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Mensch und Gesellschaft

Der Mensch in Natur, in Gemeinschaft und in der modernen Gesellschaft

Ist der Mensch im Grunde ein gutes Wesen? Oder ist er eher böse, egoistisch und faul? Goethe hat es mal treffend geschrieben:

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“

und weiter:

„Denn das allein unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen.“

Er „sei“ es, aber er ist es nicht automatisch. „Gut sein“ ist ein Willensakt und wenn der Mensch sich in diese edle Richtung nicht entwickelt und nichts unternimmt, bleibt er ähnlich den Tieren ein natürliches, wenig nachdenkendes Wesen, welches nur um das eigene Überleben, das der Nachkommen und das seiner Angehörigen besorgt ist. Alle anderen Werte sind diesem Wesen egal. Natürlicher Egoismus ist keine böse Charaktereigenschaft oder boshafte Handlung, sondern ein normaler Instinkt in uns. Jeder Mensch kann sich durch eine liebevolle und gute Erziehung oder durch eine von Sehnsucht getriebenen eigenen Anstrengung zu einem liebenden und edlen Menschen entwickeln (siehe auch meine Lehre vom „Leben-Lieben-Lernen“). Er kann aber auch durch eine fehlende oder falsche Erziehung als Kind auf dem einfachen ichbezogenen Verhalten der Tiere stehen bleiben und lernt nur das Vor-Sich-Hinleben und -arbeiten im Kreis seiner selbst und das der Familie kennen. Verurteilen dürfen wir so einen vernachlässigten Menschen nicht, denn er kann ja nichts dafür und tut dies nicht mutwillig. Er ist auch nicht unglücklich, denn ihm fehlt dazu die nötige Selbstbetrachtung und der Vergleich. Wenn er einmal aufwachen würde und eine Zeit lang in Liebe, Achtsamkeit und in gesunder und herzlicher Gemeinschaft leben würde, dann würde er einen neuen Blickwinkel seiner selbst und einen neuen Horizont bekommen. Er würde erkennen, wie schön es ist, für andere da zu sein, gesund und ehrlich in der Gemeinschaft bzw. Gesellschaft zu leben und zu arbeiten und er würde nach einer Weile erkennen, wie wenig nachdenkend und rückständig er einmal war.

So wie der natürliche Egoismus bei allen Tieren mehr oder weniger anzutreffen ist, so auch bei den unentwickelten Menschen in allen Bevölkerungsschichten, auch bei den reichen und wirtschaftlich-erfolgreichen. Auch dort gibt es Menschen, die aus charakterlosen und eher lieblosen Familienverhältnissen kommen können. In gewisser Weise kann man auch sie „asozial“ nennen, nur auf einer höheren Ebene. Und wiederum wäre es falsch zu behaupten, die Reichen sind immer nur die Bösen und die Armen sind die Guten, dies ist eine naive Sichtweise. Ein suchtkranker Obdachloser kann genauso mit seinen Zigaretten und dem Bier geizen und seine Kumpels im Heim beklauen, wie ein mittelständiger Bürger mit seiner Schwarzarbeit der Gesellschaft schadet und sie betrügt, bis hin zum wiederum geschäftlich „guten Reichen“, der ehrlich seine Steuern zahlt, loyal mit seinen Angestellten umgeht und sich unermüdlich mit vielen Stiftungen für die Bekämpfung der Armut auf der Welt engagiert, ohne dabei gleich Steuern sparen zu wollen. Ich hatte in meinem Leben eine sehr gute Freundin, die in Amerika eine Millionärin war und sie sagte: „Thomas, du glaubst gar nicht, wir oberflächlich und unpersönlich die Gespräche unter den Reichen sind. Alles dreht sich immer nur um das Geld, das Äußere, den Erfolg und Besitz. Es ist so erbärmlich, wie gelangweilt, perspektivlos und von allem überdrüssig die reichen Menschen sind.“ Es ist immer noch ein altes rückständiges Denken, wenn wir glauben, reiche und privilegierte Menschen sind automatisch erfahren und fortschrittlich denkend. Sie können zwar auf ihrem Fachgebiet intelligent und gebildet sein, sich rhetorisch gut ausdrücken und etwas edles ausstrahlen, aber als Mensch können sie eine ähnliche primitive Denkweise haben wie ein Krimineller, der nur ans Überleben denkt und den ganzen Tag nur darauf bedacht ist, Geld anzuschaffen. Im „Neuen Lied der Liebe“, im himmlischen Teil meines Buches, versuche ich dies nochmal zum Ausdruck zu bringen.

