischen Gegebenheiten, die ich erschaffen habe.“

Das gefiel mir, was JEBUGA sagte. Konnte nicht gleich etwas sagen. Wir schauten eine Weile ins Feuer.

„Du hast Recht, der Vorwurf von uns Menschen, warum Gott alles Leid zulässt ist gleichzusetzen mit dem Anspruch, dass Gott bitte alles so machen soll, wie wir Menschen uns es wünschen und das ist vermessen und einfältig. Nun haben unsere großen Religionen auf der Welt die Meinung, dass es am Ende eines jeden Menschenlebens ein Weiterleben verbunden mit einer gerechten Strafe bzw. Belohnung gibt. In den fernöstlichen Religionen wird dies durch die Karma- und Reinkarnationslehre vermittelt, bei der der Mensch von einem zum nächsten irdischen Leben auf- bzw. absteigt, im Judentum, Christentum und Islam ist es das Gericht, bei dem jeder Mensch am Ende seiner Erdenzeit nach seinen Werken bzw. nach seinem Glauben gerichtet wird und in den Himmel oder in die Hölle kommt. Überhaupt stellt sich für mich die Frage, ob es ein Weiterleben nach dem Tod gibt?

„Viele Fragen, Thomas!“

Sie lächelte mich an. Ich wusste, dass JEBUGA sie diesmal nicht konkret beantworten wird. Jeder Mensch steht irgendwann unmittelbar vor seinem Tod vor dieser unheimlichen Tür, durch die wir alle hindurchgehen müssen, wenn wir sterben. Und wir Menschen haben wie jedes Wesen auf der Erde Angst vor dem Tod, vor diesem ungewohnten Gedanken, einfach nicht mehr da zu sein und trösten uns mit irgendeinem Glauben und einer Hoffnung, danach weiterzuleben.

„Wir hatten schon vorhin das Thema, ob du dich hier als Welterklärer und Sprachrohr Gottes darstellen willst, der alles weiß und alles erklären kann, oder wie weit du bescheiden und nur beim Philosophieren bleiben willst.“

„Ja, ich möchte nicht behaupten, dass ich weiß, was nach dem irdischen Tod mit den Menschen geschieht. Aber ich reg mich auf, dass es so viele Menschen gibt, die meinen, dies zu wissen.“

„Lass sie doch in ihren Glauben! Du hast deinen oder auch keinen.“

„Ja, nur habe ich manchmal den Eindruck, dass sie überhaupt keine Zweifel mehr äußern, dass sie ihren Glauben zur absoluten Wahrheit machen und so vermessen alles Übersinnliche erklären wollen. Warum?“

„Ganz einfach. Weil sie ein Buch bzw. eine Person als erleuchtet oder von mir gesandt erklären und behaupten, dass dies die Wahrheit ist.“

„Und findest du das richtig?“

„Seit euren Anfängen gibt es Menschen, die sich als Gesandte Gottes und Bücher, die sich als göttliche Offenbarungen ausgeben. Das begann schon mit den Medizinmännern eurer Urvölker. Dies werde ich nicht als richtig oder falsch werten, sondern ist der ganz normale Lauf der Entstehung von vernunftbegabten Wesen. Ihr Menschen seit noch wie Kinder und glaubt gern an Geschichten und Märchen, egal ob sie wahr oder falsch sind. Und du würdest doch Kindern auch nicht ihre Vorstellungen von märchenhaften Wesen ausreden, nur, weil es nicht der Wahrheit entspricht, oder?“

„Nein, ganz gewiss nicht. Aber wenn du auf unsere Menschheitsgeschichte schaust, dann siehst du doch, was diese Arroganz anrichtet, wenn jede Religion behauptet, sie glauben nicht an ein Märchen, sondern kennen die Wahrheit und ziehen am Ende sogar in den Krieg. Auf ihren Fahnen und ihren Gürteln steht „Gott mit uns!“ und jeder behauptet, du stehst ihnen im Kampf gegen die Ungläubigen und Andersgläubigen bei, das fing schon mit dem Volk Israel im Buch Josua an und zieht sich fort bis zum 2.Weltkrieg.“

„Ja das stimmt mich traurig. Denn ich will kein Krieg unter Menschen. Und das wisst ihr auch in eurem Innern. Alle Religionen haben dies auch zum Ziel: Frieden und Gerechtigkeit auf der ganzen Welt.“

