☰ MENU ⤋ ☰ MENU ⤊


Komm mit mir mit! Die Lehre vom Leben, Lieben und Lernen

Komm mit! In Gedanken oder vielleicht auch mal in Wirklichkeit. Ich habe mich schon damals in meinen jungen Pilgerjahren gefreut, wenn jemand eine Weile mit mir mitlief. In diesem letzten Kapitel des himmlischen Teiles lade ich dich ein, visuell ein Stück meines Weges mitzugehen. Weißt du, was das allerschönste beim Wandern und Pilgern ist? Das Gehen selbst! Es ist wie ein beruhigender Herzschlag! Und mit den Tagen merkst du, wie dein ganzer Organismus runterkommt, leise und langsam mit dem Rhythmus der Natur mitschlägt und bei jedem Schritt durchatmet. Frische Luft und immer leichte Bewegungen. Herrlich! Ein kleiner Spaziergang oder eine Stunde Meditation im stressigen Alltag sind auch beruhigend, haben aber bei weitem nicht diese Langzeitwirkung wie das tagelange Pilgern und Wandern. Natürlich kann ich dir das genauso wenig hier in dem Buch vermitteln, wie anfangs das Sitzen am Feuer. Also mach das mal. Schnapp dir deinen Rucksack und lauf zu Fuß durchs Land! Du machst nur gute Erfahrungen!

Was wird dich in diesem Kapitel erwarten? Keine Reiseberichte. Wobei Pilgerreisen immer abenteuerlich sind. Die Leser, die sich für spektakuläre Blogs und Reiseberichte interessieren, für jene habe ich im letzten persönlichen Teil ein paar erlebte Pilgergeschichten von heute und damals aufgeschrieben. Auch reden wir hier noch nicht über sachliche Themen. Das kommt später. Hier in diesem Kapitel leg ich dir meine Gedanken und Ansichten über uns Menschen und das Leben in möglichst einfacher und verständlicher Form dar.

Bevor ich beginne, sollten wir drei Verständnisfragen klären. Die erste wäre:

Was soll das Lernen, Philosophieren und die Wahrheitssuche bringen?

Es geht hier nicht um das Lernen in der Schule oder auf der Akademie. Es geht um das spirituelle Lernen, das Leben in seiner Gesamtheit zu verstehen, den Sinn des Ganzen zu begreifen und sich selbst im Ganzen zu erkennen. Dieses Lernen ist aber auch nur ein Mittel zum Zweck. Der Zweck ist das erlebte Glücksgefühl, das gelebte Leben und die tätige Liebe. Das Lernen kann uns allmählich im Geist wachsen lassen und wenn wir es verstehen, aus dieser Erweiterung unseres geistigen Horizontes das richtige Handeln hervorzubringen, dann sind wir auf dem richtigen Weg. Das Lernen steht dabei immer in Wechselbeziehung mit dem Leben. Wenn du nur über das Leben nachdenkst, es aber nicht in deinem Leben in die Tat umsetzt, wirst du es nie in seiner Fülle begreifen. Du bist dann ein intellektueller Theoretiker und Philosoph, von denen wir so viele haben und hatten. Selbst die negativen Geschehnisse in unserem Leben sind kostbare und tiefgründige Erfahrungen, welche wir für unsere Erfahrungen und Entfaltung brauchen. Die nächste Frage ist, in welcher Position du mich siehst und wie nimmst du mein Geschriebenes hier auf.

Was ist der Unterschied zwischen einer Lehre und einer eigenen Meinung?

Bleibe ich bescheiden und habe nur meine Ansichten und Meinungen oder präsentiere ich dir hier eine Lehre, also eine absolute Wahrheit? Wähle ich das erste, wird es dich vielleicht nicht so sehr beeindrucken. "Der kann ja viel erzählen!" wirst du sagen. Wenn ich mich aber als mystischer spiritueller Lehrer und Meister mit "Omm!" und halbgeschlossenen Augen vor dir im Yoga Sitz aufbaue und dir mit einer umwerfenden gelassenen Ausstrahlung göttliche und spirituelle Lehren vermittle, könnte dich das schon eher beeindrucken und du wirst eventuell ein wahrer Jünger, der nichts von dem, was ich dir sage, anzweifelt. Oder ich bin ein hochpromivierter philosophischer Akademiker mit Schlips, Anzug und drei Doktortiteln, dann wirst du vielleicht irgendwo in den Reihen sitzen, ehrfurchtsvoll zuhören, klatschen und mein Gesagtes als unumstößliche Wahrheit und Wissenschaft anerkennen. Glaub mir, lieber Leser*, ich wähle doch lieber das erste, weil ich nicht zu den heiligen, hohen, religiösen, philosophischen und spirituellen Würdenträgern dieser Welt gehören will, die sich damit so wichtigmachen.
Wenn du das Buch von Anfang an gelesen hast, wirst du festgestellt haben, dass ich diese Frage schon in der "Begegnung am Feuer" beleuchtet habe. Wenn ich darin NICHT zugegeben hätte, dass JEBUGA nur meiner Einbildung und Phantasie entspringt, sondern sich wirklich mit mir am Feuer getroffen hat, dann hätte ich mich zu einem neuen Propheten und Religionsgründer gemacht, der Gott und die neue Botschaft entgegennimmt und diese nun an dich und die Welt weitergibt. Wenn du dies alles so glaubst, haben wir eine neue Religion mit mir als Gründer und Propheten und dir als ersten Jünger und Gläubigen, der überzeugt ist, dass alles wahr ist, was ich sage und schreibe, weil es ja nicht meine Meinung oder meine Gedanken sind, sondern eine spirituelle Lehre, eine Geisteswissenschaft, eine Offenbarung von oben bzw. die Weitergabe einer absoluten Wahrheit und göttlichen Botschaft. Und so sind die meisten Religionen und Geisteswissenschaften entstanden, entweder hat sich der Gründer am Anfang als eine heilige Instanz dargestellt oder er wurde nachträglich zu einer hochstilisiert. Des Weiteren gibt es den Unterschied, ob der Gründer sich nur als Werkzeug und Sprachrohr Gottes ausgibt, wie es zum Beispiel bei Moses, Jesus, Mohammed und einigen Neuzeit-Propheten der Fall ist, oder ob derjenige aus sich selbst heraus die absolute Wahrheit erkannt haben will und den Status eines Erleuchteten einnimmt, ähnlich wie bei Buddha oder dem Dalai-Lama.
Jeder wird natürlich zustimmen, dass es ehrlicher und bescheidener ist, bei seiner Meinung zu bleiben und diese nicht von sich abzukoppeln und als absolute Wahrheit, Offenbarung oder Geisteswissenschaft zu verbreiten. Sollte er dies doch tun, liegt es nun wiederum an dem Zuhörer* und Leser*, wie er mit dem Gesagten und Geschriebenen umgeht. Überzeugte religiöse Menschen tun sich unheimlich schwer, ihre eigene Religion anzuzweifeln, weil sie es als absolute Wahrheit aufgenommen und anerkannt haben und den Gründer als heiligen Lehrer und die jeweilige Heilige Schrift bzw. das entsprechende Schulbuch als Lerngrundlage und wahre Orientierungshilfe ansehen. Der kleine Satz "Wo ein Guru ist, da ist der Jünger nicht weit." bringt diese ganze Problematik noch einmal auf den Punkt. Jesus wird zum Beispiel in den Ur-Evangelien (von Matthäus, Markus und Lukas) von jemanden "Guter Meister" genannt und darüber regt sich Jesus sehr auf; er sagt, dass "nur einer gut ist: Gott im Himmel!" Ein Satz der sich schwer mit dem recht selbstverherrlichenden Jesus als Sohn Gottes im späteren Evangelium von Johannes vereinbaren lässt. Die Frage kann also gestellt werden, ob der Jesus des Johannesevangeliums mit dem eigentlichen "Ur-Jesus", wie er damals gelebt und gelehrt hat, noch übereinstimmt, das ist aber ein anderes Thema, ich möchte nicht zu sehr ausschweifen.

Lieber Leser*, ich möchte um Gotteswillen nicht als Erleuchteter, Heiliger oder Wahrheitsverkünder von dir gesehen werden! Da verschwinde ich ganz schnell und wir gehen wieder getrennte Wege! Als Lehrer oder Meister kannst du mich gern eine Weile "auserwählen", um von mir zu lernen, das wird in Schulen, Handwerksbetrieben, Akademien und fernöstlichen Klöstern nicht anders praktiziert. Aber wenn du genug von mir (gelernt) hast, dann geh wieder deine eigenen Wege oder schließe dich jemand anderen an! Glaube an dich und nicht an mich und rechne bei allem, was Leute dir über Gott, die Wahrheit und die himmlischen Welten erzählen wollen, damit, dass sie dir im guten Geist "die Taschen vollhauen", wie auf einem religiösen und spirituellen Jahrmarkt. Und dieser Markt ist riesig und viele Behauptungen der lauten Marktschreier unterscheiden sich und lassen sich nicht beweisen. Denn jeder Verkäufer ist überzeugt, dass seine Ware die einzig richtige und beste ist. Glaub nicht allen Angeboten, Produkten und Behauptungen, sonst wirst du am Ende arm und verrückt sein.

Du musst auch damit rechnen, dass ICH später vielleicht auch mal von den Medien "in die Mangel genommen werde" und da wäre es schade, wenn du die Wahrheiten, die du für dich in meinem Buch erkannt hast, wieder über Bord wirfst, weil ich in der Öffentlichkeit auf einmal ein Scharlatan, Verführer, Verschwörungstheoretiker oder rechtsextremer Reichsbürger sein soll. Versuche also meine Person, ja versuche jede Person auf deiner Wahrheitssuche auszublenden und glaub nicht alles, was ich hier schreibe, sondern prüfe kritisch.

Von der Einfachheit des Denkens

In meinen Schriften wirst du nicht viele philosophische Fachbegriffe und Intellektualitäten (tolles Wort, nicht wahr?🙂 klingt nicht so profan) lesen, nicht, weil ich naiv und ungebildet bin, sondern weil ich irgendwann in meinem Lebensstudium erkannt habe, dass dieses übertriebene Theoretisieren des Lebens ("transzendentale Ästhetik", Dialektik, "Quantentheorie", "Kontingenz" usw. - Hast du was verstanden?) uns vom Wesentlichen und Einfachen ablenkt. Wichtig ist für einen Philosophen und Denker eine zeitweilige radikale Abrüstung seiner Gedanken- und Sprachwelt und der Neuaufbau. Nur so erfährt er eine immerwährende Läuterung seiner Philosophie und Wahrheit zu einer klaren und einfachen Denkweise und Logik. Es gibt viele Intellektuelle in unserer Geschichte, die sich in ihrem Leben allmählich tiefer und tiefer in ihrem eigenen Gedankenkonstrukt mit neuen Begrifflichkeiten verstrickt hatten, immer komplizierter dachten, immer weniger verstanden wurden und am Ende für die einen als große wissenschaftliche Denker und für die anderen als verrückte und abgedrehte Spinner galten. Diese beiden Bereiche liegen sehr nah beieinander und wir sollten uns immer hinterfragen, wo wir einzuordnen sind. Dir ist in der Schule und beim Studium bestimmt auch schon aufgefallen, dass es Lehrer und Dozenten gibt, die komplizierte Themen wunderbar einfach und verständlich vortragen und erklären können. Und andere Lehrer werfen wiederum nur so mit komplizierten Fachbegriffen um sich und du verstehst gar nichts. Du glaubst als Schüler natürlich erst einmal, dass es an dir liegt, dass du nichts verstehst, weil du noch zu dumm bist. Und das glaubt auch der kompliziert lehrende und denkende Lehrer. Aber glaube mir, die guten verständlichen Lehrer, die komplizierte Themen in ihrer Einfachheit begreifen und gut erklären können, wissen, dass ihre komplizierten Akademiker-Kollegen die wahren Dummen sind, weil sie selbst ihren eigenen Lernstoff nicht richtig verstehen und nur das Wort für Wort weitergeben, was sie selbst einmal gelernt, aber nicht wirklich verstanden haben. Im spirituellen und religiösen Bereich zeigt sich dies noch deutlicher. Dort erlebst du Lehrer, die sich nicht nur als sehr klug und weise ausgeben, weil sie über komplizierte Themen reden und meinen, darüber Bescheid zu wissen, es sind auch noch Themen über Bereiche, die sich außerhalb unseres beweisbaren und wissenschaftlichen Begreifens bewegen. Darum merke dir, lieber Leser*, ein Lehrer, der einfach und klar redet und lehrt, ohne viel Fachbegriffe und ausufernde Theorien und der sich wiederum hütet, alles noch so Komplizierte erklären zu wollen, weil er glaubt, er weiß alles, bei so einem einfachen Denker und bescheidenen Lehrer bist du gut aufgehoben!

"Ich weiß, dass ich nichts weiß!"

sollte sich jeder Philosoph immer wieder mal sagen.

Umgekehrt kann es wirklich sein, dass ein Schüler, der noch am Anfang seines Lebensstudiums steht, mit den Jahren erst langsam Dinge begreift. Ich habe manche Bücher, die ich lange Zeit später wiederholt las, erst beim zweiten Mal verstanden. Sei als Schüler also demütig und hochmütig zugleich. Es kann sein, dass du noch nicht verstehst, es kann aber auch sein, dass der scheinbar Kluge, der dich was lehren will, der eigentliche Dumme ist und dir nur erfundene Phrasen andreht. Hinterfrage alles und solange sich irgendeine Behauptung über eine spirituelle oder religiöse Wahrheit außerhalb unseres Fassungsvermögens nicht beweisen lässt, zucke einfach mit den Schultern und sage: "Warum muss das so sein, was du behauptest!? Vielleicht ist das alles auch nur von dir erfunden!?" Wie du vielleicht schon aus der Begegnung am Feuer erkennen konntest, bin ich selbst bereit, meinen Glauben an einen Gott* (* - oder eine Göttin?) zu verwerfen, wenn die Wissenschaft es klar nachweist, dass es keinen schöpferischen Ursprung gibt. Solange aber unsere Wissenschaft noch immer viele Fragezeichen hinter dieses schwarze Wissensloch bzw. hinter den Urknall setzt und keine Antworten hat, sehe ich keinen Grund, die Existenz eines Schöpfer-Gottes* anzuzweifeln.

