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Dieses Evangelium ist dem Menschen Jesus gewidmet. Es wurde geschrieben, um ihn wieder vom Kreuz zu holen und aus den Kirchen und Palästen zu befreien. Lang genug hing er dort und wurde hinter dicken Mauern eingesperrt.


Dieses Evangelium ist dem Menschen Jesus gewidmet.
Es wurde geschrieben, um ihn wieder vom Kreuz zu holen
und aus den Kirchen und Palästen zu befreien.
Lang genug hing er dort und wurde hinter dicken Mauern eingesperrt.

Frag dich selbst:
„Wie würde Jesus heute auftreten?“

Das „Neuzeitevangelium“ ist stark angelehnt
an die Evangelien des Neuen Testamentes in der Bibel,
aber doch übertragen in unsere heutige Zeit.

Die Vor- und Nachgeschichte und alles, was kursiv geschrieben steht,
sind meine fiktiven Ergänzungen,
alles andere ist aus den alten Evangelien entnommen
und mit den jeweiligen Textstellen versehen,
um es selbst zu prüfen und zu vergleichen:



Die Vorgeschichte

2000 Jahre nach der Hinrichtung von Jesus in Jerusalem während der Besatzung der Römer, sollte es geschehen, dass er wiederkam. Nicht als Messias, sondern wieder als einfacher Mann, der durch das Land lief und den Menschen das Himmelreich auf Erden verkündete.

Es ist Sonntag und ich gehe durch die noch schlafende Stadt, die großen breiten Straßen sind leer, nur einzelne Bäckereien haben auf und bedienen Frühaufsteher, die Brötchen holen. Glockengeläut aus der Ferne, nachdem es abklingt, höre ich ganz leise jemanden rufen: „Thomas!“ Wer war das? Die Stimme kam nicht aus der Nähe, sie war irgendwie weit weg. Wo kam sie her? Wieder: „Thomas!“ Ich verfolgte die Stimme. Kam sie aus der Richtung der Kirche, die eben noch geläutet hatte? Ich stand vor ihr. Wieder: „Thomas!“ Das Kirchentor stand offen. Vorsichtig ging ich hinein. Keine Menschenseele. Sie war leer und trotzdem fühlte ich mich beobachtet. Ich schaute hoch zur Empore, zum Kreuz auf dem Altar und konnte es nicht fassen. Jesus am Kreuz schaute mich direkt an und … sein Kopf bewegte sich! Ich lief den Gang entlang um sicher zu gehen, dass ER mich weiterhin anschaut. „Thomas hol mich hier runter! Es wird Zeit!“ Ich blieb wie angewurzelt vor IHM stehen. Ein Wunder! „Komm hoch und löse mich von diesem verdammten Kreuz! Ich will endlich wieder frei sein und nicht nur als Erlöser hier oben hängen!“ Ich kam langsam wieder zu mir, schaute mich um und sah in einer Ecke eine Leiter stehen. Ich stellte sie von hinten vorsichtig an das Kreuz, stieg hinauf, löste die Stricke und zerbrach die Holznägel. Die lebendig gewordene Holzfigur stieg mit mir die Leiter hinunter. Zufällig hatte sie auch die Größe eines ausgewachsenen Mannes. Ich konnte sehen, wie sein Körper aus Holz langsam menschliche Gestalt annahm und nach kurzer Zeit stand wirklich ein lebendiger Mann im Lendenschurz vor mir, wie man sich Jesus vorstellen kann. Er warf die Dornenkrone auf den Boden, wischte sich das alte Blut aus dem Gesicht und sagte: „Kann ich deinen Mantel haben!?“ Den reichte ich ihm bereitwillig. „Ich habe eine Bitte, Thomas! Sage niemanden, was eben passiert ist und wo ich herkomme!“ Ich versprach es ihm. Er drehte sich um und ging schnellen Schrittes aus der Kirche. Ich hatte die abgebrochenen Holznägel noch in der Hand, folgte ihm wie in einem Traum hinaus bis zur Treppe und sah ihn eilig über den Kirchenvorplatz davonschreiten. Plötzlich wurde mir klar, dass ich bei IHM bleiben sollte und schnell schnappte ich mein Wägelchen und lief IHM hinterher. Ich wurde sein erster Gefährte, der Gefährte Thomas und die drei Jahre darauf sollten erfüllt sein von dem Auftritt dieses Mannes, von dem ich nun durch Zeugenaussagen und eigenen Beobachtungen berichten will. Das Faszinierende: Es wiederholte sich vieles, was schon die Evangelien in der Bibel berichteten, deshalb habe ich die betreffenden Bibelstellen angegeben, damit diese selbst vom Leser* überprüft werden können. Alles, was kursiv geschrieben steht, sind meine Ergänzungen, alles andere ist aus den alten Evangelien entnommen und an unsere heutige Zeit angepasst:

Johannes der "Wiedertäufer"

(Mt.3,1-12, Mk.1,2-8, Lk.3,1-18)

Vorerst trat ER aber nicht in der Öffentlichkeit auf, sondern suchte einen anderen Mann auf, der in den Medien schon bekannt war als radikaler Aussteiger, Bußprediger und „Wiedertäufer". Er machte viele Menschen in den Medien neugierig und hatte eine anziehende Wirkung auf sie, da er nur draußen in den Wäldern lebte, ein selbstgefertigtes Gewand aus Schafwolle trug und sich von Wildpflanzen und kleinem Getier ernährte. Man nannte ihn aber den „Wiedertäufer", da er die Kirche als weltliche Institution ablehnte und predigte, dass der Glaube an Gott und das Leben nach Gottes Geboten nicht abhängt von irgendeiner Mitgliedschaft zu einer Religion, Kirche oder Gemeinschaft und dass Gott immer mit jedem einzelnen Menschen selbst einen Bund schließt, ohne dafür einen Mittler oder Vertreter zu brauchen. Um die Kirche zu provozieren, taufte er ebenfalls Menschen, um ihnen die Gewissheit und Chance zu geben, ein neues Leben zu beginnen. Und es gingen zu ihm hinaus viele Interessierte aus den Städten, teils aus Sehnsucht nach einem ehrlichen, eigenständigen und erfüllten Leben ohne Staat und Kirche und besonders junge Menschen fühlten sich von seiner mutigen und kraftvollen Ausstrahlung angezogen und hinterfragt, bereuten ihr oberflächliches und angepasstes Leben und ließen sich von ihm taufen.
Als nun Johannes, der „Wiedertäufer“ immer bekannter wurde, die Kirchenaustritte rapide zunahmen und sich viele Menschen von ihm in einem kleinen See taufen ließen, kamen Theologen und Kirchenvertreter zu ihm, um ihn zu beobachten und kennenzulernen. Johannes sprach zu ihnen: "Ihr Schlangenbrut! Wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Etwa die Säuglingstaufe der Kirchen? Seht zu, dass ihr nicht so viel von Gnade und Barmherzigkeit redet, sondern bringt rechtschaffene Frucht der Umkehr! Denkt nur nicht, dass ihr bei euch sagen könnt: "Wir haben Gott zum Vater, weil wir getauft sind und an Christus glauben!" Denn ich sage euch: Gott vermag selbst aus den bösesten und ungläubigsten Menschen Kinder Gottes zu erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum: Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen."
Und die Menge fragte ihn und sprach: "Was sollen wir denn tun? Auch so leben wie du als Asket im Wald?" Er antwortete und sprach zu ihnen: "Ihr hier in den reichen Ländern lebt auf Kosten derer in den armen Ländern. Ihr seid die Reichen dieser Welt! Und es ist nicht unbedingt euer Fleiß, der euch reichgemacht hat, sondern ihr habt einfach Glück in diesem Schloss geboren worden zu sein! Ihr steht in der Pflicht, euren Reichtum mit den Armen wieder zu teilen, ja mehr noch, es ihnen erst gar nicht zu nehmen! Boykottiert alles, was euch als Konsumenten des Systems mitschuldig macht. Ihr könnt die Schuld nicht nur auf das System schieben. Lebt bewusst und kauft bewusst! Und spendet regelmäßig den zehnten Teil eures Gehaltes an die Armen, ihr könnt euch denken, wieviel das ist!“
Es kamen aber auch reiche Geschäftsmänner, Immobilienmakler und Bankiers, die ein schlechtes Gewissen hatten und trotz ihres Reichtums unzufrieden im Herzen waren. Und sie fragten ihn: "Und was sollen wir tun?" Er sprach zu ihnen: "Bereichert euch nicht zum Nachteil anderer, fordert keinen Zins und macht keine krummen Geschäfte mehr! Seht euch als Beamte und Diener der sozialen Gesellschaft und nicht als Herrscher, Spekulanten und Spieler!"
Da fragten ihn auch einige Soldaten: "Und wir, was sollen wir tun?" Und er sprach zu ihnen: "Tut niemanden Gewalt und Unrecht an, verweigert den undurchschaubaren Kriegsdienst und lasst euch im Zivildienst an eurem Sold genügen! Wenn ihr jemanden bekämpfen wollt oder irgendetwas beschützen wollt, dann tut dies nur aus euch selbst heraus, aber nie auf Befehl eines anderen!"
Als aber die Menge seiner Anhänger voll Erwartung war und dachte, dass Johannes endlich revolutionär etwas in dieser Welt bewirken würde, antwortete Johannes und sprach zu allen: "Hört auf, in mir schon wieder einen starken Mann und Retter zu sehen! Fangt bei euch selbst an. Aber ich sage euch, es kommt einer nach mir, der ist stärker als ich und ich bin nicht wert, dass ich mich vor ihm bücke und ihm die Schuhe zumache. Ich taufe euch mit Wasser, aber er wird euch mit heiligem Geist taufen. In seiner Hand hält er ein geistiges Schwert, mit dem er das Faule und Gesunde trennen wird." Und mit vielen anderen mehr ermahnte er die, die zu ihm kamen und verkündigte ihnen das Kommen eines großen Mannes.
Viele hielten Johannes für einen verrückten Waldmenschen und wollten eigentlich nur das Außergewöhnliche bewundern. Er gewann aber an Einfluss in den Medien, da er immer gut informiert war über die gesellschaftlichen und politischen Probleme und an Informationen herankam, die so manche einflussreichen Leute in Schwierigkeiten brachten. Er bewirkte große Unruhen im Volk und wurde für die einflussreichen Kräfte bald zur Bedrohung. Er prangerte Staat, Kirche und Politiker an und bezeugte dies mit Informationen und Fakten über Korruption und andere Ungerechtigkeiten, von denen niemand wusste, wo er diese herhatte. Kirchenaustritte nahmen zu, Menschen verweigerten das Steuerzahlen und die Demonstrationen gegen das Staats-, Bank- und Gesellschaftssystem, die Johannes unterstützte und organisierte, nahmen zu. Er wurde bald wegen verfassungswidriger Bewegung und Volksaufhetzung festgenommen.

Die wundersame Taufe

(Mt.3,13-17, Mk.1,9-13, Lk.3,21+22, Joh.1,32-34)

Kurz bevor Johannes aber wegen seines verfassungsfeindlichen Auftretens festgenommen wurde, trafen wir bei diesem ein und ER bat Johannes um seine Taufe im Fluss. Aber Johannes zögerte und sprach: "Ich sollte von dir getauft werden und du kommst zu mir?" ER aber antwortete und sprach zu ihm: "Lass es jetzt geschehen, denn wir alle müssen die Gerechtigkeit erfüllen!" Da stieg Johannes mit ihm ins Wasser und taufte ihn.
Und als ER getauft war und aus dem Wasser kam, riss die Wolkendecke auf und ER stand mitten im Sonnenlicht. ER breitete die Arme aus und schaute nach oben in die Sonne. Viele der umstehenden Leute waren fasziniert von dem, was sie sahen.

Die Prüfung

(Mt.4,1-11, Mk.1,12+13, Lk.4,1-13)

Wir verließen bald wieder die Menge und ER zog sich vierzig Tage lang in die Einsamkeit zurück. Auch ich durfte nicht in seiner Nähe sein und musste in der Ferne warten. ER unterzog sich einer Prüfung: ER aß nichts in diesen Tagen, meditierte und konzentrierte sich ganz auf den Geist, betete zu Gott und las in Heiligen Schriften.
Bald entdeckte ER außergewöhnliche Kräfte in sich. Zum Beispiel Dinge, die ER im Geist sah, zu materialisieren. Trotzdem bekam ER bald Hunger und die vierzig Tage waren noch nicht vorbei. ER widerstand aber der Versuchung, einen Stein in Brot zu verwandeln und sagte: "Es steht geschrieben: 'Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes kommt!"
Und wieder wurde ER versucht und da ER sich seiner Ausstrahlung, seiner Redegewandtheit, seiner allmählich wachsenden Heilungskräfte und seines Sendungsauftrages immer bewusster wurde, sah ER sich vor seinem geistigen Auge als erfolgreichen Politiker, wohltätigen Geschäftsmann und Wunderheiler, mit viel Besitz, Ruhm, Ehre und Einfluss. Und ER hörte wieder eine Stimme: "All diesen Erfolg und diese Berühmtheit könntest du haben, wenn du dich nach dem ausstreckst, was auf Erden zählt!" ER aber widerstand der Versuchung und sprach: "Du sollst nicht nach den falschen Maßstäben der Welt leben, sondern den Herrn, deinen Gott, anbeten und IHM und der Wahrheit allein dienen!"
Und zum dritten Mal wurde ER versucht: "Was soll dir schon passieren! Gott und seine Engel sind bei dir und du brauchst dich um nichts zu sorgen." ER widerstand aber auch dieser Versuchung und sprach: "Es ist gesagt: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!'"
Nach diesen 40 Tagen ging ER gestärkt im Geist an die Öffentlichkeit und verkündete die frohe Botschaft von der Liebe Gottes und dem wahren Glück und vom ewigen Leben.

ER aber lief arm und zu Fuß durchs Land, mittellos und ohne Gepäck, hatte keine Papiere bei sich, keine Staatszugehörigkeit und verzichtete auf jegliche Absicherungen. ER hatte keinen bürgerlichen Namen und auch seine Vergangenheit blieb für alle ein bzw. unser Geheimnis. Trotzdem nannten IHN seine zukünftigen Gefährten und Sympathisanten bald den „Meister", einige scherzhaft, viele aber aus tiefer Bewunderung. Deshalb soll auch in diesem Bericht der Mann „Meister" genannt werden. ER beobachtete die Menschen auf der Straße, sprach sie an, predigte auf den Fußgängerzonen und betete in der Stille.

Die Berufung des ersten Gefährten

(Mt.4,18-22, Mk.1,16-20, Lk.5,1-11, Joh.1,35-51)

Als dem Meister aber in einer Stadt auf einer Baustelle ein Mann auffiel, beobachtete ER ihn lange, bis dieser nervös wurde und auf ihn zuging und fragte: "Warum stierst du mich schon den halben Tag so an?" Der Meister aber fragte ihn: "Wer bist du?" Der Mann sagte "Ich heiße Peter!" Der Meister schaute in ihn an und sprach: "Ich will nicht wissen, wie du heißt, sondern ich frage dich, ob du weißt, wer du bist!" Der Mann zögerte, wurde unruhig und sagte leise: "Das weiß ich oft selber nicht!" Der Meister sprach: "Wenn du dich und das wahre Leben kennenlernen willst, so komm' mit mir!" und der Meister stand auf, drehte sich um und ging. Peter, beeindruckt von der Ausstrahlung des fremden Mannes, schaute IHM verstört nach. Nach langem Zögern warf er seine Schaufel hin und brüllte zu seinen Kollegen hoch: "Ich hau' ab!" und lief dem Meister nach.

Des Meisters erste Heilung

(Mt.8,14-17, Mk.1,29-34, Lk.4,38-41)

Peter lud den Meister und mich zu sich nach Haus ein, wo seine Schwiegermutter schwer erkrankt an einem Grippevirus im Bett lag. Da trat der Meister zu ihr, fasste sie bei der Hand und richtete sie auf, und das Fieber verließ sie. Und die ganze Familie war erstaunt über die Heilkraft des Meisters und über sein Auftreten, als käme ER von einer anderen Welt. Auch Andreas, der Bruder von Peter, war beeindruckt und blieb bei uns.

Der Meister im Sonntagsgottesdienst

(Mt.13,53-58, Mk.6,1-6, Lk.4,16-30)

Die Schwiegermutter aber wohlgenesen lud den Meister in ihre Gemeinde zum Gottesdienst ein und berichtete ihrem Pfarrer von der plötzlichen Heilung. Der Pfarrer bat ihn, im Gottesdienst etwas zur Gemeinde zu sagen. Der Meister ließ sich die Bibel geben und las: "Ich bin in die Welt gekommen, als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe." Und als er das Buch zutat, gab er's dem Mesner und setzte sich. Und alle schauten auf ihn. Der Pfarrer fragte verwundert: „Das war alles?“ Und ER stand auf und sprach: "Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Augen und Ohren." Die Gemeinde saß zuerst eine Weile ratlos und unruhig da, doch bald empörten sich die ersten über das vermessene Auftreten des Fremden und verließen den Gottesdienst. Der Meister sprach: "Wahrlich, ich sage euch, kein Prophet gilt etwas, wenn er noch lebt. Erst, wenn er tot ist, macht man ihn zu einem Heiligen, einem Gott und zu einer Legende." Und ER verließ mit Peter, Andreas und mir die Kirche.

Berufung weiterer Gefährten

(Joh.1,35-51)

Wir liefen weiterhin mit dem Meister zu Fuß durchs Land, wir schliefen in der Nacht in Wäldern, Parks und leerstehenden Häusern und hielten uns am Tag in Städten meist auf Fußgängerzonen auf. Der Meister beobachtete die Menschen, sprach mit Obdachlosen und Drogenabhängigen und lernte dabei auch Jakob und Johannes kennen. Jakob, ein Sozialarbeiter und Streetworker, sprach den Meister an: "Kann ich euch helfen? Wir könnten zum Arbeitsamt gehen und ich helfe dir eine Arbeit und eine Wohnung zu finden!" Der Meister antwortete: "Warum willst du mich in Strukturen hineinpressen, die mir nur schaden?" Jakob, überrascht von der Frage, sagte nach einer Weile: "Ach das Leben auf der Straße schadet dir nicht?" Der Meister sagte darauf lächelnd: "Nein warum? Ich bin in ähnlicher Weise wie du als Streetworker unterwegs, nur, dass ich die Menschen befreien will, du jedoch willst sie anpassen!" Jakob, der das Problem schon seit langem nicht in den Menschen, sondern im Gesellschaftssystem sah, fragte weiter: „Und wovon ernährt ihr euch?“ „Jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert und so Gott will und die Menschen dies erkennen, werden wir Nahrung und Kleidung bekommen. Willst du mit mir zusammenarbeiten?“ Jacob gab seine Arbeit als staatlicher Sozialarbeiter auf und schloss sich ihm an.