„Aber wie sollen die Menschen etwas als wahr und unwahr erkennen, als falsch und richtig beurteilen können, wenn du es ihnen nicht klar sagst, was richtig ist?“

„Wenn es um den Himmel, die Schöpfung und das Leben nach dem Tod geht, so ist es eure Wissenschaft, die euch eure Fragen beantworten wird. Und so lange sie euch noch keine konkreten Antworten geben kann, könnt ihr nur glauben, aber noch nicht wissen. Im Bereich des Umgangs miteinander in Familie und Gesellschaft ist es eure innere Stimme, die euch leiten und führen sollte durch euer Gewissen und eure Vernunft.“

„Viele religiös überzeugte Menschen argumentieren, dass gerade unser Gewissen trügerisch sein kann und es besser ist, wir verlassen uns auf äußere Wegweiser von Gott diktiert, auf Heilige Schriften, Propheten und Stellvertreter Gottes.“

„Wenn sie meinen. Ich rede immer zu jedem einzelnen Menschen mit seiner inneren bzw. meiner Stimme. Wenn der Mensch auf die äußeren Stimmen anderer Menschen und Bücher mehr hört, kann ich nichts dagegen tun. Ich lasse ihm seine Freiheit.“

„Wie stehst du zu der Vorstellung von einem Himmel und einer Hölle?“

JEBUGA zuckte die Schultern.

„Thomas ich werde dir nicht sagen, welche religiöse Vorstellung falsch oder richtig ist. Hinterfragt es selbst! Erzähle du, wie du über das Thema denkst!“

„Also gut: Für mich ist das wie ein falscher Trost, welcher eher unseren Wunschvorstellungen bzw. Rachegefühlen entspringt. Was soll das für ein Gott sein, der sich daran freut, Menschen unendlich lang in der Hölle quälen zu lassen? Selbst wenn es wirklich Menschen waren, die viel Unheil und Leid im Leben angerichtet haben. Die Religionen predigen selbst immer von der Möglichkeit zur Umkehr bei tiefer Reue eines Menschen. Aber nach dem Leben gibt es bei Gott kein Erbarmen? Ich glaub, dass die Hölle, der Himmel und auch das Karma eine Projektion der naiven Denkweise von Menschen sind. Sie sind so wütend auf andere und wünschen denjenigen die ewige Verdammnis und versuchen damit Angst zu machen und Macht auszuüben.“

„Und mit dem Himmel hast du auch deine Zweifel?“

„Ja, auch das ist schwer vorstellbar: Was soll das für ein Leben sein da oben, wo alles vollkommen ist, wo alles hundertprozentig klappt, wo es keine Fehlentscheidungen, keine Spannungen, keine Irrtümer und schlechten Erfahrungen gibt? Ich würde mich nach einer Weile so langweilen. Für mich ist doch gerade das irdische Leben das Spannende, der Wechsel, das Sammeln an guten und schlechten Erfahrungen und die freie Entscheidung zwischen Gut und Böse, das Bunte! Und nicht nur der weiße Himmel und die schwarze Hölle. Es ist für mich alles eine sehr naive Vorstellung.“

JEBUGA lächelte mir zu.

Ich glaube eher an das Leben vor dem Tod und nicht danach.

„Das ist aber nicht von dir!“

Ich schmunzelte:

„Nein, aber auch aus keiner alten heiligen Schrift! Da fällt mir übrigens wieder ein schönes Lied dazu ein:“


Lebendig tot

(1985 – Gerhard Schöne)
Manchmal ist man nicht erst tot, wenn das Herz aufhört zu schlagen,
wenn sie einen auf der Bahre, in den Kühlraum tragen.
Nicht erst wenn die Hand, das letzte Mal ins Leere greift,
nicht erst wenn ‘ne Schaufel Erde auf‘n Sargdeckel knallt.
Vielleicht ist man längst schon tot, obwohl man noch spazieren geht,
eigentlich schon unterm Rasen, auch wenn man noch Rasen mäht.
An der Fernbedienung spielt, sich mit Sonnenöl einreibt,
noch Geburtstagskarten kriegt und selbst Geburtstagskarten schreibt.

Nur noch leere Muscheln, nur noch schöner Schein!
Ist das nicht das schlimmste, lebendig tot zu sein!?