Lebenswichtige Wahrheiten sind immer einfach zu verstehen und einfach zu erklären. Meide alles, was im philosophischen, religiösen und gesellschaftlichen Bereich kompliziert dargestellt wird, bleibe klar und einfach im Denken, damit du auch von anderen klaren und einfachen Menschen verstanden wirst.

Der Ameisenhaufen

Bleib einmal stehen, lieber Leser*, ich will dir etwas zeigen: Sieh den großen Ameisenhaufen und die vielen Ameisen, wie sie geschäftig ihre Arbeit tun! Ein Riesenstaat und tausende Ameisen und jede einzelne weiß, was sie zu tun hat. Es gibt sogar verschiedene Arbeitsbereiche: Arbeiterinnen, Soldatinnen, Kundschafterinnen, die Königin, die Männer spielen diesmal kaum eine Rolle, nur zur Fortpflanzung (auch nicht schlecht!😉), aber alle haben sie ihre ganz speziellen Aufgaben. Und wie sie alle geschäftig und unermüdlich am Arbeiten und Bauen sind, wie wir Menschen. Glaubst du, dass die Ameisen in irgendeiner Weise uns beide hier mitbekommen? Und genauso kannst du dir unsere Menschheit in dieser Welt des Universums vorstellen. Wir können nicht alles erfassen und begreifen. Unsere Sinne sind genauso beschränkt wie die der Ameisen und wir sehen und verstehen nur unsere kleine Welt, zur Zeit nur bis zum Urknall und nur in unserer dreidimensionalen Wahrnehmung. Und jetzt stelle dir vor, dass es da ein paar Ameisen gibt, die ihre Außenwelt begreifen wollen, also uns. Sie fangen sogar an, ihre eigene Ameisenwelt zu relativieren, meinen, es könnte alles Illusion sein. Sie reden sich die Köpfe heiß, streiten sich, weil jede eine andere Vorstellung von dem hat, was sie nicht verstehen. Sie glauben, alles ist aus dem Nichts entstanden, aber sie glauben auch nur an das, was sie sehen, also ihren Ameisenhaufen und den Wald rundherum. Aber uns beide können sie nicht erfassen und behaupten deshalb einfach, dass es uns nicht gibt. So in etwa kannst du dir die Menschen vorstellen, die versuchen, mit ihren Philosophien oder Religionen die Welt zu erklären.


Gewinner

(2008 - Clueso)

An allem was man sagt,
an allem was man sagt, ist auch was dran.
Egal wer kommt, egal wer geht,
egal es kommt nicht darauf an.
Ich glaube nichts, ich glaub an dich,
glaubst du an mich, ich glaub ich auch.
Ich frage mich, ich frage dich,
doch frag ich nicht, fragst du dich auch.

Ich bin dabei, du bist dabei,
wir sind dabei uns zu verlier'n.
Ich bin dabei, bist du dabei,
sind wir dabei uns zu verlier'n.


Leichter als leicht, geht es vielleicht,
leichter als das, was vielleicht war.
Leichter als leicht, das ist nicht weit
von hier zu dem, was noch nicht war.
Suchst du mich, dann such ich dich,
ist die Versuchung groß genug.
Ich lass es zu, komm lass es zu,
komm lass es uns noch einmal tun.
Ich geb' nicht auf, gehst du mit mir,
gehst du mit mir, mit auf uns zu.
Fällt dir nichts ein, komm leg nicht auf,
komm reg dich auf und komm zur Ruh!

Ich bin dabei, du bist dabei,
wir sind dabei uns zu verlier'n...

Von wissenschaftlichen Denkern und verrückten Philosophen

Im Grunde sollten wir uns erst einmal fragen, was wir Menschen wirklich brauchen, um glücklich zu sein bzw. glücklich zusammen zu leben. Noch mehr Theorien und Lehrbücher darüber? Die Medien und Bücherregale sind voll von Philosophien, Religionensoffenbarungen und Lebensweisheiten. Leider waren und sind die meisten Autoren, Denker und Visionäre auch nur passive Marionetten ihrer Zeit gewesen und machten aus dem Verkünden von Philosophien und Weisheiten ein gutes und etabliertes Geschäft. Philosophen hatten meist einen guten Beruf als Lehrer und Aristrokaten, Religionsvertreter eine anerkannte Anstellung in ihrer heiligen Einrichtung und erfolgreiche Buchautoren haben durch den Verkauf ihrer Bücher eine gute Einnahmequelle. Aber wer hatte von ihnen wirklich den Mut zum Teilen, wenn sie dies als Schlüssel zum gesellschaftlichen Glück erkannten? Wer von den meisten Theoretikern lebte bewusst arm, weil er oder sie erkannte, dass die intellektuell klugen Weisheitslehrer sich meist auch bei den reichen Menschen ansiedelten, die auf Kosten der armen Menschen lebten? Es gibt sehr wenig bekannte Denker* und Visionäre*, die das in ihrem Leben auch konsequent umsetzten, trotz resultierender Konsequenz, auf ihren weltlichen Einfluss zu verzichten, auf die große Leserschaft und Bestsellerliste der prominenten Autoren unserer Zeit, auf die vielen Schüler in fernöstlichen oder altgriechischen Tempeln und auf die Cafes philosophischer Prominenz in der Zeit der Aufklärung und heute wiederum auf einen Platz im Podium, am Mikrophon und auf der großen Bühne, vor dem die reiche geladene Gesellschaft des Landes zusammenkommt und den schönen klugen Reden wichtiger und prominenter Leute folgt. Wenn jemand in diesen ungerechten Machtstrukturen angepasst mitlebt, kann er die Botschaft des wahren Glücks, gerechten Lebens und der bedingungslosen Liebe schwerlich überzeugend weitergeben, weil er ja selbst die Privilegien der Macht, des Einflusses und des Wohlstandes nutzt. Natürlich kann ein Philosoph einfach nur studieren und denken, um des Denkens willen und ein Lama, Iman und Kirchenoberhaupt kann über Gerechtigkeit und Liebe predigen, aber wenn wir von einer neuen gerechten Welt träumen, müssen besonders die, die davon reden, es auch vorleben, sonst ist alles nur eine Farce und große Heuchelei. Deshalb sollte Glaube, Philosophie und Weisheit auch gelebt und nicht nur gelehrt werden.

Wie ist es aber mit der Lehrtätigkeit selbst? Was zeichnet einen guten Lehrer aus? Ich schreibe jetzt mal im Stil eines überintellektuellen Philosophen: "Wenn nun die Transzendenz unsere Subjektivität zur Objektivität werden lässt, kann der Mensch sich durch den Dualismus im Verhalten zu seiner Umgebung auch in eine Dialektik hineinentwickeln, dass letztendlich unsere Wahrnehmung zur Illusion wird." Hast du was verstanden? 🙂 Ich weiß, erstmal gar nichts, wenn du dir unter diesen vielen Fachbezeichnungen (und ich hab noch nicht einmal die kompliziertesten gewählt) nichts vorstellen kannst. Aber ich beruhige dich, ich habe auch einfach mal wild drauflosgeschrieben und diese für uns wissenschaftlichen Fremdwörter wahllos aneinandergereiht. Die Philosophen versuchen ähnlich wie die Wissenschaftler Gebiete zu ergründen, die sie noch nicht erfasst haben. Die Gefahr bei Philosophen besteht nur darin, dass sie alles begreifen wollen, selbst unser Denken, unsere Vorstellungen und unsere Sinne. Wenn wir aber damit rechnen müssen, dass wir wie die Ameisen nicht alles erfassen, was uns umgibt, dann sollten wir es nicht noch komplizierter machen, wie es schon ist. In unserer gegenwärtigen spirituell-philosophischen Zeit ist zum Beispiel das Wort "Quantenphysik" in Mode gekommen. Hört sich mystisch und wissenschaftlich zugleich an, nicht wahr?! Und wenn dann diese Quantenteilchen auf uns in der Physik auch noch magische Eindrücke hinterlassen, dann wird natürlich gleich alles "quantisiert": Quantensprung, Quantencomputer, Quantentherapie usw. Und schon wer es in den Mund nimmt, gilt als intellektuell. Lass dich nicht einschüchtern, es sind Menschen, die sich nur wichtigmachen wollen. Ich will die Quantenphysik und den ganzen anderen Schnickschnack gar nicht in Abrede stellen, aber brauchen wir das wirklich? Sollten sich die Menschen nicht erst einmal über grundlegendere Lebensbereiche Gedanken machen, als über so etwas? Genauso war es schon vor 300 Jahren, als die christliche Religionswissenschaft in Europa der Aufklärung und der sich neu bildenden Geisteswissenschaft weichen musste. Vorher saßen die religiös-intellektuellen Herren in den großen Klosterbibliotheken wie zum Beispiel Thomas von Aquin und schrieben in Latein "Riesenwälzer" über die allumfassende christlich-mythologische Wahrheit. Hat uns das geholfen und ist davon was hängengeblieben? Eher nicht. Was die Menschen anspricht, sind einfache Wahrheiten wie z.B. die Lebensregeln von Buddha oder die Bergpredigt von Jesus, welche dann auch von den jeweiligen Lehrern vorgelebt wurden. In der Zeit der Aufklärung nun, ab dem 17.Jahrhundert, als jeder denken, schreiben und lehren konnte, was er wollte, schossen auf einmal die freien Denker und Philosophen der Neuzeit wie Pilze aus dem Boden und jeder der privilegiert-bürgerlichen Intellektuellen hatte eine andere Theorie über das Leben, angefangen von Kant, über Marx bis hin zu? Ja wen haben wir eigentlich heute noch an Philosophen? Nicht mehr viele, die etwas völlig Neues hervorbringen. Irgendwie beziehen sie sich alle auf andere Philosophen und wandeln es nur etwas um. Vor 200 Jahren waren sie noch bedeutungsvoller, weil die Philosophie nach einer langen christlich-dogmatischen Zeit endlich ihre Freiheit des Denkens zurückbekam. Aber schon die ersten Denker der philosophischen Neuzeit verstrickten sich sehr in ihre komplizierten Denkwelten und dachten nur um des Denkens willen, man kann fast sagen, nur noch aus Zeitverteib, aber nicht um ihr Leben und das Leben der Gesellschaft positiv zu beeinflussen. Zudem waren es auch meist bürgerliche Aristokraten ähnlich wie im Altertum, die sich gern in gehobenen Kreisen bewegten, so dass sie Lebenswahrheiten nicht in ihrer Einfachheit und Bescheidenheit leben und erkennen konnten.
Seit etwa 100 Jahren befinden wir uns in einer neuen Phase, nicht der Aufklärung, sondern eher der Ablenkung. Der Materialismus und Kapitalismus hat die gedankliche Oberhand gewonnen, philosophieren und über das Leben nachdenken ist "out" und bringt nichts. Heutzutage suchen viele Menschen erst einmal nach ihrem eigenen Glück, sei es materiell oder spirituell. Einfach nur leben, sich verwirklichen und sich freuen. Das mag zwar auf den ersten Blick richtig sein, kann aber wiederum ins Gegenteil führen, dass wir zu oberflächlichen Glücks- und Spaßmenschen mutieren, die Erfolg in Karriere, Gewinn und Wohlstand als Lebensziel sehen, sich aber kaum noch Gedanken über Gewissen, Ethik und Moral in ihrem Umfeld und der Gesellschaft machen.

"Philosoph" heißt übersetzt "Freund der Weisheit". Wenn du mich jetzt fragst, welche Philosophen ich favorisiere, gibt es neben meinen drei großen religiösen Meistern Buddha, Jesus und Gandhi kaum Philosophen, die mir auffallen, weil die meisten angepasste staatliche Angestellte (Lehrer und Dozenten) und akademische Theoretiker waren. Es fallen mir nur drei klassische Philosophen auf, die eine interessante Biographie aufweisen: Sokrates, Diogenes und Rousseau. Sokrates sprach immer mit den Leuten auf Marktplätzen und er blieb bis zu seiner spektakulären Hinrichtung als Märtyrer sich selbst treu, ähnlich wie Jesus. Diogenes war schon ein schräger Kerl, freiwillig lebte er als Obdachloser auf der Straße, schlief in einer Tonne und hatte viele etablierte Bürger mit seiner Lebensweise hinterfragt und teilweise schockiert. Und Rousseau? Wenn er nicht all seine Kinder ins Waisenhaus gegeben hätte, wäre er mir als Natur- und Wanderphilosoph sympathischer gewesen. Aber die drei saßen eben nicht wie die meisten alten und neuen Philosophen in Tempeln, in Cafes, in königlichen Bibliotheken oder wie heutzutage als Prominente in Fernseh-Talkshows und verdienen sich ihr Geld als Dozenten mit Vorlesungen und Büchern, um junge Menschen wiederum zu Dozenten und Professoren zu machen. Versteh mich nicht falsch, lieber Leser*, ein Wahrheitssuchender und Philosoph muss kein verrücktes Leben führen, aber wenn wir das Leben in seiner ganzen Fülle erkennen wollen, tut es oft gut, auch mal die Richtung im Leben zu wechseln, gegen den Strom zu schwimmen und zu versuchen, mal das Gesellschaftssystem zu verlassen, um es von außen zu betrachten, oder alternative Lebensprojekte zu starten, als immer nur zu denken, zu philosophieren und zu träumen.

Wir sollten aber auch beachten, was ein Denker, Philosoph oder Religionsgründer nicht nur an Schriften und Reden hinterließ, sondern welche Wirkung er auf die Menschen gehabt und damit hervorgebracht hat. Er selbst hat vielleicht nur geredet und geschrieben, aber seine Ideen und Lebensentwürfe wurden nach ihm von anderen Menschen in die Tat umgesetzt. Buddhistische und christliche Klöster in fernöstlichen und abendländischen Gebieten waren damals Zentren des fortschrittlichen Lebens. Ganze Staaten versuchten, Ideen und Erkenntnisse von Denker umzusetzen, mal abgesehen davon, ob es funktioniert hat oder nicht (Sozialismus/Kommunismus). Heute gibt es viele alternative Gemeinschaften und Schulen, die sich auf verschiedene Denker und Persönlichkeiten berufen. Also kann die Philosophie des Gründers anders beurteilt werden wie das, was aus dieser hervorgegangen ist.