Wenn wir nun alle Menschen zusammen als Volk betrachten, so ist es leicht verständlich, dass auch ein Volk einen Entwicklungszustand hat, der sich zusammensetzt aus dem Zustand eines jeden einzelnen Bürgers. Wenn das Volk nur aus wenig entwickelten Menschen besteht, also die kaum „edel, hilfreich und gut“ sind, wird sich der hilfesuchende Mensch nicht wohlfühlen und die ganze Atmosphäre wäre sehr unterkühlt, ähnlich wie in einer Familie, in der man sich nichts mehr zu sagen hat. Trotz allem kann das Volk ein sehr fleißiges sein, weil alle nach dem materiellen Erfolg, Wachstum und Aufstieg streben, was wir zum Beispiel in China beobachten können. Umgekehrt kann ein Volk in der Arbeitswelt zwar nicht so fleißig und erfolgreich sein, aber es ist dafür ein sehr genügsames Völkchen und es legt mehr Wert auf Gastfreundschaft, Kultur und Zusammenhörigkeit. Der einzelne Mensch fühlt sich darin wohl.
Solange der natürliche Egoismus eines Menschen seiner Umgebung nicht zum Schaden gereicht, ist es die Freiheit eines jeden Mensch, ob er auf diesem niedrigen Stand bleibt und nur für sich und seinesgleichen lebt oder ob er „edel, hilfreich und gut“ sein will. Im Grunde dürfen wir so jemanden nicht verurteilen, höchsten bemitleiden. Dies soll aber auch nicht bedeuten, dass wir ihm alles verzeihen. Besonders, wenn wir mit ihm in Gemeinschaft und Gesellschaft zusammen leben und arbeiten müssen. Dies ist dann vergleichbar wie mit einer Zelle im Gewebe: Wenn die Zelle macht, was sie soll und auch von außen mit allem nötigen versorgt wird, ist alles gut. Wenn sie aber nicht mehr mitmacht oder nicht ausreichend versorgt wird, dann kann sich am Ende sogar ein bösartiger Tumor bilden und der Organismus bricht zusammen. Wenn das eigennützige Verhalten so groß wird, dass es der Gemeinschaft bzw. Gesellschaft schadet, muss der Staat einschreiten. Aber wie und wann? Ich will im Folgenden die Sozialfälle getrennt bei den armen wie auch bei den reichen Menschen untersuchen.

Sozialfälle bei den armen Menschen

Wir schauen uns drei selbstverschuldete Sozialfälle durch Faulheit, Sucht, Kriminalität oder Korruption an jeweils drei Orten an:

Und wir betrachten die natürliche Konsequenz und Gegenreaktion.

Der Mensch in der Natur als Einsiedler

Einem einzelnen Menschen würde, wenn er als Einsiedler in der Natur leben würde, gar nichts anderes übrigbleiben, als dass er fleißig und gesund ist und mit seiner Arbeit, egal ob als Jäger, Sammler oder Bauer, versucht, zu leben bzw. zu überleben. Ich gehe bei meinem Beispiel auch nicht von einer paradiesischen Insel aus, auf der dem Einsiedler die Früchte förmlich in den Mund fallen, sondern einfach nur Wald und Weideland. Da ist die Natur nicht „sozial eingestellt“ und wird dem armen Einsiedler und Bauern, wenn es ihm schwerfällt, kaum helfen. Entweder er schafft es oder er stirbt vor Hunger und Not. Jegliche unnatürliche Form von Trägheit, Faulheit, Suchtverhalten und Gewalt, die in diesem Fall einer unsinnigen Selbstzerstörung gleichen würde, wäre für den Einsiedler der sichere Tod, denn es widerstrebt dem natürlichen Gesetz nach Darwin, in dem nur die fleißigen, gesunden und starken Wesen durchkommen. Selbst Naturkatastrophen und Krankheiten, welche den einzelnen Menschen zu einem „unschuldig armen Menschen“ machen, weil er nichts dafür kann, werden ihn niederstecken, die Natur (oder Gottes Schöpfung?) zeigt in diesem Punkt kein Erbarmen.