Manchmal kann es ganz schnell geh‘n, wenn der Aufstieg nur noch zählt.
Wenn man etwas sagen müsste, aber doch die Schnauze hält.
Katastrophenmeldung, Lottozahlen, Actionfilm anguckt,
und das Ganze unverdaut mit einem Bierchen runterschluckt.
Manchmal stirbt man, wenn man völlig arglos eine Fliege quält.
Manchmal stirbt man, wenn man grinsend einen Judenwitz erzählt.
Manchmal stirbt man, weil die Watte einem aus den Ohren quillt.
Manchmal stirbt man daran, dass man immer seine Pflicht erfüllt.

Wenn man mitkriegt, dass man tot ist, muss man laut um Hilfe schrein.
Manchmal haucht dann Gott persönlich einem nochmal Leben ein.
Manchmal schickt er einen Engel, der die Herzmassage macht,
bis die Tränen wieder fließen und das Herz im Leibe lacht.
Oh, das ist das größte Wunder, wenn ein Toter aufersteht.
Wenn die Leichenstarre endet und in Leben übergeht.
Wenn die Brust vor Schmerz und Freude, Glück und Trauer wieder bebt.

Sanfte, weiche Muscheln, heller Lichterschein!
Ist das nicht das Größte, vom Tod erwacht zu sein!


„Und ist an der Reinkarnation was dran? Werden wir wiedergeboren?"

JEBUGA zuckte wieder die Schultern. Ich lachte resigniert, weil ich einsah, dass ich nichts Konkretes aus ihr herausbekam.

„Du reagierst genauso wie Buddha und Konfuzius, als sie nach der Existenz Gottes gefragt wurden.“

„Aber erzähl uns DEINE Meinung darüber. Ich und der Leser* hören bestimmt gern zu.“

„Wenn wir in einem nächsten Leben als Baby oder Tier wiedergeboren werden sollten, dann stelle ich mir vor, dass ich auch meine Seele mitnehme, denn das ICH ist ja meine Seele, sonst wäre es auch keine Wiedergeburt, sondern eine Neugeburt. Die meisten können sich aber an kein Bewusstsein während der Geburt und kein Vorleben erinnern, nur an ihr jetziges irdisches Leben. Und die Berichte von sehr wenigen Menschen, die das behaupten, sind sehr spekulativ und nicht zu beweisen. Die Reinkarnationslehre ist für mich ebenfalls eine Wunschvorstellung, ähnlich wie Himmel und Hölle. Und sie beinhaltet das ähnliche Machtinstrument wie die Sündenlehre der Kirche. Mit der Karma-Lehre kann man Menschen, die Leid und Armut durch Ungerechtigkeit erfahren, ruhigstellen, dass sie selbst an ihrem Leid Schuld sind durch ihr Vorleben und dem Sündenfall und nun die Strafe ertragen müssen. Dadurch werden die Menschen manipuliert und stillgehalten, weil sie an etwas schuld sein sollen, was sie in ihrem Vorleben oder in ferner Vergangenheit verbockt haben sollen.“

„Und das Nirwana, wie ihr es nennt?“

„JEBUGA mir ist das etwas unangenehm, dass du mich immer fragst und ich antworte. Sollte es nicht umgedreht sein? DU weißt doch alles und ich so wenig!?“

„Wenn ich möchte, dass ihr Menschen aufeinander zugeht und euch füreinander interessiert, warum sollte ich dies nicht auch tun? Ich finde es immer interessant, wie ihr Menschen euch entwickelt, alte Ansichten verwerft und neues durch eure Forschungen herausfindet. Auch wenn ihr Ansichten habt, die der Wahrheit nicht entsprechen, zum Beispiel wie damals in eurem Mittelalter, als ihr glaubtet, die Erde sei das Zentrum des Universums und eine Scheibe. Ich interessiere mich doch trotzdem für euch und nehme euch ernst. Genauso wie sich Eltern für ihre Kinder interessieren und ihnen zuhören sollte. Also was denkst du über das Nirwana?“

„Du meinst die buddhistische Vorstellung vom Himmel als einen Zustand, in dem die erleuchteten Seelen ein- bzw. aufgehen, wenn sie aus dem Rad des Lebens befreit sind? Ich gebe zu, dass mir diese Vorstellung noch am leichtesten fällt, aber bitte ohne die vorhergehende Reinkarnationslehre und die plötzliche Erleuchtung. Wenn der Mensch in seinem Leben wahrhaftig und intensiv lebt, nicht im materiellen Bereich, sondern im Spirituellen und Seelischen, wenn er sich darin entfaltet und sich sein menschliches ICH in ein himmlisches ICH entwickelt, …“ ich schaute dabei JEGUGA etwas verschmitzt an … „dann würde ich solche seelischen Kostbarkeiten nicht einfach sterben lassen, sondern wie reife Früchte in einer Schale namens Nirwana sammeln!“

„Schöne Vorstellung!“

„Und? Ist das so?“ fragte ich neugierig.