Ein Mann aber, namens Johannes, der neben dem Meister saß und mit leerem Blick aus einer Dose Bier trank, rollte nur mit den Augen, als er von Gott hörte. "Ach hör auf mit deinem scheiß Gott! Wo ist er denn? Als ich drogenabhängig war, hat er mir nicht geholfen und ich musste mich allein durchbeißen. Dann war ich trocken durch'ne Entziehungskur, aber das bringt alles nichts mehr, ich habe Aids!" Der Meister gewann ihn lieb und legte die Hand auf seine Schulter. Johannes fing an zu weinen und der Meister sagte zu ihm: "Willst du geheilt werden, dann höre auf, dich selbst zu bemitleiden und bitte Gott darum, dass er dir hilft!" Johannes entgegnete: "Hör auf mit dem Quatsch! Ich glaube nicht an Gott!" Der Meister antwortete: "So kann dir Gott auch nicht helfen! Gott ist kein Wohlfahrtsverein! Wenn du IHN nicht bittest, so wird ER dir auch nichts geben! Wenn du IHN aber suchst, dann lässt ER sich finden und wenn du an die Tür zu IHM und zu deinem Herzen klopfst, so wird ER sie dir öffnen!" Und ein paar Tage später kam Johannes voll Begeisterung zum Meister und berichtete IHM, dass bei der letzten Untersuchung der Aids-Test negativ war, also kein Virus mehr nachgewiesen wurde. Mit Tränen in den Augen dankte Johannes IHM. Der Meister sagte: "Dein Glaube hat dir geholfen! Und danken brauchst du nicht mir, sondern Gott im Himmel! Erzähle aber niemanden, was geschehen ist, hörst du!" Und Johannes blieb bei IHM und war einer seiner treuesten Gefährten.


Dieser Weg

(2005 – Xavior Naidoo)

Also ging ich diese Straße lang
und die Straße führte zu mir.
Das Lied, das du am letzten Abend sangst,spielte nun in mir.
Noch ein paar Schritte und dann war ich da mit dem Schlüssel zu dieser Tür.

Dieser Weg wird kein leichter sein,
dieser Weg wird steinig und schwer.
Nicht mit vielen wirst du dir einig sein,
doch dieses Leben bietet so viel mehr.


Es war nur ein kleiner Augenblick,
einen Moment war ich nicht da.
Danach ging ich einen kleinen Schritt
und dann wurde es mir klar.

Manche treten dich, manche lieben dich,
manche geben sich für dich auf.
Manche segnen dich, setz dein Segel nicht,
wenn der Wind das Meer aufbraust.

Dieser Weg wird kein leichter sein...


Der Meister und die Ehebrecherin

(Joh.8,1-11)

An einem Sonntagmorgen lief der Meister mit uns durch einen kleinen Ort mit einer Kirche und sah vor dieser eine weinende Frau auf der Stufe sitzen. ER setzte sich zu ihr und fragte nach einer Weile: „Warum weinst du?“. Die Frau erzählte: "Ich habe Ehebruch begangen und heute wollte ich wieder in den Gottesdienst gehen und meine Gemeinde und der Priester haben mich wieder hinausgebeten." Der Meister nahm ihre Hand und sprach: "Komm mit!" ER ging mit ihr in die Kirche und stellte sich mit ihr vor den Altar. Der Priester unterbrach seine Predigt und alle schauten nervös auf die beiden. Der Meister sagte ruhig und bestimmt: "Wer ohne Sünde ist, darf den Gottesdienst verlassen, da er keiner Gnade und Vergebung von Gott bedarf!" ER schaute lange auf die schweigende Menge und auf den Priester, setzte dann die Frau auf die vorderste Kirchenbank und sagte zu ihr: "Bitte Gott um Vergebung und sündige nicht mehr!" Dann setzte ER sich auf die letzte Kirchenbank und verließ am Ende des Gottesdienstes unbemerkt die Kirche.

Der Kreis der Gefährten wuchs bald auf zwölf Männer an und Sympathisanten unterstützten uns unterwegs immer mit etwas zu Essen und Übernachtungsmöglichkeiten. In den Medien wurde unser Meister auch immer bekannter als "der Wanderguru" oder "der Prediger", da er auf Fußgängerzonen und Marktplätzen großer Städte sich einfach auf Bänke oder Treppen stellte und die vorbeikommenden Menschen ansprach und Reden hielt. Hier nun ist eine Zusammenfassung seiner Straßenreden.

Die Marktplatzrede (Mt.5-7)

Die Seligpreisungen

(Mat.5,1-12)

Wir Gefährten und noch einige Sympathisanten setzten uns einfach auf die Straße vor die Bank, auf die sich der Meister barfuß stellte und laut sprach:

Selig sind, die um der Wahrheit Willen freiwillig bescheiden leben, denn ihrer ist das Himmelreich.

Selig sind, die Gewalt ablehnen und Leid ertragen, denn sie sollen getröstet werden.

Selig sind die Sanftmütigen, denn sie sollen die Erde besitzen.

Selig sind, die sich sehnen nach der Gerechtigkeit, denn sie wird sich an ihnen erfüllen.

Selig sind, die liebevoll und geduldig sind, denn Gott wird auch zu ihnen barmherzig sein.

Selig sind, die ein reines Herz haben, denn sie werden schon hier auf Erden Gott schauen.

Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.

Selig seid ihr, wenn euch andere Menschen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch. Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso wurden viele mutige Menschen in der Geschichte von den Mächtigen dieser Welt umgebracht, weil sie die Wahrheit sagten.

Sand im Getriebe und alternatives Leben

(Mt.5,3-16)

Ihr seid das Sand im Getriebe! In eurem alten Leben wart ihr selbst angepasste Zahnräder im Getriebe, nun aber wurdet ihr ausrangiert oder ihr seid freiwillig ausgestiegen. Ihr habt die Chance, ein neues Leben zu beginnen, welches bessere Lösungen anbietet, als die heutige Gesellschaft. Wenn ihr aber nur herumsitzt, vom Sozialgeld lebt und über Staat und Gesellschaft schimpft, seid ihr keine Alternative für dieses System. Ihr seid dann nur Parasiten, die auf Kosten des Staates leben. Und es ist verständlich, dass die oberflächlichen Bürger, die ihr so hasst, nur auf euch herabschauen. Resigniert nicht und macht eure Träume von einer besseren Gesellschaft wahr! Baut alternative Lebensprojekte auf und wehrt euch durch gewaltfreie Aktionen gegen alle Ungerechtigkeiten. Ihr dürft euch nicht aus Angst und Resignation verstecken, dann können euch die Leute nicht kennenlernen. Wenn ihr mutig an die Öffentlichkeit geht, werden sie sich auch irgendwann von eurem Mut anstecken lassen und mitmachen.

Des Meisters Stellung zu den Gesetzen

(Mt.5,17-20)

Ihr sollt nicht meinen, dass ich Anarchist bin und für die Gesetzlosigkeit eintrete. Nein, ich will die Gesetze erfüllen durch Liebe zu Gott und den Menschen und nicht aus Furcht vor der Strafe. Und ihr sollt es mir gleichtun! Ein Mensch, der nur nach Gesetzen lebt, ist kein richtiger Mensch, sondern eine Maschine, die auch nur Befehlen folgt. Die Liebe jedoch erfüllt alle Gesetze. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist, wie die der angepassten gehorsamsten Bürger, so werdet ihr nicht in das Himmelreich gelangen.

Vom Vergelten und der Feindesliebe

(Mt.5,38-48)

Wenn sich nun viele Gesetze des Staates auf das alte Prinzip "Auge um Auge, Zahn um Zahn" beziehen und der Umgang mit anderen Menschen durch Verträge, Geldgeschäfte, Strafen, Rechtsanwälte und Polizei geregelt wird, so ist das nicht die grundlegende Lösung für eine gute Gesellschaft. Fangt ihr an, nach den Prinzipien der Liebe, des Schenkens, der Vergebung und Gewaltfreiheit zu leben. Wenn ihr bestohlen oder betrogen werdet, so schaltet nicht die Polizei oder den Rechtsanwalt ein, sondern beschämt den Übeltäter mit Vergebung und Liebe. Hört auf, euch große Schlösser vor die Türen zu hängen, denn um so größer euer Besitz und die Absicherung, umso stärker die Gewalt, die einzudringen und es zu stehlen versucht. Gewinnt den Feind und Angreifer durch furchtlose Liebe! Wenn er dich schlägt, so schlage nicht zurück, denn wenn du zurückschlägst, begibst du dich auf sein Niveau. Vielmehr halte ihm furchtlos die andere Wange hin und du wirst deinen Feind zum Freund machen.

Vom Töten

(Mt.5,21-26)

Wenn laut Gesetz das Töten anderer Menschen verboten ist, so reicht dieses Gesetz noch nicht aus, um eine friedliebende Welt zu gewährleisten. Denn die Ursachen vieler Morde und Kriege liegen ja schon in den kleinen Streitereien, welche die Menschen unter sich haben. Wenn also jemand seinen Bruder verflucht, so müsste der Staat ihn schon vor Gericht ziehen. Darum: Wenn du das Gesetz der Liebe erfüllen willst, so fang bei dir an und überlege, ob irgendwer etwas gegen dich hat. Geh zu ihm und versöhne dich mit ihm und du hast das Gesetz erfüllt.

Von Partnerschaft und Ehe

(Mt.5,27-32)

Genauso mit den vielen Eheschließungen und Ehescheidungen! Viele versuchen nach außen hin ihre Ehe anders darzustellen, als sie ist. Ihre Herzen sind voller Angst, Eifersucht und Stolz und ihre Augen voller Gier und Unzucht. Versucht euch zu beherrschen und die Leidenschaften zu zügeln, aber lasst euch auch Freiheit und Raum für Entfaltung. Lasst euch nicht von den Medien verführen, die zu oft die Gewalt, den Sex und die materiellen Werte verherrlichen. Reißt alles Schlechte und Üble aus euren Herzen und Gliedern, auch wenn es anfangs weh tut, besser hart zu sich sein, als zu anderen.

Vom Vertrauen

(Mt.5,33-37)

Der Umgang mit anderen Menschen findet heute größtenteils auf Geschäftsbasis statt. Fast überall kommuniziert man mit Abschlüssen, Verträgen, Unterschriften und Geld. Selten werden Geschäftsbeziehungen ohne Vertrag auf Vertrauensbasis geschlossen. Die Menschen schauen nur noch aufs Blatt und auf die Unterschrift, aber nicht in die Augen des anderen! Alles wird gekauft oder verkauft. Der Tausch von Waren ist fast ausgestorben und das gegenseitige Beschenken findet nur noch im Kreis der Nächsten statt. Deshalb soll es bei euch gerade anders sein! Schenkt den Menschen Vertrauen, lebt bescheiden und auf Schenkbasis und arbeitet, ohne dafür Geld zu verlangen und macht Zusagen, die ihr gewissenhaft erfüllt und steht zu eurem Wort!

Von der wahren Nächstenliebe

(Mt.5,43-48)

Viele Menschen lieben ihre nächsten Verwandten und ihre Familie, aber die anderen Menschen sind ihnen meist egal. Wenn ihr den Sinn des Lebens nur darin seht, für eure Familie und eure Kinder da zu sein, dann wird die Gesellschaft nicht besser. Denn viele denken nur an sich und ihresgleichen. Liebt aber gerade die, die euch fremd und unsympathisch sind und das Himmelreich wird sich in euch offenbaren. Denn wenn ihr nur unter euresgleichen seid, dann seid ihr nicht besser als ein Fußballverein. Und wenn ihr nur mit euren Freunden Umgang habt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Rechtsradikalen? Darum sollt ihr vollkommen sein, wie Gott im Himmel vollkommen ist, denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Vom Spenden und Wohltätigkeiten

(Mt.6,1-4)

Habt Acht auf die Motive eurer Wohltätigkeit zu anderen hilfsbedürftigen Menschen. Wenn ihr sie nur übt, um von anderen Leuten gesehen und bewundert zu werden oder um es von der Steuer abzusetzen, dann ist auch dies eine egoistische Haltung. Wenn du also etwas für wohltätige Zwecke spendest, so posaune es vor den anderen nicht aus, wie es viele bei Benefizveranstaltungen im Fernsehen tun. Wenn du eine Spende gibst, so lass selbst deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit deine Spende verborgen bleibt und Gott, der in das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Vom Beten

(Mt.6,5-8)

Und wenn ihr betet und meditiert, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Kirchen, Tempeln, Moscheen und Synagogen auf Teppichen und auf Bühnen religiöser und spiritueller Veranstaltungen stehend oder kniend beten, damit sie von den Leuten gesehen und gehört werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber betest, so geh in dein Zimmer und schließ die Tür hinter dir und bete zu Gott, der im Verborgenen ist, und Gott, der in das Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die religiösen Eiferer, die sich selber gern hören, denn sie meinen, sie werden gehört, wenn sie viele Worte machen. Auch ist es euch nichts nütze, wenn ihr, wie in den Kirchen, Tempeln, Moscheen und Synagogen lange vorgegebene Gebetstexte herunterrasselt, ohne mit dem Herzen dabei zu sein, denn euer Vater schaut ins Verborgene und ließt eure Gedanken. Darum sollt ihr den religiösen Heuchlern nicht gleichen. Denn Gott weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.

Vom Selbstmitleid

(Mt.6,16-18)

Wenn ihr leidet, sollt ihr dies nicht zur Schau stellen, um die Aufmerksamkeit der anderen zu gewinnen. Wenn wir uns alle nur noch die Ohren volljammern, um Mitleid zu erregen, dann werden wir bald in Trübsal versinken. Wenn man von sich schwärmt oder wenn man sich selbst bemitleidet, beides zeugt von Charakterschwäche. Wenn du aber leidest, so wende dich Gott zu, der in das Verborgene sieht und er wird bei dir sein und dir zuhören.

Während viele Menschen auf der Fußgängerzone mit ihren Einkaufstaschen vorbeiliefen und dem Meister kaum Beachtung schenkten und nur hin- und wieder welche stehen blieben, sagte er auch dies:

Von der Geldgier, dem Sparen und den Sorgen

(Mt.6,19-34)

Hört auf, ständig nach Absicherung, mehr Geld, Luxus und materiellen Gütern zu streben, denn das ist nicht das Wichtige im Leben. Wenn ihr euer Herz an die irdischen Dinge des Lebens hängt, dann geht ihr damit unter, denn dies ist alles vergänglich. Dieses Trachten verdirbt den Charakter und die Seele.
Die Augen eines Menschen spiegeln seine Seele wieder. Wenn die Seele weit und offen ist, dann schauen auch die Augen klar und offen. Wenn die Seele aber verfinstert und verschlossen ist, so schauen auch die Augen misstrauisch, stumpf und ohne Glanz.
Niemand kann sich für zwei Sachen begeistern: Entweder er wird sich auf eine Sache konzentrieren und die andere vernachlässigen oder er gerät in einen inneren Zwiespalt. Ihr könnt nicht Gottes Gerechtigkeit auf der einen Seite und dem Geld und der Karriere auf der anderen Seite dienen.
Darum sage ich euch: Hört auf, euch ständig um die irdischen Belange des Lebens zu sorgen. Ihr geht aus Angst so viele Versicherungen ein und arbeitet euer Leben lang, um hohe Kredite für große Häuser und Grundstücke abzuzahlen und bemerkt nicht, dass ihr durch diese Plagerei am Leben vorbei lebt. Glück kann besonders durch Genügsamkeit erreicht werden. Nehmt euch ein Beispiel an den Tieren: Sie kommen mit so wenig aus im Leben. Sie haben keine Kleider und keinen Kühlschrank. Sie leben in den Tag hinein und finden doch immer etwas zu essen. Ich will damit nicht die Trägheit und Leichtsinnigkeit loben, nein, ich lobe das Vertrauen zu Gott und zu sich selbst. Wenn ihr am Ende eures Lebens vor eurem eigenen Grab steht und euch noch einmal umschaut, dann werdet ihr euch fragen: Habe ich wirklich gelebt? Oder nur gearbeitet und gespart! Hat mein Leben sich dadurch verlängert? Haben sich meine Träume verwirklicht? Bin ich zufrieden mit meinem Leben? Wie wird mich Gott empfangen? Viele werden dann einsehen müssen, dass sie sich viel zu sehr gesorgt haben, andere werden vielleicht so abgestumpft sein, dass sie sich diese Fragen gar nicht mehr stellen können. Darum sollt ihr euch keine Sorgen machen. Wenn ihr fleißig, gewissenhaft und genügsam seid und euer Leben nach den geistigen Maßstäben Gottes ausrichtet, so wird euch alles zufallen, was ihr zum Leben benötigt.

Vom Schimpfen

(Mt.7,1-5)

Hört auf, ständig über andere Menschen wie zum Beispiel die Politiker zu schimpfen. Den Maßstab, den ihr an andere setzt, den stellt auch an euch! Wenn du dich über die Reichen beschwerst, dann überprüfe dich, ob du nicht auch zu viel hast oder gern reich wärst und nur neidisch bist. Wenn du dich ärgerst, weil andere über dich schlecht reden, dann hinterfrage dich, ob du es nicht auch tust. Wenn du auf andere Menschen herabschaust, dann denke daran: Gott schaut auch auf dich herab. Predige nicht Wasser und trinke dann heimlich den Wein, denn Gott schaut ins Verborgene und wird dich überführen.

Die Suche nach Gott und dem Leben

(Mt.7,7-11)

Wenn ihr Gott und das wahre Leben finden wollt, so müsst ihr danach suchen. Von allein wird ER sich nicht aufdrängen. Nur der suchende Mensch ist offen für Gott und für neues Leben. Wenn der Mensch nicht mehr sucht, dann stirbt er. Wenn er aber glaubt, alles gefunden zu haben, dann läuft er in die Gefahr des Hochmuts, wird dogmatisch und rechthaberisch. Darum, hört nie auf mit der Suche, seid offen und interessiert, hinterfragt altes und öffnet euch für neues. Gott wird sich finden lassen auf euren Wegen der Sehnsucht und Hoffnung.

Das Königsgesetz

(Mt.7,12)

Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das absolute Grundgesetz des menschlichen Lebens. Wenn ihr beschenkt werden wollt, dann beschenkt andere! Wenn ihr geliebt werden wollt, dann liebt andere! Wenn ihr ehrliche und offene Menschen um euch haben wollt, so seid offen und ehrlich zu den anderen! Liebe zum Nächsten heißt nicht, dass man ihm nichts Böses tut, denn das ist nur ein passives Verharren. Liebe heißt auch nicht nur ein Gefühl, sondern Liebe heißt aktives Handeln.

Vom Kommen des Himmelreichs

(Luk.17,20-25)

Einige, die stehen geblieben sind, riefen dem Meister zynisch zu: "Du bist ein Träumer! Das wird nie passieren! Das ist Utopie!" Der Meister antwortete: "Dieses Himmelreich wird nicht von allein kommen und euch in den Schoß fallen! Es fängt in euch an! Auch kann man es nicht mit Gesetzen, Gewalt und bewaffneter Revolution erzwingen, wie es manche Reformer versucht haben, denn das Himmelreich der Liebe lässt sich nur durch friedliche und gewaltfreie Mittel verwirklichen. Solange die Herzen der Menschen dazu nicht reif sind, ist jede Gesellschaftsform zum Scheitern verurteilt. Ihr braucht darauf nicht warten, sondern der Friede und das Himmelreich wartet darauf, in einem jeden eurer Herzen Einzug zu halten!