Die Stärken und Schwächen der Religionen

Über die Religionen will ich nicht viel schreiben, es gibt viel Literatur, welche diese übersichtlich darstellt und erklärt. Und meine Religion kennst du ja, wenn du das erste Kapitel "Die Begegnung am Feuer" gelesen hast. Ich gebe hier nur mal kurz und knapp die Stärken und Schwächen der großen Religionen an, wie ich sie empfinde:

Religiöse Menschen lassen sich, egal welcher Religion sie angehören, in zwei Kategorien unterteilen: Die traditionell-religiösen und die fundamental-religiösen Menschen. Traditionell-religiöse Menschen interessieren sich nicht so sehr für den Kern, den Gründer und die Schriften ihrer Religion. Für sie ist es eher wichtig, dass die Traditition verbunden mit ihren Riten, Regeln und Festen aufrecht erhalten wird, weniger geht es ihnen um den Wahrheitsgehalt und die persönliche Beziehung zu einer höheren Instanz. Fundamental-religiöse Menschen richten ihr Leben stark nach ihrer Religion aus, interessieren sich für die jeweiligen Schriften, sie orientieren sich eher nach deren Wahrheiten, als nach Traditionen. Ihre konsequente Lebenshaltung kann jedoch auch zu Radikalismus bis hin zu Extremismus führen.

Motivationstrainer, Speaker und Kaberettisten

Es hat sich die letzten 30 Jahre übrigens eine ganz andere Kategorie von Denkern und Rednern gebildet. Und diese erfahren einen immer stärkeren Zulauf. Es sind die neuen Prediger auf den Bühnen. Sie brauchen keine Religionen und keine Philosophien, um den Menschen tiefe Wahrheiten zu vermitteln. Auch die Kaberettisten gehören dazu und da Kaberett, wenn es zum Beispiel politisch ist, auch sehr ernst werden kann und die Motivationstrainer wiederum wissen, dass mit einer Prise Humor alles viel besser rüberkommt, verwischen sich die Grenzen zwischen diesen beiden Unterhaltungsgruppen immer mehr. Aber wie schon bei den Philosophen und geistlichen Lehrern gibt es auch bei diesen schwarze Schafe. Es sind die Showmaster, die nur auf Karriere und Geld aus sind. Sie haben zwar eine hinreißende Ausstrahlung auf der Bühne und können die Massen begeistern, aber du erkennst als kluger Zuschauer und -hörer den Versuch einer gewissen Euphorisierung mit dem Vorsatz, die Leute wieder und wieder in ihre teuren Vorträge und Workshops zu bekommen bzw. neue Kunden zu locken. Wie so oft hier wieder mein Ratschlag: "Höre zu, behalte das Gute, aber lass dich nicht als dummes Schaf ausnehmen!" Bei einigen Kaberettisten, welche die Bühne wieder verließen, wage ich zu behaupten, dass sie das eigentliche Übel der Wohlstands- und Wohlfühlgesellschaft im faulen und bequemen Volk erkannten und nicht mehr die Hampelmänner und Überanderelustigmacher auf der Bühne vor denen spielen wollten, die selbst kaum den Hintern hochbekommen, um die Welt zu ändern. Bei den Speakern, Coach- und Motivationstrainern triffst du viele Karrieremenschen, die sich in ihrem Erfolg sehr gefallen und nun die anderen auch motivieren wollen zum Erfolg, nur dass ja nicht alle auf der Bühne stehen können und es auch einfache Berufe geben muss. In diesem Genre steht die Selbstverwirklichung des Menschen im Zentrum, weniger das Glück und die Zufriedenheit, welches aus dem Geben und Handeln für eine gute Sache erwachsen kann. Dies ist in dieser Branche allgemein das Problem: Coachtraining und Persönlichkeitsentwicklung haben ihren Ursprung im Bussiness, es werden die Leute also eher dazu geschult, erfolgreich, selbstbewusst und mit überzeugender Ausstrahlung anderen Menschen etwas zu vermitteln oder zu verkaufen. Irgendwann merkten die damaligen Bussinesstrainer, die in großen Firmen angestellt waren, dass sich selbst in der Seelsorge und Selbstfindung eine Menge Geld verdienen lässt durch immerwährende Vorträge und Seminare. Es geht hier also mehr um die Selbstverwirklichung, als um die Selbstliebe und Liebe zum anderen Menschen. Der Umsatz und die Neugewinnung von Kunden ist entscheidender, als das Glück, die Zufriedenheit und die zwischenmenschliche Harmonie. Wir lächeln den anderen an, haben aber ganz andere Motive im Kopf. Wir kennen das aus der Werbung.


Freiheit

(1987 - Marius Müller-Westernhagen)

Die Verträge sind gemacht
und es wurde viel gelacht
und was Süßes zum Dessert.

Freiheit, Freiheit...

Die Kapelle, "Rum-Ta-Ta"
und der Papst war auch schon da
und mein Nachbar vorneweg.

Freiheit, Freiheit
ist die einzige, die fehlt!


Der Mensch ist leider nicht naiv.
Der Mensch ist leider primitiv.

Alle, die von Freiheit träumen,
sollten das Feiern nicht versäumen,
sollen tanzen auch auf Gräbern.

Freiheit, Freiheit
ist das einzige, was zählt!



Wer bist du und welche Stellung nimmst du als Leser* ein?

Es kann vielleicht jetzt schon sein, lieber Leser*, dass dir das bis jetzt Geschriebene zu viel, zu abgehoben oder zu intellektuell vorkommt, dann lache ich und fordere dich auf, dieses Kapitel zu überspringen!🙂 Vielleicht treffen wir uns irgendwann einmal bei einem stillen Waldspaziergang und genießen das Rauschen der Bäume, kullern wie kleine Kinder über die Wiese, trinken ein Bier im Garten, singen Lieder am Lagerfeuer oder gehen tanzen. Das ist das Leben und die Liebe, das Ausschlaggebende! Am Ende unseres gemeinsamen Weges werde ich auch nochmal auf diesen Punkt kommen. Aber hier wird erst einmal gelernt, wie in der Schule. Hier wollen wir uns Gedanken machen. Wenn du lernen willst, bleib, wenn du leben und lieben willst, ich komme später dazu! 🙂

Ich möchte mich nicht als Lehrer präsentieren, ich mache es aber gern umgedreht: Ich bringe die sogenannten großen Denker, Philosophen und hohen Würdenträger dieser Welt von ihren so geliebten Bühnen und Kanzeln wieder zurück auf den Boden der wirklichen Bescheidenheit. Ich packe sie an ihren gepuderten Perücken, Talaren, Gehröcken, Anzügen und Schlipsen und ziehe sie wieder herunter, so dass sie bei uns und unter uns im Volk auf gleicher Augenhöhe stehen. Keine Podeste mehr, keine Titel und kein heiliger und spiritueller Prominentenkult. Dazu gehören alle Präsidenten, Kardinäle, Philosophen, Doktoren, Top-Coachtrainer und Wirtschaftswissenschaftler bis hin zu den einzelnen heiligen und religiösen Vertretern wie den Papst, den Dalai-Lama und anderen. Wobei die zwei soeben genannten "Heiligkeiten" Papst Franziskus und der 14.Dalai-Lama einen recht guten und bescheidenen Eindruck auf mich machen. Aber sie können schwer aus ihrer heiligen Haut und müssen den religiösen Personenkult mitmachen, denn nur dadurch werden sie akzeptiert und erhört. Ich glaube sogar, dass beide ihre sogenannte Heiligkeit und den ganzen Inkarnationsrummel gern ablegen würden und sich selbst nicht mehr als Stellvertreter Gottes bzw. einer göttlichen Inkarnation sehen. Mahatma Gandhi ist übrigens ein klassisches Beispiel, da er trotz seines Titels eines examinierten Rechtsanwalts und als einflussreicher Politiker und Führer des indischen Volkes sich nicht davor scheute, die alltäglichen Arbeiten in seiner Landkommune auszuführen und zum Beispiel die Latrine (Plumpsklo) leerschaufelte.

Es gibt noch die Möglichkeit, dass du deinen festen Glauben hast und von deiner Weltanschauung überzeugt bist. Du willst einfach nur mal lesen, wie ich so denke und glaube. Das ist okay. Ich habe mit den Jahren auch Bücher von anderen Denkern mit einem gewissen Abstand kritisch und diagonal lesen können. Klar ist auch, dass es dann besser wäre, wir träfen uns im richtigen Leben zu einer Diskussion, bei der wir beide gleichermaßen philosophieren und liebevoll streiten können. Das mag ich, die Straße ist mein Podium! Sofern die Diskussion friedlich verläuft. Leider enden sie manchmal auch sehr unliebsam, wenn ich merke, man behandelt mich von oben herab und missioniert mich.

Wenn du meine folgende Lebensschule, entschuldige!☺die Versuchung ist groß, also, wenn du meine Meinung genau betrachtest, wirst du feststellen, dass diese eine gute Ergänzung zu deinem Glauben und deiner Weltanschauung sein kann. Denn hier dreht sich alles um das irdische Leben und die Liebe in ihrer Vielfalt, und nicht, wer Gott ist und was uns nach dem Leben erwartet. Diese Fragen habe ich schon versucht, in der "Begegnung am Feuer" zu betrachten. Buddhisten, Christen, Moslems und Esoteriker, alle können durch die Inspiration dieses Buches eine praktische und weiterführende Ergänzung für ihre Weltanschauung und ihren gelebten Glauben finden.

So, genug einleitende Worte geschrieben, los geht's:

Leben - Lieben - Lernen

Es gibt keine Gebote und Regeln, die wir Menschen in unserem Leben einhalten sollen oder müssen. Dies würde uns zu unfreien Wesen machen, die nicht etwas Gutes tun, weil sie es wollen, sondern weil es verlangt und gefordert wird. Beobachte ein kleines Kind und frage dich, ob es lieb ist, weil es das sein will oder sein muss! Das ist ein großer Unterschied! Regeln und Gebote können einem Menschen zwar eine Richtung geben und den gesellschaftlichen Verkehr regeln, aber das edle Ziel ist es, wenn der Mensch ohne Hilfsmittel intuitiv aus sich heraus das tut, was richtig, wichtig und gut ist. Das ist freies Handeln und Entscheiden, das ist bewusstes Leben und Liebe.

Wenn du dir die JEBUGA-Sonne auf der Startseite bzw. auf dem Cover meines Buches genau betrachtest, erkennst du dreimal das "L" im Kreis. Sie stehen für das Leben, das Lieben und das Lernen. Diese drei Bereiche sind die wichtigsten Bestandteile im Leben eines Menschen und wirken unmittelbar zusammen, aber auch auf zwei unterschiedlichen Ebenen.

Leben-Lieben-Lernen im natürlichen Bereich

Leben, Lieben und Lernen ist unsere Grundlage, auf der wir uns alle tagtäglich bewegen: Wir werden geboren, wir leben in einer Familie, wir lieben unsere Eltern, wir lernen in der Schule. In der Jugendzeit lösen wir uns von der Liebe zu unseren Eltern und leben unser eigenes Leben. Wir lernen einen Beruf, um selbst für unser Leben zu sorgen und wir erfahren die partnerschaftliche und gemeinschaftliche Liebe zu anderen Menschen. Wir gründen eine Familie und sind mit unserer Fürsorge, unserer Liebe und unserem Arbeitsleben wiederum für unsere Kinder da, bis sie uns verlassen und alles beginnt von vorn. Wenn die Kinder groß sind, werden wir langsam alt. Wir lernen nicht mehr viel, lieben nur noch unsere Nächsten und Nachkommen, leben in Erinnerungen, ruhiger, langsamer und irgendwann endet der Pulsschlag des Lebens und der Liebe mit dem Tod. Mit diesen Kreisläufen hat sich unsere Menschheit langsam von Generation zu Generation weiterentwickelt. Wir haben uns durch Intelligenz und Schöpferkraft vom Tierreich immer weiter losgelöst, die Kreisläufe sind jedoch die gleichen: Wir bauen ein Nest, sorgen uns für unsere Aufzucht, bringen ihnen alles bei, was uns auch unsere Eltern beigebracht haben und am Ende sterben wir und unsere Kinder sind dran.

Die Kindheit - Du lernst die Liebe und das Leben von den Eltern

Als Kind übernimmst du erst einmal alles unvoreingenommen, was deine Eltern dir beibringen und vorleben. Dir bleibt gar nichts anderes übrig. Sie stellen für dich die höchste Instanz dar, selbst wenn sie dir genau das Falsche beibringen und dir vorleben würden, wie Gewalt, Sucht, Beziehungslosigkeit, Ungerechtigkeit. Wenn du als Kind Gleichberechtigung, Offenheit, Herzlichkeit und Aufmerksamkeit erfährst, ist das ein guter Start. Als Kind nimmst du alles auf, wie eine offene Schale und du wirst bis zu deiner Pubertät nur das lernen, was deine unmittelbaren Bezugspersonen in deiner Kindheit dir vorleben: Eltern, Geschwister, Lehrer und Verwandte.

