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Wirtschaft und Globalisierung

Markt- und Planwirtschaft

Die Planwirtschaft ist kein geeignetes Modell, das hat sich im realen Sozialismus, wie er von 1917 bis 1990 existiert hat, gezeigt und China zeigt ebenfalls sehr anschaulich, dass ein Markt nur dann optimal wachsen kann, wenn der Staat diesen nicht selbst plant, sondern ihm viel Freiraum und Entwicklung lässt und nur in einem begrenzten Maße eingreift. Diesem Modell der geregelten bzw. sozialen Marktwirtschaft stehen heute die meisten Wirtschaftswissenschaftler positiv gegenüber. Der Markt kann betrachtet werden wie ein unbändiges (kapitalistisches) Arbeitstier, ohne dem wir nicht leben können, weil wir es als Hauptkraft und Motor brauchen, aber wir dürfen es nicht komplett frei lassen, dann springt es wild herum und zerstört alles, wir dürfen es aber auch nicht zu sehr in Ketten legen, dann bricht es zusammen und arbeitet nicht mehr für uns.
Was ich nun als einen vernachlässigten Faktor in der Wirtschaftswissenschaft betrachte, ist das Kaufverhalten bzw. die Art der „Nachfrage“. Der Produzent richtet seine Produktion stets der Nachfrage von Konsumenten aus. Wenn sich diese einzig und allein nach dem Preis orientiert, dann ist dem Produzent natürlich jedes Mittel Recht, den Preis seiner Produkte nach unten zu drücken. Dies schafft er zum Beispiel durch eine Produktion in Billiglohnländern, Einsparung von Arbeitskräften und durch billige Produktionsmethoden auf Kosten der Umwelt (Massentierhaltung, Monokulturen etc.). In diesen Bereichen kann der Staat eingreifen mit Auflagen und Strafen bei Nichtbeachtung dieser. Aber ist der Staat eigentlich dafür verantwortlich? Sollte die Verantwortung nicht direkt beim Konsumenten liegen? Wir Einkäufer wollen doch etwas von dem Produzenten und nicht der Staat. Dann sollten wir auch darauf achten, nach welchen Produkten wir fragen (Nachfrage). Wir wissen, dass alle Produzenten Werbung für ihre Produkte machen, damit sie gekauft werden, aber wir wissen auch, dass diese Werbung kaum der Wahrheit entsprechen muss, denn sie soll nicht aufklären, sondern zum Kauf motivieren (Angebot). Wir als Konsumenten schauen beim Kauf aber immer öfter auf die Bewertungen und auf Testergebnisse von Drittpersonen. Dieser Bereich muss vom Staat in einem noch viel intensiveren Maße gefördert werden. Der Staat muss Konsumenten auf der einen Seite aufklären, denn die Produzenten werden dies nicht unbedingt tun, eben wegen der Verkaufsstrategie und Preispolitik. Auf der anderen Seite sollte der Staat die Verantwortung wieder stärker auf die Konsumenten zurückweisen: Wenn der Konsument keine Umweltzerstörung will, dann soll er auch keine Produkte kaufen, die dies verursachen. Der Staat sorgt für die Aufklärung und gibt damit dem Konsumenten die Verantwortung zurück und wirksame Werkzeuge und Mittel in die Hand, damit dieser seine Nachfrage steuern kann. Folgende wirkungsvolle Maßnahmen kann das Kaufverhalten positiv beeinflussen:

  1. Es gibt parallel zur Werbung von Produzenten auch staatlich und von Steuern finanzierte Aufklärungs-Spots, welche von kontrollierten und unabhängigen Kontrollämtern umgesetzt werden und Produkte hervorheben bzw. vor Produkten warnen. Zum Beispiel zeigt ein Aufklärungsspot die schlechte Firmenpolitik eines Produzenten und am Ende schaut ein sympathisch ausschauender Mensch mit einem aufgeklärt strahlendem Lächeln, wie wir das von der normalen Werbung gewohnt sind, in die Kamera und fragt den Zuschauer: „Wollen sie das wirklich unterstützen?“ – Glauben sie mir, das hat die gleiche oder sogar stärkere Wirkung wie die normale Werbung, weil sie wahr und nicht geheuchelt ist und viele Kunden werden aufgrund dessen das Produkt wieder ins Regal zurücklegen! Der Produzent verbessert daraufhin seine Herstellungsverfahren und der Spot wird nach Bereinigung der Missstände wieder eingestellt.

  2. Die Etikettierung muss vereinfacht werden, der Konsument will nicht bei jedem Produkt einen Roman auf der Rückseite lesen. Mit einer großen Prozentzahl auf einem Symbol lässt sich vieles schnell und einfach erfassen. Wenn Produkte zum Beispiel eine kleine Regionalflagge mit einer Prozentzahl darauf haben, lässt sich damit klar abzeichnen, zu welchem Anteil das Produkt im eigenen Land hergestellt wurde. Der Käufer kann also beim Einkauf sehen, inwieweit er sein Land als Produktionsstandort fördert bzw. schützt. Eine EU-Flagge mit einer Prozentzahl wäre auch eine Unterstützung für den EU-Markt. Wenn nun ein typisch oberflächlicher Einkäufer nur die billigsten Produkte kauft, die allesamt 0% auf der regionalen Flagge haben (weil sie zum Beispiel aus dem asiatischen Raum kommen), dann braucht er auch nicht mehr auf eine Demo gegen seinen Niedriglohn oder gegen eine drohende Arbeitslosigkeit zu gehen, denn er hat es durch sein Kaufverhalten mitverschuldet, welches die inländische Wirtschaft immer weiter schwächt.