Der Mensch im Dorf als Gemeinschaft

Nun sind wir Menschen "Gemeinschaftstiere", leben in „Rudeln“ zusammen, teilen uns in die Arbeit rein und gründen zusammen ein Dorf. Jeder hat seinen Job, seine Aufgaben und zusammen ist es einfacher, zu überleben. Jetzt stellt euch vor, in so einem Dorf von gerade mal hundert Einwohnern und völlig autark in der Natur lebend, würde einer auf die Idee kommen, nicht mehr arbeiten zu wollen, lässt sich gehen und verwahrlost langsam, kommt aber trotzdem zu den gemeinschaftlichen Malzeiten, will die gewebte Kleidung und Instandsetzungen an seinem Haus beanspruchen. Wie würde die solidarische Dorfgemeinschaft nach langen Zureden handeln? Na klar! Er kann ja wieder gehen und allein für sich sorgen, wenn er in der Arbeitsgemeinschaft nicht mitmachen will. Er wird zu nichts gezwungen, aber er bekommt auch nichts mehr, ganz einfach. Auch den Fall eines Suchtkranken, wenn also derjenige nur noch Hanf anbauen, sich damit zukiffen und arbeitsunfähig werden würde und sonst alles vom Dorf haben will, würde irgendwann einen konsequenten Ausschluss aus der Gemeinschaft bedeuten. Wenn er nun auch noch kriminell wird und mit dem Hanf als Rauschmittel dealen will, klaut und gewalttätig wird, würde die Dorfgemeinschaft bald zur Gegenwehr und Gewalt übergehen und ihn aussperren, einsperren oder bei Schaden Strafarbeit verrichten lassen. Es gibt nur einen Fall, bei dem sich die Dorfgemeinschaft von ihrer fortschrittlichen und menschlichen Seite zeigt: beim „unschuldig Armen“. Derjenige würde zum Beispiel nicht arbeiten können wegen einer Krankheit oder er wird arm und mittellos durch eine Missernte, einem Hausbrand oder anderen Dingen sein, wofür er nichts kann. Er dürfte, so lange es ihm nicht gut geht, im Bett liegen, alles würde er bekommen. Er bräuchte sich um nichts Sorgen zu machen, die anderen kümmern sich um ihn. Jeder vom Dorf würde Verständnis zeigen. Wie schön, dass es die Gemeinschaft gibt und alle halten zusammen! Die Würde und die Göttlichkeit der Menschen zeigt sich besonders deutlich in diesem Punkt, denn es ist die Liebe und der Zusammenhalt in der Gruppe, wenn der Schwache und der Arme von den Starken mitgetragen wird. Bei den Tieren trifft man so ein Verhalten selten an, bei den Menschen sollte dies eigentlich selbstverständlich sein. Kommen wir nun zur Stadt bzw. zur modernen Gesellschaft.

Der Mensch in der modernen Gesellschaft

Gelten in der Gesellschaft noch die natürlichen Gesetze? Wenn ein Mensch sich gehen lässt, nicht arbeiten will, aber trotzdem vom Staat Geld haben will, dann müsste man ihn eigentlich auch „rausschmeißen“, aber wohin? Denn den faulen Menschen mit Gewalt zur Arbeit zwingen, würde wiederum seine Würde verletzen. Auf der anderen Seite sollte das einfache natürliche Gesetz der Selbsterhaltung wie bei einem Einsiedler oder bei einem Kommune-Mitglied auch bei einem einzelnen Menschen in einer modernen Gesellschaft wirken, das heißt, wenn er nicht arbeiten will, bekommt er auch nichts vom Staat, denn dem, der arbeitet und fleißig Steuern zahlt, würde es bestimmt nicht gefallenen, wenn er mit seinen Steuern viele faule Menschen finanziert. Und der „faule Arme“ wiederum erkennt ganz intuitiv, dass es sich gut leben lässt, ohne zu arbeiten bzw. für sich zu sorgen. Er gleitet ab zum „faulen Parasiten“, welcher sich auf der Hilfe und sozialen Stützung des Staates ausruht und die Gesellschaft schwächt. Das chinesische Sprichwort