Das Leben als junger Mensch

Das Leben pulsiert besonders stark in der Jugendzeit! In dieser Zeit formt sich der Mensch zu einer eigenen Persönlichkeit. Alles ist neu und entsteht! Wir stürzen uns hinein ins Leben und genießen. Wir pfeifen auf die Engstirnigkeit unserer Eltern und Lehrer, auf die alten Traditionen, Religionen, Moral und Weisheiten. Wir schaffen unsere eigenen Regeln, lassen uns gehen, wissen aber auch, wenn es darauf ankommt, etwas zu tun. Es zählen die natürlichen Dinge der körperlichen Ausdauer, Schönheit und Kraft. Der erste Kuss, der erste Sex. Wahnsinn! Wir probieren Drogen. Schlagen in alle Richtungen des Lebens aus, um die Grenzen zu erfahren. Das Leben ist geil! Genieße es! Und sammle dabei kostbare Erfahrungen! Ein erfolgreicher Job und wirtschaftlicher Erfolg macht die ganze Sache rund, um es zu finanzieren. Man fühlt sich wie ein kleiner Gott in seiner Welt und möchte gern der Anführer in seiner Clique oder im Rudel sein. Das Leben verläuft in dieser Phase nach den einfachen natürlichen Prinzipien: Wer ist der Stärkste, wer ist die Schönste, wer ist am erfolgreichsten? Und das ist auch erst einmal gut so! Das ist das natürliche Leben und bildet zunächst unsere Grundlage! Dies sollte jeder junge Mensch erfahren und genießen, und sich dabei als menschliches Wesen selbst finden. Dabei kann die Art und Weise der Selbstfindung bei jedem jungen Menschen ganz verschieden sein, je nach Charakter, Erziehung und Einflüssen bzw. Entzscheidungen in dieser Zeit.


Geiles Leben

(2015 - Glasperlenspiel)

Du führst ein Leben ohne Sorgen
24 Stunden, 7 Tage nichts gefunden.
Was du heute kannst besorgen,
das schiebst du ganz entspannt auf morgen.
Ich hab' 'ne Weile gebraucht, um zu verstehen,
dass die Zeit reif ist, um jetzt zu gehen.

Ich wünsch' dir noch 'n richtig geiles Leben,
denn wie du dich veränderst, will ich's mir nicht geben.
Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben
mit knallharten Champagnerfeten
mit fame, viel Geld, dicken Villen und Sonnenbrillen.
Ich seh' doch ganz genau, dass du eigentlich was Anderes willst.

Ich wünsch' dir noch 'n geiles Leben,
ab jetzt wird es mir besser gehen.
Vergiss den fame, all die Villen und die Sonnenbrillen.
Ich fühl' jetzt ganz genau,
dass ich das zu meinem Glück nicht brauch.


Du führst ein Leben ohne Limit.
56 Wochen, alle Gläser sind zerbrochen,
zwischen denen du nichts findest.
Merkst du nicht, dass auch du langsam verschwindest?
Ich hab' 'ne Weile gebraucht, um zu verstehen.
Es geht nicht darum, was Andere in dir sehen.

Ich wünsch' dir noch 'n richtig geiles Leben...


Die natürliche Liebe

...in der Pubertät

Sobald der Mensch in die Pubertät kommt, zeigt er für das andere Geschlecht Interesse. Natürlich denkt er dabei nicht gleich an das Heiraten und die Familiengründung, sondern will das andere Geschlecht, aber auch sich selbst dabei kennenlernen. Eben die erste Liebe, die ganz unerfahren ist und es erleben will. Dabei spielt sich vieles wie in der Natur ab. Die "Weibchen" sehnen sich eher nach einem Partner und Freund, dem sie vertrauen können, der sie beschützt und für sie da ist. Wie bei den Schwänen oder anderen Tieren, die in lebenslanger Treue und Verbundenheit alles miteinander teilen. Da gibt es aber noch die andere Gattung, eher bei unseren "Männchen" anzutreffen. Sie wollen eher das Abenteuer, eigentlich nur mal "schnüffeln und besteigen" und dann wieder allein oder im Rudel mit anderen Männchen ihrer Wege gehen. Ist einfach schön und geil. Ohne viel nachzudenken. Es gibt längere tiefgründige Beziehungen, aber auch viele kurze oberflächliche, und so reichhaltig, wie das Gattungsverhalten im Tierreich ist, so reichhaltig ist es auch im Liebesleben der Menschen. Die jungen Männchen balzen, zeigen sich von der schönsten, stärksten und coolsten Seite, kämpfen gegeneinander, um die Weibchen zu beeindrucken, für sich zu gewinnen und als Sieger hervorzugehen. Die "Weibchen" wiederum zeigen ihre Kurven, ihren Hintern, den die Männchen besteigen wollen und wissen, wie sie sich am besten den Männchen präsentieren.

...in der Partnerschaft

Mit den jungen Jahren des Erwachsenseins sehnen wir uns nach Partnerschaft, aber auch nach Freiheit, um erst einmal seine beruflichen Ziele zu verfolgen. Irgendwann kann aber auch die große Liebe kommen: Ein anderer Mensch, mit dem man alles teilt, selbst die intimsten Gedanken und Wünsche. Zweisamkeit. Herrlich! Wenn du in einer fortschrittlichen Gesellschaft lebst, in der der Mensch erst einmal Partnerschaften eingehen kann, ohne gleich "ans Heiraten zu denken" und selbst die Partnerin bzw. den Partner wählen kann, ohne dass sich die Eltern einmischen, ist es eines der größten Ereignisse im Leben. Wir bekommen schon von unseren Eltern vorgezeigt, was Partnerschaft, Gleichberechtigung und Verbundenheit ist. Es kann aber auch sein, dass wir bei unseren Eltern eine sehr rückständige Partnerschaft kennengelernt haben, bei der der Mann das Sagen hatte und die Frau sich unterordnen musste oder umgedreht die Mutter sehr dominant auftrat. Partnerschaft sollte auf Gleichberechtigung basieren, bei der sich Mann und Frau gegenseitig achten und respektieren und weniger besitzen und bestimmen.

... als Familie

Sobald sich Kinder ankündigen, weckt es in uns die natürlichen Instinkte, für sie da zu sein. Wir Menschen gehören eher der Gattung der lebenslang treuen Wasservögel an, leben nicht im Rudel oder "vögeln" mit allen herum, sondern ziehen uns als Familie zurück, Männchen und Weibchen bauen ein Nest, brüten gemeinsam die Eier aus, wechseln sich bei der Nahrungsbeschaffung und Aufzucht ab. Warum aber brauchen wir fast 20 Jahre dazu? Zufall? Nein. Ein Mensch und seine Seele ist ein kleines Wunderwerk und für seine Entwicklung und Entstehung bedarf es viel Fürsorge und Zeit. Nehmen wir uns die Zeit? Hoffentlich. Nur Füttern reicht nicht, daraus entstehen vernachlässigte "Bastarde", also Kinder, die ohne Familie, ohne Beziehung, ohne Erziehung und ohne fürsorgliche Eltern aufwachsen, die schnell in Betreuungseinrichtungen abgeschoben und in den Medienwelten geparkt werden und sich zu verkümmerten und kranken Wesen entwickeln. Sie werden nicht automatisch ausgeglichene und gesunde Menschen. Sowas kann nur von liebevollen Eltern angelegt werden. Also nehmt euch Zeit für die Kinder und nicht nur für den Nestbau und die Nahrungsbeschaffung! Und wenn ihr wollt, dass eure Kinder später gesunde Beziehungen eingehen, solltet ihr ihnen dies auch vorleben, denn im Vorleben liegt die Lösung, nicht im Vorschreiben!

Lernen in Schule, Studium und Beruf

Lernen für das Berufsleben! Am Anfang sind die meisten Kinder von der Schule begeistert. Aber bald fragen sie sich, warum sie Dinge lernen müssen, die sie überhaupt nicht interessiert. Sie finden keinen direkten Bezug dazu, hinterfragen immer stärker. Diesen Punkt werde ich im sachlichen Teil näher beleuchten. Eine Grundschulausbildung, in der das Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelt wird und eine spätere Allgemeinbildung sind wichtig, um das Werkzeug zu bekommen und um mitreden zu können. Mit dem Fortschreiten des Schulalters muss der Zwang zum Lernen und die Schulpflicht aber aufhören. Lernzwang zerstört die Motivation eines jungen Menschen. Lasst sie sich selbst entfalten und zieht nicht an ihnen herum, damit sie schneller wachsen. Denn ihr verpasst sonst die Momente, wenn der junge Baum seine eigenen Quellen im Boden entdeckt und von sich aus schneller in die Höhe schießt, als ihr es geahnt hättet. Kinder wollen viel von ihren Eltern lernen, aber wie können sie das, wenn sie den ganzen Tag von euch getrennt sind? Nicht gut! Unser Schulsystem muss unbedingt geändert werden, sonst entstehen immer mehr elternlose Kinder. Später mehr dazu.

Weltliches Leben und Lieben ist kein Leid und keine Sünde

Lieber Leser*, lass dir von niemanden das einfache natürliche Leben und Lieben verderben! Sie kommen gern, diese Moralapostel und religiös-angepassten Angsthasen, behandeln dich wie einen Verirrten und wollen dich zu einem Schaf machen und dich dann einsammeln. Lass das nicht zu! Lebe dein Leben, genieße die Liebe, mache dabei deine eigenen Erfahrungen und lebe nicht nach den Erfahrungen anderer. Wenn sie kommen mit: "Du musst ...!", dann sag ihnen: "Ich muss gar nicht ...!" Wenn jemand zu dir kommt und sagt "Das Leben ist Leid!", dann sag ihm "Nein, das Leben ist Leid UND Glück! Und das macht das Leben lebenswert!" Wenn jemand zu dir kommt und sagt: "Das Leben ist Sünde!" dann sag "Nein! Das Leben ist Liebe und Sünde! Und Gott wird uns nicht bestrafen, sondern wir werden uns nur mit unserem Verhalten selbst bestrafen!" Es gibt ein Königsgesetz, welches lautet:

Alles, was du willst, dass dir die Leute tun sollen, dass tu ihnen auch!

Dieses einfache Gesetz hat schon der ungläubige Konfuzius in China 500 Jahre vor Christus gelehrt und breitete sich als Grundgedanke in allen Religionen aus. Ich möchte diesem Grundgesetz der Zwischenmenschlichkeit noch einen zweiten Satz hinzufügen:

Alles, was du anderen antust, das tust du auch dir an!

Dieser Satz beschreibt die Selbstheilung und zugleich die Selbstbestrafung, die ich oben erwähnte. Du kannst in deinem Leben machen, was du willst, nur sei achtsam, dass du dabei nicht deine Umwelt und andere Menschen einschränkst und verletzt, denn wenn du dies tust, wirst du mit jedem Schlag und mit jeder egoistischen und gewaltsamen Handlung, die du ausübst, auch dein eigenes Ich schlagen und schwächen. Wiederum wirst du mit jeder liebevollen und helfenden Tat dich selbst stärken und wachsen als Mensch.

***

Leben-Lieben-Lernen im fortgeschrittenen Bereich

Wir sind mit den letzten Sätzen schon allmählich in den fortgeschrittenen Bereich eingetreten. Beide, der natürliche und der fortgeschrittene Bereich, lassen sich nicht klar trennen. Ich habe uns Menschen vorhin bewusst mit Tierarten verglichen, um zu zeigen, dass vieles ähnlich abläuft, nur sind wir Menschen intelligenter, haben eine Sprache, brauchen nicht mehr jagen und sammeln und können uns viel modernere und komfortablere Nester bauen. Aber meinst du, dass dies das einzige ist, was uns Menschen auszeichnet? Sprache, Intelligenz, Schöpferkraft und Zivilisation? Wenn nur diese Dinge zählen, dann sind wir zwar intelligent, können uns aber trotzdem wie Tiere verhalten: Das stärkere Männchen, das schönere Weibchen und das widerstandsfähigere Tier setzt sich durch, was schwächer und krank ist, muss abtreten oder sterben. Das ist das grundlegende und erbarmungslose Naturgesetz der Tierwelt. Wenn wir Menschen zwar mit den Jahrtausenden immer intelligenter wurden, aber trotzdem bei diesem natürlichen Verhalten stehenbleiben, geschieht folgendes: Der Stärkere im Rudel ist nun der Vorstandsvorsitzende mit seinem Wirtschaftsmonopol oder eine Militärmacht, welche ihre Stellung ausbaut und verteidigt. Die attraktive prominente Sängerin ist gleichzusetzen mit dem Vogelmännchen, welches mit auffälligem Gezwitscher und Balzbewegungen, die Weibchen und bei uns Menschen auch die Männchen beeindrucken will. Das widerstandsfähige Tier ist eine Fußballmannschaft, welche durch hartes Training gewinnen will. Das alles ist nichts Schlechtes oder Böses, sondern es sind die evolutionären Gesetzmäßigkeiten auf der natürlichen Ebene, die auch bei uns Menschen die Grundlage bilden. Trotz aller Bildung und Intelligenz leben wir auf Basis dieser, machen unseren Job, ziehen die Kinder groß, zählen durch Karriere und Erfolg zu den immer Stärkeren und Reicheren und das ganze gesellschaftliche Leben läuft nach diesen Regeln ab: "Auge um Auge, Zahn um Zahn", wie es im Alten Testament der Bibel steht. Betrachte ich meine Jugendzeit und die heutigen jungen Menschen in den Medien, sehe ich Muskeln, schnelle Autos, überlange Wimpern, cooles äußeres Auftreten, eine schöne Gesangsstimme usw. Und jeder Zuschauer* hat seine Vorlieben. Mich zum Beispiel interessieren keine coolen Autos und auch kein Fußball, aber ich tanze gern und liebe Musik! Das schreibe ich bewusst, um zu zeigen, dass wir uns dieser natürlichen Dinge nicht schämen brauchen, sie sind in uns und gehören zu uns und haben nichts mit dem Bösen, mit Sünde oder Leid zu tun.

Bei diesem ganzen natürlichen menschlichen Treiben und den Trieben von tierischem Konkurrenzverhalten und Verlangen nach Bestätigung kann es aber bei einem jungen Menschen irgendwann geschehen, dass er sich nach mehr sehnt als nur "Muskeln, Glanz, Beifall und Medaillen". Er kommt innerlich zu einem Punkt, den die Tiere in dem Maße nicht erreichen. Er sucht nach dem Höheren, weiß aber noch nicht, was das ist.

Wie und wann gelangt der Mensch in den fortgeschrittenen Bereich?