Der schwere Weg

(Mt.7,13-23)

Ihr werdet einsehen müssen, dass genau das der schwere Weg ist und diesen gehen wenige. Viele trotten resigniert und angepasst auf dem breiten, bequemen Weg der Masse, warten, dass andere ihnen die Lösung abnehmen und haben Angst, auszuscheren und neue Wege zu beschreiten. Sie träumen höchstens davon, aber zu mehr fehlt ihnen der Mut. Der schmale, steile Weg ist wie der eines Bergsteigers: Sein Pfad ist mühselig, risikovoll und anstrengend, aber die Freude und Zufriedenheit ist groß, wenn er oben angekommen ist. Der breite Weg aber gleicht dem einer Armee auf dem Exerzierplatz: Sie marschieren im Gleichschritt vorbei und sterben sinnlos im Krieg. Wenn ihr aber diese steilen Pfade erklimmen wollt, so sind es gerade die ängstlichen Menschen, die euch Probleme bereiten werden. Sie werden euch aus Sorge und Kummer zurückhalten wollen und drängen immer auf Anpassung, Normalität und Passivität. Ihr werdet erkennen, dass sie selbst ein unerfülltes Leben führen und trotz allem auch euch mit auf den breiten Weg in die Finsternis ziehen wollen.
Es werden auch viele glauben, dass sie auf dem richtigen Weg sind und den wahren Weg und Gott kennen, aber sie folgen falschen Propheten und Anführern. Sie verlassen sich mehr auf die Religion, Sakramente, Reformen, politische Programme und Traditionen, als dass sie Gott und die Wahrheit selbst suchen. Sie lassen sich den Segen geben und jubeln, obwohl Gott und die Wahrheit weit entfernt von ihnen ist. Wenn sie dann vor Gott stehen, werden sie erschrecken, wie leichtgläubig sie auf Erden waren. Gott aber wird alle die empfangen, die ein Leben nach seinen himmlischen Maßstäben führten.

Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, fallen meist beide in die Grube.

Abschluss der Rede

(Mt.7,24-29)

Darum, wer meine Rede nun gehört hat und lebt nach den genannten Maßstäben, der wird selig werden. Selig, wie die Sanftmütigen, selig, wie die Friedensstifter und die reinen Herzens sind.
Wer aber meine Rede gehört hat und nichts tut, sondern höchstens zustimmend nickt, der wird bald das verlieren, was er vielleicht heute verstanden hat.
Und als der Meister seine kraftvolle Rede auf dem Marktplatz beendete, standen wir, seine Gefährten und die Stehengebliebenen, auf und klatschten begeistert, denn wir wussten, dass er kein Schwätzer war, wie viele Politiker, Bühnenredner und religiöse Würdenträger, sondern auch nach diesen Grundsätzen lebte.


Der Gammler

(1978 – Arno & Andreas)

Man sagt, er war ein Gammler. Er zog durch das ganze Land.
Raue Männer im Gefolge, die er auf der Straße fand.
Niemand wusste, wo er herkam, was er wollte, was er tat.
Doch man sagte: Wer so redet ist gefährlich für den Staat.

Man sagt, er war ein Dichter. Seine Worte hatten Stil.
Wer Ihn hörte, schwieg betroffen, und ein Sturm war plötzlich still.
Seine Bilder und Vergleiche waren schwierig zu versteh'n.
Doch die Leute saßen stundenlang, ihn zu hören und zu seh'n.

Man sagt, er war ein Zauberer. An Wundern fehlt es nicht.
Er ging zu Fuß auf einem See und gab den Blinden Augenlicht.
Machte Wein aus klarem Wasser, kannte Tricks mit Fisch und Brot.
Und er sprach von einer Neugeburt, weckte Menschen auf vom Tod.

Man sagt, er war Politiker, der rief: “Ich mach euch frei!“
Und die Masse wollte gern, dass er ihr neuer König sei.
Er sprach laut von Korruption und wies auf Unrecht offen hin.
Doch man hasste seinen Einfluss, und so kreuzigten sie ihn.

Er ist der Sohn des Höchsten, doch Er kam, um Mensch zu sein,
offenbarte Gottes Art, um aus der Sünde zu befrei'n.
So hab ich Ihn erfahren, ich begann Ihn so zu seh'n.
Und ich meine, es wird Zeit - wir sollten Ihm entgegengeh'n.


Die Berufung des Matthias

(Mt.9,9-13, Mk.2,13-17, Lk.5,27-32)

Und als der Meister den Marktplatz mit uns Gefährten verließ, kam ein Straßenbettler auf IHN zu, um IHN anzuschnorren und sagte zu IHM: "Deine Rede war ja ganz gut, aber haste denn nun auch etwas Kleingeld für so'nen armen Schlucker wie mich?" Der Meister schaute ihn eindringlich in die Augen und sagte: "Matthias, ist das dein Leben? Ungebunden und ziellos die Freiheit genießen und Leute anbetteln?" Eine Weile standen beide sich gegenüber und Matthias wurde nervös und schaute beschämt zur Seite. Der Meister fasste ihn an die Schulter und sagte "Komm mit mir!" Als der Meister und wir Gefährten schon wieder weiterliefen, starrte Matthias noch immer auf seinen mit ein paar Geldstückchen gefüllten Becher und schmiss ihn dann im hohen Bogen über die Straße und folgte ihm. Er lud den Meister und uns Gefährten für die nächste Nacht in sein besetztes Haus ein, wo noch einige andere Straßenleute und Hausbesetzer wohnten. Es folgte uns aber aus Neugier ein Mann von der Presse. Als nun dieser den Meister mit den Obdachlosen und Suchtkranken in einem besetzten Haus zusammensitzen sahen, sprach der Reporter zu uns Gefährten: "Und das soll nun die Lösung sein, mit diesen Leuten hier in besetzten Häusern herumzusitzen?" Der Meister aber bekam dies mit, drehte sich um und sprach zu ihm: "Seitdem ich durch das Land laufe, sind es gerade die Armen, die uns Essen und Unterkunft anbieten! Diese sind dem Himmelreich näher als viele der etablierten Bürger, die keine Gastfreundschaft zeigen und Angst um ihren Besitz haben. Folgt mir aber auch morgen, damit ihr seht, wo wir zur nächsten Nacht eingeladen sind!"

Der Immobilienmakler

(Lk.19,1-10)

Und am nächsten Tag waren wir wieder in der Stadt und siehe, da war ein Mann, der war Immobilienmakler und reich. Und er war in der Presse durch diverse Korruptionsvorfälle bekannt. Er hörte den Meister in seiner Mittagspause, ging auf IHN zu und wollte IHM einen großen Geldschein zustecken und sprach: "Ich habe schon gestern ihre Rede vom Fenster gehört und sie haben mich sehr beeindruckt. Bitte nehmen sie dies als Spende!" Der Meister lehnte höflich ab, sagte aber mit einem breiten Lächeln zu ihm: "Laden sie uns doch heute Abend zum Essen bei sich ein! Dies wäre eine herzlichere Geste als nur Geld zuzustecken!" Der Mann freute sich nach kurzem Zögern und lud uns alle abends in seine große Villa ein.
Einige aber seiner Gefährten und Sympathisanten murrten und sprachen: "Bei so einem reichen Spießer, Immobilienmakler und Bänker ist er eingekehrt!" Der Gastgeber aber sprach zum Meister: "Ich habe mir vorgenommen, meinen halben Besitz für wohltätige Zwecke zu spenden und wenn ich jemanden finanziell geschadet habe, gebe ich es ihm zurück!“ Der Meister freute sich darüber und sprach: "Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, denn auch er ist ein Kind Gottes geworden." Und der Meister erkannte in der hinteren Reihe den Reporter vom gestrigen Abend und sagte: "Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist."

Von Ästhetik und Ethik

(Mt.15,1-20, Mk.7,1-23)

Der Meister und wir Gefährten aßen auf der Straße oft Reste von Marktständen und geschenkte Nahrungsmittel von Sympathisanten. Eines Tages, als wir altes geschenktes Brot aus der Bäckerei und Reste von Obst- und Gemüseständen aßen, beobachtete uns ein älteres Pärchen und der Ehemann kam nach einer Weile auf den Meister zu und sprach zu ihm: "Und das ist nun eure neue Kultur, wie es die Presse von euch berichtet? Ihr sitzt hier wie Wilde auf der Straße und ernährt euch von Resten? Soll das eure Botschaft sein? Habt ihr schon mal was von Fortschritt und Ästhetik gehört?" Der Meister antwortete ihm: "Was zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, DAS macht den Menschen unrein! Viele glauben, dass sie durch die äußeren Dinge wie Essgewohnheiten, Anzugsordnungen und guten Tischmanieren ihr zivilisiertes Leben begründen. Im Herzen aber sind sie voller Unrat und Schmutz. Denn aus ihren Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Gier, Diebstahl, Lügen und Lästerung. Das sind die Dinge, die den Menschen unrein machen. Aber mit schmutzigen Händen auf der Straße Nahrungsmittelreste zu sich nehmen, macht den Menschen nicht unrein. Nun wissen sie, was der Unterschied zwischen Ästhetik und Ethik ist!"

Der Meister erzählte den zuhörenden Menschen auch viele Gleichnisse und Geschichten und sie hörten ihm gerne zu. Hier nun einige dieser Gleichnisse:

Der fromme Christ und der obdachlose Suchtkranke

(Lk.18,9-14)

ER sagte aber zu einigen, die sich als fromm und gläubig sahen und die gottlose Welt als verdorben ansahen, dies Gleichnis: "Es gingen zwei Menschen in eine Kirche zum Gottesdienst, der eine ein frommer Christ, der andere ein Suchtkranker von der Straße. Der fromme Christ nahm vor dem Altar das Abendmahl und betete danach so: "Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen ungläubigen, oberflächlichen Menschen, Betrüger, Ehebrecher oder wie auch dieser Obdachlose. Ich besuche jede Woche den Gottesdienst und halte regelmäßig das Abendmahl, gebe viele Spenden an Hilfsorganisationen und in die Kollekte.“
Der obdachlose Suchtkranke aber stand ganz hinten, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Kreuz, schlug an seine Brust und sprach: 'Gott, hilf mir, dass ich aus diesem Elend herauskomme!'"
Ich sage euch: "Dieser ging gerechtfertigt aus der Kirche, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden."

Vom reichen Bankdirektor und dem Bettler

(Luk.16,19-31)

„Es war aber auch ein reicher Mann, der leitete in einer Großstadt eine Bankfiliale und trug immer die feinsten und teuersten Anzüge, hatte viel Geld und lebte zufrieden im Wohlstand und genoss sein Ansehen. Es war aber ein armer Bettler mit Namen Lars, der lag oft mit seinem Schlafsack im Eingangsbereich und übernachtete dort, weil es da trocken und geschützt war und hoffte am Tag, etwas Geld von den wohlhabenden Leuten, die aus der Bank kamen, zu bekommen. Der Bankdirektor nun scheuchte den armen Bettler oft weg oder ließ die Polizei holen. Es begab sich aber, dass der arme Bettler starb und er wurde von den Engeln getragen in den Schoß von Jesus. Der reiche Bankdirektor aber starb bald an Herzversagen und wurde begraben. Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Jesus von Ferne und Lars in seinem Schoß. Und er rief: ‚Jesus, erbarme dich meiner und sende Lars, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle, denn ich leide Pein in diesen Flammen!’ Jesus aber sprach: ‚Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lars dagegen hat Böses empfangen, nun wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt. Und überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber.’ Da sprach er: ‚So bitte ich dich, Jesus, dass du ihn sendest zu meiner Familie, denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual.’ Jesus sprach: ‚Sie leugnen jeden Tag die Warnungen ihres Gewissens und haben genug Warnungen von mir und anderen Propheten erhalten, die sie ignorieren.’ Er aber sprach: ‚Nein, Jesus, wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, dann würden sie Buße tun und sich abwenden von diesem oberflächlichen und verschwenderischen Leben.’ Jesus antwortete: ‚Hören sie nicht auf meine Worte und auf die der anderen Propheten, dann werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde.’“

Von den Arbeitern auf der Baustelle

(Mt.20,1-16)

Er sagte aber zu denen, die meinten, mit guten Taten gerecht zu werden, folgendes Gleichnis: "Denn das Himmelreich gleicht einem Bauleiter, der am ersten Tag des Monats zum Arbeitsamt ging, um Arbeiter für seine Baustelle einzustellen. Und als er mit den Arbeitern einen pauschalen Lohn von tausend Euro in einem Monat aushandelte, schickte er sie auf die Baustelle. Und in der zweiten Woche des Monats ging er wieder zum Arbeitsamt und stellte weitere Arbeiter für den gleichen Lohn ein. Abermals ging er in der dritten Woche aufs Arbeitsamt und tat dasselbe. Auch in der vierten Woche des Monats kam er aufs Arbeitsamt und fand viele Männer im Warteraum und sprach zu ihnen: 'Was sitzt ihr den ganzen Tag herum?' Sie sprachen zu ihm: 'Was sollen wir machen, wenn wir keine Arbeit bekommen!' Er sprach zu ihnen: 'Geht auch ihr auf die Baustelle!' Am Ende des Monats war das Haus fertig und der Bauleiter sprach zu seinem Buchhalter: 'Überweise jedem Arbeiter seinen Lohn von tausend Euro!' Nach wenigen Tagen aber beschwerten sich die ersten Arbeiter, die von Anfang an auf der Baustelle gearbeitet hatten, weil ihnen mehr Lohn zustände und sprachen: 'Die Arbeiter, die zuletzt kamen, haben nur eine Woche gearbeitet und den gleichen Monatslohn bekommen wie wir, die wir den ganzen Monat gearbeitet haben!' Er antwortete aber: 'Liebe Freunde, ich tue euch nicht Unrecht. Sind wir nicht einig geworden über tausend Euro Lohn in diesem Monat? Nehmt, was euch zusteht. Ich will aber diesen letzten dasselbe geben wie euch. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Seid ihr neidisch, weil ich so gütig bin?' So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein."

Von dem anvertrauten Startkapital

(Mat.25,14-30, Luk.19,12-27)

Er sagte aber auch zu denen, die meinten, ohne gute Taten erlöst zu werden, folgendes Gleichnis: "Denn es ist wie mit einer Finanzbank, die drei Betriebswirten Kredite gab, damit sie eine Firma aufbauen. Dem ersten zehn Millionen Euro, dem zweiten fünf Millionen Euro und dem dritten eine Million Euro. Sogleich ging der erste hin und baute eine Firma auf, die nach kurzer Zeit den Kredit abzahlen konnte und einen Gewinn in doppelter Höhe erzielte. Die Bank erließ ihm daher einen Teil der Zinszahlungen und machte ihm weitere günstige Kreditangebote. Ebenso erzielte der Zweite einen Gewinn von zwei weiteren Millionen Euro und die Bank erwies sich auch ihm als einen fleißigen Kunden entgegenkommend. Der dritte ließ jedoch lange auf sich warten und als die Bank nachfragte, sagte er: 'Ich hatte Angst vor dem zu großen Risiko, diese Summe zu investieren und zu verlieren. Deshalb habe ich es auf einem Konto gelagert. Hiermit überweise ich euch das Geld wieder zurück.' Die Bank aber leitete wegen der ausbleibenden Zinszahlung ein Verfahren ein und der dritte Kreditnehmer musste all seinen Privatbesitz hergeben, um die Schulden zu bezahlen."

Das Gleichnis vom Bauern und seiner Sämaschine

(Mat.13,1-9, Mk.4,1-9, Lk.8,4-8)

Der Meister sprach aber zu allen, die ihm zuhörten: „Siehe, es fuhr ein Bauer mit seiner Sämaschine aus, um Getreide auf seinen vorbereiteten Acker zu sähen. Die Maschine hatte aber ein Leck, so dass schon einiger Samen auf den Feldweg fiel, da kamen aber die Vögel und pickten es auf. Einiges fiel auch auf steinigen Boden, wo es keine Erde hatte, und ging bald auf. Als aber die Sonne brannte, verwelkte es und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Einiges fiel auf Weideland, und die Unkräuter wuchsen empor und erstickten es. Der Rest aber viel auf das gute Ackerland und trug Frucht. Wer Ohren hat, der höre!"

Vom Sinn der Geschichten

(Mat.13,10-17, Mk.4,10-12, Lk.8,9+10)

Wir Gefährten sprachen zum Meister: „Warum erzählst du denn immer diese Geschichten? Du siehst ja selbst, dass viele Leute hier auf der Fußgängerzone nur kurz zuhören, aber da sie keine Zeit haben und den Zusammenhang nicht verstehen, gehen sie weiter.“ Er antwortete und sprach: „Euch ist’s gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu verstehen, diesen aber ist’s nicht gegeben. Denn wer da hat, dem wird gegeben, wer aber nichts hat, dem wird auch das genommen, was er hat. Darum rede ich zu ihnen durch Gleichnisse und Geschichten. Denn wer wirklich nach der Wahrheit und dem Himmelreich sucht, der nimmt sich die Zeit und denkt nach. Aber in unserer schnelllebigen Zeit werden sie mit sehenden Augen nicht sehen und mit hörenden Ohren nicht hören. Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, ihre Ohren hören schwer und ihre Augen sind geschlossen. Aber selig sind eure Augen, dass sie sehen und eure Ohren, dass sie hören. Wahrlich, ich sage euch, viele, die hier auf Erden lebten, beneiden euch um das, was ihr seht und um das, was ihr hört.“

Die Deutung des Gleichnisses vom Bauern und seiner Sämaschine

(Mt.13,18-23, Mk.4,13-20, Lk.8,11-15)

„So hört nun die Deutung des Gleichnisses vom Bauern und seiner Sämaschine:
Wenn jemand Worte des Himmelreiches hört und nicht versteht, so kommt der Böse und reißt hinweg, was in sein Herz gesät ist, das ist der, bei dem der Samen auf den Feldweg fällt.
Bei dem aber auf steinigen Boden gesät ist, das ist, der das Wort hört und es gleich mit Begeisterung aufnimmt, aber er hat keine Wurzel in sich, sondern ist launisch und wetterwendisch, wenn im Alltag die Mühsaal und Verspottung kommen um der Ausführung willen, so fällt er gleich ab.
Bei dem aber in das Unkraut gesät ist, das ist, der das Wort hört, aber die Sorge um die irdischen Belange, Bequemlichkeit und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort, und er bringt keine Frucht.
Bei dem aber auf gutes Ackerland gesät ist, das ist, der das Wort hört, versteht und auch Frucht bringt.“

Vom Unkraut unter dem Weizen

(Mt.13,24-30)

Und der Meister erzählte eine ähnliche Geschichte für die, die sich immer fragen, warum Gott das ganze Unheil auf Erden zulässt: „Das Himmelreich gleicht einem Bio-Landwirt, der guten Samen auf einen gut vorbereiteten unkrautfreien Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam ein Fremder und säte Unkraut zwischen das Getreide und ging davon. Als nun die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut. Da traten die Mitarbeiter zum Landwirt und sprachen: ‚Hast du nicht den Boden vorher gereinigt und vom Unkraut befreit? Woher kommt das ganze Unkraut?’
Er sprach zu ihnen: ‚Das hat ein Fremder getan, der mich nicht leiden kann.’ Da sprachen die Mitarbeiter: ‚Willst du denn, dass wir hingehen und es ausjäten?’ Er sprach: ‚Nein! Damit ihr nicht zugleich das Getreide beschädigt, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte, auch wenn das Korn darunter leiden wird. Das Korn werden wir dann trotz allem in die Scheune bringen, aber das Unkraut und die Spreu werden wir verbrennen.’“

Die Deutung des Gleichnisses vom Unkraut

(Mt.13,36-43)

„Deute uns dieses Gleichnis, Meister, wer ist was?“ Und der Meister sprach: „Der Menschensohn ist’s, der den guten Samen sät. Der Acker ist die Welt. Der gute Samen sind die Kinder des Himmelreiches, das Unkraut die Kinder des Bösen. Der Fremde ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt, die Mitarbeiter die Engel. Wie man nun das Unkraut heraussortiert und verbrennt, so wird es auch am Ende der Welt geschehen. Der Menschensohn wird dann seine Engel schicken und sie werden auf dem Acker der Welt alles, was gute Frucht gebracht hat, ernten, aber alles, was zum Abfall verführt und Ungerechtes getan hat, wird vernichtet werden. Erst dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne im Reich Gottes. Wer Ohren hat, der höre!“

Vom Fischernetz

(Mt.13,47-50)

„Das Himmelreich gleicht auch einem Netz, das ins Meer geworfen wird und Fische aller Art fängt. Wenn es aber voll ist, ziehen die Fischer das Netz heraus und sortieren die guten Fische aus und werfen die schlechten fort. So wird es auch am Ende der Welt gehen: Die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden und werden sie vernichten.“

Vom kostbaren Diamanten

(Mt.13,44-46)

„Das Himmelreich gleicht auch einem reichen Mann, der leidenschaftlich gern Edelsteine sammelte. Und er fand einen sehr schönen, aber auch kostbaren Diamanten, den er besitzen wollte. Und er verkaufte alles, was er hatte, auch die anderen Edelsteine, um diesen einen Diamanten zu besitzen.“

Des Meisters wahre Verwandte *

(Mt.12,46-50, Mk.3,31-35, Lk.8,19-21)

Als der Meister auf der Straße wieder von vielen Zuhörern umringt wurde, kam einer auf ihn zu und sagte: "Deine Mutter und deine Geschwister stehen da hinten und wollen mit dir reden." Er aber ließ seine Familie stehen, antwortete und sprach zu dem, der es ihm sagte: "Wer ist meine Mutter? Und wer sind meine Brüder?" Und er zeigte auf seine Gefährten und sprach: "Siehe, das ist meine Mutter und das sind meine Geschwister!"