„Gib einem Armen nicht den Fisch, sondern eine Angel!“

bringt die Lösung leichtverständlich auf den Punkt. Wir haben in unserer modernen Gesellschaft nur ein Problem: Fische können gar nicht mehr selbst geangelt werden, da sie mit großen Netzen abgefischt und an alle verteilt werden und die Moderne rationalisiert die Möglichkeit weg, für sich selbst zu sorgen und zu arbeiten. Dafür springt nun der Staat ein und zahlt das Arbeitslosen-, Sozial- bzw. Bürgergeld. Das sind wiederum die modernen Errungenschaften unseres Sozialstaates. Der Nachteil eines Staates aber ist: Der nichtarbeitende Mensch darf nicht so einfach als fauler Mensch gebrandmarkt werden, weil er ja vielleicht auch gern arbeiten will, aber keine Arbeit bekommt. Noch schwieriger wird es mit dieser Unterscheidung: Die Dorfgemeinschaft konnte noch beobachtend und gesund auf das einzelne Mitglied, welches Probleme hatte oder machte, einwirken und reagieren. In einem großen gesellschaftlichen Beamten-Apparat ist dies kaum noch möglich. Der einzelne Mensch steht nicht mehr „unter Kontrolle“, wie in einer kleinen Gemeinschaft. Durch die großen unpersönlichen Strukturen kann der „faule und böse Arme“ die Schuld auf die gesellschaftlichen Verhältnisse abschieben. Er kann sein eventuelles Suchtproblem auf die Arbeitslosigkeit schieben und am Ende sogar gewalttätig werden und dies rechtfertigen. Wiederum kann der "unschuldig arbeitslose Arme" sich ungerecht behandelt fühlen. Letztendlich weiß keiner mehr, woran wer eigentlich schuld ist. Hier beginnen die Nachteile: Der Sozialstaat kann auf der einen Seite vom faulen Menschen ausgenutzt werden, auf der anderen Seite kann der Staat den arbeitswilligen Menschen auch Unrecht antun, wenn der Arme als „Fauler“ mit weniger Sozialgeld bestraft wird. Es nützen in diesem Fall keine allgemein geltenden Regeln. Bei jedem einzelnen Menschen, der Sozialgeld beantragt, kann es sich trotz angegebener Arbeitslosigkeit, Armut und Schicksal auch um Faulheit oder Sucht handeln. Wie müsste der Staat mit den Armen umgehen? Wenn derjenige einfach keine Lust hat, zu arbeiten, hätte das Dorf ihn ausgeschlossen und er hätte sich wieder allein selbst versorgen müssen. Aber die moderne Gesellschaft? Darf sie das? Warum nicht? Kann es nicht sein, dass gerade dieser Überlebenswille und die Angst vor dem Hungertod den Suchtkranken und Faulen wieder wach werden lässt? Umgekehrt könnten wir einem armen und süchtigen Menschen, der verzweifelt ist und in asozialen Verhältnissen aufgewachsen ist, „noch den Rest geben“, wenn wir so hart mit ihm umgehen. Der eine wird also aufatmen, wenn er vom Sozialamt unterstützt wird, der andere wird in noch größere Lethargie fallen, sich noch mehr gehen lassen und noch fauler und süchtiger werden.