Dieser Bereich ist für den Menschen zu Beginn seines eigenständigen Lebens noch nicht ersichtlich. Er muss erst Erfahrungen machen. Es ist zu vergleichen mit der kleinen Weltkarte bei Strategiespielen, die zu Beginn des Spielstartes erst einmal komplett vernebelt ist und eng um den Spieler herum einen kleinen Radius bildet, in dem er zwar schon etwas sieht, aber noch nicht die ganze Weltkarte erfasst hat. Erst wenn er durch die Gegend läuft, weitet sich dieser sichtbare Radius. Genauso ist es auch im reellen Leben mit dem jungen Menschen, er kennt noch nicht viele Aspekte des Lebens und auch sein Denken kreist in einem kleinen animalischen Radius. Zwar gibt es schöne Erlebnisse und Erfahrungen aus der Vergangenheit, aber diese betreffen nur die natürliche Ebene: glückliche Kindheit, erste Liebe, Jugendzeit usw. Es beginnt aber bei einigen Menschen eine kleine Sehnsucht wach zu werden, die sie über sich selbst und über das Leben nachdenken und hinauswachsen lässt. Dieses Erwachen kann nicht durch Wissen, durch Weltreisen, eine Schule oder ein Studium erreicht werden, auch nicht durch eine Religionsangehörigkeit oder Weltanschauung. Ein Theologe zum Beispiel, der sich für den Beruf eines Pfarrers entschieden hat, weil sein Vater es auch schon war, kann weit entfernt von der fortgeschrittenen Ebene sein, weil er einfach nur seinen Beruf als Pfarrer ausübt. Dieser Weg ist eine innere persönliche Herzenssache und hat nichts mit Wissen und Privileg zu tun. Ein Moslem kann schon sein Leben lang aus erfahrender Tradition die fünf Säulen des Lebens einhalten, aber macht das eben nur mit, weil es sich in seinem religiösen Bekanntenkreis so gehört. Ein buddhistischer Mönch kann in seiner inneren Geisteshaltung längst eingeschlafen sein, er hat es sich in seinem rituellen Klosterleben, in dem er groß geworden ist, gemütlich eingerichtet, aber eigentlich sind seine Meditationsstunden und Achtsamkeitsübungen nur ein abgesteckter Tagesrhythmus, aber nicht sein Leben. Überhaupt kann sich ein Großteil der traditionellen Gläubigen, welche nur gewohnte Riten und Handlungen vollziehen wie Gottesdienstbesuche, Tagesgebete und Opferhandlungen, ihren Alltag aber davon völlig abgekoppelt haben und sich sehr materialistisch und egoistisch verhalten, nur auf der normalen natürlichen Ebene bewegen. Die fortgeschrittene Ebene kann nicht durch äußere Handlungen wie Taufe, Beschneidung, Konfirmation, Volkszugehörigkeit oder verordneten Religionsunterricht erlangt werden. Es liegt einzig und allein an dem Menschen selbst, ob er im Geist aufwacht bzw. aufwachen will. Einen religiösen Glauben braucht er dazu nicht. Wenn ein überzeugter Atheist sich als ein liebendes Wesen versteht und begriffen hat, was für ihn und die anderen Menschen wahres Glück und der wirkliche Sinn des Lebens ist, dann kann es sein, dass dieser mehr Heiligkeit und Menschlichkeit in sich trägt wie ein Kardinal, der dem Papst gerade den Ring küsst.

Wann ist dieser Zeitpunkt des Erwachens und der Übergang in die fortgeschrittene Ebene am wahrscheinlichsten? Natürlich erst im Erwachsenenalter, denn das Kind ist noch damit beschäftigt, das Leben auf seiner natürlichen Ebene kennenzulernen und zu begreifen. Im Alter zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr, nachdem sich der junge Mensch meist in seiner pubertierenden Selbstfindungsphase auf der natürlichen Ebene "ausgetobt" hat, wenn er sich mit guten Leistungen, mit beruflichem Erfolg und gesellschaftlicher Anerkennung bewiesen hat, umgekehrt aber vielleicht auch durch Drogen, Gewalt, Krankheit, Gefängnis oder finanzieller Armut an einem Tiefpunkt angekommen ist, dann kann es sein, dass dieser Mensch sich fragt, ob das jetzt alles ist. Bei mir war es kein Tiefpunkt, sondern eine Übersättigung im 21.Lebensjahr: Studium, Partys als DJ, Musik, Sex. Leben, Lieben und Lernen auf der natürlichen Ebene - es war 'ne geile Zeit, aber irgendwie hat mir was gefehlt. Es kam auf einmal die Sehnsucht nach mehr, nach Tiefgründigkeit, nach Sinnfrage und es war ein Buch, welches in mir den Impuls entfachte, tiefgründiger zu leben, mehr zu lieben und höher zu lernen. Es gibt verschiedene mögliche Impulse durch Erlebnisse und Begegnungen. Wenn sich der Mensch diesen Sinnfragen stellt, ist das der Beginn einer Entwicklung in die höhere, in die fortgeschrittene Ebene.

Leider stellen sich wenige Menschen diese Fragen oder gehen dem nicht nach und machen einfach normal weiter, wie sie es von ihren Eltern kennen. Sie wissen nicht einmal, dass es so eine Weltkarte gibt und bleiben auf ihrer Spielinsel und Startposition stehen oder laufen nur dort in ihrer bekannten Umgebung herum. Es ist nur ein kurzzeitiges Hochschauen und Nachdenken, dann aber widmen sie sich wieder ganz den alltäglichen Dingen der natürlichen Ebene. Menschen die einfach nur natürlich und vernünftig leben und sich nicht viel Gedanken über das höhere Bewusstsein machen, darf man nicht als naiv oder gar schlecht und böse abstempeln. Sie tun ja auch niemanden was zu Leide. Aber sie leben eben nur für sich und ihresgleichen, alles andere ist ihnen nicht so wichtig. Typisch ist zum Beispiel, dass unsere Kinder, wenn sie erwachsen werden, in einer sehr idealistischen oder religiösen Selbstfindungsphase oft abgestoßen sind von der bürgerlich-egoistischen Haltung ihrer Eltern, bei der sich meist alles nur um die Familie dreht. Die Flower-Power-Bewegung der 60er/70er Jahre ist so ein Beispiel, in der Gegenwart Fridays-for-Future.

Wenn ein Mensch nach dem Höheren sucht, sich Gedanken macht über sich selbst, über die Sinnfrage, die Herkunft allen Lebens und die Existenz Gottes, dann werden ihm unweigerlich Dinge im Leben passieren, die nicht normal sind. Viele können darüber Zeugnis ablegen und oft haben wir das Gefühl, dass wir auf unserer Suche nach tiefgründigem Leben genau das fanden, was wir brauchten, nicht aber unbedingt das, was wir anfangs erhofften. Bei mir war es zum Beispiel eine strengreligiöse Gemeinschaft und es lagen noch andere Meilensteine auf meinem Weg der Wahrheitssuche.

Das bewusste Leben im fortgeschritten Bereich kann im Laufe der Jahre z.B. als Eltern, also während der "Aufzucht der Kinder" auch wieder einschlafen. Wir machen uns jahrelang nur noch um die irdischen Pflichten Gedanken. Wir können es damit vergleichen, dass die wache Seele des Menschen, der für Frieden, Gerechtigkeit und Liebe brannte, mit den Jahren wieder erlischt, verkümmert und am Ende nur noch ein Arbeits- und Familientier übrigbleibt.

Wenn die Kinder das Haus verlassen haben, gibt es evtl. noch einmal eine Phase, in der ein Mensch sich wieder stärker die Sinnfrage stellt, warum er bzw. sie eigentlich lebt und was er/sie gern noch machen will und nicht immer nur machen soll. Sie wird auch "Midlife-Crises" genannt. Manche haben dann noch die Energie, etwas zu ändern, was Neues zu beginnen, viele aber bleiben passiv und werden unzufrieden.

Wiedergeburt und Erleuchtung - das Erwachen des Menschen

Diesen Prozess des allmählichen Aufstiegs von der natürlichen in die höhere Ebene können wir "Erwachen", "Wiedergeburt" oder die "Erleuchtung" eines Menschen nennen. Ich weiß, das hört sich hochtrabend an, aber ich habe bewusst die religiösen Bezeichnungen mit einbezogen. Ähnlich wie mit den "Heiligkeiten", die ich vorhin wieder auf den Boden der einfachen Menschlichkeit gezogen habe, sage ich dir auch diesmal, lieber Leser*: Du brauchst niemanden dazu, als Mensch wach zu werden bzw. "ein neuer Mensch zu werden"! Und du brauchst keine äußeren Handlungen, Sakramente und Mitgliedschaften dafür. Das wollen sie dir nur einreden, damit sie sich unentbehrlich machen. Es ist einfach nur das Bewusst- und Wachwerden, dass du dich nicht mehr nur als funktionierender Mensch von vielen siehst, welcher für Nachkommen, Familie und Gesellschaft sorgt, sondern du dich als ein Mensch entfaltest, der einen Sinn und eine bestimmte Aufgabe im Leben erkennt. Nicht nur als Arbeiter, Erzieher, Familienmitglied usw., sondern als liebender Mensch, der sein Glück nicht nur im natürlichen Bereich sucht, sondern sich nach einer glücklichen Welt ausstreckt. Was deine Aufgabe und dein Sinn in deinem Leben ist, das musst du selbst herausfinden!

Leben für das Gute und dienen mit höherem Bewusstsein

Es gibt übrigens in diesem Prozess des Aufstieges typische Knackpunkte im praktischen Handeln. Oft sind wir so sehr beschäftigt, anderen Menschen Gutes zu tun, dass wir dabei gar nicht an uns denken und dadurch behindern wir unsere eigene geistige Entwicklung. Wenn wir dies feststellen, sollten wir ein gesundes Maß an Selbstliebe entwickeln und erst einmal an uns selbst denken, so egoistisch das auch klingen mag. Später aber, wenn wir auf unserem Weg vorangekommen sind und uns gewissermaßen angekommen fühlen, sollte sich das Nehmen bzw. die Selbstliebe langsam in das Geben bzw. Dienen wandeln, um auch für andere da zu sein. Wenn der Mensch das nicht tut, wird er bald die Begeisterung verlieren und er wird wieder einschlafen. Dies ist vergleichbar mit Menschen, die ständig auf religiöse Erweckungsveranstaltungen gehen, um sich erneut erwecken zu lassen oder die, welche einen Lebenstrainings- und Selbstfindungskurs nach dem anderen absolvieren, aber nicht bald selbst etwas in ihrem Leben aktiv tun. Ähnlich wie auf der natürlichen Ebene, auf der wir als Kinder erst einmal nehmen und später als Eltern geben, erkennen wir im geistigen Bereich, dass "das Geben seeliger macht als Nehmen". Wie bei einer Mutter erkennen wir das tiefe dankbare Gefühl, für andere Menschen da zu sein, ihnen Gutes zu tun und das macht uns glücklich.

Klar ist, dass ähnlich wie beim Lernen und Philosophieren du auch beim geistigen Geben und Dienen hereinfallen kannst. Du bildest dir ein, du dienst einer höheren Sache, aber merkst irgendwann, dass es ein Irrtum war und du nur ausgenutzt wurdest. Ehemalige Sektenmitglieder kennen das, aber auch manch entlassene Parteimitglieder oder geschiedene Ehepartner. Traurig ist, wenn solche enttäuschten Menschen dann gleich alles hinwerfen und sich aus der Gesellschaft und aus diesem fortgeschrittenen Bereich wieder zurückziehen und nur noch für sich leben. Wir sollten aus schlechten Erfahrungen lernen und das positive mitnehmen. Diene weiter, aber nur den Menschen, die es verdienen. Sei wachsam! Selbst Jesus mit seiner Lehre der bedingungslosen Liebe sagte einmal:

"Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben
und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen,
damit die sie nicht zertreten mit ihren Füßen
und sich umwenden und euch zerreißen!"

(Matthäus-Evangelium Kapitel 7, Vers 6)

Von der Überheblichkeit der idealistischen, spirituellen und religiösen Menschen

Die Arroganz und Überheblichkeit eines Idealisten, Spirituellen oder fundamental-gläubigen Menschen in einer Gemeinschaft der Auserwählten und Erleuchteten gegenüber den Materialisten, Ungläubigen, "Schlafschafen" und Nichtwissenden kann so grenzenlos hoch sein! Ich weiß, wovon ich schreibe, da ich dies selbst an mir und in meinem Leben erfahren habe. Endlich fühlt man sich als etwas Besonderes, nicht nur ein kleines Rad im Getriebe, kein unscheinbarer Mensch in der riesigen Menge. "Schaut euch die falsche und böse Welt an!" Aber WIR haben es erkannt, WIR wurden erkannt und nun gehören WIR nicht mehr zu dieser oberflächlichen gottlosen Welt, sondern zu den Auserwählten! "Sieg-Heil, Proletarier aller Länder ..., Halleluja, Salam und Omm!" Und mit dieser Haltung laufen nun viele verschiedene auserwählte Gruppen und Völker auf der Erde herum. Die einen eher liebevoll und zurückhaltend, die anderen eher radikal, missionarisch und revolutionär. Das Volk Israel fühlte sich vor etwa 3000 Jahren beim Einzug (oder Einmarsch?) in das gelobte Land als ein auserwähltes Volk Gottes, 1500 Jahre später auch der Islam auf seinen Feldzügen, die Christen meinten um das Jahr 1000 herum, das gelobte Land mit Gewalt von den Ungläubigen befreien zu müssen, bis hin zu vor nicht allzu langer Zeit die Hitler-Deutschen, die als auserwählte arische Rasse auf alle anderen Völker herabschauten. Auch ein einzelner Gläubiger oder Philosoph kann überheblich werden und sich als etwas Besonderes sehen gegenüber dem Rest der Welt. In allen radikalen Bewegungen gibt es die ähnlichen Gruppendynamiken.