Übrigens sollten wir bei der Etikettierung von Bioprodukten den Spieß umdrehen: Nicht „Bioprodukte“ müssen als solche ausgezeichnet werden, denn „bio“ ist eigentlich natürlich, unbehandelt und normal, sondern Produkte, die kommerziell, gentechnisch bzw. künstlich beeinflusst worden sind. Also neben der Regionalflagge mit Prozentzahl kann noch ein Gift- oder Chemiesymbol mit Prozentzahl zu sehen sein.

Verantwortungsvoll leben als Konsument und Produzent

Mag sein, dass jetzt das Argument von den verantwortlichen Politikern kommt: „Aber das versuchen wir doch schon! Es wird vom Konsumenten nicht angenommen, die meisten schauen nur auf den Preis!“ Da gebe ich dem Einwand Recht und wie ich schon oft im Buch erwähnte, ist die Ursache vieler derzeitiger Probleme nicht bei irgendwelchen „bösen Konzernen“ zu suchen, sondern die oberflächliche und zerstörerische Lebensweise kann schon beim einfachen Volk beobachtet werden! Aber langsam setzt auch in den Köpfen der einfachen Leute ein Umdenken ein, dass die Verantwortung von jedem, egal in welcher Bevölkerungsschicht er sich befindet, selbst getragen und nicht abgeschoben werden sollte. Gerade die junge Generation weiß, dass unser Konsum und unsere Lebensweise entscheidend ist.
Ein sehr gutes Beispiel für eine erfolgreiche Gegenkampagne vom Staat gegenüber einem großen Wirtschaftsunternehmen war z.B. die Einschränkung der Zigarettenwerbung und Zigarettenindustrie. Heutzutage würden wir es doch absurd finden, wenn noch jemand in einer Talkrunde oder im Restaurant raucht oder in der Werbung mit strahlend weißen Zähnen den Qualm in die Luft bläst und lächelnd suggeriert, dass dies normal und okay ist. Der Staat sollte also viel Geduld mitbringen, ein Volk aufzuklären und „im Geiste gesund zu machen“. Ich finde es zum Beispiel traurig, wenn prominente Menschen sich in der Werbung verkaufen. Sie sagen vielleicht „Das ist doch nicht schlimm!“ aber letztendlich verkaufen sie ihre Persönlichkeit, weil sie für Geld etwas machen und sagen, was nicht unbedingt ihrer Überzeugung entspricht. Der Zuschauer bekommt durch solche Promi-Werbespots suggeriert: „Mach, was du willst und tu es nicht aus Überzeugung! Verkauf dich gut! Hauptsache du verdienst was dabei!“ Traurig, wenn wir solche Marionetten als führende Persönlichkeiten und Vorbilder haben.


Highlife in the City

(1981 - Gerhard Schöne)

Er hieß Jürgen, nannte Charlie sich, war grad achtzehn-einhalb,
Seine Jeans war'n oft geflickt und nicht mehr blau.
Seine Eltern nannt' er Spießer, Konsumsklaven und Genießer
Und Polypen nannte der den ABV*.
Charly ging nicht mehr zur Arbeit und er ging weg von zuhaus.
Auf der Wiese stand ein altes Autowrack.
Das Ding hat er ausgemistet und sich darin eingenistet,
Malte Blumen auf das Dach mit Nitrolack.

Er sang: Highlife in the City, oh my life is pritty. Yeah, Yeah, Yeah!
Highlife in the City, oh my life is pritty, Yeah, Yeah, Yeah!


Er hat Perlen aufgefädelt und als Schmuck das Zeug verkauft,
Hat Lupinensamen um sein Nest gestreut.
Putzte machmal sich die Zähne, trug ein Stirnband um die Mähne
Und las Hemmingway, Karl May und Sigmund Freud.
Eines Tages kam sein Oller mit 'nem Wartburg angebraust,
Zog den Charly an den Haaren und brüllte rum.
Charly aber sagte leise "Arme Spießer, arme Greise!"
Und allmählich wurde da sein Pappi stumm.
Und er hörte Charly reden, wie sein neues Leben fetzt,
Wie er Vögel füttert, Blumen säht und singt.
Pappi riß den Schlips vom Kragen, schmi ihn fort,
Fing an zu klagen, das sein Spießerleben ihn doch selbst anstinkt.