JEBUGA zuckte wieder ganz menschlich die Schultern.

„Lass dich einfach überraschen, Thomas!“

Sie zwinkerte mir zu und ich nickte.

„Ich habe aber auch über den Zustand des Nirwana lange philosophiert und kann mich mit diesem Gedanken schwer anfreunden, dass meine Seele mit anderen Seelen in einer sogenannten Riesenseele aufgeht. Dann gibt es kein Ich mehr! Nur noch ein Wir? Komisch.

Die einfachste und logischste, aber dafür trostloseste Vorstellung vom Leben nach dem Tod ist immer noch die, dass es danach kein Weiterleben mehr gibt. So wie wir uns nicht an uns selbst vor unserem Leben erinnern können, so können wir nach unserem Tod auch nicht mehr darüber nachdenken und trauern, dass wir nicht mehr da sind. Wir sind wirklich nicht mehr da und unsere Seele und unser Geist erlischt wieder. Und dies ist rein wissenschaftlich gesehen auch am wahrscheinlichsten, denn unser Bewusstsein ist nun mal in unserem Gehirn zu Haus, warum sollte nicht mit dem organischen Tod des Gehirns auch der Inhalt wieder sterben und erlöschen. Bei dementen Menschen müssen wir sogar miterleben, wie seine Persönlichkeit und Seele in seinem lebenden Körper langsam durch die Krankheit im Gehirn erlischt. Die Vorstellung von der absoluten Auslöschung eines jeden Menschen, wenn er stirbt, gefällt mir nicht, aber wir sollten unseren Glauben nicht nach unseren Wünschen und Sehnsüchten ausrichten.

Trotzdem möchte ich hoffen und glauben, dass ich weiterlebe, dass wir alle weiterleben. Ich werde wie alle anderen Menschen an Gräbern stehen und mit den Verstorbenen reden, die ich vermisse. Ich glaube, dass sie auf mich warten werden. Das ist Hoffnung. Mein Verstand sagt, da kommt nichts mehr, mein Herz sagt, da kommt noch was! Der Tod ist für mich wie eine Tür. Ich weiß nicht, was dahinter ist, wir alle wissen es nicht. Und wir müssen da durch und lassen es einfach auf uns zukommen.“

„Es bringt nichts, sich so viele Gedanken über etwas zu machen, was außerhalb eures Bewusstseins liegt.“

Ich schaute zum Leser* und spürte bei vielen Lesern Unwillen, besonders bei den Lesern, für die Religion, Gott, Karma, Engel, Himmel und Hölle ausgedachter Unsinn ist. Ich schaute zu JEBUGA, der wieder das Feuer richtete.

„JEBUGA vielleicht gibt es Gott überhaupt nicht? Viele Menschen der Gegenwart glauben, Religionen, sogenannte Heilige Schriften und Gottesoffenbarungen sind alles Einbildung und alter Aberglaube!?“

„Kann sein. Ihr könnt beides noch nicht beweisen. Warum glaubst du nicht wie viele Menschen eurer Zeit, dass es keinen Gott gibt und alles durch einen Urknall und durch die Evolution entstanden ist?“

„Weil es mir unlogisch erscheint. Zu behaupten, dass sich alles von selbst aus dem Nichts entwickelt hat, ist einfach nur eine unüberlegte Behauptung. Jeder Wissenschaftler würde bestätigen, dass in einem absoluten Vakuum auch nichts entstehen kann. Da ist nichts! Nicht ein einziges Atom! Ähnlich wie vorhin in unserem Traum. Also warum soll da was entstehen? Und wenn es vor dem Urknall nichts gab, keine Zeit, kein Raum und keine Energie, dann ist der Urknall auch keine logische Erklärung, sondern wird einfach als gegeben vorausgesetzt. Die Wissenschaft der Menschen hat für den Urknall und für das davor noch keine Erklärungen. Bis vor wenigen hundert Jahren dachten die meisten Menschen noch, alles wurde von Göttern oder einem Gott erschaffen und nun behaupten viele moderne Menschen, alles ist durch allmählicher Entwicklung und Evolution aus dem Nichts entstanden? So ein komplex und intelligent zusammengebautes System, wie das heutige Leben auf der Erde und wir Menschen, kann sich nicht einfach so ohne äußere Einwirkungen entwickelt haben! Irgendwo gibt es einen logischen Ursprung, einen Bauplan, eine Idee, einen Gedanken. Das ist doch bei dem, was wir Menschen erschaffen und herstellen, auch nicht anders. Niemand würde behaupten, dass sich ein Computer einfach so von allein entwickelt hat. Es sind für mich also beide Weltanschauungen naiv: An irgendwelche Götter und Heilige Schriften zu glauben genauso, wie die allgemeine Moderne des Atheismus ohne Gott und schöpferischen Ursprung.“