Wenn man einmal zu den "Auserwählten" gehört hat und danach wieder normal wird bzw. werden will, dann erkennt man, wie naiv und dumm man selbst war, vor dem "Erwachen" genauso wie danach. Nun möchte man aber auch nicht wieder zu denen gehören, die an gar nichts glauben und über gar nichts nachdenken, also noch gedankenloser und oberflächlicher sind. Wenn du sowas in deinem Leben erfahren hast, dann stehst du meist zwischen zwei Welten. Auf der himmlischen Seite haben sie die Köpfe in den Wolken, auf der irdischen Seite im Sand. Versuche bei allem nicht deinen geraden Blick zu verlieren. Schaue nicht herablassend auf andere und rechne immer damit, dass vielleicht auch du eine/r von den Verirrten sein kannst, die du selbst belächelst. Hüte dich davor, dich selbst als etwas Besonderes zu sehen, wir sind keine "Auserwählten", sondern einfach nur wachgewordene Menschen, jedoch keine besseren. Und wenn ich manchmal in meinem Buch oder in meinen Filmen recht arrogant und besserwisserisch auftrete, dann nur, um die großen Herren dieser Welt mit ihren Titeln und Doktoren-Abschlüssen zu ärgern und bloßzustellen.

Liebe nicht nur deine Nächsten - soziales Engagement, Ehrenamt und Spendenbereitschaft

Vorhin beschrieb ich die natürliche, menschliche Liebe. Nun kommen wir zu der fortschrittlichen: Es gibt in der griechischen Sprache für das eine deutsche Wort "Liebe" gleich drei Worte: "Eros", "Philo" und "Agape". Das Wort "Eros" steht nicht nur für die erotische, sondern allgemein für die partnerschaftliche Liebe, "Philo" für die freundschaftliche und "Agape" für die göttliche Liebe. Die göttliche, die selbstlose Liebe ist die Liebe in der fortgeschrittenen Ebene. Und es ist völlig egal, ob der erwachte, erleuchtete und wiedergeborene Mensch an Gott glaubt oder nicht. Ich rede hier auch von Menschen, die überhaupt keinen Glauben haben, aber sich in ihrem Leben als hilfsbereite Menschen verstehen und sich für andere Menschen außerhalb ihres Familienkreises in Form von Ehrenämtern, Hilfsaktionen und Demonstrationen engagieren. Einfach weil sie dies als Lebenssinn erkannt haben. Und ich bin überzeugt, dass sich Gott, wenn es ihn gibt, über so einen Menschen sehr freut, egal, ob dieser an was glaubt, oder nicht. Wiederum kann ein traditionell strenggläubiger Mensch, der regelmäßig in den Gottesdienst, in die Moschee oder in den Tempel geht, aber eigentlich diese fortgeschrittene Ebene gar nicht erfahren und verstanden hat, nur für sich selbst lebt, weit davon entfernt sein.


Der barmherzige Samariter

(1978 - Arno & Andreas)

Zwischen Jericho und Jerusalem, da reiste einst ein Mann.
Er kannte zwar die Strecke und sein Maultier trabte gut,
doch er kam an seinem Ziel nicht an.
Denn Räuber hatten ihn beraubt und geschlagen und nun lag er halbtot auf dem Pfad.
Die Sonne brannte heiß und die Wunden schmerzten stark.
Man kann verbluten, wenn man keine Hilfe hat.

Ein Mann, der von Beruf ein Priester war, kam würdevoll den Weg daher.
Er sah zwar den Verletzten, doch ging schnell daran vorbei, denn er fürchtete sich sehr.
"Wenn ich jetzt helfe, kann es sein, dass mich ein Räuber überfällt
und das riskier ich nicht, o nein, das lass ich sein!
Soll der Verletzte selber sehn woher er Hilfe nun bekommt - ich misch mich da nicht ein!"

Das selbe sagte sich ein jüdischer Levit als er den Weg betrat.
Er diente zwar im Tempel und kannte Gottes Wort, doch war er nicht ein Mann der Tat.
Denn Trägheit, Angst und Faulheit, die lähmten auch sein Herz
und so zwang er sich, das Elend nicht zu sehn.
Zu viele unter uns sind von Bequemlichkeit gelähmt, obwohl sie fromme Wege gehen.

Samariter waren damals sehr verachtet und gehasst. Die Juden sahen stolz auf sie herab.
Von diesen dummen fremden Heiden aus dem feindlichen Land, wand man sich naserümpfend ab.
Und grade solch ein Samariter hob den Schwerverletzten auf,
verband die Wunden, gab ihm Wasser, gab ihm Brot.
Er führte ihn zur nächsten Stadt, bezahlte sein Kur - ein echter Helfer in der Not.
---
Zwischen Kiel und Basel auf der Autobahn, da reiste einst ein Mann.
Er fuhr ziemlich zügig, reagierte auch sehr gut, doch er kam an seinem Ziel nicht an!
An einer Ausfahrt war er aus der Kurve geschleudert, denn bei Nässe ist die Straße manchmal glatt.
Und nun lag er in den Trümmern seines Wagens voller Angst -
man kann verbluten, wenn man keine Hilfe hat.

Ein Arzt, ein Pastor und ein Rechtsanwalt, die fuhren einfach dran vorbei.
Sie dachten sich: "Das Wrack im Gras liegt noch nicht lange dort, drum ist mir das auch einerlei.
Ich bin nicht bei der Müllabfuhr und nicht beim Abschleppdienst und mein Zeitplan lässt mir keine Pause zu.
Es wird schon jemand kommen. Im Moment geht's mich nichts an, lasst mich mit so was bloß in Ruh!"

Pakistanis, Türken, Griechen sind bei uns nicht sehr beliebt, wir Deutschen schauen stolz auf sie herab.
Diese Hammelfleischexperten, großer Schnurrbart, schwarzes Haar, schiebt man in Flüchtlingsheime ab.
Und grade solch ein Pakistani zog den Unfallfahrer raus,
rannte zum Telefon und rief die Polizei,
hob den Verletzten auf die Trage und fuhr mit zum Krankenhaus.
Sein Deutsch war schlecht, doch das war einerlei.

Du hast wahrscheinlich schon gemerkt, worum es sich hier dreht.
Ich sag auch nicht mehr viel dazu.
Der Priester, der Levit, der Arzt, der Rechtsanwalt sind Menschen, so wie ich und du.
Parabeln sind Vergleiche, aus dem Leben konstruiert.
Wer ehrlich ist, entdeckt sich irgendwo.
Lies Lukas 10 und schau dir gut den Samariter an,
und dann steh auf und handle ebenso!

***

Leben in Gemeinschaft

Wenn der Mensch sich auf der fortgeschrittenen Ebene bewegt, will er nicht nur "philo" und "eros", also nur in Familie und in guter Nachbarschaft leben, sondern er möchte auch die "agape" mit Gleichgesinnten in Gemeinschaft teilen. Viele religiöse und gleichgesinnte Menschen versammeln sich an Wochenenden zu Freitagsgebeten und Gottesdienstveranstaltungen, um gemeinsam zu beten, zu meditieren, zu singen und aus ihren Büchern zu lesen. Manchen ist das zu wenig und sie schließen sich zu alternativen Gemeinschaften zusammen und leben meist auf dem Land. Es sind Menschen, die ihre Überzeugung, ihren Glauben und ihre Idee gemeinsam leben wollen und das am liebsten den ganzen Tag und nicht nur zum Feierabend. Sie haben erkannt, dass sich diese Dinge schwer in den gegenwärtigen materialistischen Gesellschaftsstrukturen umsetzen lassen. Ganz automatisch bilden sich daraus alternative Lebensformen, die unser gesellschaftliches Leben bereichern. Es gibt religiöse, spirituelle wie auch ökologische Gemeinschaften auf der ganzen Welt verteilt, ich selbst besuche auf meinen Pilgerreisen welche, sofern ich darf und arbeite und lebe ein paar Tage mit ihnen.

Das Lernen auf der fortgeschrittenen Ebene

Lieber Leser*, lerne vieles verschiedenes kennen! Nicht nur den Buddhismus, nicht nur Eckart Tolle, nicht nur den Koran, sondern versuche dich zu lösen von der einen Kategorie und stöbere im ganzen Regal herum. Auch mein Buch ist nur eines von tausenden und meine Sicht- und Denkweisen nur eine von vielen. Du musst deine eigene Sicht auf alle Dinge finden und nicht die einer anderen Person, Religion oder Weltanschaung. Also: Willkommen in der riesigen Weltbibliothek! Und die Kategorien heißen: Biografien, Lebenserfahrungen, Psychotherapie, Selbstreflexion, Religion, Philosophie, Lebensweisheiten und vieles mehr. Uns Menschen der Gegenwart liegt das ganze Wissen, die Kunst und Erfahrungsberichte vieler Persönlichkeitem zu Füßen, wir brauchen es nur aus dem Regal oder aus dem weltweiten Internet zu ziehen. Bis vor 500 Jahren konnten die meisten Menschen nicht mal lesen und die Kunst in Form von Theater, Musik und Vorträgen beschränkte sich höchstens auf die Predigt des Pfarrers im Dorf, gelegentliche Zirkus-Vorstellungen von wandernden Gauklern oder einer sensationellen Hinrichtung auf dem Marktplatz. Heute ist es eher umgekehrt: Wir müssen uns schützen vor der Flut an Berichten, Sensationen, Nachrichten, Büchern, Filmen und Vorträgen. So ungebildet und doch aktiv und erfahren die Menschen damals waren, so gebildet, aber doch passiv und unerfahren sind wir es heute. Wenn du auf der fortgeschrittenen Ebene lernen willst, hat dies immer etwas mit dir selbst und mit deinen eigenen Erfahrungen zu tun. Du machst dies nicht für einen Abschluss oder damit du klüger wirst, sondern du lernst dich selbst kennen, du machst dir Gedanken über das Leben und verbunden damit über dein Leben. Und zwischendurch solltest du dich immer ins aktive Leben werfen und das Erkannte im Leben umsetzen, sonst bleibt es nur in deinem Kopf als Theorie. Lerne also, um zu leben und lebe nicht, um nur zu lernen.

Ich könnte dir jetzt hier eine Reihe von Büchern, Filmen und Vorträgen auflisten, aber das möchte ich nicht. Ich würde dich indirekt auf deinem Lebensweg beeinflussen und es ist schon genug, wenn du mein Buch liest.☺ Du brauchst vielleicht auch ganz andere weitere Inspirationen als die, die ich dir empfehlen würde. Philosophische Einsichten, Lebensweisheiten und sogenannte göttliche Offenbarungen müssen nicht nur durch Bücher bewirkt werden, auch tiefgründige Spielfilme, Romane, Videoclips, Podcasts und Lieder von Liedermachern können ähnliches in uns bewirken. Lass dich einfach inspirieren von allem, was dir in die Hände kommt und über den Weg läuft, Hauptsache du weitest deinen Horizont und bildest dich vielfältig und nicht einseitig. Schaue dich auch nach Lehrern um und glaube nicht, dass dies nur religiöse und spirituelle Menschen sein müssen. Im Gegenteil. Die Kirchen sind leer, Moscheen und Tempel werden es auch irgendwann sein. Die Menschen denken fortschrittlicher, moderner und wollen keinen alten Aberglauben, der sich nicht beweisen lässt. Sie sitzen jetzt in großen Sälen und hören Rednern, Kabarettisten und Coachtrainern zu, die auch ohne Gott gute und tiefgründige Lebensweisheiten und Erfahrungen vermitteln können. Sieh dich aber besonders in diesem Bereich vor, dass du finanziell nicht ausgenutzt wirst, der Mammon ist dort besonders ausgeprägt, so wie früher, als die Kirche noch als Weltmacht galt. Und denke immer daran, dass das Lernen auf der fortgeschrittenen Ebene nichts bringt, wenn du es nicht in deinem Leben in die Tat umsetzt. Alle Erkenntnis ohne Erfahrung löst sich allmählich wieder in Luft auf.

Das Zusammenspiel der beiden Ebenen

Du meinst, wenn du dich der höheren geistigen Welt öffnest, solltest du zugleich den natürlichen Bereich mit all den weltlichen Freuden meiden? Nein, das ist ein großer Fehler, der von vielen Geistlichen, Intellektuellen und den Religionen begangen wird. Sie wollen alles, was mit weltlicher Oberflächlichkeit zu tun hat, für schlecht erklären. Sie wollen, dass wir jetzt schon wie Engel auf Erden wandeln. Äußere Schönheit wird abgelehnt, es zählt nur die innere. Muskeln braucht man nicht, es zählen nur noch innere Werte. Schnelligkeit wird mit Hektik gleichgesetzt. Bei allem, was du tust, fragen sie dich nach dem Sinn. Irgendwann verkommt das Leben zu einer faden und geheuchelten Geistlichkeit und Spiritualität. Man lächelt nur noch, aber lacht nicht mehr laut. Man faltet oder gibt sich nur förmlich die Hände, als dass man sich gegenseitig umarmt und streichelt oder mit der Faust auf den Tisch schlägt. Emotionen sind schlecht, sagen sie. Man trinkt nur noch Tee und meditiert, als dass man wild tanzt und ein kühles Bier genießt. Sie verbieten das Wort "Ficken", reden lieber über Sexualität in der Ehe, entscheiden sich selbst aber lieber für das Zölibat und die Ehelosigkeit. Lieber Leser*, bleibe immer auch ein natürlicher Mensch, liebe das Leben auch in seiner authentischen und wilden Natürlichkeit! Durch übertriebene Geistlichkeit entsteht eine Aushöhlung des Menschen. Er wird immer mehr zum reinen und durchsichtigen, aber auch frigiden, sterilen und vergeistigten Kopfmenschen, er verkümmert innerlich, genauso wie ein materialistisch gesinnter Mensch verkümmert, der keinen Wert auf den Geist, sondern nur auf seinen Körper und seine Lust legt. So wie ein materialistisch eingestellter Mensch hohl sein kann, weil er nichts im Kopf hat, kann ein überreligiöser und spiritueller Mensch hohl sein, weil sich in seinem Körper keine Leidenschaft, keine Lust und keine natürliche Begierde mehr regt, er ist eben nur noch ein Geist, aber kein Mensch mehr.