Sie sangen: Highlife in the City! …

Nach paar Jahren war der Anger von Lupinen überwachsen,
Und im Autowrack sang laut ein alter Mann.
Er lag faul auf der Matratze, trug ein Stirnband um die Glatze
Und er hatte ein paar schrille Blue-Jeans an.
Einmal kam ein schwarzer Fiat durchs Lupinenfeld geschnitten.
Jürgen stieg heraus, frisiert und parfümiert.
Und er schrie: "Du Unnormaler, Spinner, Hippie, Asozialer!",
Denn im Autowrack sang Pappi ungeniert:

Oh no, no, Highlife in the City! …


Staat, Wirtschaft und Volk müssen zusammenarbeiten, damit alles klappt. Produzenten brauchen, um ökologisch und verantwortungsbewusst zu produzieren, auch die Masse der Konsumenten, die verantwortungsvoll leben und einkaufen wollen und bereit sind, nicht nur auf den Preis, sondern auf das Produkt mit der klaren Kennzeichnung über Herkunft und Produktionsweise zu schauen, welches wiederum der kontrollierende Staat umsetzt. Mit betriebswirtschaftlichen Worten ausgedrückt: Eine verantwortungsvolles Angebot erfordert auch eine verantwortungsvolle Nachfrage. Der Staat darf den Markt nicht zu sehr regeln, sondern die Konsumenten müssen dies mit ihrem Kaufverhalten tun. Dazu braucht es ein gesundes Kaufverhalten, welches der Staat durch Bildung, Aufklärung und einfacher Etikettierung fördert.

Ursachen der Arbeitslosigkeit

Ich kann immer wieder den Kopf schütteln, wie kurzsichtig Menschen als Arbeitnehmer und Konsumenten denken. Es ist doch eine logische Schlussfolgerung, dass wir uns selbst schaden, wenn kein Mensch mehr die Produkte des eigenen Landes und des eigenen arbeitenden Volkes kauft, sondern nur noch preiswertere Produkte aus einem fernen Billiglohnland. Egal ob es das Auto, das Hemd, der Schuh, die Brötchen oder andere Güter sind. Ein Volk schaufelt sich durch so ein Kaufverhalten immer sein eigenes Grab der Arbeitslosigkeit und "Herr Müller" muss dann auch nicht mehr auf die Straße gehen, um gegen Staat und Kapitalismus zu protestieren. Stell dir doch einfach mal vor, du bist ein Vorstandsvorsitzender* und produzierst mit vielen Arbeitern in deinem Werk ein Produkt mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von etwa 15 Euro. Nun wird ein ähnlich gutes Produkt in einem fernen Billiglohnland von Arbeitern hergestellt mit einem durchschnittlichen Stundenlohn von 3 Euro pro Stunde. Wenn nun deine Arbeiter* mit ihrem guten Gehalt (15€/h) das eigene natürlich teurere Produkt kaufen und die Arbeiter* in dem Billiglohnland ihr preiswerteres Produkt von ihrem kleineren Gehalt (3€/h) kaufen, wäre alles noch im natürlichen Gleichgewicht. Sobald nun deine Arbeiter aber das billigere Produkt kaufen und ihr eigenes im Regal liegen bleibt, dann muss doch jeder verstehen, dass die Arbeiter sich selbst schaden und die Schuld nicht bei dir als Vorstandsvorsitzender* zu suchen ist, oder? Du wirst irgendwann deinen Arbeitern sagen, dass sie gefälligst ihr eigenes Produkt kaufen sollen oder du bietest ihnen an, ebensfalls nur für 3 Euro pro Stunde zu arbeiten, damit das eigene Produkt auch so preiswert angeboten werden kann. Und wenn die Arbeiter* das ablehnen, dann bleibt dir gar nichts anderes übrig, als auch mit deiner Fabrik in ein Billiglohnland zu ziehen, um der Konkurenz standzuhalten. Wenn dann die Arbeiter* mit Trillerpfeifen vor dem Fabrikgebäude stehen und fordern, dass du wegen ihrer Arbeitsplätze bleibst und sie dir selbst auch noch die Schuld an allem geben, kannst du dir bestimmt ein wenig vorstellen, wie es vielen Unternehmern geht, die sich so einem kurzsichtigem Denken und Handeln des Volkes ausgesetzt sehen. Der Vergleich wurde von mir sehr einfach gewählt, aber im Grunde ist das zwar nicht die einzige, aber eines der Hauptursachen von Arbeitslosigkeit. Lasst uns also auch in diesem Punkt bewusst und regional unsere eigenen teureren Produkte einkaufen, damit wir unsere Jobs mit dem gewohnten Stundenlohn behalten (Fachbegriff: Protektionismus).