JEBUGA lächelte:

„Alles hat einen Ursprung.“

„Wie meinst du das?“

„Viele Menschen in den vergangenen Jahrtausenden haben zu mir hochgeschaut, haben geopfert, gebetet, meditiert und manche haben sich gefragt, woher alles kommt, ob es die Reinkarnation, die Götter oder Gott wirklich gibt und ob ich so bin, wie es die jeweiligen Religionen darstellen.“

„Und haben sie die richtigen Antworten bekommen!? Ich stelle fest, dass die Antworten sehr verschieden sind.“

„Ich habe ihnen nie die Fragen beantwortet, so wie ich deine nicht beantworten werde. Darauf müsst ihr selbst kommen. Du stellst mich zum Beispiel hier als Person dar! Viele in eurer jetzigen Erdenzeit glauben, dass ich keine Persönlichkeit habe, sondern ich nur universelle Energie und Liebe bin. Warum meinst du, dass ich eine Person bin?“

„Wenn du keine Persönlichkeit hättest, also keine Seele, kein ICH, dann wärst du nur ein Neutrum, ein Zustand und wir hätten etwas, was du nicht hast.“

„Ja. Das Geschaffene kann nie mehr haben oder sein wie der Ursprung, aus dem es entstanden ist. Der Meister steht immer über seinem Werk und nicht umgekehrt. Aber vielleicht bin ich nicht nur eine Person, nicht nur eine oder einer, sondern ich bin viele!?“

„Du meinst, du bist eine Außerirdische von vielen? Wäre auch möglich, aber dann kann ich fragen, woher ihr Außerirdischen wiederum kommt.“

Ich sah den Leser* winken und ich vermutete ein Argument, welches oft von Nichtgläubigen gegenüber Gläubigen zum Thema Schöpfung des Menschen verwendet wird.

„Unser Leser* meint, die Schöpfungsgeschichte, die in den meisten alten Schriften erwähnt wird, ist völlig veraltet und naiv und die Wissenschaft hat längst bewiesen, dass wir Menschen von den Affen abstammen.“

„Und? Was glaubst du?“

„Das stimmt! Wir stammen von den Affen ab, das ist nicht von der wissenschaftlichen Hand zu weisen und Charles Darwin hat mit seiner Evolutionstheorie Recht. Wir haben uns durch die natürlichen Gesetze der Evolution und Auslese langsam aus dem Tierreich herausentwickelt. Aber so, wie wir es schon bei der Entstehung neuen Lebens in einem Mutterleib beobachten können, so ist es mit der globalen Entwicklung des Lebens ähnlich: Am Anfang liegt alles bereit als Erbmaterial, da wird nichts geformt und gestaltet. Wenn eine weibliche und männliche Samenzelle aufeinandertreffen und es zu einem biologischen Urknall kommt, dann entwickelt sich das Wunderwerk nur noch mit der Zufuhr von Nährstoffen. Warum sollte dies nicht in ähnlicher Form mit dem Leben auf der Erde und im Universum geschehen!? Ich habe bei meinen wissenschaftlichen Studien erfahren, dass die Forschung noch nicht einmal genau weiß, wie das Wasser auf unsere Erde gelangt ist. Sie vermutet, durch sehr viele Asteroiden, die Wasser enthalten haben. Vielleicht waren auch dort schon Urzellen unseres Lebens enthalten?"

