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Die großen Errungenschaften der Menschheit

Versuche mal selbst, lieber Leser*, die positiven Errungenschaften der Menschheit aufzulisten! Das fällt uns schwerer, wie über das Negative zu schimpfen. Jeder, der schon mal in seinem Leben Phasen des Fastens, des freiwilligen Entzuges von Luxus und der Selbstversorgung erlebt hatte, stößt schnell auf die Vorzüge des modernen gesellschaftlichen Lebens, wenn er sie vermisst. Zum Beispiel freue ich mich sehr über das Straßen- und Radwegenetz in Deutschland. Wenn es dieses nicht gäbe, sondern nur die alten mittelalterlichen Schlammpfade, dann könnte ich mein Wägelchen nicht so gemütlich hinter mir herziehen. Selbst Wälder, wenn sie klassische Urwälder wären, würden für mich kein Vergnügen mehr sein, denn ohne Waldwege müsste ich mich immer durch das Dickicht kämpfen oder zumindest ständig vor mich auf den Waldboden schauen, um aufzupassen, wo ich hintrete oder hängenbleibe. Wir gewöhnen uns allzu schnell an die Vorzüge der modernen Gesellschaft bzw. übersehen sie.
Eine weitere Errungenschaft ist die soziale Absicherung in den modernen Staaten. Früher mussten die Menschen mit ihrer Großfamilie von drei Generationen alles selbst regeln und finanzieren: Die heutige Krankenkasse war damals nur der Landarzt, der nicht viel machen konnte, aber auch gleich naturell bzw. finanziell nach seinem Besuch bezahlt werden wollte. OPs gab es noch nicht in dem Maße. Eine Rente gab es nicht. Die junge Generation war für die alte Generation in allen Belangen zuständig. Schulen gab es nicht. Die Kinder mussten einfach im Haushalt, Handwerk oder auf dem Acker mitarbeiten, bis sie das Geschäft ganz übernahmen. Und an eine Trennung und Scheidung von Ehepartnern war nicht zu denken, weil der Mann mit seiner Arbeit komplett für die Frau und die Kinder sorgte und nach einer Trennung die Frau mit Kindern in Armut und Elend abgerutscht wäre. Heute genießen wir unsere Freiheit und Unabhängigkeit durch die bestehenden sozialen Systeme und Versicherungen.
Das Bildungsnetz hat sich durch das etwas 30 Jahre junge Internet weltweit um den ganzen Globus gespannt. Jeder, auch arme Menschen, kann sich zu allen Themen informieren und Nachrichten weltweit verfolgen. Damals auf dem Land in einem gottverlassenen Dorf warst du froh, wenn mal ein Pilger oder Postbote zu Fuß oder zu Pferde durchs Dorf kam und mal was von der Außenwelt erzählte, welche aber auch nur einen Radius von 1000 km besaß. Heute gibt es eine Welt ohne regionale Nachrichtengrenzen.
Die Demokratie und Gewaltenteilung ist ein großer Fortschritt in den entwickelten Staaten. Früher konnte ein Kaiser und Monarch einfach machen, was er wollte, da er ja auch die Gesetze erlassen und nach seinem Gutdünken anpassen konnte. Heute staunt man, wie selbst renommierte Präsidenten manchmal in große Schwierigkeiten mit dem Justizapparat ihres eigenen Staates kommen können.

Vielleicht kann ich unseren Fortschritt und die immense Entwicklung unserer Fortbewegungsmöglichkeiten mit einem folgenden fiktiven Interview veranschaulichen? Ich glaube, es reicht, wenn stellvertretend eine Mutter vom Lande vor 150 Jahren Fragen eines Reporters von heute beantwortet:

… ach wir lassen die Fragerei jetzt mal sein, die Heidi ist schon völlig überfordert.🙂 Aber ich habe bewusst immer diese eine Stunde Fußmarsch erwähnt: Wenn ich durch Deutschland laufe, weiß ich, der nächste Ort kommt zu Fuß in einer Stunde, 5 km/h hat der Fußgänger und die meisten Orte liegen so 5 km im Schnitt auseinander. Damals war das ganz normal zu laufen und in dieser Zeit kamen die Menschen auch wieder zur Ruhe. Heute steigen wir wegen jedem kleinen Kilometer ins Auto, fahren einige Sekunden, alles läuft schnell im Minutentakt ab. Hier zeigen sich wiederum die Schwachstellen mancher Errungenschaften, der Mensch kommt in seinem Arbeitsalltag zwischendurch kaum noch zur Ruhe. Die Menschen damals lebten viel langsamer und ruhiger und litten dadurch weniger unter Burn-Outs, Herzinfarkten, Bewegungsarmut und Stoffwechselproblemen.