Die fortgeschrittene Ebene des Lebens, Liebens und Lernens liegt außerhalb der rationellen und materiellen, ja sogar außerhalb der traditionell-religiösen Sichtweise. Die natürliche Ebene fragt immer nach Familieneinkommen, nach Tradition, nach Besitz, nach Wohlstand und nach Absicherung. Die fortgeschrittene Ebene fragt nach dem Glück aller, auch nach dem Glück des anderen außerhalb seiner eigenen Familie und Gemeinde, sie fragt nach Frieden und Harmonie in der Welt und versucht diese positiv und selbstlos mitzugestalten. Wir kaufen bewusst ein, um niemanden zu schaden und wir spenden, wenn wir Überfluss haben. Wir leben wahrhaftig und nicht nur so dahin, wir lieben alle Menschen und nicht nur die Nächsten und wir lernen dabei das Leben immer tiefgründiger kennen. Sowas schafft keine Schule und kein Studium, sowas schaffst nur du selbst in dir!

Bleibe mal stehen, lieber Leser*, ich will dir etwas mit dem Stock in den Sand malen, um das Gesagte zu verdeutlichen:

Auf die Schwingung und den Wechsel kommt es an

Um klar im Kopf zu werden und zu bleiben, sollten wir eine Zeitlang auf die natürlichen Dinge des Lebens verzichten, um den Willen zu stärken. Fasten, Beten, Enthaltsamkeit, Meditation und Askese sind sehr gute Übungen für die Willensstärkung und bändigen dein körperliches Verlangen nach Befriedigung. Und glaube mir, "ich tu mich sehr schwer"** mit diesen Dingen, weil ich so ein Lebemann bin! Wenn du es aber übertreibst und am Ende glaubst, dich ganz den materiellen Bindungen zu entsagen, ist das wie beschrieben ein falscher Weg und du wirst dir eher schaden! Wir machen uns durch übertriebe Enthaltsamkeit im Leben schon vor dem irdischen Tod zu geistigen Wesen. Die Engel würden den Kopf schütteln und sagen. "Was macht ihr? Das könnt ihr alles nach eurem Tod haben! Aber jetzt genießt doch erst einmal dieses schöne irdische Leben mit all seinen hellen und dunklen Seiten!" Wenn du wiederum zu lang und zu intensiv nur das natürliche Leben auslebst, zerstört es dich genauso, wie ein radikaler Verzicht auf all diese Dinge, welche uns das Leben auf der Erde bietet. Schwinge zwischen diesen beiden Bereichen! Das ist im Sandbild die mittlere Linie. Wie das Leben überall schwingt: Leben und Tot, Sommer und Winter, Liebe und Hass, Hingabe und Enthaltsamkeit, Herz und Verstand, Licht und Finsternis. Das ist das Leben! Überprüfe bei dir selbst immer wieder, was du brauchst. Es ist bei jedem Menschen anders, wieviel natürliches und wieviel himmlisches Leben er im Moment braucht. Ein junger Mensch wird vielleicht mehr in den wilden und natürlichen Bereich hineinschwingen, braucht aber auch hin und wieder den Himmel, um in dem tiefen dunklen Ozean der Begierde nicht unterzugehen und der ältere erfahrende Mensch braucht es nicht mehr so wild und schwingt lieber auf seinem Schaukelstuhl bei einem Glas Wein und einem guten Buch, es würde ihm und der Oma aber auch gut tun, mal wieder tanzen zu gehen. Die zwei äußeren Linien bilden deinen Horizont, der weitet sich, umso mehr du in deinem Leben Erfahrungen gesammelt und die Schwingungen durchlebt hast. Wenn du dir im Leben kaum etwas zutraust, wirst du nur kleine Schwingen erzeugen, die auch deinen Horizont nicht sehr weiten. Und du siehst, dass der Horizont am Ende eines Lebens weit sein kann, sofern der Mensch ein lebendiges Leben hinter sich hat.

Die Lehre vom Yin und Yan beleuchtet diese Thema übrigens auch sehr treffend.

Vom einzelnen zu uns allen: Wenn alle Herzen strahlen ist die Welt hell erleuchtet

Komm, lieber Leser*, lass uns mal Rast machen auf den Steinen dort und ins Tal schauen.

Siehst du da unten die großen Metropolen? Und siehst du die vielen Menschen als winzige Punkte, die sich bewegen!? Die meisten sind so klein und unscheinbar wie Bleistiftpunkte, die sich hektisch hin und her bewegen. Nach unserer gemeinsamen Pilgerreise werden wir beide auch wieder da unten sein. Viele Punkte sind einfach nur grau und unscheinbar. Manche leuchten, die einen stark, andere schimmern nur etwas, viele leuchten jedoch gar nicht. Aber schau genauer hin: Es gibt auch kleine und große schwarze Löcher. Das sind die Menschen, die wie dunkle Sterne das ganze Gegenteil machen: Sie "schlucken" das Licht der benachbarten Sterne, wie im Weltall. Die großen Punkte, ob strahlend, erloschen oder dunkel, sind die einflussreichen Menschen, die viel bewirken können. Die vielen kleinen Punkte sind wir einfachen Menschen, die in ihrer Menge genauso großen Einfluss haben wie die wenigen großen.

Wenn alle Punkte wie Sterne leuchten, dann erstrahlt unsere Welt im Sternenglanz und wenn sie alle erloschen sind, ja dann ist das Firmament dunkel. Der Zustand der Welt, das Himmelreich auf Erden und das Glück aller Menschen lässt sich nicht durch Regeln, Gebote, Gesetze und Ordnungen erzwingen. Nur der Zustand eines jeden einzelnen ergibt den Zustand der ganzen Welt. Und komme nicht mit dem Satz: "Was soll ich als einzelner schon machen?" Gerade dich wird man vielleicht als Stern in einem Sternenbild vermissen, auch wenn du nur ein kleiner bist! Und wenn du nur ein Tropfen in einem großen See bist und willst, dass der See klar und sauber bleibt, dann sei auch du es!" Warte nicht auf die anderen, sondern beginne bei dir selbst! Trage dein Licht hinaus in die weite Welt. Und die Welt wird erleuchtet sein durch dich.


Astronaut

(2015 - SIDO feat. Andreas Bourani)

Wir laufen rum mit der Schnauze voll, die Köpfe sind leer.
Sitzen im Dreck bis zum Hals, haben Löcher im Herz.
Ertränken Sorgen und Probleme in 'nem Becher voll Wein
mit einem Lächeln aus Stein, uns fällt nichts Besseres ein.
Wir hab'n morgen schon vergessen wer wir gestern noch waren.
Haben uns alle voll gefressen und vergessen zu zahlen.
Lassen alles stehn und liegen für mehr Asche und Staub.
Wir wollen alle, dass es passt, doch wir passen nicht auf.
Die Stimme der Vernunft ist längst verstummt, wir hör'n sie nicht mehr,
denn manchmal hab'n wir das Gefühl, wir gehör'n hier nicht her.
Es gibt kein vor und kein zurück mehr, nur noch unten und oben.
Einer von hundert Millionen, ein kleiner Punkt über'm Boden. Ich heb ab!

Ich heb ab! Nichts hält mich am Boden, alles blass und grau!
Bin zu lange nicht geflogen, wie ein Astronaut.
Ich seh die Welt von oben, der Rest verblasst im Blau.
Ich hab Zeit und Raum verloren, hier oben, wie ein Astronaut.


Im Dunkel der Nacht, hier oben ist alles so friedlich.
Doch da unten geht's ab, wir alle tragen dazu bei, doch brechen unter der Last.
Wir hoffen auf Gott, doch haben das Wunder verpasst.
Wir bauen immer höher bis es ins Unendliche geht.
Fast acht Milliarden Menschen, doch die Menschlichkeit fehlt.
Von hier oben macht das alles plötzlich gar nichts mehr aus.
Von hier sieht man keine Grenzen und die Farbe der Haut.
Dieser ganze Lärm um mich verstummt, ich hör euch nicht mehr.
Langsam hab ich das Gefühl, ich gehöre hier her.
Es gibt kein Vor und kein Zurück mehr nur noch Unten und Oben.
Einer von hundert Millionen, ein kleiner Punkt über'm Boden.

Und beim Anblick dieser Schönheit fällt mir alles wieder ein.
Sind wir nicht eigentlich am Leben um zu lieben und zu sein?
Hier würd' ich gern für immer bleiben, doch ich bin ein Wimpernschlag,
der nach fünf Milliarden Jahren nicht viel mehr zu sein vermag.

Ich heb ab!...


Die Lösung für eine bessere Welt liegt in dir verborgen

Die Lösung liegt in dir verborgen und in keiner Religion, Philosophie oder Gesellschaftsordnung. Deshalb bin ich unterwegs, nicht um irgendwelche Theorien zu verbreiten, sondern um Herzen zu entzünden. Und es geht nicht nur darum, dass wir nett und lieb zueinander sind, sondern wir sollten unsere angepasste Lebensweise ändern, wenn wir merken, dass wir irgendetwas indirekt unterstützen. Wir sollten unsere natürliche Trägheit und Bequemlichkeit überwinden, denn sie ist der Hauptmotor der Ungerechtigkeit und Zerstörung. Und es macht sogar Spaß, aufgeweckt und bewusst als gesunder Mensch zu leben. Von allein lösen sich nicht die Probleme auf der Welt. Wir sollten so leben, als wäre das Himmelreich schon auf Erden. Wie würde diese neue Welt aussehen? Ganz einfach, es gäbe ...

Das hört sich alles so unvorstellbar verrückt und utopisch, aber auch einfach und naiv an, nicht wahr!? (Imagine - John Lennon) Genau in diesem Punkt tun wir Menschen uns so schwer! Wir wählen lieber den bequemen Weg, als aus Überzeugung zu verzichten. Wir schieben lieber alles auf "die da oben" und die anderen. Wenn ein Präsident kommen würde, um diese Punkte mit aller Macht und Gewalt durchzusetzen, was würde geschehen? Chaos und bei vielen von uns sogar Entrüstung! Diese Dinge lassen sich nicht erzwingen, deshalb sind Parteiprogramme, Religionen und Gesellschaftsentwürfe, die das Gute mit Revolution und Gewalt durchsetzen wollten und wollen, immer zum Scheitern verurteilt. Die Menschen müssen sich selbst ändern, egal ob sie reich oder arm, klug oder dumm, privilegiert oder ausgestoßen, mächtig oder machtlos, alt oder jung sind. Überall findest du Egoismus, Neid, Hass, Gleichgültigkeit, Gier, genauso wie Bewusstsein, Bescheidenheit, Liebe, Vertrauen, Hoffnung, in der oberen Volksschicht wie auch in der unteren. Bei einem Bauern genauso wie bei einem Minister, bei einer Angestellten wie bei einer Schriftstellerin, bei einem Obdachlosen wie bei einem Banker. Mit Räubern kannst du keine Friedensbewegung starten, genauso wenig wie du mit Friedensaktivisten in den Krieg ziehen kannst. Auf jeden einzelnen Menschen kommt es an.

Nicht nur über Spiritualität und göttliche Liebe reden, schreiben und singen, sondern etwas TUN!

Wir werden in unserer modernen Medienwelt so zugeschüttet mit positiven Emotionen in Form von ergreifenden melancholischen Filmen, Liedern und weisen Zitaten. Wir sind schnell dabei, Petitionen zu unterschreiben, bei Demos mitzulaufen und die richtige Partei zu wählen. Aber wenn wir uns zwischen dem Auto und dem Fahrrad zur Arbeit, zwischen dem gemütlichen Abend auf der Coach oder dem Besuch bei der einsamen Nachbarin, an der Kasse zwischen billig-schlecht oder teuer-gut und zwischen einem Job mit oder ohne Rücksicht auf Verluste entscheiden müssen, tun wir uns immer so schwer! Aber genau in diesem Punkt erkennst du die Ernsthaftigkeit eines Menschen. Ob er nur schönredet und schöndenkt, oder ob er auch etwas tut, bereit ist zu verzichten oder mehr zu bezahlen, als notwenig. Natürlich darfst du mit Recht auch mich prüfen und beobachten. Ich versuche mein Bestes zu geben, nicht nur zu reden, sondern auch etwas zu tun, und das schon seit 30 Jahren, seitdem ich wachgeworden bin. Dafür aber ist der persönliche Teil, denn hier soll es nicht um mich, sondern um uns alle gehen.

Unliebsame Trennungen und Verleumdungen

Wenn du das oben beschriebene "Himmelreich" auf Erden bei dir selbst umsetzen willst, wirst du manchmal auch auf Unverständnis und Schwierigkeiten stoßen. Wenn erst einmal nur du allein "gegen den Strom" nach den himmlischen Maßstäben leben willst, wirst du schnell als verrückt, als Exot und als unnormal abgestempelt. Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, alte Beziehungen zu kappen, die Clique oder das Elternhaus mit viel Streit zu verlassen oder sich von Partner/Partnerin zu trennen, wenn du merkst, dass deine alten Beziehungen dich hindern, neue Wege zu gehen. Wenn du mit anderen zusammen den Traum von einer neuen Welt und Gesellschaft als Gemeinschaft verwirklichen willst, kann es ebenfalls schnell passieren, dass ihr als "Sekte" abgestempelt werdet. Du solltest dabei immer überprüfen, was dir und deiner Umgebung guttut. Wenn du meine großen Vorbilder aufmerksam betrachtest, wirst du erkennen, dass auch in deren Leben nicht alles friedlich und normal ablief: Buddha verließ seine junge Frau mit Kleinkind, Jesus war seiner Mutter gegenüber sehr distanziert und er zeigte kein Verständnis, als ein junger Mann vor der Nachfolge noch schnell seine verstorbenen Eltern beerdigen wollte. Gandhi gewährte seinem erstgeborenen Sohn keine Unterstützung in seiner beruflichen Entwicklung und Franziskus war als junger Kaufmannssohn die große Hoffnung für seinen Vater und sorgte für sehr viel Peinlichkeit und Enttäuschung in der Verwandtschaft. Aber sieh dich vor, lieber Leser*, es kann immer beides möglich sein: Du kannst als Aussteiger auf dem richtigen Weg sein, die anderen können aber auch Recht haben und du bist wirklich ein lebensfremder durchgeknallter Typ. Genauso auch als Gruppe: Entweder bekommt ihr von den normalen angepassten Bürgern zu Unrecht den Stempel einer "Sekte" oder totalitären Gruppe verpasst oder ihr seid wirklich eine. Alles ist möglich, manchmal ist es auch eine Mischung aus beidem, je nachdem, von welcher Seite aus wir uns betrachten. Wichtig für dich ist eine schonungslose, kritische Selbstbetrachtung verbunden mit einem gesunden Selbstvertrauen.