Umgang mit armen Menschen

Ich habe dir, lieber Leser*, deshalb die verschiedenen Kausalitäten aufgezeigt, um dich an den Punkt zu bringen, dass es bei diesem Thema keine Pauschalformel des sozialen Handelns gibt. Es gab in unserer Geschichte Gesellschaftssysteme, die das versuchten und zum Beispiel mit einem falsch verstandenen Sozialdarwinismus Menschen einfach von der Gesellschaft ausschlossen und wegsperrten. Wie bei allen Themen beziehe ich mich wieder auf meine Lehre, bei der es einen natürlichen Bereich gibt, der sich nach Leistung, Konkurenz, Regeln und Gesetz ausrichtet, aber wir uns auch immer nach der höheren Ebene der Liebe, des Teilens, der Sozialität und Hilfe ausstrecken sollten, sonst sind wir nicht besser als die Tiere. Umgekehrt mit den Armen das Brot zu teilen, ist ein edler Akt, aber es könnte sein, dass der Arme einfach nur zu bequem ist, sich sein Brot selbst zu backen. Und wie gehen wir nun mir den armen Menschen in einer modernen Gesellschaft um, wenn wir nicht wissen, ob es sich um „faule arme“ oder „unschuldig arme“ handelt? Wenn wir mit einem hilfsbedürftigen Menschen konfrontiert werden, sollten wir erst einmal herausfinden, welche Art von Hilfe dieser braucht. Jeder erfahrene Mensch weiß, dass einem faulen und süchtigen Menschen mit Druck und Gewalt nicht unbedingt zu helfen ist, sondern auch Verständnis, Einfühlungsvermögen und bedingungslose Hilfsbereitschaft ihn aus der Not und Schieflage retten kann. Wenn wir aber feststellen, dass der Arme meine Unterstützung und die Hilfe des Sozialstaates ausnutzt, sollten wir die natürlichen Gesetze walten und den faulen Armen auch hungern lassen, ihm aber auch die Mittel bereitstellen, um sich selbst zu versorgen bzw. zu arbeiten, um sich etwas zu Essen zu verdienen. Uns fehlt heutzutage die Gabe, zu lieben, zu geben und zu helfen und dann aber auch irgendwann zu sagen: „Jetzt reicht es! Beweg deinen faulen Arsch, sonst bekommst du von mir nichts mehr!“ Gleich haben wir Angst davor, zu den bösen und lieblosen Menschen gezählt zu werden. Erst einmal sollten wir uns von der menschlichen und sozialen Seite zeigen und bereit sein, zu geben, wenn wir um Hilfe gebeten werden. Es ist zum Beispiel interessant, dass ehemalige Suchtkranke, die in sozialen Einrichtungen wiederum Suchtkranke betreuen, einen viel härteren Umgang mit ihnen an den Tag legen (z.B. der Verein „Synanon“ in Berlin), als Sozialarbeiter, die noch nie abhängig waren. Umgekehrt kann ein armer Mensch, der sein Leben lang nur Gewalt, Hass, Armut und Ablehnung erfahren hat, durch Anteilnahme, Verständnis und Einladung in einer liebenden und verständnisvollen Gemeinschaft, die nach dem Prinzip der bedingungslosen Liebe arbeitet, „auftauen“ und er kann nachträglich erleben, wie schön es ist, in Gemeinschaft füreinander da zu sein und gesund werden.
Neben den Sozialfällen gibt es in unserer Gesellschaft natürlich noch das Problem der Armut durch Arbeitslosigkeit. Später aber mehr zu diesem Thema.


Halt dich an deiner Liebe fest

(1975 - Ton, Stein und Scherben)


Wenn niemand bei dir ist, du denkst dass keiner dich sucht
und du hast die Reise ins Jenseits, vielleicht schon gebucht.
All die Lügen geben dir den Rest,
halt dich an deiner Liebe fest!

Wenn der Frühling kommt und deine Seele brennt.
Du wachst nachts auf aus deinen Träumen,
aber da ist niemand der bei dir pennt.
Wenn der auf den du wartest, dich sitzen lässt,
halt dich an deiner Liebe fest!

Wenn der Novemberwind deine Hoffnung verweht
und du bist so müde weil du nicht mehr weißt, wie's weiter geht.
Wenn dein kaltes Bett, dich nicht schlafen lässt,
halt dich an deiner Liebe fest!


Vom Spenden, Helfen und Geben

Kann nicht jeder von uns, der etwas geben kann, ein gutes Maß entwickeln zwischen „nicht zu wenig“ und „nicht zu viel“? Wenn ich zum Beispiel in meiner bürgerlichen Zeit einen Stadtbummel unternahm, habe ich mir immer EINEN Bettler oder Straßenmusikanten ausgesucht, der einen guten Eindruck auf mich machte, und ihm habe ich etwas gegeben. Aber bitte nicht 10 Cent! Der Musikant oder Bettler würde zu Recht sagen: „Was soll der Scheiß! Den Groschen kannst du dir selbst in den Arsch schieben!“ Oder würdest du jemanden irgendeine Gefälligkeit für 10 Cent tun? Das ist lächerlich. Und nach einer angemessenen Spende habe ich auch genug gegeben und werde jedem weiteren Bettler mit einem Lächeln und einem gutem Gewissen sagen: „Hab schon!“ Klar kann man Bettlern auch etwas zu Essen anbieten, um der Gefahr zu entgehen, dass sie das Geld größtenteils in Drogen umsetzten. Bettler, die zielgerichtet mit einem Becher unterwegs sind, tun dies schon fast gewerblich, um Geld zu verdienen, weniger weil sie wirklich in Not sind. Letztes Jahr in Kölln zum Beispiel schmunzelte ich über drei rumänische Bettelfrauen, die auf der Domplatte mit wehleidiger Mine und Becher umherliefen oder saßen, dann sich aber wie wir deutschen Werktätigen am Vormittag zu einem Kaffee im Domforum zu einem Cappucino trafen und viel schnatterten. Sie gingen wie alle ihrem Gewerbe nach, wer kann ihnen da böse sein? Jeder sollte also selbst entscheiden, wem, wo und wieviel er gibt. Wenn jemand sich lieber für das Spenden an zuverlässige transparente Hilfsprojekte in ärmeren Ländern entscheidet, wäre die Gefahr nicht gegeben, dass die Spende veruntreut wird. Wenn jeder von uns etwas den Armen auf dieser Welt gibt, egal ob einem Bettler in der Fußgängerzone oder einem Hilfsprojekt in Entwicklungsländern, dann ist der Welt schon viel geholfen.