Die Anfrage des Wiedertäufers Johannes

(Mat.11,1-6, Lk.7,18-23)

Johannes, der Wiedertäufer, der verbittert immer noch im Gefängnis verweilte, bekam Zweifel an dem Meister, da er auf seine baldige Entlassung hoffte, schickte Freunde zum Meister und ließ zynisch fragen: „Bist du der große Befreier, der da kommen soll? Oder muss ich auf einen anderen warten?“
Der Meister antwortete und sprach zu ihnen: „Blinde werden sehen und Gelähmte werden gehen, Kranke werden gesund und Taubstumme werden hören, Tote werden auferstehen und den Armen wird die frohe Botschaft gepredigt, und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert. Denn alles kommt zu seiner Zeit!“

Der Streit zwischen den Gefährten

(Mt.18,1-5, Mk.9,33-37, Lk.9,46-48)

Der Meister und wir Gefährten liefen oft durch die Natur, um zu beten und zu entspannen, wobei der Meister gern auch allein vorneweglief, um zu schweigen. Eines Abends, als wir uns unter einem Baum zur Nachtruhe an ein Feuer legten, fragte er uns: "Ihr habt heute unterwegs gestritten. Worüber?" Wir aber schwiegen, denn zwischen uns Gefährten gab es auch Neid, Eifersucht, Rechthaberei und Konkurrenzverhalten. Und er kniete vor dem Feuer nieder und sprach: "Ihr wisst, die Mächtigen dieser Welt machen Druck auf ihre Untergebenen und setzen sich mit Ellenbogen durch. Aber so soll es unter euch nicht sein, sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern den Menschen zu dienen und mein Leben für sie hinzugeben." Das aber sagte ER mit einer gewissen Vorahnung auf sein kommendes Schicksal.

Die Nachtfeuerwache

(Joh.13,1-16)

Und ER sprach weiter: "Ich werde diese Nacht das Feuer hüten, damit ihr nicht friert und schlafen könnt." Peter entgegnete: "Aber Meister, das können WIR doch machen, für dich ist es besser zu schlafen, morgen ist wieder ein anstrengender Tag für dich." Der Meister aber entgegnete: "Nein, ich möchte dies als Beispiel für euch geben, damit auch ihr die Gesinnung habt, einander zu dienen."

Die Speisung der Obdachlosen

(Speisung der Fünftausend - Mt.14,13-21, Mk.6,31-44, Lk.9,10-17, Joh.6,1-13)

Als der Meister wieder einmal auf der Fußgängerzone saß und mit vielen Menschen redete, waren neben uns Gefährten auch viele Obdachlose und Suchtkranke. Und ER merkte, dass einige Hunger hatten und andere um ihr wenig Geld, Zigaretten und Bier geizten. Der Meister aber fragte seine Gefährten: „Wie viel haben wir zu essen bei uns?“ „Nur anderthalb Brote, etwas Obst und Gemüse vom Markt!“ Der Meister sagte: „Breitet eine Decke aus und legt alles darauf!“ Und wir Gefährten antworteten: „Aber Meister, die Leute versaufen ihr Geld, welches sie vom Sozialamt bekommen und wir sollen ihnen von unserem wenig Essen noch abgeben?“ Doch der Meister schaute uns traurig an und wir bereuten schnell unsere Reaktion. Wir legten alles, was wir zu essen hatten, auf die Decke und luden alle ein, zuzugreifen. Die Obdachlosen und Alkoholiker waren berührt von dieser Gastfreundschaft und einige gingen von ihrem wenigen Geld etwas einkaufen und legten es auch auf die Decke. Auch neugierige Passanten, die zufällig vorbeikamen, legten etwas darauf, so dass die Decke bald wie eine Festtafel gefüllt war. Und der Meister sprach mit einem freudigen Lachen ein Gebet und lud alle zum Essen ein. Und es blieb noch einiges übrig, obwohl alle sich satt gegessen hatten.

Das verlorene Kind

(Luk.15,1-7)

Es blieben aber auch einige Leute stehen und beobachteten den Meister, uns Gefährten und die vielen Menschen von der Straße bei ihrem Straßengelage. Und einige riefen zum Meister: „Und sie wollen ein Heiliger sein, wie es in der Zeitung steht? Das hier ist doch der absolute Abschaum, rumzugammeln und nichts zu tun!“ Der Meister aber sagte zu ihnen dies Gleichnis: „Welcher Mensch ist unter euch, der wie eine Kindergärtnerin 100 Kinder zu betreuen hat und wenn sie eins verliert, nicht die neunundneunzig wohlbehütet im Kindergarten lässt und geht dem verlorenen Kind nach, bis sie’s findet? Und wenn sie’s gefunden hat, so bringt sie es zurück zum Kindergarten und ruft zu ihren Kolleginnen: Freut euch mit mir, denn ich habe das Kind wiedergefunden, das verloren war.“

Vom verlorenen 100-Euro-Schein

(Luk.15,8-10)

„Oder welcher Buchhalter, der zehn große Geldscheine hat und einen davon verliert, krempelt nicht das ganze Büro um und sucht mit Fleiß, bis er den Schein findet. Und wenn er ihn gefunden hat, ruft er zu seinen Kollegen: ‚Freut euch mit mir, denn ich habe meinen Hundert-Euro-Schein gefunden, den ich verloren habe!’
So sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der seine Verirrung bereut.“

Vom verlorenen Sohn

(Luk.15,11-32)

Und er sprach weiter: „Ein Mann hatte zwei Söhne, der ihnen als Erbteil seine große Firma versprach. Und der jüngere von ihnen sprach zum Vater: ‚Gib mir, Vater, das Erbteil, das mir zusteht, damit ich mir eine eigene Existenz aufbaue!’ Und der Vater verkaufte die Hälfte seiner Firma und übergab dem jüngeren Sohn seinen Erbteil, führte aber mit seinem älteren Sohn die kleinere Firma weiter. Der jüngere Sohn aber wollte sein Leben mit so viel Geld erst einmal genießen und flog in den Süden. Er legte den Rest seines Geldes in Aktien an, verlor es aber durch Fehlinvestition. Aus der Not heraus hielt er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, verlor aber bald alles, was er besaß. Er lebte am Ende auf der Straße, nahm Drogen und lebte von Sozialgeldern und Almosen. Da ging er in sich und sprach: Wie viele Arbeitnehmer beschäftigt mein Vater, denen es gut geht und ich habe nichts mehr. Ich will ihn anrufen und zu ihm sagen: ‚Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir! Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn bin. Aber vielleicht kann ich trotzdem in deiner Firma als einfacher Angestellter arbeiten?’ Als er aber dies dem Vater am Telefon sagte, fragte ihn sein Vater, wo er sich gerade befindet und ließ für ihn eine private Flugzeugmaschine chartern. Und der Vater stand auf dem Flugplatz und wartete auf seinen Sohn. Als dieser aber aus dem Flugzeug stieg, kniete sein Sohn aus Scham vor ihm nieder. Der Vater aber hob ihn schnell auf und sprach zu seinem Chauffeur: ‚Bring schnell den neuen Anzug aus den Wagen!’ Und er stellte seinem Sohn einen Wagen und ein Appartement zur Verfügung und veranstaltete am Abend eine große Wiedersehensfeier. Er hielt eine Rede und sagte: ‚Mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist gefunden worden.’ Und alle freuten sich mit ihm. Am späten Abend aber kam der ältere Sohn von einer Geschäftsreise zurück und fragte an der Eingangshalle einen Kollegen, was das für ein Fest wäre. Der sagte: ‚Dein Bruder ist wiedergekommen und dein Vater hat ihn mit dem Flugzeug aus dem Süden abholen lassen, ihm ein Auto überlassen und er wohnt im Gäste-Appartement.’ Da wurde der ältere Sohn zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn, hereinzukommen. Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: ‚So viele Jahre war ich dir ein treuer Sohn und Mitarbeiter, und du hast mir nie das Appartement und den Wagen überlassen, damit ich mich mit meinen Freunden amüsieren kann. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Hab und Gut im Süden verprasst hat, hast du ihm dies alles gegeben.’ Der Vater aber sprach zu ihm: ‚Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein, denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.’“

Der Meister, der Bürgermeister und die Prostituierte

(Luk.7,36-50)

Es bat ihn aber in einer großen Stadt einmal ein Bürgermeister, der einer konservativ-christlichen Partei angehörte, ins Rathaus zu einem Gespräch, auch mit der Presse und der versteckten Motivation, Wählerstimmen zu gewinnen. Und der Meister ging mit uns Gefährten in das Rathaus und wir setzten uns mit dem Bürgermeister an den Tisch. Kurz darauf jedoch kam eine Frau, der man ansah, dass sie eine Prostituierte ist und kniete weinend vor dem Meister nieder und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. Der Bürgermeister nun, der bis dahin in christlicher Gesinnung für den Meister sympathisierte, zweifelte an der Loyalität des Meisters und uns und bat die Prostituierte, wieder zu gehen. Der Meister nun drehte sich zu Peter und sagte: „Peter, weißt du noch, wer diese Frau ist?“ „Ja,“ sagte Peter, „sie hat uns vor einigen Tagen hier in der Stadt aufgenommen!“ „Und was hat sie uns geboten?“ Peter antwortete: „Sie hat uns in ihrer bescheidenen Wohnung übernachten lassen, hat uns ihren ganzen Kühlschrank zur Verfügung gestellt und duschen konnten wir auch endlich mal wieder!“ Und der Meister drehte sich zum Bürgermeister um und sprach: „Was aber haben sie uns geboten? Nur vorsichtige Neugier, versteckte unlautere Motive der Wahlwerbung, harte Stühle und ein bescheidenes Sprudelwasser!“ Und er wendete sich zur der Frau und sprach: „Deshalb sind dir deine Sünden vergeben, seine aber werden weiter auf ihm lasten.“ Der Bürgermeister war entrüstet und sagte: „Sie haben mir überhaupt keine Sünden zu vergeben. Wer glauben sie denn, wer sie sind, sie Hochstapler!“ Er aber sprach gelassen zur Frau: „Dein Glaube und dein Vertrauen hat dir geholfen, geh hin in Frieden!“ Wir wurden daraufhin aus dem Rathaus geworfen.

Gefährtinnen des Meisters

(Luk.8,1-3)

Maria, die Prostituierte, wollte sich aus ihrem Elend befreien und bat, dem Meister und uns Gefährten folgen zu dürfen. Und sie blieb nicht die einzige Frau im Kreise der Gefährten des Meisters, auch wohlhabende Frauen und Frauen, die er geheilt hatte, folgten ihm.

Die Verwerfung des Meisters in seinem Heimatort *

(Mt.13,53-58, Mk.6,1-6, Lk.4,16-30)

Es begab sich aber, dass der Meister sich in einem recht kleinen Ort auf den Marktplatz setzte und abwartete. Es kamen bald Leute, die den Meister noch aus seinem früheren Leben zu kennen schienen. Wir erkannten, dass wir uns im Heimatort des Meisters aufhielten.
Als aber die alten Bekannten und Verwandten des Meisters hörten, dass ER als Wanderprediger und Prophet umherzieht, verspotteten sie ihn und sagten: „Was soll der Unsinn? Du hast deine Familie in Stich gelassen, kein Geld, keine Arbeit und deine Ausbildung hast du damals hier als Zimmermann abgebrochen! Und nun läufst du hier herum wie ein Penner und glaubst, ein Prophet zu sein?“ Und sie ärgerten sich an ihm. Der Meister aber sprach zu uns: „Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Verwandtschaft und in seinem Hause.“ Und ER konnte dort nicht viel bewirken wegen ihres Unglaubens.

Der Meister bei einem Hochzeitsfest *

(Joh.2,1-11)

Sie wurden aber im gleichen Ort eingeladen zu einem Hochzeitsfest einer Cousine des Meisters, zu dem auch die Mutter des Meisters eingeladen war. Da aber viele Gäste kamen, gingen das Bier und der Wein zeitig aus. Die Mutter sagte zum Meister: "Sie haben keine Getränke mehr!" Der Meister aber sprach gereizt zu ihr: "Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Zeit ist noch nicht gekommen!" Die Mutter aber wusste von den Wunderkräften, die ihr Sohn besaß und sprach zum Wirt: "Mein Sohn kann ihnen helfen, er kann zaubern!" Der Wirt machte sich lustig und rief zum Meister herüber, der bei uns Gefährten saß: "Hey du! Kannst du mir ein paar Kisten Bier und Wein herzaubern!" Der Meister aber schaute ihn eine Weile nachdenklich an und rief dann mit einem Schmunzeln: "Aus dem roten Wasserhahn fließt Wein, aus dem blauen Wasserhahn Bier!" Der Wirt lachte nur mit einem Kopfschütteln und wollte weiter die Gläser spülen. Als er nun das Wasser wechseln wollte, glaubte er zu träumen. Aus dem roten Wasserhahn floss tatsächlich köstlicher roter Wein und aus dem blauen kühles Bier. Während sich die Menge nun nach langem Staunen das Bier und den Wein schmecken ließen, zog sich der Meister und wir Gefährten alsbald zurück.


Der Laden

(1992 – Gerhard Schöne)

War es Traum oder wirklich, als ich in dieser Stadt
irgendwo in Gedanken jenen Laden betrat?
Hinterm Tisch dieser Händler, wirkte irgendwie fremd.
Verbarg mühsam zwei Flügel unterm lichtweißen Hemd.

Das Regal war bis unter die Decke voll mit Tüten und Schachteln gestellt.
Doch im Dämmerlicht konnt ich nicht sehen, was die eine um die andre enthält.

Nun, ich fragte den Händler: "Was verkaufen Sie hier?"
"Alles was Sie sich wünschen, alles gibt es bei mir.
Das wonach Sie sich sehnen, was Sie froh machen kann,
was Sie schon nicht mehr hofften, alles biete ich an."

Oh, wie hab ich mich da vor dem Händler mit Wünscheaufsagen beeilt:
"Sie, ich möchte das Schweigen der Waffen und die Brötchen viel besser verteilt!

Mehr Verstand in die Köpfe. Aus den Augen die Gier.
Eltern Zeit für ihre Kinder. Achtung vor jedem Tier.
Helle Zimmer für alle. Arbeit, je nach Talent..."
Als ich Luft holen wollte, sprach er: "Kleinen Moment!

Sicher haben Sie mich falsch verstanden. Wie ich hör, wollen Sie Früchte bei mir.
Ach nein, nein, ich verkauf keine Früchte, nur die Samen dafür!"


Die ersten spektakulären Heilungen des Meisters

Die Heilung eines Krebskranken

(Mt.8,2-4, Mk.1,40-45, Lk.5,12-16)

Als wir wieder in einer Stadt waren, kam ein Mann auf den Meister zu, der bat ihn und sprach: "Bist du der Mann, dem spektakuläre Heilungen nachgesagt werden? Bitte heile mich, ich habe Krebs!" Der Meister erkannte, dass sich die Heilung der Schwiegermutter Peters und die des Johannes doch herumgesprochen haben und war enttäuscht. Der Mann aber kniete vor dem Meister nieder und bettelte weiter um Heilung. Und der Meister, erstaunt über den festen Glauben des Mannes, dass er ihn heilen kann, streckte seine Hand aus, betete und sprach zu ihm: "Ich will's tun, sei gesund!" Und der Meister drang auf ihn ein, dass er es niemanden sagen sollte. Er aber erzählte es nach der ärztlichen Untersuchung vielen Menschen und auch der Presse.

Die Heilung eines Taubstummen

(Mk.7,31-37)

An einem anderen Tag brachten Leute zu IHM einen Mann, der taub und stumm war, und baten IHN, dass ER die Hand auf ihn lege. Und ER nahm ihn aus der Menge beiseite und legte ihm die Finger in die Ohren und sah auf zum Himmel und seufzte und sprach zu ihm: "Tu dich auf!" Und sogleich konnte er hören und fing an zu sprechen. Und ER gebot ihnen, sie sollten es niemanden sagen. Je mehr ER es aber verbot, desto mehr breiteten sie es aus. Und die Menschen, die zuschauten, waren überwältigt von diesem Wunder.