„Thomas, wir sollten mal aufhören mit deinen Spekulationen. Das bringt doch nichts.“

„Ich habe noch so viele Fragen! Zum Beispiel wie es mit dem Bösen ist. Gibt es einen Teufel, Satan oder so etwas Ähnliches? “

„Das Böse und das Gute sind Bewertungen eurer Seele. Wenn eure Seele groß ist, könnt ihr etwas richtig einschätzen, wenn eure Seele klein und verkümmert ist, könnt ihr etwas falsch oder gar nicht beurteilen, ähnlich wie bei den Tieren. Sie handeln nur nach Instinkten und kämpfen um ihr Überleben, wie es die Naturgesetze vorschreiben. Es ist alles eine Frage der Seele und des Geistes. Das Gute wie auch das Böse braucht keine Personifizierung. Ich bin nicht gut, nicht böse , ich bin alles! Ich bin der Ursprung. Und ich brauche keinen Widersacher, um alles, was für euch gut oder böse ist, bereitzustellen. Ihr braucht nur überlegen, was euch und allen Dingen in der Welt guttut, das ist der Schlüssel zum Glück.

Nur noch eine Frage, Thomas, denn ich habe dir vorhin schon versucht zu erklären, dass alles Wissen, Forschen und Lernen für mich nicht so eine große Bedeutung hat, wie die tätige Liebe.“

„Okay die letzte Frage: Die großen Religionen zeugen immer von dem jüngsten Tag und dem letzten Gericht, wenn die Erde mit gewaltigen Katastrophen heimgesucht wird und alle Menschen, die noch Lebenden wie auch die Toten, auferstehen, vor ein göttliches Gericht kommen, um dort nach ihren Werken und nach ihrem Glauben gerichtet zu werden. Ist da was dran?“

„Thomas stelle dir das bitte mal selbst vor! Diese Milliarden Menschen, riesige Berge von Bücher, überall wird diskutiert, viele fühlen sich ungerecht behandelt, viele zeigen auf den anderen, dass der doch schuld sei und am Ende kommen alle Menschen nach dem Richterspruch in den Himmel oder in die Hölle. Und die ganzen Naturkatastrophen in diesen Endzeitgeschichten kommen auch von mir? Ihr Menschen verursacht doch selbst diese Zerstörung durch euer maßloses Verhalten und unüberlegtes Handeln. Wenn ihr euch weiter so vermehrt und nicht mit dem, was die Erde euch bereitstellt vernünftig haushaltet, werdet ihr bald an eure Grenzen stoßen. Das ist ein ganz natürliches Gesetz. Selbstverständlich werden Epidemien ausbrechen, Hungersnöte zunehmen und sich schwere Unwetter und Klimakatastrophen einstellen. Beobachte das Tierreich, auch dort kann sich jede Art und Gattung nur soweit ausbreiten, wie sie Nahrung und Raum vorfindet. Ihr werdet bald an eure globalen Grenzen stoßen und wenn ihr Menschen euch nicht besinnt, sondern euch selbst auf dieser Erde umbringt, wird gar nichts passieren! Ihr habt durch eure Wissenschaft schon selbst festgestellt, dass eure Erde nur ein kleines Staubkorn im Weltall ist und ihr wäret nicht die erste Zivilisation, die es schafft, ihren eigenen Planeten unbewohnbar zu machen. Vielleicht entwickelt sich nach euch, wenn die Erde sich von euch wieder erholt hat, eine neue Spezies, die vernünftiger ist? Alles ist in meiner Schöpfung möglich und Zeit ist auf eurer Erde noch genug vorhanden, bevor eure Sonne für immer untergeht. Ihr habt so gute Voraussetzungen und einen so schönen Planeten. Jetzt muss jeder einzelne von euch nur damit auch bewusst umgehen. Wenn ihr das nicht tut, kann ich euch nicht helfen.
Wie Eltern, welche stolz sind, dass ihre Kinder glückliche und selbstbewusste Persönlichleiten geworden sind, werde ich mich über euch freuen, wenn ihr harmonisch in Liebe und Frieden auf eurer Erde miteinander lebt. Und ich werde weinen und trauern, wie der Vater über seinen verlorenen Sohn, wenn ihr euch durch Unvernunft und blinder Willkür auf eurer Erde selbst die Lebensgrundlage nehmt und euch vernichtet. Aber die Schuld werde ich euch durch irgendein Endzeitgericht nicht abnehmen. Ihr seid für mich keine Sträflinge und Gefangenen, die alle vor Gericht müssen. Die Erlösung und das Himmelreich ist in euch, ihr müsst es nur entdecken, dann seid ihr frei und braucht kein Gericht.“

Ich war erleichtert und niedergeschlagen zugleich und kam mir vor, wie ein kleiner Junge, der einsehen musste, dass es keine faulen Ausreden mehr gibt. Dass es Zeit ist, etwas zu tun und nicht immer nur zu glauben, zu warten und zu hoffen.