Globalisierung und Regionalität

Mahatma Gandhi war gegen die Globalisierung. In seiner bzw. in der damaligen Situation des indischen Volkes unter der Kolonialmacht der Briten verständlich. Gandhi vertrat die Ansicht, dass alle Lebensbereiche eines Menschen überschaubar sein sollten, damit der Mensch weiß, was er eigentlich tut und durch seine Arbeit und seinen Konsum bewirkt. Ich gebe zwar Gandhi Recht, aber ich bin lieber für eine transparente und aufklärende Wirtschaftsweise, egal ob sie regional oder global ist. Der Mensch sollte seine Liebe zu allen Menschen nicht nur im direkten Umgang mit ihnen sehen, sondern auch als Produzent und Konsument. Die Globalisierung ist eine Entwicklung, die uns immer mehr Fortschritt und Wohlstand bringt, das ist nicht von der Hand zu weisen. Selbst in armen Ländern wählen Menschen lieber ein Leben in den Slums mit etwas Geld und Essen, als ein tagelanges Schindern als Bauer auf dem Acker und dem ständigen Überlebenskampf im Jahreszyklus. Der Mensch verliert immer weiter „den Boden unter den Füßen“ und in diesem riesengroßen Räderwerk weiß er nicht mehr, was und warum er eigentlich etwas machen soll. In einem kleinen Dorf wusste jeder Bauer und Arbeiter, für wen er was produziert und schafft, er bekam die direkte Bestätigung seines Tuns und Lebens zu spüren. Auf dem Marktplatz wurden die Waren mit der Nachbarschaft getauscht. Alle brauchten ihn und er brauchte die anderen. Der Sinn der eigenen Arbeit war erkennbar. Heutzutage verkauft der Mensch oft seine Arbeitskraft für Tätigkeiten in einem großen Betrieb, mit dem er sich kaum identifiziert und bekommt dafür Geld, um sich zu versorgen und leben zu können. Aber er erkennt den Sinn seiner Arbeit nicht mehr und auch nicht den der anderen. In diesem Punkt hat die Regionalität ihre Stärken: Der einzelne Mensch findet sich in solchen überschaubaren kleinen Strukturen eher als anerkanntes Mitglied in der Gesellschaft bzw. Gemeinschaft wieder, als in einer riesigen industriellen Gesellschaft.
Was heißt das für den Staat und die Wirtschaft? Die Regierungen sollten zwar die Globalisierung zulassen, aber die Regionalität ebenfalls fördern und unterstützen, um für die Menschen Bereiche zu schaffen, in denen unabhängig und überschaubar Arbeitsgemeinschaften leben und wirtschaften und nicht nur als Zahnrad in einem Riesengetriebe funktionieren sollen bzw. wollen. Alternative Lebensprojekte von jungen Menschen, die ihre eigene Wirtschaft und ihren eigenen kleinen Staat errichten wollen, dürfen nicht unterbunden, sondern sollten gefördert werden. Und erfahrungsgemäß werden diese alternativen Lebensorte nicht von vielen Menschen besucht und wenn, dann auch nicht ein Leben lang. Solche Gemeinschaften sind oft Plätze der Kreativität und der Selbstfindung des Menschen und dienen weniger der Effizienz und Effektivität. Oft gehen Menschen nach vielen Jahren gestärkt auch wieder zurück „in die Stadt“, die auch ihre Vorzüge hat, aber schon die Verschiedenartigkeit von Lebensformen kann dem Menschen eine sehr große Horizonterweiterung bescheren.

Ein weiterer wichtiger Faktor für ein funktionierendes Wirtschaftssystem ist die Balance zwischen dem Grad der wirtschaftlichen und der politischen Globalisierung. Gegenwärtig ist keine Balance vorhanden. Global operierende Firmen sehen sich keiner großen Weltregierung gegenüber, die ihnen nach dem Prinzip der geregelten Marktwirtschaft Vorgaben und Richtlinien stellt, die überall auf der Erde gelten und eingehalten werden müssen. Es gelten nur immer die Gesetze der jeweiligen Landesregierungen und automatisch werden global operierende Konzerne so arbeiten, dass sie den größten Umsatz und die höchsten Gewinne durch Nutzung von Billiglohnsektoren und Steueroasen machen, den Verkauf auf den reichen Märkten der „strengen“ Länder ausführen und die Entsorgung wiederum in die Entwicklungsländer abschieben und so den Weg des geringsten Widerstandes, des maximalen Gewinns aber auch der am wenigsten nachhaltigen Produktionsweise wählen. Und wir sollten nicht der Naivität verfallen, irgendwelche „bösen Konzernbosse“ dafür verantwortlich zu machen. Es ist einfach das „wilde Arbeitstier“ der Marktwirtschaft, wie oben beschrieben. Es wirtschaftet immer auf der Basis der maximalen Gewinn- und Profitorientierung. Ich habe irgendwann in meinem Leben begriffen, dass ich kein Betriebswirtschaftsstudium brauche, um diese ganzen Ursachen und Zusammenhänge grundlegend zu begreifen. Wir müssen uns einfach nur klarmachen, dass ein Land langsam wirtschaftlich „ausblutet“, wenn das Volk selbst die eigenen Produkte (vom Nachbarn) liegenlässt und die preiswerten Produkte aus dem Ausland kauft, weil sie von Menschen produziert werden, die sich mit weniger Lohn begnügen. Und es ist einfach der Dummheit und der fehlenden Weitsichtigkeit der vielen Billigpreis-Konsumenten eines Volkes zuzuschreiben, wenn der inländische Markt dadurch langsam schrumpft, die Arbeitslosigkeit steigt und die gleichen Leute bald auf die Straße gehen und gegen ihre drohende Arbeitslosigkeit protestieren. Wenn jemand Deutschland als positives Beispiel anbringen will, dass dieser Prozess einem Land nicht schadet, ist auch dieses Argument kurzsichtig durchdacht. Deutschland hat viel Technologie und exportiert kostbares „Hightech – Made in Germany“, aber auch in diesem Bereich verliert Deutschland immer weitere Marktanteile an andere aufstrebende Länder wie China und wenn China Deutschland nicht mehr „braucht“, kann auch Deutschland sich als Einkäufer und Exporteur verabschieden.
Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Ich bin nicht für den blinden Protektionismus und auch nicht gegen die Globalisierung, aber entweder globalisieren wir alles oder nichts. Sobald wir nur Teilbereiche wie die Wirtschaft globalisieren, läuft das irgendwann aus den Rudern. Wenn sich die Wirtschaft globalisiert, dann müssen wir auch die politischen, finanztechnischen und gesellschaftlichen Strukturen globalisieren. Und nicht nur das, auch unser Denken! Wir sind dann ein gemeinsames Land und eine Menschheitsfamilie auf der Erde mit einer Regierung, einem Land und einem Volk mit vielen Nationalitäten.