Der Meister im Krankenhaus und die Auferweckung seines Freundes Lars

(Joh.11,1-45)

Es lag aber ein guter Freund des Meisters, namens Lars, schwer erkrankt an einem Virus im Krankenhaus. Seine Schwestern, Maria und Marta, waren täglich in der Klinik und beteten für ihn. Da ließen sie dem Meister wissen, dass sein Freund Lars sehr krank in der Klinik liegt. Sie boten IHM an, schnell mit dem Auto zum Krankenhaus gebracht zu werden. Der Meister aber lehnte es ab, lief einige Tage zu Fuß mit einigen Zwischenaufenthalten und kam erst nach einer knappen Woche bei Martha und Maria an. Dort hörte ER vom Tod seines Freundes. Marta nun machte dem Meister Vorwürfe und sagte: "Wenn du eher gekommen wärst, hättest du ihn vielleicht heilen können!" Der Meister wurde ärgerlich und forderte, ihn zu sehen. Da Lars noch im Krankenhaus in der Aufbewahrungshalle für die Toten lag, gingen sie sogleich dorthin. Der Krankenhelfer zog die Bahre aus der Wand, worauf Lars mit einem Tuch bedeckt lag. Der Meister schlug das Tuch zurück und betrachtete Lars. Dabei fing ER zu weinen an, was auch uns Gefährten ergriff. Nach einiger Zeit legte ER die eine Hand auf die Brust und die andere auf die Stirn des Toten. Lange stand ER so mit geschlossenen Augen. Dann nahm ER die Hand des Toten und sprach: "Lars, steh auf!" Und der Körper des Verstorbenen wurde wieder warm und Lars öffnete langsam seine Augen, richtete sich auf, streifte das Tuch von seinen Beinen und schaute verwundert in die Runde. Der Meister umarmte ihn mit einem dankbaren Lachen und sagte zum Krankenpfleger: "Sie können ihn gehen lassen!" Wir Gefährten, Martha und Maria waren so erstaunt, dass wir uns noch gar nicht richtig freuen konnten und der Krankenpfleger verließ sprachlos und kreidebleich den Raum, um Ärzte zu holen.

Der Meister wurde von den Ärzten eingeladen, dieses Wunder noch einmal an einem Schwerkranken zu wiederholen, der an einer Beatmungsmaschine lag und kurz vor dem Sterben war. Der Meister legte seine Hände auf den Oberkörper des Kranken und innerhalb weniger Stunden besserte sich der Zustand des Patienten. Die Ärzte führten den Meister durch viele Stationen und die wundersamen Heilungen sprachen sich wie ein Lauffeuer im Krankenhaus und später in der Presse herum. Ein großer Teil der Patienten wurde die folgenden Tage mit Freude entlassen.

Des Meisters Macht über die bösen Geister und den Tod

(Mt.12,24-30, Mk.3,22-30, Lk.11,14-23)

Einige Ärzte aber misstrauten dem Meister mit seiner ungewöhnlichen Heilungskraft. Sie glaubten, dass er etwas mit Okkultismus und schwarzer Magie zu tun habe. Der Meister erkannte aber ihre Gedanken und sagte zu ihnen: "Jeder Staat, der mit sich selbst uneins ist, wird verwüstet und jede Partei oder Sportmannschaft, die mit sich selbst uneins ist, kann nicht gewinnen. Wenn nun ein Böser das Böse austreibt, so muss er mit sich selbst uneins sein. Wie kann dann sein Reich bestehen? Wenn ich aber die Krankheiten und bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist doch das Reich Gottes zu euch gekommen!" ER sagte aber auch zu den ungläubigen Ärzten: "Ihr glaubt, dass die Ursachen aller Krankheiten nur in den stofflichen Bereichen zu suchen und zu finden sind. Ich aber sage euch, der Geist ist es, der lebendig macht! Darum dürft ihr nicht nur den Körper und die Anatomie des Menschen erforschen, sondern den Menschen in seiner Gesamtheit aus Körper, Seele und Geist, so, wie ihn Gott geschaffen hat, betrachten. Und wer unter euch nur dem Gelde, aber nicht dem Menschen dient, der ist dem Teufel viel näher als jeder andere hier!"

Martha und Maria

(Lk.10,38-42)

Der Meister verbrachte den Abend und die Nacht mit uns Gefährten bei Lars und seinen Schwestern Martha und Maria. Martha machte sich viel zu schaffen in der Küche, um ein großes Essen vorzubereiten, während der Meister mit uns Gefährten und Freunden über verschiedene Themen in der Wohnstube diskutierten. Auch Maria saß bei uns und hörte ihm zu. Bald kam Martha unwillig aus der Küche und regte sich über Maria und den anderen auf, weil sie immer nur reden und nicht mal an das Essen denken. Der Meister aber antwortete ihr: "Martha, Martha, eines hast du noch nötig: Dass du die geistige Nahrung höher bewertest, als die irdische. Maria hat die bessere Nahrung gewählt."

Viele Heilungen und des Meisters Rückzug

(Mk.1,32-39, Lk.4,42-44)

Die Kunde von den spektakulären Heilungswundern im Krankenhaus und der Auferweckung eines toten Menschen breitete sich schnell durch Presse und Medien übers Land aus.
In großen Städten wurde er oft umlagert von Leuten, die geheilt werden wollten und viele brachten kranke Menschen. Und er half vielen und heilte sie. Geistig behinderten Menschen legte ER die Hand auf und sie wurden gesund. Menschen mit Krebsgeschwüren und viele andere Beschwerden wurden von IHM geheilt. Am Abend war ER und wir Gefährten, die wir immer mehr zu seiner Leibwache des Meisters wurden, müde vom Tag und wir zogen uns in angrenzende Wälder und Parks zurück. Am nächsten Morgen aber wurden wir von neuen heilungsbedürftigen Menschen aufgespürt, doch war der Meister verschwunden von seinem Nachtlager und wir suchten ihn. Wir fanden IHN betend auf einer Lichtung und sagten aufgeregt: "Meister, alle suchen dich!" ER aber sprach zu ihnen: "Lasst uns weiterziehen in andere Gegenden, denn ich bin nicht gekommen, um nur ein Arzt und Wunderheiler zu sein. Die meisten Menschen denken nur an sich. Gott aber hat mich gesandt, die Menschen zu lehren und ihnen einen neuen Weg zu zeigen!"

Der Meister konnte sich ab diesen Zeitpunkt nicht mehr in größeren Städten aufhalten, da der Ansturm von heilungsbedürftigen Menschen, der Presse und Neugierigen zu groß wurde. Wir hielten uns in ländlicheren Gegenden auf und es waren trotz allem genug Menschen, die uns fanden und zu IHM kamen. ER erhielt verschiedenste Angebote: Heilungen für viel Geld, Einladungen zu Fernseh-Talkshows, Politiker und Prominente wollten mit IHM reden. Der Meister ignorierte dies alles und blieb mit uns Gefährten in der Zurückgezogenheit.

Der Tod des Johannes und des Meisters Rede über ihn und über die Presse

(Mt.11,7-19, Lk.7,24-35)

Johannes, der Wiedertäufer, kam vor ein Untersuchungsgericht, verteidigte sich selbst und prangerte weiterhin Ungerechtigkeiten im Staat, im Justizbereich, aber auch das heuchlerische Volk an. Er machte sich durch sein ehrliches und doch aggressives Auftreten wenige Sympathisanten, dafür viele Feinde. Es begab sich aber, dass Johannes wieder freigelassen wurde, da man gegen ihn keine konkrete Anklage fand. Kurz nachdem er aber wieder frei war, wurde er von einer fremden Person erschossen, die man nicht ermitteln konnte. Viele der Anhänger und Sympathisanten beerdigten Johannes nach seinem Wunsch, indem sie ihn heimlich verbrannten und die Asche in den Fluss streuten, an dem er sich oft aufhielt und taufte. Auch der Meister war bei der Bestattung anwesend und wurde von vielen Leuten und auch von der Presse wegen der Ermordung des Johannes angesprochen und ER sagte über ihn: "Was seid ihr denn hinausgegangen in den Wald? Wolltet ihr einen Wahnsinnigen sehen? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen verwilderten Menschen sehen? Oder was wolltet ihr sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, er war ein Prophet von Gott gesandt! Er war ein großartiger Mensch und ein guter Freund, obgleich wir nicht in allem einer Meinung waren und auch andere Sichtweisen hatten. Aber ihr, ihr steht schon wieder da mit euren Mikrophonen und Kameras und seid nur auf Sensationen aus! Ihr seid nicht für Aufklärung und Bildung, sondern nur für Auflagen und Einschaltquoten. Mit wem kann man euch vergleichen? Ihr gleicht den politischen Wendehälsen, ohne eigene Meinung geht es ihnen nur um Opposition oder Koalition. Johannes ist gekommen, aß nicht und trank nicht, so ist in der Zeitung zu lesen: 'Ein Verrückter und Asket im Wald!' Nun komme ich, werde zu einer Hochzeit eingeladen und übernachte bei Obdachlosen, so ist in der Zeitung die Schlagzeile zu lesen: 'Ein Säufer und Schmarotzer, ein Freund der Kriminellen und Asozialen!' Und doch zeigt sich die Weisheit immer nur in ihren Werken."

Der fremde Wundertäter

(Mark.9,38-40, Luk.9,49-50)

Johannes, der Gefährte, sprach zum Meister: „Wir sahen einen, der zog auch wie du umher, heilte Menschen und sprach von dir und deiner Lehre und wir wurden ärgerlich über ihn, weil er ein Einzelgänger war, und nicht mit uns kam!“ Der Meister sprach: „Denkt doch positiv und ärgert euch nicht über ihn! Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns!“

Der Bundeswehr-General

(Mat.8,5-13)

Als der Meister mit uns Gefährten in eine neue Gegend kam, trat ein Bundeswehr-General auf IHN zu und bat: „Sehr geehrter Herr, ich habe von Ihren Heilungskräften gehört. Mein Sohn liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen.“ Der Meister sprach zu ihm: „Ich will kommen und ihn gesundmachen.“ Der General antwortete und sprach: „Herr, ich verdiene es nicht, dass du in mein Haus kommst, ich lebe nicht so bescheiden, wie du es gern von uns Menschen willst, aber sprich nur ein Wort, so wird mein Sohn gesundwerden! Denn wie DU in der geistigen Welt, so bin ich auch in dieser Welt nur ein Vorgesetzter, der Obrigkeit untertan und habe Soldaten unter mir. Und wenn ich zu einem sage: „Geh hin!“, so geht er und zu einem anderen: „Komm her!“, so kommt er. Als dies der Meister hörte, staunte er sehr über den General und sprach zu denen, die den General wegen seines Ranges und seiner weltlichen Stellung beargwöhnten: „Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich im ganzen Land noch nicht gefunden! Aber ich sage euch: Viele Menschen werden bei Gott zu Tisch sitzen, von denen man es überhaupt nicht erwartet hat, und viele werden in die Finsternis gestoßen, von den man annahm, dass sie Kinder Gottes seien.“ Und der Meister sprach zum General: „Geh hin, dir geschehe, wie du geglaubt hast!“ Und sein Sohn wurde gesund zu derselben Stunde.

Warnung vor Habgier

(Luk.12,13-15)

Einmal sprach ein Mann den Meister an und sagte: „Ich habe einen Bruder, dem das ganze Erbe zustehen soll. Da er dich sehr verehrt, möchte ich dich bitten, ob du nicht mit ihm über diese Ungerechtigkeit reden kannst!“ Der Meister aber wurde sehr unwillig und sprach: „Mensch, glaubst du, ich bin hier, um über eure Finanzen zu richten und den Erbschlichter zu spielen?“ Und ER sprach zu den anderen, die bei ihm waren: „Seht zu und hütet euch vor aller Habgier, denn niemand lebt davon, dass er viele Güter hat!“

Der reiche Aktionär

(Luk.12,16-21)

Und ER sagte ihnen daraufhin ein Gleichnis und sprach: “Es war ein Mann, der hatte Erfolg an der Börse und erzielte hohe Gewinne. Als er bald sehr viel Geld hatte, sagte er sich: ‚Ich werde mir jetzt ein sicheres Konto einrichten und weiterhin Aktien laufen lassen, lass es mir in einem ärmeren Land im Süden gut gehen und lebe von den Zinsen und Erträgen! Und dann kann ich zu mir sagen: ‚Ich habe einen großen Vorrat für viele Jahre, habe nun Ruhe und freue mich des Lebens!‘ Aber Gott sprach zu ihm: ‚Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?’ So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich bei Gott.“

Die Verklärung des Meisters

(Mat.17,1-13, Mk.9,2-13, Lk.9,28-36)

Einmal nahm der Meister drei seiner vertrautesten Gefährten mit sich, Peter, Jakob und Johannes, dessen Bruder, und führte sie auf einen hohen Berg. Und als der Meister auf dem Berg lange stand, in den Himmel schaute und betete, siehe, da fing die Welt sich plötzlich zu drehen an und die drei Gefährten bekamen es mit der Angst und warfen sich nieder. Sie merkten, dass etwas völlig Ungewöhnliches passierte, als würde die Erde unter ihnen verschwinden und sie in eine höhere Dimension gelangen. Als sie sich wagten, aufzuschauen, trauten sie ihren Augen nicht: Sie sahen den Meister wie eine Lichtfigur und mit ihm im Kreis andere Lichtgestalten. Und sie erkannten, dass sie sich in einer ganz anderen Welt befanden, die fern aller irdischen Vorstellungen war. Ihre Körper lagen wahrscheinlich jetzt noch verlassen auf dem Berg. Sie beobachteten den Meister in Licht getaucht und die anderen Gestalten, die sich lange unterhielten.
Nach kurzer Zeit aber fing sich wieder alles zu drehen an und die drei Gefährten fühlten sich wie von einem Sturm durch die Luft gewirbelt. Als sich alles wieder beruhigte und sie wieder ihre Augen öffneten, stand der Meister bei ihnen und sagte mit einem mitfühlenden Lächeln: „Steht auf und fürchtet euch nicht! Wir gehen wieder hinunter zu den anderen!“ Peter aber, überwältigt von dieser Begebenheit, sprach zu ihm: „Meister, lass uns doch hier ein Lager aufbauen, damit wir dem Himmel immer nahe sind!“ Der Meister sprach: „Sprecht mit niemanden über das, was ihr gerade erlebt habt, auch nicht mit den anderen Gefährten! Lasst uns wieder gehen, denn der Himmel wird sich euch noch früh genug offenbaren, jetzt aber haben wir noch hier auf Erden unsere Aufgabe.“ Und sie fragten IHN noch etwas: „Meister, viele der gläubigen Christen sagen, dass Jesus wiederkommen wird. War er einer der Gestalten, mit denen du im Kreise standst? Und wann wird er kommen? Bist du ein Vorbote von ihm, ähnlich wie Johannes, der Wiedertäufer?“ Der Meister aber antwortete: „Jesus ist doch schon gekommen, und hätten die Menschen ihn erkannt und verstanden, dann bräuchte er nicht wiederkommen, aber da sie ihn nicht verstehen wollten und ihn umbrachten, muss Gott ihn wieder senden. Aber ich sage euch, auch diesmal wird der Menschensohn viel erleiden und sterben müssen, aber er wird wie immer weiterleben.“

Die zehn Schwerkranken

(Luk.17,11-19)

Und es begab sich, als der Meister mit uns Gefährten durch die Wälder und das Land zog, dass unser Weg von einem Kleinbus mit zehn schwerkranken Menschen gekreuzt wurde, die an einem tödlichen Virus litten. Sie bekamen die Heilungen des Meisters im Fernsehen mit und organisierten sich selbst. Einer der Kranken kniete nieder und flehte IHN an: „Lieber Meister, wir haben von deinen Heilungen erfahren, erbarme dich unser!“ Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: „Fahrt wieder und lasst euch untersuchen!“ Und es geschah, als sie sich untersuchen ließen, wurden sie allesamt als gesund diagnostiziert.

Von der engen Pforte und der verschlossenen Tür

(Luk.13,22-30)

Es sprach aber einer zu ihm: „Herr Meister, meinen sie nicht auch, dass alle Menschen zu Gott kommen werden?“ Er aber sprach zu allen: „Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht, denn viele, das sage ich euch, werden davorstehen und versuchen hineinzukommen und werden nicht hineingelassen. Wenn der Hausherr von der Festtafel aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat, und ihr anfangt, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: ‚Herr, tu uns auf! ’, dann wird er sagen: ‚Ich kenne euch nicht, wo seid ihr her? ’ Dann werdet ihr anfangen und sagen, wir waren immer gläubige Menschen und waren auch oft im Gottesdienst. ’ Und er wird zu euch sagen: ‚Ich kenne euch nicht, wo seid ihr her? Ihr könnt wieder gehen! ’ Da wird Heulen und Zähneklappern sein, wenn ihr sehen werdet, was für unterschiedliche Menschen aus allen Himmelsrichtungen kommen werden und zu Tisch sitzen im Reich Gottes!“

Das große Abendmahl

(Mt.22,1-10, Luk.14,15-24)

Als aber einer das hörte, sprach er zum Meister: „Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes!“ Der Meister aber sprach zu ihm: „Es war einmal ein reicher Mann, der veranstaltete ein großes Fest und lud viele dazu ein. Als sich aber der Tag näherte, fingen sie alle nacheinander an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: ‚Ich arbeite in einer Firma und muss oft lange arbeiten, ich bitte vielmals um Entschuldigung! ’ Und der zweite übermittelte: ‚Ich habe zu viel mit meinem Hausbau zu tun und kann da nur zum Feierabend etwas machen, bitte entschuldige mich! ’ Und der dritte sprach: ‚Meine Frau sagt, dass ich auch mal zu Hause bleiben soll, darum kann ich nicht kommen. ’ Da wurde der Gastgeber langsam zornig und sprach zu seinen Bediensteten: ‚Jetzt geht hinaus ins Stadtzentrum und ladet alle armen Menschen, die ihr auf der Straße findet, zu mir ein, egal ob Bettler, Obdachlose und andere einsame Menschen. Und die Bediensteten kamen nach einer Stunde zurück und sprachen: ‚Herr, es ist geschehen, wie sie gesagt haben, es sind aber immer noch genug Plätze frei! ’ Und der Herr sprach zu ihnen: ‚Dann geht noch mal los in die Obdachlosenheime und Asylbewerber-Container und nötigt sie, zu kommen, dass mein Haus voll werde! Denn ich sage euch, dass keiner der Gäste, die ursprünglich eingeladen waren, jemals mehr mein Haus betreten werden.“

Von der Zurückhaltung und der Auswahl der Gäste

(Luk.14,7-14)

Als einmal der Meister und seine Gefolgschaft von einem sympathisierenden Gastwirt in eine Gastwirtschaft eingeladen wurde und der Meister sich nach der Begrüßung durch den Gastwirt an die Tafel setzte, merkte ER, wie manche Sympathisanten und Gefährten sich stritten, um oben an beim Meister zu sitzen. Er sagte aber folgendes Gleichnis zu ihnen: „Wenn du von jemanden zur Hochzeit geladen bist, so setze dich nicht obenan, denn es könnte einer geladen sein, der beliebter ist als du und dann kommt der, der dich und ihn eingeladen hat, und sagt zu dir: ‚Könntest du dich bitte dahin setzen! ’ und du musst beschämt untenan sitzen. Sondern wenn du geladen bist, so geh hin und setz dich untenan, damit, wenn der kommt, der dich eingeladen hat, er zu dir sagt: ‚Mein Freund, komm doch vor zu uns an die Stirnseite! ’ Dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir am Tisch sitzen. Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.“

ER sprach aber auch zum Gastwirt, der IHN und alle anderen eingeladen hat: „Nehmt euch diesen Gastwirt zum Beispiel! Er hat uns eingeladen, die wir nichts haben und nicht bezahlen können. So auch ihr, wenn ihr Feste feiert und Partys veranstaltet, dann ladet nicht nur eure Freunde und Verwandten, noch den reichen Nachbarn ein, damit sie dich nicht etwa wieder einladen und es dir gleichtun. Sondern wenn du ein festliches Essen machst, so lade arme Menschen, Verkrüppelte, Lahme und Blinde ein, dann wirst du selig sein, denn sie haben nichts, um es dir zu vergelten, es wird dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.