„Genau Thomas! Deshalb hören wir jetzt auf, zu reden und du pilgerst endlich los. Es gibt für dich und für euch Menschen noch viel zu tun. Freut euch des Lebens, so lange es geht und versucht es zu retten, wenn euch was daran liegt.“

Ich richtete mich auf und war bereit für meine Pilgerreise. Wo sie hingeht? Nicht zu irgendwelchen religiösen Tempeln und Kathedralen. Der Wald ist mein Tempel. Hoffentlich bleibt er noch eine Weile erhalten. Und ich suche das Himmelreich auf Erden! Uns retten, bevor es zu spät ist. Aber dies auch mit viel Freude und Optimismus. Ich will nicht als fluchender Endzeitprophet herumlaufen, sondern EINFACH im doppelten Sinne leben, zeigen, dass Glück etwas anderes ist, als was die heutige Gesellschaft den Menschen immer einreden will, um noch mehr Wachstum und Kapital zu erzeugen und noch mehr daran zu verdienen. Ich will das Kleine beachten, das Leise hören, das Langsame leben und alles etwas entschleunigen. Viele Menschen sind auf der Erde zu Fuß als Pilger unterwegs. Buddhisten pilgern zu ihren heiligen Bergen und Tempeln, Moslems pilgern nach Mekka, Christen pilgern auf den Jakobswegen und viele andere genießen diese schöne Erde beim Wandern, beim Bergsteigen und beim Segeln über das Meer. Wir sind wie die Natur, bunt und verschieden! Und verbinden sollte uns auf unseren Begegnungen immer die Liebe.

"Ich geh jetzt los!"

Damit ich nicht von Emotionen, Frustration und Angst in die Tiefe gerissen werde, haben mich die fernöstlichen Religionen drei wesentliche Punkte gelehrt:

Der Weg ist das Ziel!

Bleib fern von einem jeden Lob und Tadel!

Dein Tun soll nicht vom Erfolg oder Nichterfolg bestimmt sein!

Mir ist es egal, lieber Leser*, wie du über mich denkst und es ist mir egal, wie lange ich das durchhalte oder ob mich vorzeitig das Schicksal wie bei so vielen Menschen ereilt. Das einzige, was mir nicht egal ist, das ist meine innere Stimme: JEBUGA. Tragen und leiten soll mich die Liebe Gottes, die Hoffnung der Menschen und der Glaube an das Gute.

„Erwarte jetzt bitte keinen Sendungsauftrag von mir, Thomas! Das haben sich schon vor dir viele erhofft und eingebildet! Ich freue mich über jeden Menschen, der sich selbst als göttliches Wesen erkennt und genauso lebt, wie es mein Plan ist: Mit Glück im Herzen, klarem Verstand und viel Liebe zu seiner Umgebung. Es sind die vielen kleinen Liebeshandlungen auf der ganzen Welt, die euch retten werden und nicht nur die großen eitlen Heldentaten, wie deine Pilgerreisen und dein Buch. Also pass auf dein Herz auf, Thomas, dass du nicht arrogant und überheblich wirst. Meinen Segen bekommt jeder Mensch, der sich selbstlos für die Liebe auf dieser Welt einsetzt, denn das ist eure Bestimmung.“

„Ja, ich achte darauf, liebe JEBUGA. Danke für diese erfahrungsreiche und schöne Unterhaltung hier am Feuer, auch wenn du manchmal ziemlich direkt zu mir warst! Ich werde dich immer in meinem Herzen behalten und ich weiß, dass du bei mir bist, sollte ich mich mal sehr verlassen und einsam fühlen.“

JEBUGA lächelte, stand auf und breitete ihre Arme zu mir aus. Ich tat es ihr gleich und umarmte sie. Ein Gefühl der Wärme und Geborgenheit durchströmte wieder meinen Körper.

„Ich werde immer bei dir sein, lieber Thomas, in schönen wie in schweren Zeiten! Leider kann ich auch dir keine Sicherheit versprechen. Du bist genauso den Launen der Gesellschaft, der Natur, dem Schicksal und deiner eigenen Fehlbarkeit ausgesetzt, wie alle anderen Wesen in diesem Universum. Es gab unter euch großartige Menschen, die ich beobachtete und begleitete und viele haben sich für Liebe und Wahrheit eingesetzt und mussten dafür mit ihrer Freiheit oder gar ihrem Leben bezahlen. Ich bin bei dir und bei euch. Alles hat einen Sinn, das Leben wie auch der Tod.“

„Ich habe hier noch einen Brief an meine drei großen Meister. Vielleicht gibt es sie ja wirklich noch da oben und du kannst ihnen diesen Brief geben!?“

Lächelnd ohne eine Antwort steckte JEBUGA den Brief ein. Ich wendete mich zum Leser*.