Das Problem liegt leider auch bei den Menschen, die etwas geben könnten, es aber nicht wollen. Sie verwenden die Gefahr des Ausnutzens und der Veruntreuung ihrer Hilfe und Spende als Grund und "faule Ausrede", um wiederum ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen und ihren Geiz zu rechtfertigen. So wie der geizige und egoistische Mensch das, was er hat, für sich behält und nichts abgeben will, so ist es wie im Tierreich meist mit dem stärksten Tier im Rudel, welches die Beute oder den Trog erst einmal ganz für sich in Anspruch nehmen will und keinen anderen heranlässt. Und so ist es bei dem Faulen das gleiche, dass er möglichst ohne viel Aufwand als Parasit zu seinem Fressen kommen will. Wenn beide Seiten sich ihrer rückständigen und animalisch-primitiven Ansichten bewusst werden und sich lieber von der menschlichen und fortgeschrittenen Seite zeigen, gibt es ein gesundes Geben und Nehmen.

Menschenrecht und Menschenpflicht - Die Menschenwürde mal aus einem anderen Blickwinkel

Der vorhergehende Abschnitt hat uns gezeigt, dass unsere Hilfs- und Spendenbereitschaft auch schamlos ausgenutzt werden kann, uns aber nicht davon abhalten sollte, trotzdem hilfsbereite und liebevolle Menschen zu bleiben, nur mit einem achtsamen Blick, wem wir etwas geben. Im Bereich unserer Justiz gibt es ähnliche Mechanismen: Erst einmal können wir stolz auf unsere demokratische und menschenwürdige Gesellschaft sein. Die Würde eines Menschen sollte wirklich nicht angetastet werden und wir dürfen niemanden wie Dreck behandeln. Nun schauen wir uns aber wiederum unser Gegenüber, also einen Kriminellen* und Gewalttäter* an: Weiß er* denn auch den humanen Umgang der Justiz mit ihm selbst zu würdigen? Was, wenn er* mit seinem Verhalten wiederum die Würde des Justizapperates, des Staates bzw. des ganzen Volkes schamlos ausnutzt und verletzt? Und wird die Ausnutzung nicht sogar noch gefördert, wenn der Gefangene* wie ein privilegierter Bürger im Gefängnis leben darf und nicht arbeiten braucht und vom Staat kostenlos mit einer recht komfortablen Unterkunft, regelmäßigen Essen und Beschäftigungsmöglichkeiten versorgt wird. Wenn Kriminelle bewusst vor der kalten Jahreszeit kleine Delikte begehen, um den Winter in einer warmen Zelle mit Vollpension zu verbringen, dann läuft da irgend etwas verkehrt! Die Dorfgemeinschaft (Abschnitt oben) hätte niemals einen Verbrecher jahrelang in einem Haus mit Bett und Bücherregal eingesperrt und ihm immer umsonst das Essen gebracht. Dann hätte der Verbrecher ja gelebt wie der Dorfpfarrer. Nein, er hätte hart arbeiten müssen, genauso wie alle in der Dorfgemeinschaft und er hätte zwar eine menschenwürdige Unterkunft bekommen und keine Hundehütte, aber doch nur eine kleine Zelle ohne viel Komfort.
Ein modernes Gefängnis muss ein Ort mit angestrebter Selbstversorgung bzw. Selbstfinanzierung sein und den Gefangenen sollte man die Möglichkeit anbieten, im Gefängnis für ihr Essen und für ihren Komfort selbst zu sorgen und zu arbeiten. Wenn sie dies nicht wollen, sollen sie eben nichts bekommen, kein Komfort und kein Essen, wie es auch die Natur vom Einsiedler verlangt (siehe oben). Selbst den Hungertod in Kauf nehmen? Ich habe da selbst auch Skrupel, aber wir fangen eben an, die Naturgesetze zu brechen, wenn wir das nicht tun und es ensteht Ungerechtigkeit, Faulheit und weitere Kriminalität. Mit einer Verletzung der Würde des Menschen hat das nichts zu tun, sondern im Gegenteil: Ich schaffe für diesen Menschen die Vorraussetzung, dass er in Würde für sich arbeiten und sorgen kann. Es gibt zum Beispiel eine Bäckerei und der Gefangene muss aus dem Mehl nur den Teig machen und das Brot für sich und alle anderen backen, wiederum gibt es draußen eine große Gärtnerei für den Kartoffel- und Gemüseanbau und es gibt eine Küche, in der gekocht wird usw. Ich bin überzeugt, dass die Insassen durch die eigenständige selbstversorgerische Arbeit schnell an Selbstbewusstsein wachsen und gesunden. Wenn es dann noch gute Therapeuten gibt, die mitarbeiten, kann man dem einzelnen Gefangenen bald die Hand reichen und seinen Komfort und sein Selbstbewusstsein steigern, wenn er gut arbeitet. Jeder soll seines Fleißes belohnt und gewürdigt werden, auch der Gefangene. Und wenn die Gefängniswärter keine primitiven „Hunde“ sind, sondern erfahrene Therapeuten*, die einen Gefangenen, der bereut, immer mehr aufrichten und liebevoll unterstützen, dann haben wir meines Erachtens eine sehr gute wirkungsvolle Justiz-Vollzugs-Anstalt (JVA). Natürlich kann ich mir vorstellen, dass es sicherheitstechnisch sehr schwierig ist, so etwas in einem Gefängnis umzusetzen, aber wo ein Wille zur Gerechtigkeit ist, ist auch ein Weg.