Von den ungleichen Söhnen

(Mat.21,28-32)

ER sagte aber auch zu denen, die viel redeten, aber doch wenig taten, folgendes Gleichnis: „Was meint ihr? Es hat ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: ‚Mein Sohn, geh hin und mach für mich die Straße vor unserem Haus sauber!’ Er antworte aber und sprach: ‚Nein, ich habe keine Lust.’ Danach reute es ihn aber und er machte es. Und einige Wochen später ging der Mann auch zu seinem zweiten Sohn und sagte dasselbe. Der aber antwortete und sprach: ‚Ja, Vater!’ und machte es nicht. Wer von den beiden hat des Vaters Willen nun getan?“ Sie antworteten: „Der erste!“ Der Meister sprach zu ihnen: „Wahrlich, ich sage euch, die glauben, Gott nicht zu kennen und doch Gutes tun, werden eher ins Reich Gottes gelangen als die, die viel von Gott und Wahrheit reden, aber doch träge sind!“

Das Gleichnis mit dem Sonnenblumenkern

(Vom Senfkorn - Mt.13,31-32)

Der Meister aber sagte auch zu denen, die nur auf das Kommen Jesu und dem Himmelreich warteten, folgendes Gleichnis: „Das Himmelreich aber kann nicht von heut auf morgen entstehen, sondern es wird wachsen, wie eine Sonnenblume: Der Samen ist unscheinbar und klein. Wenn man es aber in die Erde steckt, dann wird es aufgehen und hervor kommt eine große strahlende Sonnenblume.“

Die preisende Katholikin

(Lk.11,27+28)

Am Tag Maria-Himmelfahrt kam eine katholische Prozession an uns vorbeigezogen mit einem hochgehobenen Bild, auf dem Maria und das Christuskind abgebildet war. Und sie erkannten den Meister und riefen mit lauter Stimme: "Selig ist die Mutter Gottes Maria und ihr Leib, der Christus getragen hat und die Brüste, an denen Christus gesogen hat!" Er aber sprach mit abwinkender Gebärde: "Ja, ja! Selig aber die, die das Wort Gottes hören und bewahren."

Die Kinder

(Mat.19,13-15, Mark.10,17-27, Luk.18,15-17)

Als aber der Meister so redete und eine große Menge Leute um ihn herumstand und ihm zuhörte, da kamen auch Familien mit Kindern. Die Kinder drängelten sich durch die Menschen und setzten sich zu des Meisters Füßen und hörten ihm und seinen Geschichten aufmerksam zu. Die Mütter und Väter aber suchten bald ihre Kinder und fuhren sie barsch an, als sie sie beim Meister entdeckten. Der Meister sagte daraufhin: „Lasst die Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht, denn ihnen gehört das Reich Gottes!“

Der barmherzige Afrikaner

(Luk.10,25-37)

Und siehe, da sprach ihn ein studierter Theologe an und fragte ihn: „Meister, oder wie sie sich nennen, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“ Er aber sprach zu ihm: „Was steht in der Bibel geschrieben? Was haben sie gelesen?“ Er antwortete und sprach: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt, und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.“ und „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“. Und der Meister antwortete: „Du hast recht geantwortet. Tu dies und du wirst leben!“ Er aber wollte ihn versuchen und sprach: „Das tue ich doch, ich lebe nach den zehn Geboten, liebe meine Familie, angagiere mich ehrenamtlich und versuche immer viel Gutes zu tun!“ Da antwortete der Meister und sprach: „Es war einmal ein Mann, der hatte einen schweren Verkehrsunfall, weil sein Auto ins Schleudern geriet und lag nun halb tot in seinem Auto am Straßenrand. Es traf sich aber, dass ein Arzt vorbeifuhr und sah das Autowrack, dachte aber, dass es schon lange dort steht und fuhr einfach weiter. Desgleichen kam ein Pfarrer vorbei, der zu einem Gottesdienst eilte, wollte aber nicht zu spät kommen und rief nur mit seinem Handy die Rettungsstelle an. Auch ein Rechtsanwalt stand unter Termindruck und dachte, dass schon noch jemand nachschauen wird. Dann aber hielt endlich ein altes kleines Auto an und ein Afrikaner stieg heraus, zog den bewusstlosen Mann aus dem Auto und brachte ihn ins nächste Krankenhaus. Er blieb auch die Tage bei ihm, versorgte ihn und gab dem Krankenhauspersonal an, dass er ein guter Freund von ihm sei. Glauben sie, dass die drei Männer, die einfach vorbeifuhren, nicht auch ihre Familie lieben und sich ehrenamtlich angagieren und Gutes tun? Wer nun aber zeigte von diesen vier Männern die wahre Nächstenliebe?“ Der Theologe antwortete: „Natürlich der geholfen hat, der Afrikaner! Gut, aber wenn im Neuen Testament geschrieben steht: ‚Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. ’, dann kann ich mit dieser Stelle wenig anfangen, da ich keine Feinde habe!“ Und der Meister antworte: „Dann möchte ich die Geschichte mit dem Afrikaner noch weitererzählen: Der gleiche Afrikaner nun wurde auf einem Bahnhof von rechtsradikalen Jugendlichen angegriffen und wieder kamen der Pfarrer, der Rechtsanwalt und der Arzt vorbei und blieben mit vielen anderen vorbeilaufenden Menschen passiv bzw. hatten Angst einzuschreiten. Zufällig kam aber auch sein Freund vom Verkehrsunfall im Rollstuhl vorbei, der vor kurzem aus dem Krankenhaus entlassen worden ist. Dieser nun fuhr mit seinem Rollstuhl vor den Afrikaner und die Schläger wichen zuerst verstört zurück. Dann aber schrie einer von den Rechtsradikalen: ‚Ein Krüppel und ein Neger, das passt ja gut zusammen! ’ und schlug mit den anderen nun auf beide ein. Der Afrikaner starb an den Folgen seiner Verletzungen, der Mann im Rollstuhl überlebte.

Was sagt ihnen die Geschichte?“ „Wenn wir Zivilcourage und Solidarität mit den Schwachen zeigen, dann werden wir uns Feinde verschaffen!“ „Sehen sie, liebt also die Fremden und kämpft gegen alle Gleichgültigkeit und Ignoranz! Wenn sie sich für die Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzen, werden sie sich automatisch Feinde machen!“

Die Frage nach dem Steuern zahlen

(Mt.22,15-22, Mk.12,13-17, Lk.20,20-26)

Der Verfassungsschutz bespitzelte den Meister durch V-Leute, indem sie sich als Aussteiger und Anarchisten ausgaben, die sollten IHN fangen in seinen Worten, damit man IHN ähnlich wie Johannes der Justiz wegen Volksaufhetzung und Steuerverweigerung überantworten konnte. Und sie fragten IHN und sprachen: "Meister, wir wissen, dass du aufrichtig redest und lehrst und achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrst den Weg der Wahrheit und die Gewaltfreiheit. Ist es richtig, dem Staat Steuern zu zahlen, wenn er es doch auch für ungerechte Zwecke wie den Krieg verwendet?" Er aber bemerkte ihre List und sprach zu ihnen: "Zeigt mir einen Geldschein! Von wessen Institution wurde dieser Geldschein ausgestellt?" Sie sprachen: "Von der europäischen Bundesbank!" Er aber sprach zu ihnen: "Wenn dieses Geld einer Bank gehört, so gebt es ihr doch zurück und gebt Gott zurück, was ihm gehört!" Und sie konnten ihn in seinen Worten nicht fangen, da er und seine Gefährten nichts für Geld taten und wunderten sich über seine Antwort und schwiegen.

Die Frage nach dem regelmäßigen Gottesdienst

(Mat.9,14)

Es kamen traditionelle Christen zum Meister und sprachen: „Warum geht ihr nicht auch in die Gottesdienste, wenn ihr über Gott und die frohe Botschaft redet?“ Der Meister antwortete ihnen: „Warum sollten die Schüler in die Schule gehen, wenn der Lehrer unter ihnen ist? Außerdem wird niemand ein verrostetes Autowrack mit einem Rennwagenmotor versehen, denn die Karosserie wird auseinander bersten und der Schaden ist größer als zuvor. Na und das Gleichnis mit dem neuen Wein und alten Schläuchen kennt ihr doch sicherlich auch aus der Bibel, oder?“

Über die Zahlung der Kirchensteuer

(Mat.17,24-27)

Der Gefährte Peter aber wurde von Christen der Landeskirchen gefragt: „Pflegt euer Meister nicht die Kirchensteuer zu zahlen?“ Und Peter antwortete: „Nein, er zahlt sie nicht!“, konnte es aber nicht begründen. Und als er mit dem Meister allein war, kam ihm der Meister zuvor: „Was meinst du, Peter? Würde ein Finanzbeamter auch von seinen eigenen Kindern Steuern verlangen?“ Als Peter verneinte, sagte der Meister: „So sind seine Kinder frei von der Steuerpflicht, oder? Damit wir ihnen aber keinen Anstoß geben, und sie denken, wir wären geizig, nehme diesen 100-Euro-Schein, der mir heute zugesteckt worden ist und gebe es den Kritikern als Kollekte!“

Der Groschen des alten Mannes

(Mk.12,41-44, Luk.21,1-4)

Einmal ging der Meister in einen großen Gottesdienst und setzte sich mit uns auf die Empore. Als er das Einsammeln der Kollekte beobachtete, sah er einen alten zerlumpten Mann und einige Plastikbeutel bei sich, der verlegen nur noch drei Groschen fand und tat sie in den Kollekten-Korb, in dem auch einige Scheine lagen. Und der Meister sprach zu uns Gefährten: „Wahrlich, ich sage euch: Dieser alte Mann hat mehr als sie alle eingelegt. Denn diese alle haben nur einen kleinen Teil ihres Überflusses und Reichtums in die Kollekte gegeben, er aber hat selbst auf das Brötchen verzichtet, was er heute zum Leben gebraucht hätte.“

Der reiche junge Mann

(Mt.19,16-26, Mk.10,17-27, Lk.18,18-27)

Einmal kam ein junger Mann in den Kreis und sprach: "Guter Meister, ich habe dich in den Medien verfolgt und ich glaube, du bist ein Prophet. Was muss ich tun, damit ich Gott wohlgefällig lebe?" Der Meister aber sprach zu ihm: "Was nennst du mich gut und einen Propheten? Niemand ist gut, als Gott allein. Du kennst die Gebote: 'Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht lügen, du sollst Vater und Mutter ehren!'" Er aber sprach: "Das habe ich alles seit meiner Kindheit gehalten." Der Meister sah ihn an, gewann ihn lieb und sprach zu ihm: "Eines fehlt dir noch: Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und spende es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach!" Er aber hatte nicht den Mut, alles aufzugeben und ging traurig davon, denn er hatte eine gut bezahlte Arbeitsstelle, ein Eigenheim und schon einiges Geld gespart. Und der Meister sah um sich und sprach zu uns Gefährten: "Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!" Wir waren irritiert über die hohe Anforderung des Meisters, aber ER antwortete wiederum und sprach zu uns: "Wie schwer kommen die Reichen in das Reich Gottes! Denn es ist leichter, dass ein Seil durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme." Da sprachen die bei uns sitzenden Sympathisanten: "Wer kann dann selig werden?" ER aber sprach: "Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich."

Der Lohn der Nachfolge

(Mt.19,27-30, Mk.10,28-31, Lk.18,28-30)

Da sprach Peter zu IHM: "Siehe, wir haben doch alles verlassen und sind dir nachgefolgt." Der Meister sprach: "Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der seine Wohnung und seine Familie verlässt, seine Arbeitsstelle kündigt und alles aufgibt, um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit, Wohnungen zum übernachten, Familien und helfende Freunde und eine Arbeit als Friedensstifter, die Erfüllung verspricht und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. Aber viele, welche die Ersten sind, werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein."

Vom Ernst der Nachfolge

(Mat.8,18-22, Lk.9,57-60)

Und es kamen junge Männer zum Meister, die von ihm hörten und einer sprach voller Begeisterung: "Ich will dir nachfolgen, egal wohin!" Und der Meister sprach zu ihm: "Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester, aber wir wissen oft nicht, wo wir die nächste Nacht schlafen werden!"
Und der Meister forderte einen anderen jungen Mann nach einem Gespräch auf: "Komm mit uns!" Der sprach aber: "Ich würde gern gleich mitziehen, aber mein Vater ist gestorben und ich möchte zu seiner Beerdigung." Der Meister sprach zu ihm: "Lass die Toten ihre Toten begraben, du aber komm mit und verkündige das lebendige Reich Gottes!"
Und ein anderer sprach zu IHM: "Meister, ich will mitkommen, aber ich will noch einmal nach Hause, um mich zu verabschieden." Der Meister aber sprach zu ihm: "Wer seine Hände an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes."

Vom Durchhalten

(Luk.14,28-33)

Und er sagte über die Sympathisanten, die voll Euphorie eine Zeit mitliefen, aber dann doch wieder aufgaben, da ihnen das Leben im Wald und auf der Straße zu hart war: "Wer ist unter euch, der ein Haus bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug Geld hat, um es auszuführen? Ansonsten kann es nämlich passieren, dass er das Fundament gelegt hat und nicht weiterbauen kann und alle, die es sehen, werden über ihn spotten und sagen: 'Dieser Mensch hat angefangen, zu bauen und kann's nicht ausführen!' Oder welcher Staat will sich auf einen Krieg einlassen gegen einen anderen Staat und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit Armee- und Waffenstärke dem Gegner standhalten kann. Wenn nicht, so bietet er dem anderen Staat einen Friedensvertrag an, bevor dieser angreift. So auch jeder unter euch, der nur in der Begeisterung aussteigt bzw. den Pflichten des Alltags entfliehen will und das Abenteuer sucht, für den kommt bald die Ernüchterung und er wird wieder aufgeben."

Von der Nachfolge

(Mt.16,24-28, Mk.8,34-38, Lk.9,23-27)

"Wer mir nachfolgen will, der darf nicht weiterleben nach den falschen Maßstäben der Absicherung, der Bequemlichkeit und des Egoismus. Er muss sein irdisches Leben praktisch aufgeben, um ein neues geisterfülltes Leben zu gewinnen. Wer aber nach den irdischen Maßstäben lebt und nur an sich und seine Sicherheit denkt, der wird im Geiste nicht wachsen. Im Gegenteil, er wird abnehmen und zeitig sterben, obwohl er noch lebt. Was hilft es euch, wenn ihr euch ständig anpasst und Karriere macht in dieser Welt und dabei eure Seele immer mehr Schaden dabei nimmt? Wenn ihr eure Seele an diese Welt verkauft habt, dann seid ihr nur noch eine Hülle, ein blindes Werkzeug und eine Marionette! Wer mir also nachfolgt, der wird in dieser Welt ein Anstoß sein und nichts gelten."

Die Aussendung der Gefährten

(Mt.10,1-14, Mk.6,7-13, Lk.9,1-6)

"Ihr, meine Gefährten habt damit begonnen. Siehe, ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe. Lasst uns durch alle Länder pilgern! Wir teilen uns auf und gehen zu zweit, damit ihr euch gegenseitig unterstützen könnt. Nichts sollt ihr bei euch haben, als nur einen Mantel und ein Schuhwerk. Ansonsten nichts! Kein Geld, keine Papiere, keine Reisetasche, keinen Proviant, keinen zweiten Mantel. Und wenn ihr eingeladen werdet, dann genießt die Gastfreundschaft der Menschen, wenn ihr aber abgewiesen werdet, so schüttelt den Staub von euren Füßen zum Zeugnis gegen sie. Wir treffen uns nächstes Jahr zum Passafest vor den Toren Jerusalems."

Die Ansage kommender Schwierigkeiten

(Mt.10,16-26, Mk.13,9-13, Lk.21,12-19)

"Viele werden euch behandeln wie obdachlosse Penner oder euch für naiv und verrückt erklären, weil ihr allen materiellen Besitz aufgegeben habt. Sie werden aggressiv werden und euch hassen, weil ihr mit eurem Auftreten ihre oberflächliche Lebensweise hinterfragt und manche Menschen begeistert, andere wiederum provozieren und sie werden euch beschimpfen, weil ihr andere zu dieser neuen Lebensweise ansteckt. Und wenn ihr in die Untersuchungshaft wegen Landstreicherei und fehlender Papiere kommt, so bleibt wahrhaftig. Redet offen und frei, was euch der Geist Gottes eingibt. Sie werden euch wieder freilassen, wenn ihr euch nichts zu Schulden kommen lasst. Ihr werdet viel Unruhe in bürgerlichen Familien stiften und junge Menschen werden sich von der oberflächlichen Lebenseinstellung ihrer Eltern distanzieren und ihr Elternhaus verlassen, um euch nachzueifern. Ihr werdet genau die gleichen Demütigungen und Verleumdungen erfahren müssen wie ich. Der Jünger wird es nicht leichter haben wie der Meister und der Schüler nicht leichter als sein Lehrer. Es ist für den Jünger schwer genug, dass er genauso gut ist, wie sein Meister und der Schüler genauso gut, wie sein Lehrer. Haben sie also den Meister verhöhnt und verspottet, wieviel mehr werden seine Schüler dies erdulden müssen. Fürchtet euch also nicht vor ihnen!"

Menschenfurcht und Gottesfurcht

(Mat.10,27-33, Luk.12,2-9)

"Ihr dürft die Wahrheit, die ihr erkannt habt, einfach nicht verbergen. Ruft es hinaus in die Welt, predigt es von den Dächern! Und was am wichtigsten ist: Redet nicht nur von der Wahrheit, sondern lebt sie vor! Wenn ihr selbst den Tod nicht mehr fürchtet, dann können euch die Menschen mit nichts mehr einschüchtern. Sie können euch nichts nehmen, weil ihr ja sowieso nichts mehr besitzt, sie können euch einsperren und doch seid ihr im Herzen frei, und wenn sie euch töten und euren Körper vernichten, so lebt euer Geist und eure Seele doch in den himmlischen Welten weiter. Ihr gehört mit diesem Bewusstsein zu den mächtigsten Menschen dieser Welt, und diese Macht ist die Liebe und Gewaltfreiheit. Fürchtet euch also nicht vor ihnen, fürchtet euch vielmehr vor Gott, denn er kann wirklich euer Leben und eure Seele auslöschen. Wenn ihr aber seine Kinder seid, so wird ER euch aufnehmen, auch nach großen Bedrängnissen."

Unfriede durch den Meister

(Mat.10,34-39, Luk.12,49-53)

Ein Gefährte sagte zum Meister: "Von den Landeskirchen werden wir schon als schlimme Sekte gesehen mit dir als Guru, weil wir so lebensfremd und radikal leben und auch junge Leute zum Ausstieg aus den gewohnten Lebensverhältnissen motivieren!" Der Meister entgegnete: "Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern Zwietracht. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden die eigenen Familienangehörigen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als Gott und die Wahrheit, der ist es nicht wert, und wer seine Familie mehr liebt als Gott und die Wahrheit, der ist es nicht wert. Und wer diese Konflikten vermeiden will, der ist meiner nicht wert. Wer Harmonie und Glück auf Erden findet, der wird es verlieren, und wer sein Erdenglück verliert um meinetwillen, der wird's finden."