Die Globalisierung ist der abschließende Prozess der Zentralisierung, welche schon seit der Urzeit durch den Zusammenschluss von Menschen und ihren Lebensorten zu immer größeren Gemeinschaften und Gesellschaften stattfindet.. Diesen Prozess aufzuhalten ist gegen die menschliche Entwicklung, die immer moderner, effektiver und fortschrittlicher werden will. Aber wir sollten nicht annehmen, dass dieser Prozess jeden einzelnen Menschen auch automatisch glücklicher macht. Es gab zu allen Zeiten glückliche und unglückliche Menschen und diese waren in allen Bevölkerungsschichten, bei den armen Bauern, wie auch reichen Stadtmenschen anzutreffen. Der Mensch braucht nicht nur Brot zum Essen, Kleidung und ein Haus, er braucht auch Familie, Liebe, einen Lebenssinn und die Möglichkeit, sich selbst ganz persönlich zu entfalten und dies ist in der Globalisierung schwerer zu bewerkstelligen, weil die Strukturen so riesig und unübersichtlich werden. Hier braucht der Mensch Inseln und Oasen, auf denen er mal wieder alles „überblicken“ kann, in denen es ruhiger und langsamer zugeht. Oft ist dies seine Familie. Die Globalisierung ist ähnlich wie die Marktwirtschaft Fluch und Segen zugleich. Wir sollten sie uns zunutze machen, aber nicht als Lösung für das menschliche Glück ansehen. Ein kleiner „verrückter“ Lebenskünstler kann tatsächlich in seinem kleinen Gärtchen mit seiner Hütte zwischen riesigen Wolkenkratzern glücklicher sein, als die vielen modernen Menschen um ihn herum.
Um wieder den Anfang des Kapitels aufzugreifen: Die Landkommunen Gandhis (Ashrams) sind besonders heute eine gute Alternative zur Globalisierung, Orte, in denen der Mensch sich unabhängig macht, sich findet und sich entfalten kann, es wäre aber nicht die Lösung unserer globalen Probleme, denn wenn die Welt nur aus solchen „glücklichen“ Landkommunen bestehen würde, was auch zu hinterfragen wäre, ob Menschen auf dem Land automatisch glücklicher sind, wäre dies eine Stagnation oder gar zwanghafte Rückentwicklung unserer Menschheit und Weltwirtschaft ins finstere Mittelalter. Wenn wir uns aber von unserer gegenwärtigen Problemen lösen und alles aus einer historischen und zeitlosen Position anschauen, wissen wir, dass es auch schon immer Hochkulturen gab, die kamen und wieder verschwanden. Warum sollte diese Erscheinung der Vergangenheit angehören? Vielleicht ist die Zeit der amerikanischen und europäischen Hochkultur vorbei und es bricht die Zeit einer neuen Hochkultur im asiatischen Raum an!? Die Geschichtsbücher werden es uns in 500 Jahren verraten, sollte es sie geben.


Leben ist mehr

(1988 - Rolf Zuckowski)


Leben ist mehr als Rackern und Schuften.
Leben ist mehr als Kohle und Kies.
Leben ist mehr als Warten auf Morgen.
Leben ist jetzt - Leben ist dies.

Leben ist mehr als Hetzen und Jagen.
Leben ist mehr als nur Theorie.
Leben ist mehr als Zweifeln und Fragen.
Leben ist hier - Jetzt oder nie.


Leben ist Träumen, Lachen und Weinen.
Leben ist Zärtlichkeit und Gefühl.
Leben ist Lust und Leben ist Liebe.
Zeit für Musik und Zeit für ein Spiel.

Leben ist miteinander zu reden.
Leben ist aufeinander zu bau'n.
Leben ist füreinamder zu kämpfen.
Leben ist Hoffnung, Mut und Vertrau'n.

Leben ist mehr als Rackern und Schuften...