Sozialfälle bei den reichen Menschen

So seltsam wie es klingt, aber wir sollten einen reichen, sehr einflussreichen Menschen, der mit seinem Verhalten der Wirtschaft und der Gesellschaft schadet, auch als Sozialfall bzw. asozial sehen. Darunter zählen nicht nur korrupte Politiker und Steuerhinterzieher, sondern Menschen, deren Reichtum die Armut anderer Menschen bewirkt hat, auch wenn das grausame Ende ihrer Produktionskette und deren Billig-Produktionsstätten weit weg in ärmeren Ländern liegt. Welche Wirtschaftsbereiche sind besonders betroffen? Natürlich das Bankenwesen, die Rüstungsindustrie, die Textilbranche, die auf Billiglohn produziert, aber eigentlich alle Wirtschaftsbereiche, deren Produktionsweisen nicht gerecht verlaufen. Und ich setze noch einen drauf, nicht nur der primäre Verursacher der Ungerechtigkeit ist schuld, also der Konzernbesitzer bzw. Vorstand, sondern der gesamte Mitarbeiterstab, also alle Mitarbeiter und „Zulieferer“. Würde sich nicht eine wohltätige Stiftung mit schuldig machen, wenn sie von einem Rüstungskonzern gesponsert wird? Eigentlich müssten sich alle einem reichen ungerechten Menschen und deren Konzern entsagen und sich weigern, für ihn irgendeine gutbezahlte Dienstleistung zu bringen, weil sie sehr gutes Geld bzw. „Blutgeld“ bekommen. Würdest du skrupellos für die Mafia arbeiten? Und du meinst, du bleibst dann unschuldig? Überhaupt kann ein Mensch zwar durch Fleiß und Innovation reich werden, aber umso reicher er wird und umso weniger er dafür offensichtlich etwas tut, umso mehr ist etwas daran faul. In diesem Problembereich gibt es so viele Mitläufer, die stillschweigend die Hand aufhalten und denen es egal ist, warum sie so viel Geld verdienen oder es bekommen. Wie begegnen wir solchen Menschen? Sollten wir mit diesen nicht genauso viel Mitleid haben, wie mit den verlorenen armen Menschen? Denn ähnlich wie bei jenen, haben auch diese meist in ihrer Kindheit nichts anderes kennengelernt, als die natürliche Ebene mit den nur materialisten und egoistischen Ansichten. Und auch sie würden aufblühen, wenn sie sich von ihrem rückständigen Denken verabschieden und ihren Reichtum und ihren Einfluss lieber verwenden, um nicht nur die Fima und die Wirtschaft aufrecht zu erhalten, sondern auch den Menschen und der Gesellschaft zu dienen und zu erleben, wie schön es ist, als gesunde Zelle den Organismus aufzufrischen mit gesundem Blut, um vielleicht auch die anderen Krebszellen zu überwinden, um den alten Vergleich vom Organismus wieder heranzuziehen.