„Mach‘s gut lieber Leser*! Ich hoffe, die Unterhaltung war für dich nicht zu verrückt und abgehoben. Es folgen hier im himmlischen Teil noch einige andere „paradiesische Köstlichkeiten“. Im zweiten Teil meines Buches werde ich sachlicher und am Ende lernst du mich ganz persönlich kennen. Ich hoffe, wir treffen uns auch mal im wirklichen Leben auf der Straße oder in der Natur, oder kennen wir uns schon? Aber ich höre jetzt auf zu reden. Jetzt will ich laufen, den Wald genießen, solange er noch gesund ist und wieder eine lange Weile schweigen. Ich wünsche dir viel Glück und Segen in deinem Leben! Carpe diem! Mach was daraus!“

Ich schnappte mein Wägelchen und lief wieder zurück zum Waldweg, dem roten Läufer, der sich durch den Tempel Gottes schlängelt und auf dem ich gekommen war. Ich schritt wieder durch das heilige Gewölbe und sang:


So soll es bleiben

(Adel Tawil – 2007)
Ich warte schon so lange auf den einen Moment.
Ich bin auf der Suche nach hundert Prozent.
Wann ist es endlich richtig? Wann macht es einen Sinn?
Ich werde es erst wissen, wenn ich angekommen bin.

Ich will sagen:
So soll es sein, so kann es bleiben!
So hab ich es mir gewünscht.
Alles passt perfekt zusammen!
Weil endlich alles stimmt
und mein Herz gefangen nimmt.


Wenn es da ist, werd ich feiern, ich weiß, da ist noch mehr.
Es liegt noch so viel vor mir, ich lauf noch hinterher.
Bis jetzt fühl ich nur die Hälfte von allem, was geht.
Ich muss noch weitersuchen, weil immer noch was fehlt.

Ich weiß nicht, wo du bist oder wo du wohnst,
aber eins ist sicher, dass es sich lohnt.
Ich bete jede Nacht, dass ich dich finde.

Und du sagst:
So soll es sein, so kann es bleiben! …

Abschiedsworte JEBUGAs an den Leser*:

„Jetzt sind wir beide nur noch hier, lieber Leser*, und ich werde auch wieder verschwinden. Du weißt, ich bin nur eine Einbildung und ein Gedankenexperiment von Pilger Thomas. Aber egal, was du bis jetzt gelesen hast oder noch lesen wirst, höre immer auf deine eigene Stimme und gehe weiterhin DEINEN Weg! Lasse dich nicht zu sehr von anderen Menschen beeinflussen, auch wenn sie meinen, erwählt und erleuchtet zu sein oder die Wahrheit und Gott zu kennen! Höre zu, lasse dich inspirieren, glaube aber nicht alles, was Menschen dir sagen! Selbst wenn sie dir sehr sympathisch und liebevoll erscheinen und einen erfahrenen und weisen Eindruck auf dich machen, muss das, was sie dir sagen, nicht unbedingt wahr sein. Glaube erst einmal nur an dich und das, was du verstehst und wovon du überzeugt bist!
Vielleicht haben wir beide schon längst eine ganz eigene Beziehung zueinander und wir kennen uns lange vor diesem Buch. Vielleicht bin ich Jesus für dich, vielleicht Krishna oder Allah. Vielleicht die schaffende Energie des Universums oder ich bin gar nicht für dich da und werde es auch nie sein. Egal! Hauptsache, du bleibst dir treu und hörst auf deine innere Stimme, bist glücklich und machst andere glücklich. Genau das ist der Sinn des wahren Lebens! Ich will nicht, dass die Menschen den richtigen Glauben haben und sich ständig mit diesen Themen beschäftigen. Vielleicht wirst du mich und das Leben noch auf eine ganz andere Art und Weise kennenlernen!? Das wiederum wissen nur wir beide! Ich bin das Leben. Ich bin die Liebe. Ich bin der Ursprung. Und ich bin bei dir und in dir, aber erst, wenn du nach mir suchst! Suche das Leben, suche dich, suche mich und du wirst dies alles finden… “

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© Pilger Thomas
www.jebuga.de

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