Bedingungsloses Grundeinkommen

Ich war viele Jahre ein großer Skeptiker gegenüber dem bedingungslosen Grundeinkommen und bin es eigentlich immer noch. Als Ostdeutscher weiß man, wie ein stabiles bedingungsloses Gehalt den Menschen lethargisch und gleichgültig werden lassen kann. Aber uns bleibt gar nichts anderes übrig, als diesem neuen Modell irgendwann wenigstens in Teilen zuzustimmen. Warum? Weil wir langsam in ein neues Zeitalter hineinwachsen, in dem ein Großteil unserer Arbeit von Maschinen und intelligenten Robotern übernommen wird. Es gibt dann einfach nicht mehr so viele Arbeitsplätze für Menschen. Der Staat hat nur zwei Möglichkeiten, dieser kommenden und globalen Entwicklung verbunden mit der drohenden Massenarbeitslosigkeit entgegenzuwirken:

  1. Er lässt Arbeitslosigkeit nicht zu einem Problem werden, sondern zu einer „Befreiung von Arbeit“. Der arbeitslose Mensch bekommt ein Grundeinkommen und durch kleine Teilzeitarbeiten und Beschäftigungen soll der Mensch sich am gesellschaftlichen Leben ehrenamtlich beteiligen.

  2. Die langfristige Lösung beruht auf der Anpassung der Bevölkerungsanzahl. Wenn zu viele Menschen nicht mehr arbeiten, aber doch „durchgefüttert“ werden müssen, ist das mit der Zeit keine effektive Lösung. Die Anzahl der Bevölkerung muss sich dem Bedarf am Arbeitsmarkt anpassen. Die Maschinenwelt wird immer weiter anwachsen und braucht immer weniger Menschen, besonders, wenn Maschinen wiederum Maschinen herstellen. Die Menschen sollten sich dann schon der Umwelt zuliebe nicht weiter so massiv vermehren, wie ich es schon im Kapitel „Überbevölkerung“ beschreibe. Hört sich alles etwas befremdlich an, aber die Zukunft wird uns ohnehin die Auswirkungen unseres wirtschaftlichen Fortschritts zeigen.

Die Faszination der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens ist besonders in den sehr bürokratischen Ländern wie Deutschland verankert, weil man weiß, welch enormen bürokratischen Aufwand der Staat für den sozialen Finanzsektor betreibt und was er einsparen könnte, wenn er einfach jedem Menschen pauschal eine monatliche Summe Geld bereitstellt, ohne irgendwelche Bedingungen, also ohne Anträge und Formulare, die ausgefüllt und bearbeitet werden müssen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wird durch das zukünftige digitale Zeitalter kommen, ob wir wollen oder nicht, aber wir sollten aus alten gescheiterte Experimenten, wie der Planwirtschaft, lernen und das bedingungslose Grundeinkommen mit der freien Marktwirtschaft gut kombinieren, so dass sich der Mensch weiterhin mit lohnendem Fleiß und abgesicherter Kreativität entfalten kann.

Die Verstaatlichung von Banken und Versicherungen

Ich habe oben unter dem Lösungsvorschlägen schon beschrieben, dass das Geld- und Finanzwesen nicht mehr in den Händen irgendwelcher gewinnorientierten Unternehmen und Personen liegen darf, sondern verstaatlicht bzw. einer globalen neutralen Finanzgesellschaft unterstellt werden muss, damit undurchschaubare Spekulations- und Finanzgeschäfte ein Ende haben und ein großer globaler Finanzcrash verhindert wird. Jetzt kann ich schon den Aufschrei hören: "Das ist doch Kommunismus! Alles wird verstaatlicht! Wir haben doch gesehen, wohin das führt!" Mit dem Argument bringt man aber zwei Dinge durcheinander! Die Verstaatlichung der gesamten Wirtschaft (Planwirtschaft) ist der große Fehler des Kommunismus gewesen. Aber der Fehler des Kapitalismus wird sich eben in dem freien ausufernden Finanzwesen herausstellen. Geld durch Geld produzieren wird sich allmählich zu einer Krise entwickeln, wie oben beschrieben. Übrigens ist genau diese "Angst vor dem Kommunismus" großer Kapitalisten im zwanzigsten Jahrhundert logisch und begreifbar, weil sich genau in diesem Bereich die großen reichen Machthaber aufhalten, die es in unserer Erdengeschichte schon immer gab und sich schon immer fürchteten, durch Revolutionen und Reformen vom Volk enteignet zu werden. Im Mittelalter waren sie eher in den Schlössern und Kathedralen anzutreffen. Es ist vergleichbar mit dem Verbot aller Spielcasinos in einer Stadt, welches die Betreiber wütend werden lässt. Wir werden irgendwann begreifen, dass der Kommunismus nach Marx falsch war, genauso wie der (übriggebliebene) reine materielle Kapitalismus. Wir müssen die Ideen prüfen, aus unseren Erfahrungen lernen und das "Gute behalten".