Gewaltfreiheit und Selbstverteidigung

Hier noch ein paar Worte zur Gewaltfreiheit und Pazifismus: Was geschieht nun, wenn wir die Liebe im fortgeschrittenen Bereich leben wollen, wir werden aber von anderen gewaltsam angegriffen, egal, ob als Person, als Gruppe oder als eine ganze Gesellschaftsordnung? Es gibt daraufhin zwei Möglichkeiten der Reaktion:

Der erste Punkt ist übrigens um so wirkungsvoller, je stärker du im physischen Bereich bist. Wir kennen das bestimmt alle noch aus der Kindheit und Jugendzeit, dass nicht die gewaltsamen Schläger uns beeindruckten, sondern die Jungs, die groß und kräftig waren, aber sich nicht so schnell auf eine Schlägerei eingelassen haben. Wichtig ist in solchen Situationen eine gute Beobachtungsgabe, ob die gewaltfreie Gegenreaktion etwas bringt oder eher Schaden anrichtet, denn vielleicht bedürfen andere Menschen deines Schutzes und denen darf dein gewaltfreies Auftreten nicht zum Nachtteil gereichen. Ist der Angreifer ein absolut krankes und abgestumpftes Wesen, welches keine Skrupel zeigt und kein schlechtes Gewissen bekommen würde, dann ist es sehr naiv, die gewaltlose Reaktion zu wählen. Deinen Feind durch Gewaltfreiheit zum Freund zu machen, ist eine edle Sache, aber wenn du erkennst, dass der Schutz anderer Personen nicht mehr vor dem Angreifenden gewährleistet ist, bist du zur Selbstverteidigung mit Gegengewalt verpflichtet. Dein Gegenüber kannst du immer mit einer der Gegenreaktionen zum Nachdenken anregen. Welche die bessere Wahl ist, hängt von dir, der Situation und deinem Gegenüber ab. Ich könnte jetzt Beispiele nennen, aber dafür ist wiederum der sachliche Teil meines Buches gedacht. Nur mal ein paar Stichworte wie Sozialismus, Schwarzmarkt, Flüchtlingskrise und Sozialstaat sollen dich hoffentlich etwas neugierig auf den sachlichen Teil machen.

Mach mit!

Mach mit, lieber Leser*! Sei wie ein Virus, nur im positiven Sinne und breite dich aus und stecke wiederum andere an. Nicht von oben nach unten, sondern von unten nach oben, von klein zu groß! Und es gibt schon so viele selbst- und umweltbewusste Menschen, die nicht nur an sich und ihre Nächsten denken, sondern über ihren Gartenzaun auch in die Weite schauen, Alternativen leben und versuchen, sich gleichzeitig neben ihren alltäglichen Pflichten um den Rest der Welt durch Initiativen und Hilfsprojekte zu kümmern. Lebens- und Arbeitsgemeinschaften, in denen der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht das Kapital, sind die Grundlage für eine funktionierende humane Gesellschaft. Für den jungen Menschen ist es wichtig, dass er sich und sein Leben erst einmal selbst findet. Viele machen sich als Backpacker, Weltenbummler, Aussteiger und Lebenskünstler auf, um das starre Regelwerk und System für eine Zeit zu verlassen, welches sie so engmaschig wie eine Matrix umgibt. Der vorläufige Ausstieg bringt Selbstbewusstein und wichtige Erfahrungen für das eigene Leben. Vielleicht gibt es den einen oder die andere, welche durchs Land Europa pilgert zu Fuß, nicht einfach nur wegen des Abenteuers und um des Wanderns Willen, sondern um der Schnellebigkeit unserer Gesellschaft entgegenzuwirken, das Leben zu entdecken und zu finden, interessante Menschen und Gemeinschaften kennenzulernen und um seinen eigenen geistigen Horizont zu erweitern. Wenn welche sich wie ich im Pilgergeist zu Fuß aufmachen, fühle ich mich denen natürlich sehr verbunden, vielleicht entsteht daraus eine Pilgerschaft. Aber: "Alles kann, nichts muss!"

Die JEBUGA-Sonne schenke ich dir gern als Symbol. Sie soll dich beim Leben, Lieben und Lernen in allen Lebensbereichen begleiten und dir auf deinem Weg immer leuchten. Und wenn dein Weg mal durch die dunkle Nacht führt, dann soll sie dir ein Stern der Hoffnung sein für den nächsten Tag. Und die Sonne strahlt über allen Menschen, egal welcher Weltanschauung und welcher Religion sie angehören. Viele Menschen holen sich ihre Lebenskraft aus ihrem Glauben. Aber du kannst dieselbe Kraft auch in dir selbst ohne einen Glauben und eine Religion entdecken, denn in uns ist alles vorbereitet, wir brauchen nur danach suchen und es erkennen. Hauptsache, wir leben als bewusstgewordene Menschen und nicht nur als menschgewordene Arbeitstiere, die gedankenlos dahinleben.

Mach mit, indem du mal etwas umsonst machst, das fällt auf! Mach irgendwo in einem Projekt, einer Entwicklungshilfe oder einer sozialen Einrichtung mit, nicht um Geld zu verdienen, sondern um als Sonnenschein für andere Menschen da zu sein und zu dienen! Wenn du dich und die Welt kennenlernen willst, musst du nicht mit dem Flugzeug auf die andere Seite unserer Erde reisen, hier bei uns gibt es genug Tempel und interessante Lebensformen. Lerne das Leben in seiner Einfachheit und Tiefgründigkeit kennen und lieben und hetze nicht von einem Abenteuer in das nächste. Du wirst keine Erleuchtung finden, wenn du in der Menschenmenge von Touristen in Bodghaya stehst, um den Baum der Erkenntnis Buddhas sehen zu wollen, sondern vielleicht schon, wenn du auf einem Steg an einem schönen menschenleeren See in deiner Nähe aufwachst, während die Morgensonne aufgeht. Du brauchst kein Israel, kein Mekka und kein Santiago de Compostela. Dein Seelenheil findest du ganz in deiner Nähe, in unseren Wäldern, auf den Bergen und bei lieben Menschen in alternativen Landgemeinschaften.

Wichtig ist, dass jeder das Himmelreich auf Erden sucht, hoffentlich findet und lebt und damit beginnt, als darauf zu warten und zu meinen, die böse Welt wäre schuld. Denn das sagen die meisten und viele tun nichts. Fang einfach an, da wo du gerade bist und mit dem, was du kannst! Hören wir auf zu träumen und werden aktiv!

Vom Nichtdenken und Nichttun

So lieber Leser* und Begleiter in meiner Welt der Gedanken! Da vorn ist unser gemeinsamer Weg zu Ende und ich sehe eine Schranke und ein leeres altes Häuschen eines ehemaligen Grenzpostens. Dies erinnert mich an Laotse, ein sehr interessanter Lehrer um 600 vor Christus. Von ihm sagt man, dass er irgendwann genug von der pietistischen Gesellschaft und den moralisierenden Menschen hatte und wollte das Land verlassen, wurde aber von einem Grenzposten aufgehalten, welcher Laotse bat, ihm doch wenigsten noch seine Lehre zu hinterlassen, bevor er verschwindet. Daraus entstand das Buch "Tao Te King". Seine Lehre kommt uns erst einmal befremdlich vor, denn sie legt großen Wert auf das "Nichttun". Wir sollten dies aber nicht mit Passivität und Trägheit gleichsetzen, sondern Laotse beschreibt hier die Gabe der Unabhängigkeit von äußeren Handlungen und Werken. Dieses Thema wird auch in der christlichen Lehre von Paulus im Neuen Testament aufgegriffen: Der Glaube ohne Werke ist zwar nutzlos, aber ein Glaube, der sich immer nur mit Werken beweisen will, kann auch in die Irre führen. Die Christen nennen es auch die Gnadenlehre. Ich habe das in der Begegnung am Feuer schon versucht zu beschreiben: Du musst gar nichts tun, lieber Leser*, um gut zu sein. Du bist gut! Gott findet dich gut, so wie du bist! Sei einfach du selbst, ruhe in dir und höre auf, irgendjemanden etwas beweisen zu wollen oder dir selbst. Besonders die gegenwärtige Psychoanalyse und -therapie kennt dieses verbreitete Grundproblem bei den psychisch erkrankten Menschen. Wir wollen schon seit unserer vernachlässigten Kindheit irgendetwas tun, um Aufmerksamkeit zu gewinnen. Der Mensch, der sich von diesem Darstellungs- und Geltungszwang befreit, legt sich einfach wie Diogenes in eine Tonne und ruht in sich.🙂 Okay, du musst dir jetzt nicht gleich eine Tonne besorgen, das war ein Scherz! Bleib locker und gelassen! Sage zu deiner inneren Du-musst-Stimme einfach: "Ich muss überhaupt nicht!"

Außerdem ist es irgendwie eine scheinheilige Sache, wenn wir das Gute tun, weil es irgendwo geschrieben steht oder gelehrt wird. Was soll das? Es nervt irgendwann, von Menschen umgeben zu sein, die gut zu mir sind, weil sie es sollen und nicht wollen. Irgendwann entsteht zwischen solchen "Scheinheiligen" auch noch ein Konkurrenzkampf im Gutes-tun und jeder kontrolliert den anderen, ob er vielleicht doch Schwächen hat und zeigt. Man vermutet, dass Laotse den Staatsbeamten Konfuzius kannte, der auf die edlen Tugenden großen Wert legte und vielleicht ist deshalb Laotse ausgewandert, weil er die Scheinheiligkeit nicht mehr aushielt und somit seine Lehre vom Nichttun und Nichtdenken hinterließ.

Also, lieber Leser*, du musst überhaupt nicht und ich muss auch nicht. Kann sein, dass ich auch irgendwann weggehe und verschwinde. Ich bin nicht abhängig von dem, was ich tu. Ein fortgeschrittener Mensch versteht diese Zeilen. Ein Mensch auf der natürlichen Ebene wird diese Zeilen missverstehen, er wird sich sagen: "Na ist doch schön! Ich muss also doch nichts tun. Prima! Ich leg mich auf die faule Haut und genieße mein Seelenheil!" Das sind dann beispielsweise viele gläubige traditionelle Christen, welche sich auf der Gnadenlehre ausruhen.
Dieses Thema ist schwer zu verstehen und zu erklären und man begreift es eigentlich erst, wenn man beide Seiten in seinem Leben durchlebt hat. Na ich weiß nicht genau, ob du mich verstanden hast, lieber Leser*. Wenn nicht, ist es nicht schlimm. Egal. Ich denk nichts mehr, ich schreib nichts mehr, ich sag nichts mehr. Wäre das aber die Lösung, wenn wir alle so eine Einstellung hätten? Wenn die Welt voller stummer lethargischer "Laotsen" bestände? Vielleicht ist es ähnlich wie mit dem Schwingen zwischen dem natürlichen und fortgeschrittenen Lebensbereich, was ich vorhin beschrieben habe. Es gibt eine Zeit des Redens, des Schaffens und der liebenden Gemeinschaft und dann wieder eine Zeit des Schweigens, des Alleinseins, des Ausruhens und der Stille. Schon in meinen jungen Pilgerjahren habe ich diese herrliche Ruhe im Wald genossen und den Vögeln beim Zwitschern und Vögeln zugeschaut, nachdem ich die Tage zuvor ständig mit Leuten auf der Fußgängerzone über Gott und die Wahrheit redete. Aber wenn ich dann aus dem Wald kam und im Tal die nächste Stadt erblickte, wusste ich, dass beides im Leben wichtig ist, das Miteinanderreden genauso wie das Schweigen.

Verabschiedung

Hier stehen wir nun, an der Grenze zwischen dem himmlischen und dem sachlichen Teil des Buches. Vielleicht warst du schon bei der Begegnung am Feuer mit JEBUGA dabei, dann verabschieden wir uns jetzt wieder. Im nächsten Abschnitt will ich mal alles Himmlische, Religiöse und Spirituelle beiseitelassen und mich ganz den praktischen und reellen Dingen widmen. Fühl dich ganz lieb umarmt und ich wünsche dir von ganzem Herzen viel Glück und Segen auf deinem Lebensweg! Erkenne dich selbst, suche das Himmelreich auf Erden und entdecke das wahre Leben!

________________
© Pilger Thomas
www.jebuga.de


Gute Nacht, Freunde

(1972 - Reinhard Mey)

Gute Nacht, Freunde, es wird Zeit für mich zu geh'n.
Was ich noch zu sagen hätte dauert eine Zigarette
und ein letztes Glas im Steh'n.


Für den Tag, für die Nacht unter eurem Dach habt Dank!
Für den Platz an eurem Tisch, für jedes Glas, das ich trank.
Für den Teller, den ihr mit zu den euren stellt
als sei selbstverständlicher nichts auf der Welt.

Habt Dank für die Zeit, die ich mit euch verplaudert hab'
und für Eure Geduld, wenn's mehr als eine Meinung gab.
Dafür, dass ihr nie fragt, wann ich komm' oder geh'.
Für die stets offene Tür, in der ich jetzt steh'.

Für die Freiheit, die als steter Gast bei euch wohnt.
Habt Dank, dass ihr nie fragt, was es bringt, ob es lohnt.
Vielleicht liegt es daran, dass man von draußen meint.
Dass in euren Fenstern das Licht wärmer scheint.



^ zurück zum Inhaltsverzeichnis ^