Was auch noch gar nicht so alt ist: unser Abfallentsorgungs- und Klärsystem. Noch im 19.Jahrhundert gab es Städte, die kein Klärwerk und keine Abfallentsorgung hatten. Überall auf den Straßen stank es, überall Matsch, Kacke und Müll. Das Zeug wurde meist einfach aus dem Fenster vor das Haus gekippt. Machen Sie mal Stadtführungen durch mittelalterliche Städte mit, die meisten können das bestätigen. Auch die Menschen stanken mehr, so wie ich manchmal! 😉 Einfach, weil keiner den Anschluss und Abfluss für eine Dusche und eine Toilette im Hause hatte, sondern nur ein Plumpsklo im Hinterhof. Und die Frau ging nicht zur Waschmaschine rüber oder in ein Waschcenter, sondern an eine Stelle am Fluss, wo schon die anderen Frauen knieten und mit Kernseife die Wäsche im kalten Flusswasser schrubbten. Der moderne Teil unserer Welt ist sauberer, hygienischer und kultivierter geworden. Natürlich gibt es noch große Regionen auf der Welt, wo das nicht selbstverständlich ist. Außerdem muss man zwischen dem Land- und dem Stadtleben unterscheiden.
Die Leute, die sich nach den alten, natürlichen und mittelalterlichen Zeiten nostalgisch zurücksehnen, würden sich sehr schnell wieder unsere moderne Zeit zurückwünschen, wenn man sie für eine Weile dorthin beamen würde. Junge Leute, die sich zu Landkommunen zusammenschließen und Alternativen gegenüber dem menschenfeindlichen Stadtleben aufbauen wollen, kommen oft an diesen Punkt.
Die moderne Kultivierung des menschlichen Lebens steht auch unmittelbar im Zusammenhang mit dem Reichtum eines Landes. Die Römer konnten sich ihren Fortschritt in Kultur, Städte- und Straßenbau nur leisten, weil ihnen durch ihre Weltherrschaft so viele Mittel zu Verfügung standen, um dies umzusetzen. Auch heute gibt es die großen Metropolen und Zentren der Moderne, die auf Kosten der ländlicheren Regionen leben, die für die Erhaltung der Städte arbeiten und weniger oder gar nichts von den modernen Errungenschaften haben, wie zum Beispiel die großen Textilfabriken für die Welt in Indien oder die spanischen Plantagen mit afrikanischen Gastarbeitern für Europa.
Selbst Moral und Ethik stehen im Einfluss des Reichtums und des allgemeinen Lebensniveaus eines Landes. Wenn Menschen jeden Tag um das nackte Überleben und das ihrer Familie kämpfen, ist nicht viel Zeit für Bildung und Kultur und sie sind viel eher bereit, das Gesetz zu brechen und auf illegale Weise an Geld und Waren heranzukommen. Beispiel: Rauschgifthandel in Südamerika oder Waffen- und Menschenschmuggel im Nahen Osten.
Errungenschaften sollten also für alle Menschen bereitgestellt werden und nicht nur uns Reichen in Deutschland bzw. Europa. Eigentlich komme ich schon automatisch zu den Missständen und zu den ungerechten Verteilungen auf der Welt. Darüber gibt es schon viel Literatur und ich möchte auf dieses Thema später nochmal kurz eingehen. Im folgenden Kapitel geht es weniger um die Missstände, sondern um die großen drohenden Katastrophen, die uns als Menschheit wieder weit zurückwerfen oder sogar auslöschen könnten. Anschließend erläutere ich einige Lösungsvorschläge dazu:

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© Pilger Thomas
www.jebuga.de


Mensch

(2002 – Herbert Grönemeyer)

Momentan ist richtig, momentan ist gut.
Nichts ist wirklich wichtig, nach der Ebbe kommt die Flut.
Am Strand des Lebens ohne Grund, ohne Verstand.
Ist nichts vergebens. Ich bau die Träume auf den Sand

Und es ist ok, alles auf dem Weg.
Es ist Sonnenzeit, unbeschwert und frei.
Und der Mensch heißt Mensch, weil er vergisst, weil er verdrängt,
weil er schwärmt und stählt, weil er wärmt, wenn er erzählt.
Und weil er lacht, weil er lebt, du fehlst!


Das Firmament hat geöffnet, wolkenlos und ozeanblau.
Telefon, Gas, Elektrik - unbezahlt, und das geht auch.
Teil mit mir deinen Frieden, wenn auch nur geborgt.
Ich will nicht deine Liebe, Ich will nur dein Wort.

Und es ist ok, alles auf dem Weg.
Und es ist Sonnenzeit, unbeschwert und frei.
und der Mensch heißt Mensch, weil er irrt und weil er kämpft
und weil er hofft und liebt, weil er mitfühlt und vergibt
Und weil er lacht und weil er lebt, du fehlst!
Oh, es ist schon ok, es tut gleichmäßig weh.
Es ist Sonnenzeit ohne Plan, ohne Geleit.
Und der Mensch heißt Mensch, weil er erinnert, weil er kämpft
Und weil er hofft und liebt, weil er mitfühlt und vergibt
Und weil er lacht und weil er lebt, du fehlst!