Aufnahme um des Meisters Willen

(Mat.10,40-42)

"Wer euch beschenkt, der beschenkt mich und wer euch einlädt, der lädt mich ein und wer euch nur einen Becher kaltes Wasser gibt, weil ihr Durst habt, dem wird Gott die Quelle des Lebens zeigen. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat."

Und wir zogen zu Fuß mittellos durch viele Länder ohne Absicherungen und machten es ähnlich wie der Meister: Wir gingen auf die Menschen zu und sprachen sie an, setzten uns auf belebte Straßen, machten Musik, spielten Theater und wir unterhielten uns mit Interessierten. Auch geschahen im Kreise der Gefährten Heilungswunder, da Gott mit uns war. Vereinzelt kamen manche Gefährten in Untersuchungshaft, da sie bei der Polizei ohne Papiere als Landstreicher galten, aber viele wurden aus Ratlosigkeit der Polizei nach kurzem wieder freigelassen.

Nach einem Jahr trafen wir uns wieder mit dem Meister vor Jerusalem und berichteten voller Begeisterung von unseren Erfahrungen, Erlebnissen und Heilungswundern. Der Meister aber sagte: "Ich sah vor meinem geistigen Auge den Teufel vor euch erzittern. Freut euch aber nicht, dass ihr so viel erlebt und großen Erfolg hattet, denn das kann trügerisch sein. Freut euch vielmehr, dass das Himmelreich euch offensteht!"

Peters Bekenntnis und die Verheißung an ihn

(Mat.16,13-20, Mk.8,27-30, Lk.9,18-21)

Als wir nahe Jerusalems an einem Feuer saßen, fragte der Meister: „Was glauben die Menschen, wer ich bin?“ Wir antworteten: „Einige sagen, du bist ein Guru, manche im positiven andere im negativen Sinne. Einige glauben, du wärst ein Wunderheiler und Magier und hättest übernatürliche Kräfte. Wiederum andere sehen dich als Erleuchteten im fernöstlichen Sinne. Viele aber, die dich nur aus den Medien kennen, halten dich für einen Spinner und Betrüger.“ ER fragte uns wieder: „Wer sagt denn ihr, wer ich sei?“ Julias, der einzige Gefährte jüdischer Abstammung sagte: "Ich glaube, dass du der langersehnte Messias unseres Volkes Israel bist und dass du endlich Jerusalem befreien und das neue Jerusalem errichten wirst." Peter antwortete: „Ich glaube, du bist von Gott gesandt, wie ein neuer Christus und Prophet!“ Der Meister lächelte etwas verlegen und sprach zu Peter: „Sollte ich irgendwann nicht mehr bei euch sein, so möchte ich, dass du, Peter, an meine Stelle trittst. Auf dir soll das Himmelreich weiter gebaut werden!“ Er gebot uns, niemanden zu erzählen, wer ER wirklich sei.

Der letzte gemeinsame Abend

(Mat.26,17-30)

Der Meister sprach: „Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich in den Tagen Jerusalems verraten.“ Und wir wurden sehr betrübt und fingen an, misstrauisch in die Runde zu schauen.
Der Meister aber nahm ein ganzes Brot, brach es in zwei Teile, gab es seinen Nachbarn und sagte: „Esst jeder von euch ein Stück dieses Brotes in dem Bewusstsein, dass ihr zusammengehört. Und wenn ich euch verlassen muss, so tut dies auch weiterhin zu meinem Gedächtnis, dass dies mein Leib und mein Opfer ist, welches ich euch und der Welt hingebe. Und er nahm einen Kelch voll Wein und reichte ihn mit den Worten herum: „Und dieser Wein soll das Blut darstellen, welches vergossen wird für viele. Trinkt es, um einen Bund mit mir und dem damit verbundene Leben zu schließen.“ Wir erkannten zwar Parallelen zum christlichen Abendmahl, verstanden aber trotzdem nicht, warum der Meister von solchen Dingen sprach.

Die Ankündigung Peters Verleugnung

(Mk.14,26-31)

Nach diesem feierlichen Ritual am Feuer begannen wir unsere Schlafplätze einzurichten, nur der Meister und Peter blieb noch am Feuer sitzen. Der Meister sprach: Nun beginnt die Zeit der Drangsaal und der Verleugnung und auch ihr werdet euch von mir abwenden. Peter wurde traurig und sagte zu IHM: „Und wenn sie sich alle an dir ärgern, Meister, ich werde dir treu bleiben!“ „Wahrlich, ich sage dir, Peter, auch du wirst mich dreimal verleugnen!“

Das Gebet des Meisters im Park

(Mk.14,32-42)

Der Meister sprach zu uns Gefährten: „Bleibt noch eine Weile hier sitzen und wartet, bis ich gebetet habe!“ Und ER nahm mit sich Peter, Jakob und Johannes und gestand ihnen, dass er Angst habe und sagte: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod, bleibt hier, wachet und betet.“ Und ER ging ein wenig weiter, warf sich auf den Boden und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde des Todes an IHM vorüberginge und sprach: „Gott, mein Vater, alles ist dir möglich, nimm diesen Kelch des Todes von mir! Aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe!“ Und ER kam zurück und fand seine Gefährten schlafend und sprach zu Peter: „Peter, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde wach zu bleiben und zu beten? Bleibt wach und betet, damit ihr nicht von Trägheit und Bequemlichkeit heimgesucht werdet. Denn der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Und ER ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte und kam zurück und fand sie abermals schlafend, denn sie waren müde von dem anstrengenden Tag und verstanden den Meister nicht. Und ER kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: „Ach wollt ihr weiterschlafen und ruhen? Nun sind die Tage gekommen. Siehe, der Menschensohn wird überantwortet in die Hände der staatlichen und weltlichen Gewalt.“

Klage über Jerusalem

(Mat.23,37-39, Luk.13,34-35)

Am nächsten Tag näherten wir uns Jerusalem und als der Meister die Stadt von weitem erblickte, hielt er an, breitete seine Arme wehklagend aus und rief laut: „Jerusalem, Jerusalem, du Stadt voller Hass, Zwietracht und Zerstörung! Wie oft hat Gott das Gebot der Liebe durch seine Propheten zu dir gesandt, deine Ohren aber sind immer wieder taub und du tust genau das Gegenteil! Du bist der unheiligste Ort auf dieser Erde, und deine vielen religiösen Kultstätten schreien nur so voll von Heuchelei zum Himmel. Die Ungläubigen spotten über dich. Und du wirst der unheiligste Ort sein, solange die Herzen deiner Bewohner verstockt bleiben. Die Prophezeiungen auf ein neues heiliges Jerusalem werden sich erst dann erfüllen, wenn deine Bewohner begreifen und rufen werden: ‚Gelobt sei, der da kommt! Nicht im Namen Allahs, Jahwes oder Christi, sondern im Namen des einen Gottes, der über allen Dingen steht!“

Des Meisters Einzug in Jerusalem

(Mt.21,1-11, Mk.11,1-10, Lk.19,29-38, Joh.12,12-19)

Der Meister hatte mit seiner Bewegung und seinem Wirken einen hohen Bekanntheitsgrad weltweit in den Medien erreicht. Viele Touristen, Christen, Juden und Moslems in Jerusalem waren informiert, dass der Meister vor den Toren Jerusalems weilte und kamen ihm aus Neugier entgegen. Darunter waren auch orthodoxe Juden, die im Meister den langerwarteten Messias vermuten und sehen wollten. Am Rande der Stadt standen Reporter mit Mikrophonen und Kameras bereit. Als der Meister mit uns Gefährten auf Jerusalem zulief, wurde IHM ein diplomatischer Dienstwagen mit Chauffeur vom Bürgermeister Jerusalems bereitgestellt, der IHN in die Stadt eskortieren sollte, doch lehnte der Meister ab und sandte zwei seiner Gefährten und sprach zu ihnen: "Geht in diese Richtung und sucht nach einem alten Fahrrad und sagt dem Besitzer, dass ich es mir nur für kurze Zeit ausleihen will." Und sie gingen hin und fanden das Fahrrad und sagten dem Besitzer, dass es der Meister nur für kurze Zeit braucht. Der Fahrradbesitzer freute sich über den Besuch des Meisters in Jerusalem, weil er IHN schon lange in den Medien verfolgte und gab das Fahrrad als Geschenk mit und sie brachten es ihm. Der Meister nun stieg auf das Fahrrad und sprach zu uns: "Die Herren dieser Welt zeigen sich im Glanz und Wohlstand, Gott aber offenbart sich im kleinen und unscheinbaren!" Und er fuhr langsam mit dem alten Fahrrad los in Richtung Stadtzentrum, umjubelt von vielen Menschen an der Straße. Wir Gefährten liefen im schnellen Schritt neben dem Meister, wie eine Leibgarde. Besonders Peter war immer besorgt, dass es Übergriffe auf den Meister geben könnte.


Von guten Mächten

(1944 – Dietrich Bonnhöfer)

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar.
So will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.


Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand.
So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken,
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz.
Dann woll‘n wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Lass warm und hell die Kerzen heut erflammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht.
Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.


Die letzten Tage in Jerusalem

Die Seligpreisungen

(Luk.6,20-23)

Der Meister hielt sich die Tage oft im Zentrum Jerusalems in der Nähe der religiösen Kultstätten auf. Aus Anlass der großen Feiertage gab es verschiedene Festveranstaltungen und Sympathisanten baten den Meister auf einer Bühne mit Mikrophon zu reden, was er diesmal nicht ablehnte. Er breitete die Arme aus, schaute auf die Menge von Menschen aus den verschiedensten Religionen und Konfessionen und sprach:

"Selig seid ihr Landlosen, denn das Reich Gottes ist euer.

Selig seid ihr, die ihr Hunger habt, denn ihr sollt satt werden.

Selig seid ihr, die ihr mit dieser Welt trauert, denn ihr werdet bald wieder fröhlich sein.

Selig seid ihr, die ihr gegen den Strom schwimmt und so manchen Widerstand ertragen müsst, auch um meinetwillen.

Freut euch aber trotz allem, denn euer Lohn ist groß und das Himmelreich wird sich euch offenbaren."

Von der Liebe

(Luk.6,27-35)

Aber ich sage euch, die ihr jetzt zuhört: Liebt alle Menschen, nicht nur die euren Glaubens. Geht gerade auf die zu, die euch hassen, segnet, die euch verfluchen und bittet für die, die euch beleidigen. Und lebt gewaltfrei! Wenn dich einer schlägt, dann schlage nicht zurück, sondern stelle dich ihm mutig entgegen und strecke ihm die Hand aus. Und hört auf mit dem blinden Bestrafen: Wenn dich jemand bestiehlt, dann beschäme ihn damit, dass du ihm noch etwas dazugibst. Wer dich um etwas bittet, dem gib und wer Schulden bei dir hat, dem erlasse sie, wenn er sie nicht zurückzahlen kann. Und wie ihr behandelt werden wollt von den Menschen, so behandelt auch ihr sie. Und hört auf, anderen ihr Land wegzunehmen und nur an euresgleichen zu denken! Denn was für eine Leistung ist es, nur die zu lieben, die euch lieben? Auch die größten Verbrecher können untereinander die besten Freunde sein. Und wenn ihr nur euren Wohltätern wohltut, welchen Dank habt ihr davon? Dann werden nur die Reichen unter sich sein und die Armen leer ausgehen. Und wenn ihr nur denen etwas ausleiht, zu denen ihr Vertrauen habt, dann wird diese Welt voller Misstrauen bleiben. Vielmehr liebt eure Feinde und die Andersgläubigen, tut Gutes und leiht, wo ihr nichts dafür zu bekommen hofft. So werdet ihr Kinder Gottes sein, denn auch ER ist gütig und geduldig gegenüber den Undankbaren und Bösen.

Vom Verhalten zum Nächsten

(Luk.6,36-42)

Seid barmherzig, wie auch Gott barmherzig ist. Und richtet nicht, so wird Gott euch auch nicht richten. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Alles, was ihr an positiven Dingen weitergebt, das wird im gleichen Maße wieder auf euch zurückkommen. Und alles Negative, was ihr verbreitet, das wird euch im gleichen Maße wieder einholen. Seid vorsichtig mit Kritik an anderen! Du siehst den Splitter in dem Auge eines anderen, und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Wie kannst du zum Kollegen sagen: 'Halt still, lieber Freund, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen', und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und dann sieh zu, dass du den Splitter aus dem Auge des anderen ziehst.

Von Werken und Früchten

(Vom Baum und seinen Früchten - Luk.6,43-46)

Und hört nicht auf Worte von anderen, vielmehr schaut auf ihre Hände und Werke! Schöne Reden können viele halten, aber das gesagte in die Tat umsetzen, das ist das Entscheidende und trennt die Spreu vom Weizen. Es ist wie mit den Obstbäumen: Jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht erkannt: Ein Apfelbaum, der keine Äpfel trägt, ist als Obstbaum nicht zu gebrauchen. Und welcher nur faule Früchte trägt, der ist krank. Deshalb ist auch für den Gärtner die Sorte des Baumes nicht ausschlaggebend, sondern der Ertrag. Ein guter Mensch bringt also auch Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens, und ein böser bringt Böses hervor aus dem Bösen. Und der Ursprung liegt im Herzen und nicht auf der Zunge. Erkennt die Menschen also an ihren Früchten und nicht an ihren Reden."
Er sagte aber auch das Gleichnis: "Die Gefahr ist, dass am Ende ein Blinder einem Blinden den Weg weisen will und zum Schluss beide in die Grube fallen.
Genauso auch die Menschen, die immer nur von Gott als ihren Herrn reden, aber nicht tun, was Gott will."

Abschluss der Rede

(Vom Hausbau - Luk.6,47-49)

"So habt ihr nun meine Rede gehört, und ihr könnt selbst entscheiden, ob ich nur rede oder auch selbst den Willen Gottes tue. Wer nun das Gesagte für richtig erkennt und handelt auch danach, der wird wachsen an Selbstbewusstsein, Glaube und Beständigkeit. Wer jetzt aber nur zuhört, klatscht und danach in seinem gewohnten Alltag bleibt, der wird weiter in Angst, Anpassung und Passivität verharren und das folgende Gewitter wird ihn erschüttern.
Wenn wir aber alle nach diesen Geboten leben, dann wird das Himmelreich hier auf Erden schon hervorbrechen und wachsen. Die Menschen werden sich beschenken, werden miteinander teilen. Gewalt, Krieg und Hunger werden Fremdwörter sein und Gott wird in unserer Mitte wohnen."

Auf dem Jerusalemer Bazar

(Tempelreinigung - Mt.21,12-17, Mk.11,15-19, Lk.19,45-48, Joh.2,13-16)

Und der Meister lief mit uns Gefährten durch die gefüllten Straßen und den Bazar Jerusalems. Es waren viele Menschen zu Besuch in der Stadt, da das Passahfest, der Ramadan und Ostern zur selben Zeit stattfanden. ER war gut informiert über die immerwährenden Konflikte zwischen den Israelis und den Palästinensern, spürte die Spannungen zwischen den Menschen, sah überall die Sicherheitskräfte, hohe religiöse Würdenträger, aber auch die vielen Souvenirläden, welche die Touristen aus der ganzen Welt mit viel Kitsch und Unrat bedienten. Ständig wurde der Meister bedrängt von Touristen, die in fotografierten, mit ihm zusammen Selfies für das Handy machen wollten oder ein Autogramm verlangten. Der Meister lehnte all das ab, so wie er immer jeglichen Personen- und Medienkult ablehnte. Die Gefährten spürten den Unmut und die Abneigung des Meisters gegenüber dem hektischen und heuchlerischen Treiben auf den Straßen Jerusalems. Auf einmal rannte der Meister auf dem Bazar los und stieß viele Stände, Tische und Stühle der Cafes, Restaurants und Souvenirläden um. Wir Gefährten versuchten den Meister vor der aufgebrachten Menge zu schützen, die ihn verfolgte und greifen wollte und wir folgten dem Meister, der wieder zurück zu dem Platz mit der Bühne rannte, wo ER vor kurzem noch eine Rede hielt. Der Meister sprang wieder auf die Bühne. Durch dieses Auftreten des Meisters, welches auch uns Gefährten irritierte, bildete sich sehr schnell eine aufgebrachte Menge vor der Bühne, welche wir Gefährten als Leibwache abriegelten. Der Meister aber stand wieder am Mikrophon und schrie laut: "Habt ihr es denn noch immer nicht begriffen: Meine Stadt soll eine heilige Stadt sein und keine Markthalle. Gott will keinen Umsatz, er will keine prunkvollen Moscheen, Kathedralen und Tempel, sondern Liebe und Gerechtigkeit! Dies hier ist keine Stadt des Gebetes, sondern eine Räuberhöhle! Ich sehe nur noch Landraub, Korruption, Heuchelei, Waffen, Absicherung, Geldgier und Ungerechtigkeit! Selbst die Ungläubigen lachen über eure Scheinheiligkeit!"

Die Weherufe

(Luk.6,24-26)

ER wendete sich den aufgebrachten Verkäufern, Cafe-Betreibern und reichen, etablierten Menschen zu, die dazukamen und rief: "Weh euch, die ihr jetzt satt seid! Denn es wird für euch eine Zeit des Hungers kommen. Weh euch, die ihr euer Leben im Wohlstand genießt und lacht! Denn ihr werdet weinen und klagen. Weh euch, wenn ihr bei allen Menschen beliebt sein wollt, den Widerstand scheut und keine eigene Meinung habt, denn auch Gott wird dann von euch keine Meinung haben!"

Gegen religiöse Würdenträger

(Gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer - Mat.23,1-36)

Und ER rief zu den religiösen Würdenträgern: "Und ihr, die ihr da schon wieder so scheinfromm steht mit euren großen Talaren, Umhängen, Löckchen, Käppchen und religiösen Gewändern! Ihr segnet das Ganze auch noch ab! Wehe euch, ihr Priester, Rabbiner und Imame, ihr Heuchler, die ihr vom Himmelreich redet, aber doch nach den weltlichen Maßstäben lebt und handelt. Glaubt ihr wirklich, mit euren Religionen, Heiligtümern und Heiligen Schriften das Reich Gottes zu vertreten? Weh euch, ihr Priester, Imame und Rabbis, ihr Heuchler, die ihr auf Sakramente, Liturgie und Tradition achtet und lasst das Wichtigste beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den praktizierenden Glauben! Ihr verblendeten Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Elefanten verschluckt! Weh euch, ihr Heuchler, die ihr bei den kultischen Handlungen die Becher und Schüsseln peinlich genau reinigt, ihr selbst aber seid voller Schmutz. Du blinder Würdenträger, reinige zuerst das Innere deines eigenen Bechers, damit auch das Äußere rein wird. Weh euch, ihr alten Päpste und Kardinäle, ihr Heuchler, die ihr seid wie übertünchte Gräber, die von außen hübsch aussehen, aber innen voller Totengebeine und Unrat seid. So auch ihr: von außen scheint ihr den Menschen fromm, aber innen seid ihr voller Heuchelei und Unrecht. Weh euch, ihr Missionare und Gotteskrieger, ihr Heuchler, die ihr die Länder durchzieht, damit ihr die Menschen zu eurem Glauben überredet und bekehrt, um sie zu Menschen zu machen, die noch schlimmer sind, als ihr!“

Die Zeichenforderung von religiösen Eiferern

(Mt.12,38+39, Mk.8,11+12)

Die Menge wurde immer wütender und tobte. Einer rief: "Wenn du ein Prophet und ein Gesandter Gottes sein sollst, so zeige es uns! Warum gehst du nicht auch in unsere Krankenhäuser und heilst die Menschen, als dass du hier so für Unruhe sorgst!" Der Meister unterbrach ihn und rief: "Ach, nur ein böses und abtrünniges Geschlecht fordert Wunder, Heilungen und Zeichen, eh sie an etwas glauben! Aber wenn ihr die Zeichen der Zeit erkennt, so werdet ihr erkennen, dass auch ich von Gott gesandt bin. Aber nicht, um euch Wunder vorzuführen und Menschen zu heilen, sondern euch die Augen zu öffnen."