Jetzt mag dem einen oder anderen Leser auch das Wort "Versicherungen" in der Überschrift aufgefallen sein. Ja auch diese Einrichtungen, welche mit der Angst der Menschen Geschäfte machen, werden von mir hinterfragt: Versicherungen gibt es erst seit etwa 200 Jahren, vorher gab es diese nur in Form des zurückgelegten Geldes bzw. der Großfamilie, die immer bei einem Notfall einsprang und half. Heute zahlen wir monatlich ganz verschiedene "Versicherungen" für alles, was passieren könnte und die Versicherung im Schadensfall dann einspringt. Viele Bürger merken aber, dass es immer mehr Versicherungen werden und es wird für immer speziellere Schadensfälle geworben, für die der Versicherungszahler dann noch etwas mehr monatlich bezahlen muss. Wenn wir dann sehen, dass die Verwaltungsgebäude der großen Versicherungen den Bankgebäuden in Größe und Spitzenarchitektur nicht nachstehen, erkennen wir, dass auch dort ein grosser Gewinn durch immer mehr Einnahmen und möglichst wenig Ausgaben herrscht, also die Versicherungen gut an der Angst der Bürger verdienen. Warum kann es nicht EINE staatliche Grundversicherung geben, die alle Schadensfälle abdeckt? Das heißt, wenn jemanden etwas passiert, also ein Unfall, eine Katastrophe oder eine Krankheit, dann springt der Staat nach Begutachtung des Vorfalls finanziell ein. Der einzelne Bürger muss sich also nicht vorher wegen jedem kleinem möglichen Schadensfall versichern, sondern er erfährt auch hier eine Grundversicherung bzw. Grundsicherung.

Medizinische, soziale und Bildungseinrichtungen

In medizinischen, sozialen, wie auch in Bildungseinrichtungen sollte die Entwicklung und Genesung des Menschen immer an oberster Stelle stehen und nicht die Rentabilität und der Gewinn der Einrichtung. Deshalb sollten diese Bereiche nie privatisiert werden, auch wenn es für eine Regierung immer eine große "Versuchung" ist, möglichst alle kostspieligen Bereiche "loszuwerden" und dadurch Ausgaben zu sparen. Wir sollten aber auch als Volk aufhören, überall sparen zu wollen und wenn wir uns zum Beispiel über Steuererhöhungen aufregen und über Steuersenkungen freuen, müssen wir immer damit rechnen, daß wir uns dadurch selbst bestrafen, weil bei zu niedrigen Steuern auch das Geld fehlt, um Schulen, Kitas und Krankenhäuser menschenwürdig und nicht sparsam und rentabel zu gestalten. Außerdem müssen alle AngestelltInnen solcher Einrichtungen etwa den gleichen Lohnspiegel und gesellschaftlichen Stand erhalten, wie Betriebswirte, Anwälte und Abgeordnete, sonst erleben wir das, was zur Zeit als Auswirkung zu beobachten ist: Lehr-, Pflege und Fachkräftemangel.

Kommen wir natürlich allmählich zu der Frage, wie sich das alles eigentlich finanzieren lässt:

"50/50+1000" als Konzept

Mein Vorschlag heißt: „Fivty-Fivty!“ verbunden mit einem bedingungslosen Grundeinkommen von 1000 Euro. Jeder Gewinn bzw. jedes Einkommen wird geteilt. Der Mensch bzw. Bürger hat keine weiteren Abzüge auf sein Einkommen. Ihm ist es freigestellt, ob er sich mit 1000 Euro begnügt oder sich etwas dazuverdient, was dann aber geteilt wird. Klingt ungewöhnlich, ja fast wahnsinnig, aber irgendwo sollten wir ja konzeptionell mal beginnen, als alles abzulehnen, was neu klingt. Durch dieses Konzept wird die ungerechte Armut durch Arbeitslosigkeit verhindert, aber auch der uferlose Reichtum wird in die Schranken verwiesen. Durch dieses Konzept wird der bürokratische Verwaltungsapperat immens abgerüstet und vereinfacht. Jeder Arbeitnehmer und jedes Unternehmen muss sämtliche Gewinne zur Hälfte an die Menschheit bzw. an die zuständige Regierung zahlen, die es dann an die Menschen durch sozialen und gesellschaftliche Ausgaben weitergibt, eben in Form des bedingungslosen Grundeinkommens, des komplett staatlichen Gesundheits-, Finanz- und Versicherungswesens und der gerechten Bezahlung aller Werktätigen in den sozialen und schulischen Einrichtungen. Es gibt also kein Brutto, keine Abzüge und kein Netto, sondern einfach nur die Hälfte. Die Umsatzsteuer von 19 bzw. 7 Prozent wird im Gegenzug abgeschafft, um das System wieder zu vereinfachen. Auch hier gibt es wieder eine immense Einsparnis von Bürokratie. Mit der Hälfte des Gewinns kann ein großes Unternehmen trotz allem reich werden und wenn alle Unternehmen 50 Prozent ihres Gewinns abgeben müssen, ist das Wettbewerbsverhalten nicht gestört, sofern diese Regel weltweit angewandt wird. Jeder kann sich denken, dass dadurch allen wieder mehr Gerechtigkeit widerfährt, denn mit der uns bevorstehenden Automatisierung aller Produktions- und Dienstleistungsbereiche weltweit muss einfach auch das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt werden, welches durch einen viel geringeren bürokratischen Aufwand ausgezahlt und mit einer von mir beschriebenen globalen Geburtenkontrolle gut finanziert werden kann. Die fleißigen Reichen bleiben reich, die faulen Reichen verlieren allmählich ihr Vermögen durch das von mir beschriebene alternative Finanzsystem, die fleißigen Arbeitslosen werden finanziell unterstützt und wiederum wird das bedingungslose Grundeinkommen nicht zu hoch gesetzt, um Faulheit und Bequemlichkeit im sozialen unteren Sektor entgegenzuwirken und die Bereitschaft zum Arbeiten zu fördern, damit es sich auch für jeden lohnt, etwas zu tun und damit mehr zu verdienen, als ein Mensch, der sich nur mit dem kleinen bedingungslosen Grundeinkommen begnügt. Das Grundeinkommen sollte übrigens so bemessen sein, dass derjenige* damit Miete, Essen und Grundbedürnisse finanzieren kann, also z.Z. etwa 1000 Euro, aber auch keinen Cent mehr. Wenn er* sich noch ein Auto oder Urlaub leisten will, dann muss er* was dazuverdienen. Die Regierung muss freie Innovation und Fleiß der arbeitswilligen Menschen fördern und ihnen ihren Erfolg zugestehen, sie muss aber auch verhindern, dass sich Kapital und Besitz immer weiter in den oberen Schichten des Volkes konzentriert, sie muss wiederum gegen eine Verwahrlosung und Orientierungslosigkeit in der nichtarbeitenden unteren Schicht angehen, aber auch die Arbeitslosigkeit durch die Digitalisierung und der anwachsenden Maschinenwelt abfedern.