Wenn ein reicher Mensch nun offensichtlich Schaden an der Gesellschaft nimmt, also eine Krebszelle ist, was machen wir dann? Gottseidank haben wir durch die Gewaltenteilung eine Justiz, die sich auch die reichen und privilegierten Menschen vorknöpft, wenn sie sich strafbar machen. Früher wurden reiche Menschen nicht so schnell vor den Richter gestellt. Die Justiz war der König oder Papst und wenn man der Freund dessen war, konnte einem auch nichts passieren. Heute wandern manchmal selbst hohe Führungspersonen und Prominente in‘s Gefängnis, weil sie sich bei korrupten Geschäften haben erwischen lassen. Und sie können sich nicht so schnell freikaufen wie damals. Leider kann sich der Reiche heute auch professionell beraten und juristisch schützen lassen, um seine krummen Geschäfte und primitiven Machenschaften zu vertuschen und dadurch haben die einfachen Menschen vom Volk oft den Eindruck, dass die Reichen in ihrer feinen Kleidung, ihrem hohen Lebensniveau und ihrer gebildeten Ausstrahlung „tolle Menschen“ sind, „die es geschafft haben“.

Egal ob arm, bürgerlich oder reich

Ich hoffe, lieber Leser*, du verstehst immer mehr, wie ich die Menschen auf der Fußgängerzone betrachte, wenn sie an mir vorübergehen. Die armen Bettler, die vielen bürgerlichen Einkäufer und die edlen Reichen, wir alle sind großgewordene Kinder und sehnen uns insgeheim nach einem erfüllten Leben. Nur haben wir in unserer Kindheit oft nur die falschen und alten Werte der Natur beigebracht bekommen. Deshalb bin ich auch unterwegs, um die Menschen aufzuwecken mit einer neuen Lebens- und Denkweise. Wenn wir Menschen eine große Seele und ein liebendes Herz haben, dann ist auch die Gesellschaft eine großartige und liebevolle Gesellschaft und Gemeinschaft. Wenn ich zwischendurch von so „lieblosen Reaktionen“ gegenüber denen schreibe, die uns Schaden zufügen, dann nur deshalb, weil manchmal auch die Strafe und das Gesetz einen Menschen zur Einsicht und zum Nachdenken bringen kann und nicht immer nur mit naiv-geduldigem Zureden. Ich wünsche dir, dass du in jeder Situation richtig und weise handelst. Es gibt kein Allgemeinrezept, um anderen Menschen im Konflikt zu begegnen. Erst einmal solltest du dir überlegen, ob du überhaupt etwas sagst und kritisierst, denn viel zu schnell wollen wir anderen Menschen etwas vorschreiben. Schauen wir erst einmal nach dem eigenen Balken in unserem Auge (siehe Bergpredigt von Jesus). Jeder Mensch kann doch machen, was er will, Hauptsache, er tut damit niemanden weh.

Im nächsten Kapitel kommen wir nun vom einzelnen Menschen zu den Gesellschaftsordnungen und deren Theorien.

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© Pilger Thomas
www.jebuga.de


Großstadt 8 Uhr früh

(1967 - Reinhard Mey)

Wenn ich durch die großen Straßen geh'
und morgens die vielen Menschen seh':
Sie laufen herum,
so ernst und so stumm
und tragen ihr Alltagsgesicht
wie Masken durch Sonne und Licht.

Sie wälzen Probleme, die mit ihnen gehen.
Gedanken, die aus ihren Augen sehen.
Um Geld und Brot,
um Glück und um Not!
Es dreht sich doch alles ums ICH,
denn jeder denkt nur noch an sich.

Was kümmert es sie wenn ein Vogel singt,
wenn die Bäume blühn und der Springbrunnen springt.
Sie hetzen gequält,
ihr Uhrzeiger zählt
nur die Stunden im Kampf um Gewinn,
alles andere hat kaum für sie Sinn.

Wenn ich durch die großen Straßen geh'
und morgens die vielen Menschen seh':
Dann tun sie mir leid,
denn ich habe Zeit,
mir fehlt's zwar an Gut und an Geld,
dafür seh' ich die Schönheit der Welt!



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