Die aufgebrachte Menge vor der Bühne pfiff und buhte. Das aggressive Auftreten des Meisters war auch uns Gefährten fremd und wir mussten mit hohem körperlichen Einsatz die Menge von der Bühne fernhalten. Es entstanden auf dem Platz teilweise Schlägereien und Messerstechereien zwischen den verschiedenen Volksgruppen und religiösen Vertretern.

Die Frage nach der Vollmacht des Meisters

(Mt.21,23-27, Mk.11,27-33, Lk.20,1-8)

Hohe Würdenträger riefen zur Bühne hoch: „Wer bist du denn, dass du hier so einen Aufruhr machst, hast du überhaupt eine Erlaubnis, hier aufzutreten?“ Der Meister antwortete und sprach: „Ich will euch auch etwas fragen: War Johannes, der Wiedertäufer, ein Lügner, oder sprach er die Wahrheit?“ Da sie aber annahmen, dass unter der Menge auch viele Johannes-Sympathisanten waren, sagten sie: „Das wissen wir nicht.“ Da sprach der Meister zu ihnen: „So sage ich euch auch nicht, in welcher Vollmacht ich das tue!“

Die Festnahme des Meisters

(Mt.26:47-56, Mk.14,43-52, Luk.22:47-53, Joh.18:2-12)

Und während der Meister immer noch auf der Bühne laut zu der aufgebrachten Menge rief, kam ein Einsatzwagen des israelischen Sicherheitsdienstes und hielt am Bühnenaufgang. Im gleichen Augenblick schrie der Meister zu Peter, der ein Messer in der Hand hielt: "Peter steck das Messer weg! Wer das Messer zieht, wird durch das Messer umkommen!" Die Sicherheitsbeamten kamen auf die Bühne und führten den Meister ab, der keinen Widerstand leistete, stiegen in das Auto und fuhren mit ihm davon. Wir Gefährten aber, ratlos und unsicher, standen immer noch unter Drangsal der aufgebrachten Menge und liefen bald verunsichert auseinander und davon. Erst im Laufe des Abends fanden wir uns alle außerhalb Jerusalems an dem bekannten Lagerplatz ein. Nur einer fehlte: Julias.

Der Meister vor dem Untersuchungsrichter

(Mk.14,53-65)

Am nächsten Tag wurde der Meister vor den Untersuchungsrichter geführt. Dieser legte eine Gerichtsverhandlung fest, da viele falsche Anzeigen gegen den Meister wegen Unruhestiftung, Volksaufhetzung, Verdacht auf geplante Terroranschläge, aber auch Entführung Minderjähriger und okkulte Handlungen eingingen. Der Meister jedoch sagte kein Wort zu seiner Rechtfertigung und machte trotz Androhungen hoher Strafen keine Angaben zu seiner Person.

Der Meister und der Verteidiger

(Mk.15,1-5)

Dem Meister wurde ein junger Verteidiger zugewiesen. Beim ersten Besuch schwieg der Meister lange, bis der Verteidiger sagte: „Antworten Sie nicht? Gegen sie laufen so viele Verfahren und Anklagen und sie wollen zu ihrer Verteidigung nichts sagen?“ Und der Meister schaute den Verteidiger an und sagte: „Ich werde mich vor Gericht selbst verteidigen, denn sie wollen mich nach den weltlichen Gesetzen verteidigen, ich aber lebe nach den himmlischen Gesetzen!“ Und der Verteidiger wollte weiter mit dem Meister im Gespräch bleiben, merkte aber bald, dass der Meister sich wieder ins Schweigen hüllte.

In den Medien entwickelte sich während der Zeit der Untersuchungshaft eine große Hetzkampagne gegen den Meister. Man veröffentlichte gefälschtes Material über Kindesmissbrauch, illegalen Spendenaktionen, okkulte Praktiken, Gruppensex-Orgien und beschuldigte den Meister, ein Lügner, Guru und Verführer zu sein. Durch falsche Zeugenaussagen, gefälschte Fotos und gesteuerte Manipulationen in der Presse sank das Ansehen des Meisters während der Untersuchungshaft in Jerusalem immer weiter. Der Gerichtsprozess wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit nach dem Passahfest angekündigt. Als Kronzeuge galt Julias, Peter war der einzige Gefährte, der als Zeuge für den Meister geladen war.

Der Verrat des Julias

(Mat.26,14-16)

Julias, der jüdische Gefährte, wurde in der Stadt vom israelischen Geheimdienst beobachtet und angesprochen. Sie boten Julias heimlich 30.000 Dollar an, um als Zeuge und Ankläger gegen den Meister aufzutreten und die Anklagen zu bestätigen. Julias, für den wegen der Festnahme des Meisters eine Welt zusammenbrach, weil er dachte, dass der Meister sich in Jerusalem als der Messias offenbaren wird, verlor jeden Glauben an den Meister, bekam Existenzängste, ließ sich überreden und willigte ein.

Der Meister vor dem Untersuchungs-Gericht

(Mk.15,6-20)

Der Meister, der sich selbst vereidigen wollte, saß sehr ruhig und bestimmt auf der Anklagebank, ohne sein Gesicht zu verstecken. Von uns Gefährten war nur Peter und ich anwesend, die anderen Gefährten hatten zu große Angst, in der Öffentlichkeit aufzutreten und in der Stadt von Extremisten aufgegriffen zu werden. Es traten Geschädigte des Jerusalemer Bazars, Eltern von Gefährten und jungen Sympathisanten, religiöse Vertreter und wieder Erkrankte als Zeugen auf, die den Meister als gefährlichen Guru anklagten, da ER Menschen zum radikalen Ausstieg aus den gesellschaftlichen Strukturen verführte, okkulte Praktiken und Misshandlungen an anderen Menschen betrieb und das Volk auf den Straßen zur Steuerverweigerung, gegen die bestehende Gesellschaft und religiöse Institutionen aufhetzte. Der wichtigste Zeuge jedoch war sein Gefährte Julias. Er bestätigte die Vorwürfe sexueller Praktiken und psychischer Manipulation des Meisters. Als Julias gerade seinen falschen Bericht beendete, fragte der Meister, ob ER zu Julias gehen darf und versicherte, dass ER dem Zeugen nichts tun werde. Der Richter gewährte den Wunsch. Als nun der Meister vor Julias stand und ihm mitleidig in die Augen sah, wurde Julias immer unruhiger. Als Julias anfing zu weinen, schloss der Meister Julias in die Arme und küsste ihn. Julias aber riss sich los und lief aus dem Gerichtssaal.

Das Ende des Julias

(Mat.27,3-10)

Am Ende vieler falscher und unsachlicher Zeugenberichte wurde dem Meister als Angeklagten das Wort gegeben. Der Meister jedoch sagte nur, dass er sich vor Gott keiner Schuld bewusst ist und deshalb nichts zu seiner Vereidigung zu sagen hätte. Es ereignete sich aber zum gleichen Zeitpunkt ein tragischer Unfall auf der Toilette des Justiz-Gebäudes: Julias brachte sich um, schrieb aber vorher auf einen Spiegel: „Gott, vergib mir!“

Das Urteil

(Mk.15,6-15)

Das Gericht wurde aufgrund des Vorfalls ausgesetzt. Der Richter mit den Geschworenen vermutete durch diesen Vorfall eine Verschwörung und konnte keine eindeutige Schuld des Meisters feststellen. Da Julias die 30.000 Dollar bar verlangte, die man bei ihm fand, kam die heimliche Bestechung noch am gleichen Verhandlungstag an die Öffentlichkeit und viele Aussagen und Materialien entlarvten sich als Fälschungen und Manipulationen. Das Gericht sprach den Meister als Angeklagten frei. Vor dem Justizgebäude aber war eine aufgebrachte Menschenmenge und die Presse versammelt. Die Sicherheitsbeamten rieten dem Meister, das Justizgebäude nur mit Personenschutz durch den Hinterausgang zu verlassen und einen abgelegenen Ort in Sicherheit aufzusuchen.

Die erste und zweite Verleugnung Peters und Zurechtweisung des Meisters

(Mk.8,32+33)

Als der Meister das Angebot ablehnte und das Justizgebäude durch den Haupteingang verlassen wollte, nahm Peter, der zwar an der Gerichtsverhandlung teilnahm, aber aus Angst vor der Öffentlichkeit nicht als Zeuge auftreten wollte, den Meister beiseite und sagte: „Gott bewahre dich, Meister, du kannst da jetzt nicht rausgehen, die machen dich fertig und töten dich! Die Presse hat die letzten Tage eine absolute Hetzkampagne über dich gestartet.“ Er aber wandte sich um und sprach zu Peter: „Geh weg von mir! Du bist mir ein Ärgernis! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist! Aus Angst hast du im Gerichtssaal keinen Laut von dir gegeben. Und nun willst du mich wie den Papst in einen Panzerglaskasten sperren, damit mir nichts passiert? Hast du nichts verstanden von dem, was ich euch gelehrt habe? Wenn du dich aber beweisen willst, so folge mir jetzt nach!“ Peter schaute ihm verzweifelt nach, blieb aber aus Furcht zurück. Peter verließ das Gebäude durch den Hintereingang und leugnete den vereinzelten Presseleuten, die ihn aufspürten, dass er einer der engsten Gefährten des Meisters sei.

Die Ermordung des Meisters

(Mk.15,20-41)

Als der Meister das Gebäude durch den Haupteingang allein verließ, verstummte die Menge. Der Meister ging langsam durch die ersten Reihen, die sich teilten und zurückwichen, allmählich aber nahmen die Beschimpfungen zu. Er wurde angespuckt und mit immer härteren Schlägen drangsaliert. Die Hysterie der Volksmenge spitzte sich sehr schnell zu und bald schlugen einige Männer nur noch schreiend auf ihn ein, während die anderen aufgebracht und neugierig zuschauten. Der Meister nun ließ sich schlagen und wehrte sich nicht. Im Gegenteil: Nachdem die Männer ihn zu Boden schlugen, stand der Meister immer wieder auf und breitete die Arme aus. Jemand aus der Menge rief: „Wenn er ein Wunderheiler ist, so soll er sich doch jetzt selbst heilen und retten!“ Und ein anderer rief: „Und dieser Spinner soll der Messias sein, so ein arroganter Heuchler!“

Die Selbstsicherheit des Meisters brachte die Männer in Rage und sein Gesicht war schon blutüberströmt und trotzdem ließ ER sich immer wieder schlagen und stand mühsam wieder auf. Der Sicherheitsdienst wollte einschreiten, hatte jedoch durch die dichtgedrängte Menge keine Chance, in das Zentrum des Geschehens zu gelangen. Irgendwann aber schrie der Meister blutüberströmt: „Mein Gott, hilf mir, warum hast du mich verlassen?!“ In diesem Augenblick rammte ein Mann ein langes Messer in die Brust des Meisters und er sank zu Boden.

Als die Menge merkte, dass der Meister bewegungslos auf dem Boden lag, wurde sie sich ihrer Gewalttat bewusst, wollten aber einer Anzeige entfliehen, so dass jeder schnell wegging. Aus den hinteren Reihen gelangten nun endlich die Mutter* des Meisters, Maria, die Gefährtin Maria und der Sicherheitsdienst zum daliegenden Meister.

Ein Krankenwagen brachte den Meister in ein Krankenhaus, wo nur noch sein Tod festgestellt werden konnte.

Weltweit berichteten die Presse und die Medien ausführlich von diesen dramatischen Ereignissen in Jerusalem zum Passahfest. Peter und die anderen Gefährten des Meisters zogen sich die ersten Tage des Alleinseins aus Angst vor der Öffentlichkeit zurück und lehnten jede Form der Kontaktaufnahme seitens der Presse ab, womit sich auch die Prophezeiung der dreimaligen Verleugnung des Peters erfüllte.

Es kamen aber auch Meldungen, dass die Leiche des Meisters drei Tage später spurlos im Krankenhaus verschwand. Viele Berichte zogen immer mehr Parallelen zu Jesus, der vor 2000 Jahren in Israel und Palästina ein ähnliches Auftreten hatte. Einige glaubten, dass er der wiedergekommene Jesus war, viele Jahre später bekannte sich auch die katholische Kirche zum Meister und rief ihn als Heiligen aus.

Die Nachgeschichte



Der zweifelnde Gefährte Thomas

(Joh.20,24-31)

Und ich, der Gefährte Thomas? Man nennt mich nicht umsonst Thomas, den Zweifler. Ich ging wieder meiner Wege, eher im deutschen Lande. Einige Jahre später besuchte ich mal die Kirche, in der das Wunder begann. Selbstverständlich steht da ein neues Kreuz mit einem neuen Jesus daran, Augen geschlossen und zur Seite geneigt, damit er keinen beunruhigt. Ich saß allein im großen Kirchengewölbe und ruhte mich in der angenehmen Kühle und Stille aus. Bald merkte ich, es war Sonntag, da die ersten Gottesdienstbesucher kamen. Irgendwann setzte sich ein gut gekleideter junger Mann neben mich. Ich wunderte mich, ER setzte sich direkt neben mich, obwohl die Kirche gewohnheitsmäßig sehr leer war. ER schaute immer nur zum Altar und ich schaute IHN an. Auf einmal erkannte ich IHN und konnte es kaum fassen. Es war der Meister! ER sah ganz anders aus: rasiert, gestylt und modern. Und irgendwie leuchtete ER etwas. Seine Haare kurz und glatt. „Meister bist du das?“ Er zeigt mir den Pst-Finger vor seinen Lippen und lächelte. Wir saßen eine ganze Weile einfach so da. Ich war so glücklich und ich musste immer wieder in mich hineinlachen. Vorn auf dem Altar bereitete der Pfarrer den Gottesdienst vor. Der Meister beugte sich auf einmal zu mir herüber und flüsterte leise: „Weißt du, wie der Pfarrer heißt?“ Ich verneinte. Natürlich kannte ich den Pfarrer nicht und war auch froh, dass er mich nicht kannte, der ich doch sein Kruzifix zerstörte. „Er heißt Paul!“ Ich überlegte erstmal, wusste nicht, was er meinte. Plötzlich musste ich laut loslachen. Der Pfarrer unterbrach kurz seine Liturgie und musterte uns. Wir kamen uns vor wie zwei kleine Schuljungen. Es wurde das erste Kirchenlied angestimmt und wir sangen mit. Danach flüsterte der Meister wieder in mein Ohr: „Ich will dir draußen jemanden vorstellen!“ ER stand auf und ich folgte IHM, obwohl es mir umso peinlicher war, als der Pfarrer wieder unterbrach. Als ich draußen war, sah ich eine junge hübsche Frau mit zwei kleinen Kindern. Ich erkannte sie sofort, es war Maria, eine unserer Gefährtinnen, die vorher eine Prostituierte war. Sie und die Mutter des Meisters waren die einzigen zwei Personen, die den Meister beistanden und mit ins Krankenhaus fuhren. Sie kam lächelnd auf mich zu, grüßte mich herzlich und reichte mir die Hand. Sie stellte mir ihre Kinder vor, die mir auch brav die Hand gaben. Ich war den Tränen nah, als ich die vier so stehen sah. Der Meister kam auf mich zu und umarmte mich und sagte:

„Thomas, du weißt und viele andere wissen, dass der Anfang und das Ende deines Evangeliums von dir frei erfunden ist.“

„Das weiß ich, ich war genauso kreativ wie die damaligen Evangelisten, die auch manches dazu erfunden haben. Aber ich habe es gut kenntlich gemacht, alles was kursiv geschrieben ist, entspringt meiner Phantasie, alles andere bist wirklich du, der wahre Jesus, wie er gelebt, geliebt, gelehrt und gelitten hat. Und wie er heute auftreten würde.“

Der Meister lächelte. „Leb wohl, Thomas!“ Er umarmte und küsste mich und ich spürte wieder diese Kraft und die Liebe, die durch mich strömte, ähnlich wie bei der abschließenden Umarmung mit JEBUGA.

Die vier stiegen in das Auto und ich sah die Kinder auf den Rücksitzen winken, als sie losfuhren. Ich winkte ihnen nach, bis ich sie nicht mehr sah. Die lauten Glocken fingen an zu läuten ... und ich? Ich ging zufrieden in eine Bäckerei, um einen Kaffee zu trinken.

* Die Bibelstellen, welche das distanzierte Verhältnis von Jesus zu seiner Mutter und seinen Verwandten zeigt, passt mit meiner Geschichte der Kreuzabnahme nicht so recht zusammen, aber ich habe sie einfach in das Neuzeit-Evangelium übernommen, um den Leser* klarzumachen, was auch der Meister für ein sehr distanziertes Verhältnis zu seinen nächsten Verwandten und seiner Mutter hatte.

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© Pilger Thomas
www.jebuga.de


Geboren um zu leben

(2010 – Unheilig)

Es fällt mir schwer ohne dich zu leben
jeden Tag zu jeder Zeit einfach alles zu geben.
Ich denk so oft zurück an das was war
an jenem so geliebten vergangene Tag.
Ich stell mir vor, dass du zu mir stehst
und jeden meiner Wege an meiner Seite gehst.
Ich denke an so vieles, seit dem du nicht mehr bist,
denn du hast mir gezeigt wie wertvoll das Leben ist.

Wir war‘n geboren um zu leben mit den Wundern dieser Zeit,
sich niemals zu vergessen bis in alle Ewigkeit.
Wir war‘n geboren um zu leben für den einen Augenblick,
bei dem jeder von uns spürte wie wertvoll Leben ist.


Es tut noch weh, wieder neuen Platz zu schaffen,
mit gutem Gefühl etwas Neues zu zulassen.
In diesem Augenblick bist du mir wieder nah,
wie an jedem so geliebten vergangenen Tag.
Es ist mein Wunsch wieder Träume zu erlauben,
ohne Reue nach vorn in eine Zukunft zu schau'n.
Ich sehe einen Sinn seit dem du nicht mehr bist,
denn du hast mir gezeigt, wie wertvoll mein Leben ist.

Wir war‘n geboren um zu leben...