Kreditvergabe an Staaten - Rettung oder Fessel?

Oft assoziieren wir die Vergabe von Krediten an Personen und Staaten in Not immer mit wohltätigen und finanziellen Hilfen. Jeder, der schon mal ein Haus gebaut hat, weiß aber, wie schwer es ist, die monatliche Zinslast zu stemmen, wenn man den Gesamtkredit nicht schnell abträgt. Ich habe diese Taktik im Kapitel über die sich anbahnenden globalen Katastrophen erläutert, will dies hier in diesem Kapitel aber noch einmal in Bezug auf die Weltwirtschaft veranschaulichen. Banken bzw. reiche Staaten suchen immer auch Kreditnehmer, die es möglichst ewig bleiben sollen, damit die Bank als Kreditgeber kontinuierliche Einnahmen in Form der Zinsen hat. In gewisser Weise ist dies eine moderne Form des Kolonialismus: Wenn ein Land die Geldsumme des Kredits eigentlich schon längst zurückbezahlt hat, aber durch die Zinslast trotzdem noch verschuldet bleibt, kommt das Land aus dieser Spirale nicht mehr heraus. Dieser „schwebende Zustand“ eines Kreditnehmers ist der Bank am liebsten. Nicht, wenn sich ein Staat oder die Person als Kreditnehmer immer weiter verschuldet und in die Rückzahlungsunfähigkeit rutscht und auch nicht, wenn es aus der Abhängigkeit herauskommt und alle Schulden tilgt. Schnell wird die Bank wieder mit Hilfskrediten werben, um neue Abhängigkeiten und Einnahmequellen durch den Zins zu gewinnen. Es ist verständlich, warum deshalb Banken komplette Schuldenschnitte gegenüber sehr armen Ländern rigoros ablehnen, obwohl sie das Geld, was sie dem betreffenden Land mal ausgeliehen hatten, durch die normale Rückzahlung in Form von Geld und Rohstoffen vielleicht schon längst zurückbekamen. Oft wundern wir uns, dass eigentlich sämtliche Staaten bei den Weltbanken hochverschuldet sind, die Banken aber selbst gar keine materiellen Werte besitzen können, die sie in so großen Mengen als Kredit ausgeliehen haben, sofern diese Kredite nicht durch einen materiellen Wert "gedeckt" sind, zum Beispiel in Form von Gold. Nicht umsonst wurde gerade diese Deckung durch Gold im letzten Jahrhundert abgeschafft, damit die Banken schneller und effektiver "reich in Form von Zahlen" werden, aber nicht in materieller Weise. Das ist alles nur ein raffiniertes Finanzkonzept, damit der Kreditgeber, der einfach nur Gutscheine schreibt, mit den Zinsen, die er verlangt, gut verdient. Deshalb sollten wir uns auch unter diesem Aspekt von einem zinsbasiertem Finanzsystem verabschieden.

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© Pilger Thomas
www.jebuga.de



Die Macht der Gewohnheit

(1979 - Herman van Veen)

Warum tut es weh, zu verlieren,
Was einem ja doch nicht gehört?

Zu stark ist die Macht der Gewohnheit,
Hat sie nicht so viel schon zerstört?

Was macht es so schlimm sich zu trennen,
Auch wenn man längst weiß, es ist aus?

Zu stark ist die Macht der Gewohnheit,
Man nimmt nicht so einfach Reißaus.

Warum fällt es schwer zu erkennen,
Was Wirklichkeit ist und was Schein?

Zu stark ist die Macht der Gewohnheit,
Man fällt auf sie zu gern herein.



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